mensetzung leidet (mithin: raad van de legatie). Die nnl. compositions-s scheinen sich mit der flexion mehr zu be- rühren, als die nhd. Nicht nur ist das nnl. geschlecht überhaupt schwankender, z. b. arbeid, tijd werden unbe- denklich männlich gebraucht, sondern die nachläßige con- struction der gemeinen umgangssprache pflegt sogar das fem. mit dem gen. auf -s andern substantiven ungebun- den vorauszuschicken, z. b. de zons ondergang, gerech- tigheids handhaving statt: de onderg. der zonne, de handh. van ger., ja es kann (analog jenem hd. des nachts, eines nachts s. 938.) ein männliches pronomen dazu gesetzt werden, z. b. 's moeders vader (wie man in Nieder- deutschland hört: mutters vater). Der gegenstand fällt also mehr der syntax anheim, als der wortbildung. Denn eingeräumt, daß feminina, sobald sie im gen. einem an- dern subst. vorangehen, das männliche oder neutrale -s annehmen dürfen, ist die entstehung uneigentlicher zus. setzungen aus dieser construction nicht zu bestreiten.
2) im schwed. und dän. ist die composition weibl. subst. mittelst -s darum ganz an der ordnung, weil alle femi- nina überhaupt den gen. sg., wie masc. und neutra, auf -s bilden und das dän. masc. und fem. fast verfließen. Ein schwed. ordfognings-lära, dän. ordföjnings-läre, regierings-konst, bildnings-kraft, schwed. majestets-bref, dän. majestets-forbrydelse, schwed. qvantitets-tekn, dän. communitets-lem, schwed. flexions-ändelse, dän. deriva- tions-endelse, schwed. värdighets-namn, landfkaps-lag, dän. friheds-stand, venskabs-tegen, klogskabs-regel und die menge ähnlicher müßen daher anders, als die abge- handelten nhd. anomala der zus. setzung, welchen sie äußerlich gleichen, beurtheilt werden. Das schwed. dän. qvantitet, flexion nämlich formiert auch den losen gen. qvantitets, flexions; das nhd. quantitäts-, flexions- findet nur in der zusammensetzung statt. Eine folgerung hier- aus ist, daß die neunord. composita weibl. wörter mit -s jederzeit uneigentliche sind, da doch die nhd. in der re- gel für eigentliche gehalten werden dürfen. Kein neu- nord. fem. entbehrt das -s in gleichem fall, während das nhd. -s als ausnahme erscheint für gewisse wörter und wortbildungen, von denen kein schluß auf andere ana- loge gilt. Die schwed. uneigentl. zus. setzung broders- son, systers-son von den gen. broders, systers ist so rich- tig wie die nhd. bruders-sohn, schwefter-sohn von den gen. bruders, schwester; fehlerhaft scheint mir die unter- drückung des -s im dän. broder-sön, söster-sön.
III. unflexiviſches compoſitions-S.
menſetzung leidet (mithin: raad van de legatie). Die nnl. compoſitions-s ſcheinen ſich mit der flexion mehr zu be- rühren, als die nhd. Nicht nur iſt das nnl. geſchlecht überhaupt ſchwankender, z. b. arbeid, tijd werden unbe- denklich männlich gebraucht, ſondern die nachläßige con- ſtruction der gemeinen umgangsſprache pflegt ſogar das fem. mit dem gen. auf -s andern ſubſtantiven ungebun- den vorauszuſchicken, z. b. de zons ondergang, gerech- tigheids handhaving ſtatt: de onderg. der zonne, de handh. van ger., ja es kann (analog jenem hd. des nachts, eines nachts ſ. 938.) ein männliches pronomen dazu geſetzt werden, z. b. ’s moeders vader (wie man in Nieder- deutſchland hört: mutters vater). Der gegenſtand fällt alſo mehr der ſyntax anheim, als der wortbildung. Denn eingeräumt, daß feminina, ſobald ſie im gen. einem an- dern ſubſt. vorangehen, das männliche oder neutrale -s annehmen dürfen, iſt die entſtehung uneigentlicher zuſ. ſetzungen aus dieſer conſtruction nicht zu beſtreiten.
2) im ſchwed. und dän. iſt die compoſition weibl. ſubſt. mittelſt -s darum ganz an der ordnung, weil alle femi- nina überhaupt den gen. ſg., wie maſc. und neutra, auf -s bilden und das dän. maſc. und fem. faſt verfließen. Ein ſchwed. ordfognings-lära, dän. ordföjnings-läre, regierings-konſt, bildnings-kraft, ſchwed. majeſtets-bref, dän. majeſtets-forbrydelſe, ſchwed. qvantitets-tekn, dän. communitets-lem, ſchwed. flexions-ändelſe, dän. deriva- tions-endelſe, ſchwed. värdighets-namn, landfkaps-lag, dän. friheds-ſtand, venſkabs-tegen, klogſkabs-regel und die menge ähnlicher müßen daher anders, als die abge- handelten nhd. anomala der zuſ. ſetzung, welchen ſie äußerlich gleichen, beurtheilt werden. Das ſchwed. dän. qvantitet, flexion nämlich formiert auch den loſen gen. qvantitets, flexions; das nhd. quantitäts-, flexions- findet nur in der zuſammenſetzung ſtatt. Eine folgerung hier- aus iſt, daß die neunord. compoſita weibl. wörter mit -s jederzeit uneigentliche ſind, da doch die nhd. in der re- gel für eigentliche gehalten werden dürfen. Kein neu- nord. fem. entbehrt das -s in gleichem fall, während das nhd. -s als ausnahme erſcheint für gewiſſe wörter und wortbildungen, von denen kein ſchluß auf andere ana- loge gilt. Die ſchwed. uneigentl. zuſ. ſetzung broders- ſon, ſyſters-ſon von den gen. broders, ſyſters iſt ſo rich- tig wie die nhd. bruders-ſohn, ſchwefter-ſohn von den gen. bruders, ſchweſter; fehlerhaft ſcheint mir die unter- drückung des -s im dän. broder-ſön, ſöſter-ſön.
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III. unflexiviſches compoſitions-S.
menſetzung leidet (mithin: raad van de legatie). Die nnl.
compoſitions-s ſcheinen ſich mit der flexion mehr zu be-
rühren, als die nhd. Nicht nur iſt das nnl. geſchlecht
überhaupt ſchwankender, z. b. arbeid, tijd werden unbe-
denklich männlich gebraucht, ſondern die nachläßige con-
ſtruction der gemeinen umgangsſprache pflegt ſogar das
fem. mit dem gen. auf -s andern ſubſtantiven ungebun-
den vorauszuſchicken, z. b. de zons ondergang, gerech-
tigheids handhaving ſtatt: de onderg. der zonne, de handh.
van ger., ja es kann (analog jenem hd. des nachts, eines
nachts ſ. 938.) ein männliches pronomen dazu geſetzt
werden, z. b. ’s moeders vader (wie man in Nieder-
deutſchland hört: mutters vater). Der gegenſtand fällt
alſo mehr der ſyntax anheim, als der wortbildung. Denn
eingeräumt, daß feminina, ſobald ſie im gen. einem an-
dern ſubſt. vorangehen, das männliche oder neutrale
-s annehmen dürfen, iſt die entſtehung uneigentlicher zuſ.
ſetzungen aus dieſer conſtruction nicht zu beſtreiten.
2) im ſchwed. und dän. iſt die compoſition weibl. ſubſt.
mittelſt -s darum ganz an der ordnung, weil alle femi-
nina überhaupt den gen. ſg., wie maſc. und neutra, auf
-s bilden und das dän. maſc. und fem. faſt verfließen.
Ein ſchwed. ordfognings-lära, dän. ordföjnings-läre,
regierings-konſt, bildnings-kraft, ſchwed. majeſtets-bref,
dän. majeſtets-forbrydelſe, ſchwed. qvantitets-tekn, dän.
communitets-lem, ſchwed. flexions-ändelſe, dän. deriva-
tions-endelſe, ſchwed. värdighets-namn, landfkaps-lag,
dän. friheds-ſtand, venſkabs-tegen, klogſkabs-regel und
die menge ähnlicher müßen daher anders, als die abge-
handelten nhd. anomala der zuſ. ſetzung, welchen ſie
äußerlich gleichen, beurtheilt werden. Das ſchwed. dän.
qvantitet, flexion nämlich formiert auch den loſen gen.
qvantitets, flexions; das nhd. quantitäts-, flexions- findet
nur in der zuſammenſetzung ſtatt. Eine folgerung hier-
aus iſt, daß die neunord. compoſita weibl. wörter mit -s
jederzeit uneigentliche ſind, da doch die nhd. in der re-
gel für eigentliche gehalten werden dürfen. Kein neu-
nord. fem. entbehrt das -s in gleichem fall, während das
nhd. -s als ausnahme erſcheint für gewiſſe wörter und
wortbildungen, von denen kein ſchluß auf andere ana-
loge gilt. Die ſchwed. uneigentl. zuſ. ſetzung broders-
ſon, ſyſters-ſon von den gen. broders, ſyſters iſt ſo rich-
tig wie die nhd. bruders-ſohn, ſchwefter-ſohn von den
gen. bruders, ſchweſter; fehlerhaft ſcheint mir die unter-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 943. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/961>, abgerufen am 22.11.2024.
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