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Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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zurückgehend lockte ihn die offenstehende Thüre des Balkons, hinauszutreten. Die Nacht war warm und ohne Sterne. Erst allmählich unterschied sein Auge die Linie, welche die undurchdringlich finstere Masse der Häuser vom matt dämmernden Himmel trennte. Unter ihm die Orangen rührten ihre starren Blätter nicht, und kein anderer Ton störte die Mitternacht, als das verworrene Geplätscher einer Fontaine, die er nicht sah. Manchmal schallte es aus der Ferne wie Gesang, der näher zu kommen schien, aber dann verging, statt deutlicher zu werden. -- Er lehnte sich auf die Balustrade und sah vor sich hin. Alle bösen Gedanken lös'ten sich unmerklich von ihm ab, und eine Ruhe durchzog ihn, der sich seine ermüdete Seele dankbar hingab. Noch einmal horchte er an Emma's Thür, hörte ihren ruhigen Schlaf und suchte sein Zimmer wieder auf.

Es war gegen zehn Uhr am andern Morgen, als er herunter kam. Die Sonne schien auf die ausgespannten Rouleaux vor den offenen Fenstern. Emma's Vater saß am Tische und las mit sorgloser Miene die deutschen Zeitungen. Sie selbst ging umher und sah ein wenig blaß aus. Albert sagte ihr guten Morgen, ohne ihr die Hand zu reichen, aber nicht unfreundlich, fragte, wie sie geschlafen, und darauf, ob sie Lust hätte, mit ihm einen kleinen Spaziergang zu machen. Sie sah ihn erst groß an, sagte dann kurz ja, und ging, um ihre Sachen zu holen. Er sah ihr nach,

zurückgehend lockte ihn die offenstehende Thüre des Balkons, hinauszutreten. Die Nacht war warm und ohne Sterne. Erst allmählich unterschied sein Auge die Linie, welche die undurchdringlich finstere Masse der Häuser vom matt dämmernden Himmel trennte. Unter ihm die Orangen rührten ihre starren Blätter nicht, und kein anderer Ton störte die Mitternacht, als das verworrene Geplätscher einer Fontaine, die er nicht sah. Manchmal schallte es aus der Ferne wie Gesang, der näher zu kommen schien, aber dann verging, statt deutlicher zu werden. — Er lehnte sich auf die Balustrade und sah vor sich hin. Alle bösen Gedanken lös'ten sich unmerklich von ihm ab, und eine Ruhe durchzog ihn, der sich seine ermüdete Seele dankbar hingab. Noch einmal horchte er an Emma's Thür, hörte ihren ruhigen Schlaf und suchte sein Zimmer wieder auf.

Es war gegen zehn Uhr am andern Morgen, als er herunter kam. Die Sonne schien auf die ausgespannten Rouleaux vor den offenen Fenstern. Emma's Vater saß am Tische und las mit sorgloser Miene die deutschen Zeitungen. Sie selbst ging umher und sah ein wenig blaß aus. Albert sagte ihr guten Morgen, ohne ihr die Hand zu reichen, aber nicht unfreundlich, fragte, wie sie geschlafen, und darauf, ob sie Lust hätte, mit ihm einen kleinen Spaziergang zu machen. Sie sah ihn erst groß an, sagte dann kurz ja, und ging, um ihre Sachen zu holen. Er sah ihr nach,

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[0070] zurückgehend lockte ihn die offenstehende Thüre des Balkons, hinauszutreten. Die Nacht war warm und ohne Sterne. Erst allmählich unterschied sein Auge die Linie, welche die undurchdringlich finstere Masse der Häuser vom matt dämmernden Himmel trennte. Unter ihm die Orangen rührten ihre starren Blätter nicht, und kein anderer Ton störte die Mitternacht, als das verworrene Geplätscher einer Fontaine, die er nicht sah. Manchmal schallte es aus der Ferne wie Gesang, der näher zu kommen schien, aber dann verging, statt deutlicher zu werden. — Er lehnte sich auf die Balustrade und sah vor sich hin. Alle bösen Gedanken lös'ten sich unmerklich von ihm ab, und eine Ruhe durchzog ihn, der sich seine ermüdete Seele dankbar hingab. Noch einmal horchte er an Emma's Thür, hörte ihren ruhigen Schlaf und suchte sein Zimmer wieder auf. Es war gegen zehn Uhr am andern Morgen, als er herunter kam. Die Sonne schien auf die ausgespannten Rouleaux vor den offenen Fenstern. Emma's Vater saß am Tische und las mit sorgloser Miene die deutschen Zeitungen. Sie selbst ging umher und sah ein wenig blaß aus. Albert sagte ihr guten Morgen, ohne ihr die Hand zu reichen, aber nicht unfreundlich, fragte, wie sie geschlafen, und darauf, ob sie Lust hätte, mit ihm einen kleinen Spaziergang zu machen. Sie sah ihn erst groß an, sagte dann kurz ja, und ging, um ihre Sachen zu holen. Er sah ihr nach,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:24:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:24:04Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_kind_1910/70>, abgerufen am 27.11.2024.