die Prinzessin das sah, erstaunte sie, und der Jüngling ward vor sie gebracht, und weil er schön war, gefiel er ihr, aber sie verlangte noch zum dritten, er solle ihr einen Apfel vom Baum des Lebens schaffen. Als er stand und darüber nachdachte, wie er dazu gelangen kön- ne, da kam einer von den Raben, die er mit seinem Pferd gefüttert, und brachte den Apfel in dem Schnabel. Da ward er der Gemahl der Prinzessin und, als ihr Vater starb, König über das ganze Land.
18. Strohhalm, Kohle und Bohne auf der Reise.
Ein Strohhalm, eine Kohle und eine Boh- ne schlugen sich zusammen, und wollten ge- meinschaftlich eine große Reise machen. Sie waren schon durch viele Länder gezogen, da kamen sie an einen Bach ohne Brücke und konnten nicht hinüber. Endlich wußte Stroh- halm guten Rath, er legte sich quer über und die andern sollten über ihn hingehen, erst Koh- le, dann Bohne. Kohle ging breit und lang- sam darauf, Bohne trippelte nach. Wie aber die Kohle mitten auf den Strohhalm kam, fing der an zu brennen, und brannte durch, Kohle fiel zischend ins Wasser und starb, Strohhalm
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die Prinzeſſin das ſah, erſtaunte ſie, und der Juͤngling ward vor ſie gebracht, und weil er ſchoͤn war, gefiel er ihr, aber ſie verlangte noch zum dritten, er ſolle ihr einen Apfel vom Baum des Lebens ſchaffen. Als er ſtand und daruͤber nachdachte, wie er dazu gelangen koͤn- ne, da kam einer von den Raben, die er mit ſeinem Pferd gefuͤttert, und brachte den Apfel in dem Schnabel. Da ward er der Gemahl der Prinzeſſin und, als ihr Vater ſtarb, Koͤnig uͤber das ganze Land.
18. Strohhalm, Kohle und Bohne auf der Reiſe.
Ein Strohhalm, eine Kohle und eine Boh- ne ſchlugen ſich zuſammen, und wollten ge- meinſchaftlich eine große Reiſe machen. Sie waren ſchon durch viele Laͤnder gezogen, da kamen ſie an einen Bach ohne Bruͤcke und konnten nicht hinuͤber. Endlich wußte Stroh- halm guten Rath, er legte ſich quer uͤber und die andern ſollten uͤber ihn hingehen, erſt Koh- le, dann Bohne. Kohle ging breit und lang- ſam darauf, Bohne trippelte nach. Wie aber die Kohle mitten auf den Strohhalm kam, fing der an zu brennen, und brannte durch, Kohle fiel ziſchend ins Waſſer und ſtarb, Strohhalm
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die Prinzeſſin das ſah, erſtaunte ſie, und der
Juͤngling ward vor ſie gebracht, und weil er
ſchoͤn war, gefiel er ihr, aber ſie verlangte noch
zum dritten, er ſolle ihr einen Apfel vom
Baum des Lebens ſchaffen. Als er ſtand und
daruͤber nachdachte, wie er dazu gelangen koͤn-
ne, da kam einer von den Raben, die er mit
ſeinem Pferd gefuͤttert, und brachte den Apfel
in dem Schnabel. Da ward er der Gemahl
der Prinzeſſin und, als ihr Vater ſtarb, Koͤnig
uͤber das ganze Land.
18.
Strohhalm, Kohle und Bohne auf
der Reiſe.
Ein Strohhalm, eine Kohle und eine Boh-
ne ſchlugen ſich zuſammen, und wollten ge-
meinſchaftlich eine große Reiſe machen. Sie
waren ſchon durch viele Laͤnder gezogen, da
kamen ſie an einen Bach ohne Bruͤcke und
konnten nicht hinuͤber. Endlich wußte Stroh-
halm guten Rath, er legte ſich quer uͤber und
die andern ſollten uͤber ihn hingehen, erſt Koh-
le, dann Bohne. Kohle ging breit und lang-
ſam darauf, Bohne trippelte nach. Wie aber
die Kohle mitten auf den Strohhalm kam, fing
der an zu brennen, und brannte durch, Kohle
fiel ziſchend ins Waſſer und ſtarb, Strohhalm
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/101>, abgerufen am 18.11.2024.
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