(expertus in bello) Jw. lüge-weise (mendax) im ungedr. lü- gemaere, minne-weise MS. 2, 244b nase-weise (also nicht weiß, albus) feines geruchs, MS. 2, 146b 206b walt-weise m. alex. 144c wort-weise Trist.; uneigentl. lobes-weise Parc. 67a. -- nhd. nase-weis. -- In einigen ist das adj. zweifelhaft und kann auch das subst. weise (dux) gemeint sein, vgl. s. 536.
vods (furiosus) womit das subst. veit-vods (testis) nur verwandt sein kann, wenn sich eine allgemeinere, ur- sprüngliche bedeutung von vods beweisen läßt (vgl. oben s. 10.) -- ahd. findet sich nur substantivisch gote-wuoto (tyrannus) O. I. 19, 36. und hirni-wuoto mons. 409. -- ags. ellen-vod (aemulus) folgere ich aus ellen-vodjan (ae- mulari). -- altn. hand-odr (manibus saeviens) stein-odr (in saxa s.)
Einige anmerkungen zu der composition des subst. mit adj.
1) das erste wort darf hier wiederum, wenn eigent- liche comp. vorhanden sein sollen, keine flexivischen be- standtheile haben; dem pluralen -ir scheint um so weniger der eingang in die zusammensetzung zu wehren, da es selbst in ableitungen aufgenommen wird. Gelten hrindir- ein, huonir-ein, loubir-ein (s. 177.); warum wären die nhd. kinder-haft, geister-haft, glieder-weich etc. zu tadeln? Inzwischen kenne ich kein ahd. beispiel und mhd. nur das s. 572., verzeichnete lider-nacket. In vielen nhd. bei- spielen darf uneigentl. comp. angenommen, folglich das -er aus dem gen. pl. gedeutet werden, z. b. in blätter-los, kinder-los, bücher-leer. Auch bindet, meines wißens, sich kein solches nhd. -er mit den abstracten -lich, -sam,
III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit adj.
(expertus in bello) Jw. lüge-wîſe (mendax) im ungedr. lü- gemære, minne-wîſe MS. 2, 244b naſe-wîſe (alſo nicht wîƷ, albus) feines geruchs, MS. 2, 146b 206b walt-wîſe m. alex. 144c wort-wîſe Triſt.; uneigentl. lobes-wîſe Parc. 67a. — nhd. naſe-weis. — In einigen iſt das adj. zweifelhaft und kann auch das ſubſt. wîſe (dux) gemeint ſein, vgl. ſ. 536.
vôds (furioſus) womit das ſubſt. veit-vôds (teſtis) nur verwandt ſein kann, wenn ſich eine allgemeinere, ur- ſprüngliche bedeutung von vôds beweiſen läßt (vgl. oben ſ. 10.) — ahd. findet ſich nur ſubſtantiviſch gote-wuoto (tyrannus) O. I. 19, 36. und hirni-wuoto monſ. 409. — agſ. ellen-vôd (aemulus) folgere ich aus ellen-vôdjan (ae- mulari). — altn. hand-ôdr (manibus ſaeviens) ſtein-ôdr (in ſaxa ſ.)
Einige anmerkungen zu der compoſition des ſubſt. mit adj.
1) das erſte wort darf hier wiederum, wenn eigent- liche comp. vorhanden ſein ſollen, keine flexiviſchen be- ſtandtheile haben; dem pluralen -ir ſcheint um ſo weniger der eingang in die zuſammenſetzung zu wehren, da es ſelbſt in ableitungen aufgenommen wird. Gelten hrindir- în, huonir-în, loubir-în (ſ. 177.); warum wären die nhd. kinder-haft, geiſter-haft, glieder-weich etc. zu tadeln? Inzwiſchen kenne ich kein ahd. beiſpiel und mhd. nur das ſ. 572., verzeichnete lider-nacket. In vielen nhd. bei- ſpielen darf uneigentl. comp. angenommen, folglich das -er aus dem gen. pl. gedeutet werden, z. b. in blätter-los, kinder-los, bücher-leer. Auch bindet, meines wißens, ſich kein ſolches nhd. -er mit den abſtracten -lich, -ſam,
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III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit adj.
(expertus in bello) Jw. lüge-wîſe (mendax) im ungedr. lü-
gemære, minne-wîſe MS. 2, 244b naſe-wîſe (alſo nicht wîƷ,
albus) feines geruchs, MS. 2, 146b 206b walt-wîſe m. alex.
144c wort-wîſe Triſt.; uneigentl. lobes-wîſe Parc. 67a. —
nhd. naſe-weis. — In einigen iſt das adj. zweifelhaft und
kann auch das ſubſt. wîſe (dux) gemeint ſein, vgl. ſ. 536.
veids? (latus, amplus) ahd. wît: mhd. ellen-wît kl.
2043. raſte-wît Geo. 54b venſter-wît Tit. XI, 1. — nhd.
angel-weit (ſchwäb. mangel-w.) ellen-w. himmel-w. un-
eigentl. meilen-w. ſtunden-w. verſt. ſperr-angel-w.
vilþis (ferus): mhd. walt-wilde Tit. (MS. 2, 147. wilt-
wilde zu emendieren?) — nhd. feder-wild, fuchs-w.
hirſch-w. teufel-w.; geſteigert fuchs-teufel-w.
vôds (furioſus) womit das ſubſt. veit-vôds (teſtis) nur
verwandt ſein kann, wenn ſich eine allgemeinere, ur-
ſprüngliche bedeutung von vôds beweiſen läßt (vgl. oben
ſ. 10.) — ahd. findet ſich nur ſubſtantiviſch gote-wuoto
(tyrannus) O. I. 19, 36. und hirni-wuoto monſ. 409. —
agſ. ellen-vôd (aemulus) folgere ich aus ellen-vôdjan (ae-
mulari). — altn. hand-ôdr (manibus ſaeviens) ſtein-ôdr
(in ſaxa ſ.)
altſ. wuorig (feſſus) agſ. vêrig, engl. weary: altſ. ſið-
wuorig (itinere f.) — agſ. deáð-vêrig (morte confectus)
Beov. 159. fyl-vêrig (morbo f.?) Beov. 74. guð-v. (bello
f.) Beov. 120. ſymbl-v. (epulis f.) Cädm. 35. 57. 125;
daneben gen. und dativconſtructionen: ſiðes v. Beov. 46.
135. vundum v. Beov. 218. [vgl. oben môþis].
vunds (vulneratus): háubiþ-vunds Marc. 12, 4.
Einige anmerkungen zu der compoſition des ſubſt.
mit adj.
1) das erſte wort darf hier wiederum, wenn eigent-
liche comp. vorhanden ſein ſollen, keine flexiviſchen be-
ſtandtheile haben; dem pluralen -ir ſcheint um ſo weniger
der eingang in die zuſammenſetzung zu wehren, da es
ſelbſt in ableitungen aufgenommen wird. Gelten hrindir-
în, huonir-în, loubir-în (ſ. 177.); warum wären die nhd.
kinder-haft, geiſter-haft, glieder-weich etc. zu tadeln?
Inzwiſchen kenne ich kein ahd. beiſpiel und mhd. nur
das ſ. 572., verzeichnete lider-nacket. In vielen nhd. bei-
ſpielen darf uneigentl. comp. angenommen, folglich das
-er aus dem gen. pl. gedeutet werden, z. b. in blätter-los,
kinder-los, bücher-leer. Auch bindet, meines wißens,
ſich kein ſolches nhd. -er mit den abſtracten -lich, -ſam,
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/596>, abgerufen am 22.11.2024.
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