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Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und verfolgte die Krähen mit den Augen, die aus den dunkeln Gipfeln der Kiefernbäume aufschwärmten.

Als er von Rom fortgereis't war, hatte ihn nicht ein so ödes, trostloses Gefühl beherrscht, wie das war, das sich seiner jetzt bemächtigte. Es erfaßte ihn plötzlich eine wahre Zuneigung zu Menschen; er glaubte, sie ließen ihn allein stehen, während er ihnen doch selbst auswich. Auf der nächsten Station suchte e[r] ein anderes, besetzteres Coupe auf; es saß eine ganze Verwandtschaft darin, welche eben erst eingestiegen war und zu einer Hochzeit reisen wollte. Sie verließen den Zug auf dem nächsten Anhaltspunkte wieder. Was für ein Gelächter und Gespaße! Jeder war nothwendig und gehörte zu der Gesellschaft. Als sie davon gingen und er abermals allein zurückblieb, sah er ihnen mit unendlichem Wohlgefallen nach; ich glaube, wäre eines an ihn herangetreten und hätte ihn eingeladen, mitzugehen, so hätte er seine große Reise nach Konstantinopel unterbrochen, um in dem Städtchen eine Nacht im Wirthshause zu tanzen. Je weiter er kam, je unerträglicher ward ihm zu Muthe. Abermals wechselte er den Sitz, fing, was er sonst nie gethan und stets vornehm abgelehnt hatte, mit den Leuten Gespräche an, nahm sich vor, liebenswürdig zu sein, und brachte es wirklich dahin, daß ein alter Herr aus der Stadt, in der er übernachten wollte und wo man zeitig anlangte, ihn auf den Abend zu sich einlud,

und verfolgte die Krähen mit den Augen, die aus den dunkeln Gipfeln der Kiefernbäume aufschwärmten.

Als er von Rom fortgereis't war, hatte ihn nicht ein so ödes, trostloses Gefühl beherrscht, wie das war, das sich seiner jetzt bemächtigte. Es erfaßte ihn plötzlich eine wahre Zuneigung zu Menschen; er glaubte, sie ließen ihn allein stehen, während er ihnen doch selbst auswich. Auf der nächsten Station suchte e[r] ein anderes, besetzteres Coupé auf; es saß eine ganze Verwandtschaft darin, welche eben erst eingestiegen war und zu einer Hochzeit reisen wollte. Sie verließen den Zug auf dem nächsten Anhaltspunkte wieder. Was für ein Gelächter und Gespaße! Jeder war nothwendig und gehörte zu der Gesellschaft. Als sie davon gingen und er abermals allein zurückblieb, sah er ihnen mit unendlichem Wohlgefallen nach; ich glaube, wäre eines an ihn herangetreten und hätte ihn eingeladen, mitzugehen, so hätte er seine große Reise nach Konstantinopel unterbrochen, um in dem Städtchen eine Nacht im Wirthshause zu tanzen. Je weiter er kam, je unerträglicher ward ihm zu Muthe. Abermals wechselte er den Sitz, fing, was er sonst nie gethan und stets vornehm abgelehnt hatte, mit den Leuten Gespräche an, nahm sich vor, liebenswürdig zu sein, und brachte es wirklich dahin, daß ein alter Herr aus der Stadt, in der er übernachten wollte und wo man zeitig anlangte, ihn auf den Abend zu sich einlud,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:24:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:24:04Z)

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Zitationshilfe: Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_kind_1910/80>, abgerufen am 27.11.2024.