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Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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welche Die nicht begreifen, die das Bedeutende, Unerwartete stumm betrachtend im Anfange hinnehmen, sich langsam seiner Gewalt fügend, sich aber dann auch nicht gleich nach der ersten Ueberraschung von ihm abwenden und es vergessen.

Albert antwortete eben so ruhig, als Heinrich ihn gefragt hatte: Ja, ich sprach mit ihr. Warum?

Als ich nach einem Weilchen in das Zimmer trat, das leer zu sein schien, und durchgehen wollte, stieß ich mit dem Fuße an etwas, das auf dem Boden lag --

Plötzlich stand Albert vor ihm, todtenbleich seinen Arm fassend, rief er aus: Um Gotteswillen, was ist mit ihr? und zitterte, daß seine Bewegung den Andern durchbebte.

Sie war ohnmächtig, fuhr Heinrich fort; ich glaubte zuerst etwas Schlimmeres. Ich machte natürlich keinen Lärm, hob sie auf, trug sie ins Zimmer daneben auf ihr Bett und rieb ihr die Schläfen mit Eau de Cologne. Sie kam bald wieder zu sich; jetzt schläft sie. -- Albert hatte ihn athemlos angehört. Gott sei gedankt! Gott sei gedankt! rief er aus.

Als sie dalag, erzählte Heinrich weiter, hielt sie ein Papier in der Hand, einen Brief. Sie fragte augenblicklich darnach, als sie die Augen aufschlug, ich gab ihn ihr wieder. -- Aber du hast ihn gelesen, Heinrich? -- Ja, allerdings; während ich neben ihr saß, nachdem sie eingeschlafen war, zog ich ihn leise

welche Die nicht begreifen, die das Bedeutende, Unerwartete stumm betrachtend im Anfange hinnehmen, sich langsam seiner Gewalt fügend, sich aber dann auch nicht gleich nach der ersten Ueberraschung von ihm abwenden und es vergessen.

Albert antwortete eben so ruhig, als Heinrich ihn gefragt hatte: Ja, ich sprach mit ihr. Warum?

Als ich nach einem Weilchen in das Zimmer trat, das leer zu sein schien, und durchgehen wollte, stieß ich mit dem Fuße an etwas, das auf dem Boden lag —

Plötzlich stand Albert vor ihm, todtenbleich seinen Arm fassend, rief er aus: Um Gotteswillen, was ist mit ihr? und zitterte, daß seine Bewegung den Andern durchbebte.

Sie war ohnmächtig, fuhr Heinrich fort; ich glaubte zuerst etwas Schlimmeres. Ich machte natürlich keinen Lärm, hob sie auf, trug sie ins Zimmer daneben auf ihr Bett und rieb ihr die Schläfen mit Eau de Cologne. Sie kam bald wieder zu sich; jetzt schläft sie. — Albert hatte ihn athemlos angehört. Gott sei gedankt! Gott sei gedankt! rief er aus.

Als sie dalag, erzählte Heinrich weiter, hielt sie ein Papier in der Hand, einen Brief. Sie fragte augenblicklich darnach, als sie die Augen aufschlug, ich gab ihn ihr wieder. — Aber du hast ihn gelesen, Heinrich? — Ja, allerdings; während ich neben ihr saß, nachdem sie eingeschlafen war, zog ich ihn leise

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[0068] welche Die nicht begreifen, die das Bedeutende, Unerwartete stumm betrachtend im Anfange hinnehmen, sich langsam seiner Gewalt fügend, sich aber dann auch nicht gleich nach der ersten Ueberraschung von ihm abwenden und es vergessen. Albert antwortete eben so ruhig, als Heinrich ihn gefragt hatte: Ja, ich sprach mit ihr. Warum? Als ich nach einem Weilchen in das Zimmer trat, das leer zu sein schien, und durchgehen wollte, stieß ich mit dem Fuße an etwas, das auf dem Boden lag — Plötzlich stand Albert vor ihm, todtenbleich seinen Arm fassend, rief er aus: Um Gotteswillen, was ist mit ihr? und zitterte, daß seine Bewegung den Andern durchbebte. Sie war ohnmächtig, fuhr Heinrich fort; ich glaubte zuerst etwas Schlimmeres. Ich machte natürlich keinen Lärm, hob sie auf, trug sie ins Zimmer daneben auf ihr Bett und rieb ihr die Schläfen mit Eau de Cologne. Sie kam bald wieder zu sich; jetzt schläft sie. — Albert hatte ihn athemlos angehört. Gott sei gedankt! Gott sei gedankt! rief er aus. Als sie dalag, erzählte Heinrich weiter, hielt sie ein Papier in der Hand, einen Brief. Sie fragte augenblicklich darnach, als sie die Augen aufschlug, ich gab ihn ihr wieder. — Aber du hast ihn gelesen, Heinrich? — Ja, allerdings; während ich neben ihr saß, nachdem sie eingeschlafen war, zog ich ihn leise

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:24:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:24:04Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_kind_1910/68>, abgerufen am 27.11.2024.