Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.III. partikelcomposition. -- part. mit nom. (nugae) mons. 345. 398. von poson (?); chi-hlosi (auditus)J. 404. von hlosen, oder macht das adj. gi-los (obediens) anspruch darauf?; ki-karawi (eultus, indumentum) ker. 15. jun. 200. von karawan; ki-rusti O. III. 12, 67. von hrustan, doch gab es ein subst. hrust, hrusti (Hild.); ki-mali (pictura) mons. 409. ge-male N. Cap. 127. von malen (pingere) N. Boeth. 110. 170. versch. ist malon (in jus vocare) N. Boeth. 48; ki-reiti (pompa) ge-reite N. Cap. 132. aus rei- tan, ki-reitan (parare) vgl. das adj. ki-reiti; ki-sprahhi (elo- quentia) mons. 347. 350. 400. von sprahhon? kann auch aus dem subst. sprahha oder dem adj. gi-sprahhi stammen und dann gi-sprahhei fem. sein; gi-steigi (ascensus) mons. 324. 334. 359. von steigon? (mhd. steigen Parc. 105a); ki-fuori (suppellex) jun. 251. 255. von gi-fuoran? Mhd. ge-koese Karl 55a; ge-len- de Trist.; ge-reite; ge-rüste; ge-taeper? (1, 406.); ge-tihte; ge-tiusche. Nhd. weit häufiger: ge-brüll; ge-dicht; ge-fühl; ge-heul; ge-hör; ge-läute; ge-räusch; ge-rede; ge-rüst; ge- schenk; ge-schöpf; ge-schwätz; ge-setz; ge-spül; ge-stell; ge- zisch; alle sollten umlauten und es ist zu große rücksichtauf das verbum, daß man bei der zweiten conj. den ungeschwäch- ten vocal oft bestehen läßt, z. b. ge-brumm, ge-prahle, ge-sumse. Vorzüglich gern gebildet werden solche neutra von den frequentativis auf -eln und -ern: ge-bettel, -klingel, -murmel, -plänkel, -praßel, -raßel, -rümpel, -säusel, -wimmel; ge-flatter, -flimmer, -plapper, -plau- der, -polter, -schnatter, -zwitscher etc. aus welchen der begriff anhaltender handlung auch auf andere übertragen worden sein mag. Zumeist unorganisch und neu scheint mir die verwendung starker verba für dergleichen zusam- mensetzungen, wie: ge-schreibe, ge-singe, ge-sitze, die auch wohl nur in gemeiner sprache vorkommen. -- 6) gewisse adjectiva entspringen aus substantiven jedes ge- schlechts und jeder decl. durch wegwerfung der substan- tivischen flexion, anfügung der adjectivischen und vor- setzung der partikel. Das adj. drückt dann aus, daß ihm die sache zu eigen, es damit versehen ist, welche das subst. enthält. Ableitendes -i tritt nicht hinzu, wohl aber haften -i und -u, wenn das subst. mit ihnen abgeleitet war; doch scheinen einzelne erst in der adjectivsorma- tion -i anzunehmen. Diese adj. gleichen rücksichtlich ihres ursprungs den bildungen nr. 1., unterscheiden sich aber a) durch ihre in der regel starke flexion, wiewohl sie auch schwach gebraucht werden dürfen; b) durch die bedeutung, sie praedicieren bloß, während jene zu- sammensein im raum oder zeit aussagen. Man denke III. partikelcompoſition. — part. mit nom. (nugae) monſ. 345. 398. von pôſôn (?); chi-hloſi (auditus)J. 404. von hloſên, oder macht das adj. gi-los (obediens) anſpruch darauf?; ki-karawi (eultus, indumentum) ker. 15. jun. 200. von karawan; ki-ruſti O. III. 12, 67. von hruſtan, doch gab es ein ſubſt. hruſt, hruſti (Hild.); ki-mâli (pictura) monſ. 409. ge-mâle N. Cap. 127. von mâlên (pingere) N. Boeth. 110. 170. verſch. iſt mâlôn (in jus vocare) N. Boeth. 48; ki-reiti (pompa) ge-reite N. Cap. 132. aus rei- tan, ki-reitan (parare) vgl. das adj. ki-reiti; ki-ſprâhhi (elo- quentia) monſ. 347. 350. 400. von ſprâhhôn? kann auch aus dem ſubſt. ſprâhha oder dem adj. gi-ſprâhhi ſtammen und dann gi-ſprahhî fem. ſein; gi-ſteigi (aſcenſus) monſ. 324. 334. 359. von ſteigôn? (mhd. ſteigen Parc. 105a); ki-fuori (ſuppellex) jun. 251. 255. von gi-fuoran? Mhd. ge-kœſe Karl 55a; ge-len- de Triſt.; ge-reite; ge-rüſte; ge-tæper? (1, 406.); ge-tihte; ge-tiuſche. Nhd. weit häufiger: ge-brüll; ge-dicht; ge-fühl; ge-heul; ge-hör; ge-läute; ge-räuſch; ge-rede; ge-rüſt; ge- ſchenk; ge-ſchöpf; ge-ſchwätz; ge-ſetz; ge-ſpül; ge-ſtell; ge- ziſch; alle ſollten umlauten und es iſt zu große rückſichtauf das verbum, daß man bei der zweiten conj. den ungeſchwäch- ten vocal oft beſtehen läßt, z. b. ge-brumm, ge-prahle, ge-ſumſe. Vorzüglich gern gebildet werden ſolche neutra von den frequentativis auf -eln und -ern: ge-bettel, -klingel, -murmel, -plänkel, -praßel, -raßel, -rümpel, -ſäuſel, -wimmel; ge-flatter, -flimmer, -plapper, -plau- der, -polter, -ſchnatter, -zwitſcher etc. aus welchen der begriff anhaltender handlung auch auf andere übertragen worden ſein mag. Zumeiſt unorganiſch und neu ſcheint mir die verwendung ſtarker verba für dergleichen zuſam- menſetzungen, wie: ge-ſchreibe, ge-ſinge, ge-ſitze, die auch wohl nur in gemeiner ſprache vorkommen. — 6) gewiſſe adjectiva entſpringen aus ſubſtantiven jedes ge- ſchlechts und jeder decl. durch wegwerfung der ſubſtan- tiviſchen flexion, anfügung der adjectiviſchen und vor- ſetzung der partikel. Das adj. drückt dann aus, daß ihm die ſache zu eigen, es damit verſehen iſt, welche das ſubſt. enthält. Ableitendes -i tritt nicht hinzu, wohl aber haften -i und -u, wenn das ſubſt. mit ihnen abgeleitet war; doch ſcheinen einzelne erſt in der adjectivſorma- tion -i anzunehmen. Dieſe adj. gleichen rückſichtlich ihres urſprungs den bildungen nr. 1., unterſcheiden ſich aber α) durch ihre in der regel ſtarke flexion, wiewohl ſie auch ſchwach gebraucht werden dürfen; β) durch die bedeutung, ſie praedicieren bloß, während jene zu- ſammenſein im raum oder zeit ausſagen. Man denke <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0762" n="744"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">III. <hi rendition="#i">partikelcompoſition. — part. mit nom.</hi></hi></fw><lb/> (nugae) monſ. 345. 398. von pôſôn (?); chi-hloſi (auditus)<lb/> J. 404. von hloſên, oder macht das adj. gi-los (obediens)<lb/> anſpruch darauf?; ki-karawi (eultus, indumentum) ker.<lb/> 15. jun. 200. von karawan; ki-ruſti O. III. 12, 67. von<lb/> hruſtan, doch gab es ein ſubſt. hruſt, hruſti (Hild.); ki-mâli<lb/> (pictura) monſ. 409. ge-mâle N. Cap. 127. von mâlên (pingere)<lb/> N. Boeth. 110. 170. verſch. iſt mâlôn (in jus vocare) N.<lb/> Boeth. 48; ki-reiti (pompa) ge-reite N. Cap. 132. aus rei-<lb/> tan, ki-reitan (parare) vgl. das adj. ki-reiti; ki-ſprâhhi (elo-<lb/> quentia) monſ. 347. 350. 400. von ſprâhhôn? kann auch aus<lb/> dem ſubſt. ſprâhha oder dem adj. gi-ſprâhhi ſtammen und dann<lb/> gi-ſprahhî fem. ſein; gi-ſteigi (aſcenſus) monſ. 324. 334. 359.<lb/> von ſteigôn? (mhd. ſteigen Parc. 105<hi rendition="#sup">a</hi>); ki-fuori (ſuppellex)<lb/> jun. 251. 255. von gi-fuoran? Mhd. ge-kœſe Karl 55<hi rendition="#sup">a</hi>; ge-len-<lb/> de Triſt.; ge-reite; ge-rüſte; ge-tæper? (1, 406.); ge-tihte;<lb/> ge-tiuſche. Nhd. weit häufiger: ge-brüll; ge-dicht; ge-fühl;<lb/> ge-heul; ge-hör; ge-läute; ge-räuſch; ge-rede; ge-rüſt; ge-<lb/> ſchenk; ge-ſchöpf; ge-ſchwätz; ge-ſetz; ge-ſpül; ge-ſtell; ge-<lb/> ziſch; alle ſollten umlauten und es iſt zu große rückſichtauf das<lb/> verbum, daß man bei der zweiten conj. den ungeſchwäch-<lb/> ten vocal oft beſtehen läßt, z. b. ge-brumm, ge-prahle,<lb/> ge-ſumſe. Vorzüglich gern gebildet werden ſolche neutra<lb/> von den frequentativis auf -eln und -ern: ge-bettel,<lb/> -klingel, -murmel, -plänkel, -praßel, -raßel, -rümpel,<lb/> -ſäuſel, -wimmel; ge-flatter, -flimmer, -plapper, -plau-<lb/> der, -polter, -ſchnatter, -zwitſcher etc. aus welchen der<lb/> begriff anhaltender handlung auch auf andere übertragen<lb/> worden ſein mag. Zumeiſt unorganiſch und neu ſcheint<lb/> mir die verwendung ſtarker verba für dergleichen zuſam-<lb/> menſetzungen, wie: ge-ſchreibe, ge-ſinge, ge-ſitze, die<lb/> auch wohl nur in gemeiner ſprache vorkommen. — 6)<lb/> gewiſſe <hi rendition="#i">adjectiva</hi> entſpringen <hi rendition="#i">aus ſubſtantiven</hi> jedes ge-<lb/> ſchlechts und jeder decl. durch wegwerfung der ſubſtan-<lb/> tiviſchen flexion, anfügung der adjectiviſchen und vor-<lb/> ſetzung der partikel. Das adj. drückt dann aus, daß ihm<lb/> die ſache zu eigen, es damit verſehen iſt, welche das<lb/> ſubſt. enthält. Ableitendes -i tritt nicht hinzu, wohl aber<lb/> haften -i und -u, wenn das ſubſt. mit ihnen abgeleitet<lb/> war; doch ſcheinen einzelne erſt in der adjectivſorma-<lb/> tion -i anzunehmen. Dieſe adj. gleichen rückſichtlich<lb/> ihres urſprungs den bildungen nr. 1., unterſcheiden ſich<lb/> aber <hi rendition="#i">α</hi>) durch ihre in der regel ſtarke flexion, wiewohl<lb/> ſie auch ſchwach gebraucht werden dürfen; <hi rendition="#i">β</hi>) durch<lb/> die bedeutung, ſie praedicieren bloß, während jene zu-<lb/> ſammenſein im raum oder zeit ausſagen. Man denke<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [744/0762]
III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
(nugae) monſ. 345. 398. von pôſôn (?); chi-hloſi (auditus)
J. 404. von hloſên, oder macht das adj. gi-los (obediens)
anſpruch darauf?; ki-karawi (eultus, indumentum) ker.
15. jun. 200. von karawan; ki-ruſti O. III. 12, 67. von
hruſtan, doch gab es ein ſubſt. hruſt, hruſti (Hild.); ki-mâli
(pictura) monſ. 409. ge-mâle N. Cap. 127. von mâlên (pingere)
N. Boeth. 110. 170. verſch. iſt mâlôn (in jus vocare) N.
Boeth. 48; ki-reiti (pompa) ge-reite N. Cap. 132. aus rei-
tan, ki-reitan (parare) vgl. das adj. ki-reiti; ki-ſprâhhi (elo-
quentia) monſ. 347. 350. 400. von ſprâhhôn? kann auch aus
dem ſubſt. ſprâhha oder dem adj. gi-ſprâhhi ſtammen und dann
gi-ſprahhî fem. ſein; gi-ſteigi (aſcenſus) monſ. 324. 334. 359.
von ſteigôn? (mhd. ſteigen Parc. 105a); ki-fuori (ſuppellex)
jun. 251. 255. von gi-fuoran? Mhd. ge-kœſe Karl 55a; ge-len-
de Triſt.; ge-reite; ge-rüſte; ge-tæper? (1, 406.); ge-tihte;
ge-tiuſche. Nhd. weit häufiger: ge-brüll; ge-dicht; ge-fühl;
ge-heul; ge-hör; ge-läute; ge-räuſch; ge-rede; ge-rüſt; ge-
ſchenk; ge-ſchöpf; ge-ſchwätz; ge-ſetz; ge-ſpül; ge-ſtell; ge-
ziſch; alle ſollten umlauten und es iſt zu große rückſichtauf das
verbum, daß man bei der zweiten conj. den ungeſchwäch-
ten vocal oft beſtehen läßt, z. b. ge-brumm, ge-prahle,
ge-ſumſe. Vorzüglich gern gebildet werden ſolche neutra
von den frequentativis auf -eln und -ern: ge-bettel,
-klingel, -murmel, -plänkel, -praßel, -raßel, -rümpel,
-ſäuſel, -wimmel; ge-flatter, -flimmer, -plapper, -plau-
der, -polter, -ſchnatter, -zwitſcher etc. aus welchen der
begriff anhaltender handlung auch auf andere übertragen
worden ſein mag. Zumeiſt unorganiſch und neu ſcheint
mir die verwendung ſtarker verba für dergleichen zuſam-
menſetzungen, wie: ge-ſchreibe, ge-ſinge, ge-ſitze, die
auch wohl nur in gemeiner ſprache vorkommen. — 6)
gewiſſe adjectiva entſpringen aus ſubſtantiven jedes ge-
ſchlechts und jeder decl. durch wegwerfung der ſubſtan-
tiviſchen flexion, anfügung der adjectiviſchen und vor-
ſetzung der partikel. Das adj. drückt dann aus, daß ihm
die ſache zu eigen, es damit verſehen iſt, welche das
ſubſt. enthält. Ableitendes -i tritt nicht hinzu, wohl aber
haften -i und -u, wenn das ſubſt. mit ihnen abgeleitet
war; doch ſcheinen einzelne erſt in der adjectivſorma-
tion -i anzunehmen. Dieſe adj. gleichen rückſichtlich
ihres urſprungs den bildungen nr. 1., unterſcheiden ſich
aber α) durch ihre in der regel ſtarke flexion, wiewohl
ſie auch ſchwach gebraucht werden dürfen; β) durch
die bedeutung, ſie praedicieren bloß, während jene zu-
ſammenſein im raum oder zeit ausſagen. Man denke
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |