zer-. Befremdend scheint, daß die weglaßung des -s, -r kein vocalverlängertes za-, zei- (analog dem a- für as) hervorbrachte, vielmehr noch die schwächung in ze-, te- eintrat. Allein der fall ist nicht gleich. Bei der einfachen partikel as zog die unterdrückung der spirans ein a nach sich, von zar, zer wurde nicht r, sondern von zi-ar, za- ar, ze-er, ze-er die ganze zweite partikel weggeworfen und der ersten die bedeutung beider gelaßen. Zeran (sol- vere) kann nicht die wurzel der partikel sein, weil im goth. dis und tairan völlig von einander abweichen. -- Mit dis-, zer- und dem dafür stehenden zi-, ze- compo- niert sich kein nomen; wörter wie ahd. zi-teilida, zi-lo- sida, nhd. zer-störung, sind immer von verbis abgeleitet. Für unmöglich halte ich jedoch nicht, daß in der frühe- ren sprache nomina unmittelbar solche verbindung ein- gegangen seien.
far-, fair-, faur-, fauri-, faura- diese der trennung und präpositionswerdung bald fähigen, bald unfähigen, vieldeutigen wörter scheinen eines ursprungs; selbst fra- könnte entw. versetzung von far-, oder aus fara-, faira- verkürzt sein (vgl. die gr. peri, para, pro, lat. per, prae, pro, welchen sie buchstäblich verwandt sind). Die form fair-, ahd. vir-, ver-, alts. fir-, überall untrennbar, mangelt im ags. und altn. gänzlich. Die form var-, far- begegnet nur im ahd. und alts. und ist gleichfalls untrenn- bar. Trennbar hingegen sind goth. faur- und faura-, ahd. vuri- und vora-, ags. for- und fore-, altn. for- und fyri-, fyrir-, wiewohl nicht in allen bedeutungen. Der bedeutung und bestimmung wegen unterscheide ich hier viererlei 1) far- und fair- werden zusammen abgehandelt, 2) faur-, 3) faura-, 4) fauri-.
[far-, fair-] das goth. fair- bindet sich bei Ulf. nur mit verbis, wogegen sein fra- vor nominibus und verbis dem ahd. far-, fir- entspricht. Die ahd. partikel fügt sich an folgende nomina: fer-chunst (desperatio) N. 43, 19. 105, 7. fir-chunst (diffidentia) N. 24, 14; fir-gihtigei (para- lysis) doc. 211a; fer-leiteg (seducendus) N. 67, 31. 78, 7; fir-ligari (fornicatio) ker. 259. for-ligiri (adulterium) T. 84. for-legari (stuprum) jun. 225. von legar (cubile, con- cubitus); far-los (perditio) ker. 17. for-lor T. 40, 9. 178, 4. for-lust T.; fir-nibuli (caligo) ker. 71; far-nunft (in- tellectus) K. 39b fer-nunft mons. 348. fer-numeft N. 118, 144. fer-numeftig (intelligens) N. 13, 2; far-purt (conti- nentia) folgend aus un-far-purtleih (incontinens) jun. 180; fer-seß (aerugo) N. 77, 46; fer-siht (contemptus) N. 65,
III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
zer-. Befremdend ſcheint, daß die weglaßung des -s, -r kein vocalverlängertes zâ-, zî- (analog dem â- für as) hervorbrachte, vielmehr noch die ſchwächung in zë-, të- eintrat. Allein der fall iſt nicht gleich. Bei der einfachen partikel as zog die unterdrückung der ſpirans ein â nach ſich, von zar, zër wurde nicht r, ſondern von zi-ar, za- ar, zë-ër, zë-er die ganze zweite partikel weggeworfen und der erſten die bedeutung beider gelaßen. Zëran (ſol- vere) kann nicht die wurzel der partikel ſein, weil im goth. dis und taíran völlig von einander abweichen. — Mit dis-, zër- und dem dafür ſtehenden zi-, zë- compo- niert ſich kein nomen; wörter wie ahd. zi-teilida, zi-lô- ſida, nhd. zer-ſtörung, ſind immer von verbis abgeleitet. Für unmöglich halte ich jedoch nicht, daß in der frühe- ren ſprache nomina unmittelbar ſolche verbindung ein- gegangen ſeien.
far-, faír-, faúr-, faúri-, faúra- dieſe der trennung und präpoſitionswerdung bald fähigen, bald unfähigen, vieldeutigen wörter ſcheinen eines urſprungs; ſelbſt fra- könnte entw. verſetzung von far-, oder aus fara-, faíra- verkürzt ſein (vgl. die gr. περί, παρά, πρό, lat. per, prae, pro, welchen ſie buchſtäblich verwandt ſind). Die form faír-, ahd. vir-, vër-, altſ. fir-, überall untrennbar, mangelt im agſ. und altn. gänzlich. Die form var-, far- begegnet nur im ahd. und altſ. und iſt gleichfalls untrenn- bar. Trennbar hingegen ſind goth. faúr- und faúra-, ahd. vuri- und vora-, agſ. for- und fore-, altn. for- und fyri-, fyrir-, wiewohl nicht in allen bedeutungen. Der bedeutung und beſtimmung wegen unterſcheide ich hier viererlei 1) far- und faír- werden zuſammen abgehandelt, 2) faúr-, 3) faúra-, 4) faúri-.
[far-, faír-] das goth. faír- bindet ſich bei Ulf. nur mit verbis, wogegen ſein fra- vor nominibus und verbis dem ahd. far-, fir- entſpricht. Die ahd. partikel fügt ſich an folgende nomina: fër-chunſt (deſperatio) N. 43, 19. 105, 7. fir-chunſt (diffidentia) N. 24, 14; fir-gihtigî (para- lyſis) doc. 211a; fër-leiteg (ſeducendus) N. 67, 31. 78, 7; fir-ligari (fornicatio) ker. 259. for-ligiri (adulterium) T. 84. for-lëgari (ſtuprum) jun. 225. von lëgar (cubile, con- cubitus); far-lôs (perditio) ker. 17. for-lor T. 40, 9. 178, 4. for-luſt T.; fir-nibuli (caligo) ker. 71; far-nunft (in- tellectus) K. 39b fër-nunft monſ. 348. fër-numeft N. 118, 144. fër-numeftig (intelligens) N. 13, 2; far-purt (conti- nentia) folgend aus un-far-purtlîh (incontinens) jun. 180; fër-ſëƷ (aerugo) N. 77, 46; fër-ſiht (contemptus) N. 65,
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[724/0742]
III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
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hervorbrachte, vielmehr noch die ſchwächung in zë-, të-
eintrat. Allein der fall iſt nicht gleich. Bei der einfachen
partikel as zog die unterdrückung der ſpirans ein â nach
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ar, zë-ër, zë-er die ganze zweite partikel weggeworfen
und der erſten die bedeutung beider gelaßen. Zëran (ſol-
vere) kann nicht die wurzel der partikel ſein, weil im
goth. dis und taíran völlig von einander abweichen. —
Mit dis-, zër- und dem dafür ſtehenden zi-, zë- compo-
niert ſich kein nomen; wörter wie ahd. zi-teilida, zi-lô-
ſida, nhd. zer-ſtörung, ſind immer von verbis abgeleitet.
Für unmöglich halte ich jedoch nicht, daß in der frühe-
ren ſprache nomina unmittelbar ſolche verbindung ein-
gegangen ſeien.
far-, faír-, faúr-, faúri-, faúra- dieſe der trennung
und präpoſitionswerdung bald fähigen, bald unfähigen,
vieldeutigen wörter ſcheinen eines urſprungs; ſelbſt fra-
könnte entw. verſetzung von far-, oder aus fara-, faíra-
verkürzt ſein (vgl. die gr. περί, παρά, πρό, lat. per,
prae, pro, welchen ſie buchſtäblich verwandt ſind). Die
form faír-, ahd. vir-, vër-, altſ. fir-, überall untrennbar,
mangelt im agſ. und altn. gänzlich. Die form var-, far-
begegnet nur im ahd. und altſ. und iſt gleichfalls untrenn-
bar. Trennbar hingegen ſind goth. faúr- und faúra-,
ahd. vuri- und vora-, agſ. for- und fore-, altn. for- und
fyri-, fyrir-, wiewohl nicht in allen bedeutungen. Der
bedeutung und beſtimmung wegen unterſcheide ich hier
viererlei 1) far- und faír- werden zuſammen abgehandelt,
2) faúr-, 3) faúra-, 4) faúri-.
[far-, faír-] das goth. faír- bindet ſich bei Ulf. nur
mit verbis, wogegen ſein fra- vor nominibus und verbis
dem ahd. far-, fir- entſpricht. Die ahd. partikel fügt ſich
an folgende nomina: fër-chunſt (deſperatio) N. 43, 19.
105, 7. fir-chunſt (diffidentia) N. 24, 14; fir-gihtigî (para-
lyſis) doc. 211a; fër-leiteg (ſeducendus) N. 67, 31. 78, 7;
fir-ligari (fornicatio) ker. 259. for-ligiri (adulterium) T.
84. for-lëgari (ſtuprum) jun. 225. von lëgar (cubile, con-
cubitus); far-lôs (perditio) ker. 17. for-lor T. 40, 9. 178,
4. for-luſt T.; fir-nibuli (caligo) ker. 71; far-nunft (in-
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nentia) folgend aus un-far-purtlîh (incontinens) jun. 180;
fër-ſëƷ (aerugo) N. 77, 46; fër-ſiht (contemptus) N. 65,
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/742>, abgerufen am 25.11.2024.
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