Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.kunstvolle Parlando, das alles Sonore, Pathetische und rhetorisch Zurechtgemachte verschmäht, ist gleichwohl außerordentlich reich an wechselnden Tönen, die sich jeder Stimmung und Situation anschmiegen, und in ergreifenden Momenten um so wirksamer, weil es den Naturlaut nie verläugnet. Nur hie und da einmal scheint der natürliche Ausdruck allzu sehr in das Zufällige herabzusinken. Die Novelle aber, die wir uns freuen unsern Lesern hier mittheilen zu dürfen, ist an Erfindung wie im Vortrag ein Muster liebenswürdiger Feinheit und Klarheit, Vorzüge, zu denen in der Novelle desselben Bandes "Der Landschaftsmaler" noch der Reiz trefflich geschilderter Naturstimmungen hinzukommt, so daß die Wahl zwischen beiden lange schwankte, bis die Herausgeber erfuhren, daß der Dichter, der lange der Poesie entfremdet schien, die letztere Novelle zu einem größeren Werke auszubilden im Sinne habe. Im Uebrigen können wir getrost "das Kind" für sich selber sprechen lassen. kunstvolle Parlando, das alles Sonore, Pathetische und rhetorisch Zurechtgemachte verschmäht, ist gleichwohl außerordentlich reich an wechselnden Tönen, die sich jeder Stimmung und Situation anschmiegen, und in ergreifenden Momenten um so wirksamer, weil es den Naturlaut nie verläugnet. Nur hie und da einmal scheint der natürliche Ausdruck allzu sehr in das Zufällige herabzusinken. Die Novelle aber, die wir uns freuen unsern Lesern hier mittheilen zu dürfen, ist an Erfindung wie im Vortrag ein Muster liebenswürdiger Feinheit und Klarheit, Vorzüge, zu denen in der Novelle desselben Bandes „Der Landschaftsmaler“ noch der Reiz trefflich geschilderter Naturstimmungen hinzukommt, so daß die Wahl zwischen beiden lange schwankte, bis die Herausgeber erfuhren, daß der Dichter, der lange der Poesie entfremdet schien, die letztere Novelle zu einem größeren Werke auszubilden im Sinne habe. Im Uebrigen können wir getrost „das Kind“ für sich selber sprechen lassen. <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0006"/> kunstvolle Parlando, das alles Sonore, Pathetische und rhetorisch Zurechtgemachte verschmäht, ist gleichwohl außerordentlich reich an wechselnden Tönen, die sich jeder Stimmung und Situation anschmiegen, und in ergreifenden Momenten um so wirksamer, weil es den Naturlaut nie verläugnet. Nur hie und da einmal scheint der natürliche Ausdruck allzu sehr in das Zufällige herabzusinken. Die Novelle aber, die wir uns freuen unsern Lesern hier mittheilen zu dürfen, ist an Erfindung wie im Vortrag ein Muster liebenswürdiger Feinheit und Klarheit, Vorzüge, zu denen in der Novelle desselben Bandes „Der Landschaftsmaler“ noch der Reiz trefflich geschilderter Naturstimmungen hinzukommt, so daß die Wahl zwischen beiden lange schwankte, bis die Herausgeber erfuhren, daß der Dichter, der lange der Poesie entfremdet schien, die letztere Novelle zu einem größeren Werke auszubilden im Sinne habe. Im Uebrigen können wir getrost „das Kind“ für sich selber sprechen lassen.</p><lb/> </div> </front> </text> </TEI> [0006]
kunstvolle Parlando, das alles Sonore, Pathetische und rhetorisch Zurechtgemachte verschmäht, ist gleichwohl außerordentlich reich an wechselnden Tönen, die sich jeder Stimmung und Situation anschmiegen, und in ergreifenden Momenten um so wirksamer, weil es den Naturlaut nie verläugnet. Nur hie und da einmal scheint der natürliche Ausdruck allzu sehr in das Zufällige herabzusinken. Die Novelle aber, die wir uns freuen unsern Lesern hier mittheilen zu dürfen, ist an Erfindung wie im Vortrag ein Muster liebenswürdiger Feinheit und Klarheit, Vorzüge, zu denen in der Novelle desselben Bandes „Der Landschaftsmaler“ noch der Reiz trefflich geschilderter Naturstimmungen hinzukommt, so daß die Wahl zwischen beiden lange schwankte, bis die Herausgeber erfuhren, daß der Dichter, der lange der Poesie entfremdet schien, die letztere Novelle zu einem größeren Werke auszubilden im Sinne habe. Im Uebrigen können wir getrost „das Kind“ für sich selber sprechen lassen.
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Zitationshilfe: | Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_kind_1910/6>, abgerufen am 22.07.2024. |