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Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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eine Treppe hinabstieg, ohne dies in Galopp, Walzer oder Mazurka auszuführen, lebte auf bei dem Gedanken an die Kleider, die man möglicherweise anziehen könnte. Nun ward berathen, gekramt, genäht, es war eine Aufregung, die unbeschreiblich ist. Dazu erschien Albert mit einem geheimnißvollen Koffer, in dem prächtige türkische Stoffe lagen, leicht und mit Gold gestickt, genug, um vier Schwestern statt ihrer zwei zu kleiden. Da probirte man, wählte, verwarf das Gewählte, ergriff es dennoch wieder, und als zuletzt Alles zusammen gefunden war und die Schwestern, eh der Anzug verpackt wurde, ihn zur Probe anlegten, das war ein Anblick, zu dem die gesammte Dienerschaft andächtig sich versammelte, denn so etwas war seit Menschengedenken nicht erlebt und gesehen.

Das Kind war unvergleichlich. Was für ein Hals, was für Schultern, welch ein Lächeln, welche Augen unter den vollen Flechten! Lieber Himmel, warum darf man nicht sein Lebtage so einhergehen und den Göttern ähnlich sein!

Man fuhr ab, kam an, man fand ein allerliebstes Stübchen zum Ankleiden; es ging wie der Blitz. Wenn die Thür sich öffnete, dröhnte die Musik herauf, wenn sie sich schloß, schwieg wieder Alles. Nun war die letzte Nadel festgesteckt. Sie glichen sich beide wie zwei Strahlen aus einem Sterne, sie faßten sich an der Hand und traten ein. Alles war schon in voller

eine Treppe hinabstieg, ohne dies in Galopp, Walzer oder Mazurka auszuführen, lebte auf bei dem Gedanken an die Kleider, die man möglicherweise anziehen könnte. Nun ward berathen, gekramt, genäht, es war eine Aufregung, die unbeschreiblich ist. Dazu erschien Albert mit einem geheimnißvollen Koffer, in dem prächtige türkische Stoffe lagen, leicht und mit Gold gestickt, genug, um vier Schwestern statt ihrer zwei zu kleiden. Da probirte man, wählte, verwarf das Gewählte, ergriff es dennoch wieder, und als zuletzt Alles zusammen gefunden war und die Schwestern, eh der Anzug verpackt wurde, ihn zur Probe anlegten, das war ein Anblick, zu dem die gesammte Dienerschaft andächtig sich versammelte, denn so etwas war seit Menschengedenken nicht erlebt und gesehen.

Das Kind war unvergleichlich. Was für ein Hals, was für Schultern, welch ein Lächeln, welche Augen unter den vollen Flechten! Lieber Himmel, warum darf man nicht sein Lebtage so einhergehen und den Göttern ähnlich sein!

Man fuhr ab, kam an, man fand ein allerliebstes Stübchen zum Ankleiden; es ging wie der Blitz. Wenn die Thür sich öffnete, dröhnte die Musik herauf, wenn sie sich schloß, schwieg wieder Alles. Nun war die letzte Nadel festgesteckt. Sie glichen sich beide wie zwei Strahlen aus einem Sterne, sie faßten sich an der Hand und traten ein. Alles war schon in voller

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[0020] eine Treppe hinabstieg, ohne dies in Galopp, Walzer oder Mazurka auszuführen, lebte auf bei dem Gedanken an die Kleider, die man möglicherweise anziehen könnte. Nun ward berathen, gekramt, genäht, es war eine Aufregung, die unbeschreiblich ist. Dazu erschien Albert mit einem geheimnißvollen Koffer, in dem prächtige türkische Stoffe lagen, leicht und mit Gold gestickt, genug, um vier Schwestern statt ihrer zwei zu kleiden. Da probirte man, wählte, verwarf das Gewählte, ergriff es dennoch wieder, und als zuletzt Alles zusammen gefunden war und die Schwestern, eh der Anzug verpackt wurde, ihn zur Probe anlegten, das war ein Anblick, zu dem die gesammte Dienerschaft andächtig sich versammelte, denn so etwas war seit Menschengedenken nicht erlebt und gesehen. Das Kind war unvergleichlich. Was für ein Hals, was für Schultern, welch ein Lächeln, welche Augen unter den vollen Flechten! Lieber Himmel, warum darf man nicht sein Lebtage so einhergehen und den Göttern ähnlich sein! Man fuhr ab, kam an, man fand ein allerliebstes Stübchen zum Ankleiden; es ging wie der Blitz. Wenn die Thür sich öffnete, dröhnte die Musik herauf, wenn sie sich schloß, schwieg wieder Alles. Nun war die letzte Nadel festgesteckt. Sie glichen sich beide wie zwei Strahlen aus einem Sterne, sie faßten sich an der Hand und traten ein. Alles war schon in voller

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:24:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:24:04Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_kind_1910/20>, abgerufen am 23.11.2024.