ich in aus reinen ablautenden wurzeln gezeugten unein- fachen, dennoch wiederablautenden (anm. 5.) verbis. Als diese kraft erlosch, wandte sich die sprache zur redupli- cation, ohne von den formen starker flexion sonst etwas nachzulaßen. Mit der schwachen conjugation entsprang die dritte stufe. Das ganze verhältnis läßt sich auch so bezeichnen: reine wurzeln drücken die vergangenheit durch bloßen vocalwechsel aus (conj. XI. X. VIII. IX.) auf der ersten stufe wurden noch einige neue vocalbe- stimmungen deutlich und unstörend befunden, um die herrschaft des ablautenden princips über wurzeln zu er- strecken, die schon aus reinen ablauten herstammten (conj. VII. XII.). Die zweite stufe bildete ihr praet. durch vornen angesetzte wiederholung der wurzel oder eines stücks der wurzel (conj. I-IV.) zuweilen mit noch darunter gemischtem ablaut, (conj. V. VI.) welche mi- schung uns nur die goth. sprache, keine spätere wahr- nehmen läßt. Endlich drittens muste die vergangenheit durch eine mit der wurzel hinten verwachsende, noch nicht befriedigend erklärte anfügung einer auxiliaren wurzel bewirkt werden (schwache conj.).
Was die auseinandergesetzte entstehung der zweiten abstufung merkwürdig bestätiget, ist, daß gerade aus jeder einzelnen ablautenden conjugation auch eine reduplicative form hervorzugehen scheint, aus VII. entsteht III; aus VIII:II und V; aus IX:III; aus X:IV und VI; aus XI:IV und VI; aus XII:I. Nachzuweisen aber und zu vermuthen vermag ich nur folgende: saltan (nr. 3.) stammt aus verlornem siltan, salt, sultun, wovon das mhd. sulze, nhd. sülze (salsugo) über ist, siltan selbst mag wieder aus silan, sal, selun, sulans herrühren, vgl. th. 1, 826. über sal-t; -- valdan (nr. 6.) habe ich aus vilthan (nr. 582.) geleitet; -- staldan (nr. 7.) aus stalan (nr. 464.) vgl. kistalte (collocet) gl. jun. 259. -- spannan (nr. 14.) stammt aus spinnan (nr. 375.); -- fahan (nr. 18.) aus fai- han (nr. 309.) die später damit verflochtene nebenform fangan aber aus fingan (nr. 603.); -- hangan (nr. 19.) aus hingan (nr. 605.) die nebenform hahan begehrt ein ana- loges haihan, woher vielleicht das goth. dunkle haihs (monoculus, hangendes, verhängtes auges? suspensus?) vielleicht das alth. hehera (graculus)? -- gangan (nr. 20.) aus gingan (nr. 604.) die nicht unvermuthliche neben- form gaihan könnte dann doch das nhd. gehen (f. gehen) rechtfertigen, zugleich das alth. kahon, mhd. gahen (praevenire, celerare) gaehe (celer, impetuosus) aufhel-
III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen.
ich in aus reinen ablautenden wurzeln gezeugten unein- fachen, dennoch wiederablautenden (anm. 5.) verbis. Als dieſe kraft erloſch, wandte ſich die ſprache zur redupli- cation, ohne von den formen ſtarker flexion ſonſt etwas nachzulaßen. Mit der ſchwachen conjugation entſprang die dritte ſtufe. Das ganze verhältnis läßt ſich auch ſo bezeichnen: reine wurzeln drücken die vergangenheit durch bloßen vocalwechſel aus (conj. XI. X. VIII. IX.) auf der erſten ſtufe wurden noch einige neue vocalbe- ſtimmungen deutlich und unſtörend befunden, um die herrſchaft des ablautenden princips über wurzeln zu er- ſtrecken, die ſchon aus reinen ablauten herſtammten (conj. VII. XII.). Die zweite ſtufe bildete ihr praet. durch vornen angeſetzte wiederholung der wurzel oder eines ſtücks der wurzel (conj. I-IV.) zuweilen mit noch darunter gemiſchtem ablaut, (conj. V. VI.) welche mi- ſchung uns nur die goth. ſprache, keine ſpätere wahr- nehmen läßt. Endlich drittens muſte die vergangenheit durch eine mit der wurzel hinten verwachſende, noch nicht befriedigend erklärte anfügung einer auxiliaren wurzel bewirkt werden (ſchwache conj.).
Was die auseinandergeſetzte entſtehung der zweiten abſtufung merkwürdig beſtätiget, iſt, daß gerade aus jeder einzelnen ablautenden conjugation auch eine reduplicative form hervorzugehen ſcheint, aus VII. entſteht III; aus VIII:II und V; aus IX:III; aus X:IV und VI; aus XI:IV und VI; aus XII:I. Nachzuweiſen aber und zu vermuthen vermag ich nur folgende: ſaltan (nr. 3.) ſtammt aus verlornem ſiltan, ſalt, ſultun, wovon das mhd. ſulze, nhd. ſülze (ſalſugo) über iſt, ſiltan ſelbſt mag wieder aus ſilan, ſal, ſêlun, ſulans herrühren, vgl. th. 1, 826. über ſal-t; — valdan (nr. 6.) habe ich aus vilþan (nr. 582.) geleitet; — ſtaldan (nr. 7.) aus ſtalan (nr. 464.) vgl. kiſtaltê (collocet) gl. jun. 259. — ſpannan (nr. 14.) ſtammt aus ſpinnan (nr. 375.); — fahan (nr. 18.) aus faí- han (nr. 309.) die ſpäter damit verflochtene nebenform fangan aber aus fingan (nr. 603.); — hangan (nr. 19.) aus hingan (nr. 605.) die nebenform hahan begehrt ein ana- loges haíhan, woher vielleicht das goth. dunkle haíhs (monoculus, hangendes, verhängtes auges? ſuſpenſus?) vielleicht das alth. hëhera (graculus)? — gangan (nr. 20.) aus gingan (nr. 604.) die nicht unvermuthliche neben- form gaíhan könnte dann doch das nhd. gêhen (f. gëhen) rechtfertigen, zugleich das alth. kâhôn, mhd. gâhen (praevenire, celerare) gæhe (celer, impetuoſus) aufhel-
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III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen.
ich in aus reinen ablautenden wurzeln gezeugten unein-
fachen, dennoch wiederablautenden (anm. 5.) verbis. Als
dieſe kraft erloſch, wandte ſich die ſprache zur redupli-
cation, ohne von den formen ſtarker flexion ſonſt etwas
nachzulaßen. Mit der ſchwachen conjugation entſprang
die dritte ſtufe. Das ganze verhältnis läßt ſich auch ſo
bezeichnen: reine wurzeln drücken die vergangenheit
durch bloßen vocalwechſel aus (conj. XI. X. VIII. IX.)
auf der erſten ſtufe wurden noch einige neue vocalbe-
ſtimmungen deutlich und unſtörend befunden, um die
herrſchaft des ablautenden princips über wurzeln zu er-
ſtrecken, die ſchon aus reinen ablauten herſtammten
(conj. VII. XII.). Die zweite ſtufe bildete ihr praet.
durch vornen angeſetzte wiederholung der wurzel oder
eines ſtücks der wurzel (conj. I-IV.) zuweilen mit noch
darunter gemiſchtem ablaut, (conj. V. VI.) welche mi-
ſchung uns nur die goth. ſprache, keine ſpätere wahr-
nehmen läßt. Endlich drittens muſte die vergangenheit
durch eine mit der wurzel hinten verwachſende, noch
nicht befriedigend erklärte anfügung einer auxiliaren
wurzel bewirkt werden (ſchwache conj.).
Was die auseinandergeſetzte entſtehung der zweiten
abſtufung merkwürdig beſtätiget, iſt, daß gerade aus jeder
einzelnen ablautenden conjugation auch eine reduplicative
form hervorzugehen ſcheint, aus VII. entſteht III; aus
VIII:II und V; aus IX:III; aus X:IV und VI; aus
XI:IV und VI; aus XII:I. Nachzuweiſen aber und
zu vermuthen vermag ich nur folgende: ſaltan (nr. 3.)
ſtammt aus verlornem ſiltan, ſalt, ſultun, wovon das
mhd. ſulze, nhd. ſülze (ſalſugo) über iſt, ſiltan ſelbſt mag
wieder aus ſilan, ſal, ſêlun, ſulans herrühren, vgl. th. 1,
826. über ſal-t; — valdan (nr. 6.) habe ich aus vilþan
(nr. 582.) geleitet; — ſtaldan (nr. 7.) aus ſtalan (nr. 464.)
vgl. kiſtaltê (collocet) gl. jun. 259. — ſpannan (nr. 14.)
ſtammt aus ſpinnan (nr. 375.); — fahan (nr. 18.) aus faí-
han (nr. 309.) die ſpäter damit verflochtene nebenform
fangan aber aus fingan (nr. 603.); — hangan (nr. 19.) aus
hingan (nr. 605.) die nebenform hahan begehrt ein ana-
loges haíhan, woher vielleicht das goth. dunkle haíhs
(monoculus, hangendes, verhängtes auges? ſuſpenſus?)
vielleicht das alth. hëhera (graculus)? — gangan (nr. 20.)
aus gingan (nr. 604.) die nicht unvermuthliche neben-
form gaíhan könnte dann doch das nhd. gêhen (f. gëhen)
rechtfertigen, zugleich das alth. kâhôn, mhd. gâhen
(praevenire, celerare) gæhe (celer, impetuoſus) aufhel-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/92>, abgerufen am 23.11.2024.
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