bloß euphonisch? Im andern hauptfalle (liq. auf liq. und muta, muta auf muta) wo die ableitung fühlbarer ist, tritt das a noch zuweilen im goth. hervor, im ahd. weit öfter, als bei dem ersten fall. Der Gothe läßt es zwi- schen m und l (amala), nicht zwischen m und r (timr- jan) r und m (arms) r und n (barn, thaurnus, außer wenn in mehrfacher ableitung schon ein vorausgehendes a weg- fiel, akran, nicht akrn), von r und l ist kein beispiel da (sagte er karls oder karals?). Gern bleibt a nach h (sla- hals, ahaks, ahana, liuhath, lauhatjan, doch stehet ahma, hiuhma, thraihns, auhns) nach v (saivala, hlaivasna), in framathis, thiudans, magaths, mitaths, naqvaths, kaisar, bro- thar (vgl. s. 121. note) anthar und in allen ableitungen -areis, -ags, -ahs. Beispiele fehlender a sind sodann: svibls, ibns, aibr, sitls, mathl, snutrs, vintrus, blostr, maithms, hleithra, fugls, ligrs, akrs etc.*). Die entspre- chenden ahd. formen haben meist den vocal bewahrt, bloß zwischen r und n scheint er auszufallen, von dem flexivischen a verschieden, das sich zwischen r und n er- hält (s. 155. not.) Den gebrauch der übrigen dialecte lehrt die abhandlung; allermeist im altn. wird das a, selbst wo es noch im goth. haftet, ausgeworfen, vgl. ömlaungar mit amala, naktr mit naqvaths, in thiodan dauert es. --
2) [ableitende consonanten] unter allen treten die li- quidae vor, zumahl l, r, n, weniger schon m. Damit hängt wohl zusammen, daß auch bei den mutis die dem m verwandten labiales geringen, die dem n näheren lin- guales u. gutturales bedeutenden einfluß in der ableitung zeigen. Zu l und r verhalten sich alle organe gleichför- mig. Von den mutis erscheint aber th in der ableitung der wichtigste laut, um so mehr, da gezeigt worden ist, daß ihm eigentlich auch das t in den verbindungen ft, st, ht gleichstehe, wie das k in der formel sk, der lautver- schiebung nach, h sein sollte. Das kehlorgan hat sich in unsrer sprache unvollständig entwickelt. Im goth. fehlt die wahre aspirata, die dem lat. c entspräche, wie th dem lat. t. Erklärt sich daraus das schwanken der ableitenden h und g? h mag bald die wahre spirans vertreten, bald jene mangelnde aspirata. Aehnliche irrungen aus dersel-
*) ob die goth. liquida hier noch das recht einer eignen silbe habe (Schm. p. 111. 112.)? müsten erst gothische lieder lehren. Mir scheint fugls und arms gleich einsilbig, wie das engl. fowl und nhd. arm.
III. ableitung. ſchlußbemerkungen.
bloß euphoniſch? Im andern hauptfalle (liq. auf liq. und muta, muta auf muta) wo die ableitung fühlbarer iſt, tritt das a noch zuweilen im goth. hervor, im ahd. weit öfter, als bei dem erſten fall. Der Gothe läßt es zwi- ſchen m und l (amala), nicht zwiſchen m und r (timr- jan) r und m (arms) r und n (barn, þaúrnus, außer wenn in mehrfacher ableitung ſchon ein vorausgehendes a weg- fiel, akran, nicht akrn), von r und l iſt kein beiſpiel da (ſagte er karls oder karals?). Gern bleibt a nach h (ſla- hals, ahaks, ahana, liuhaþ, láuhatjan, doch ſtehet ahma, hiuhma, þraíhns, aúhns) nach v (ſáivala, hláivaſna), in framaþis, þiudans, magaþs, mitaþs, naqvaþs, káiſar, brô- þar (vgl. ſ. 121. note) anþar und in allen ableitungen -areis, -ags, -ahs. Beiſpiele fehlender a ſind ſodann: ſvibls, ïbns, áibr, ſitls, maþl, ſnutrs, vintrus, blôſtr, máiþms, hleiþra, fugls, ligrs, akrs etc.*). Die entſpre- chenden ahd. formen haben meiſt den vocal bewahrt, bloß zwiſchen r und n ſcheint er auszufallen, von dem flexiviſchen a verſchieden, das ſich zwiſchen r und n er- hält (ſ. 155. not.) Den gebrauch der übrigen dialecte lehrt die abhandlung; allermeiſt im altn. wird das a, ſelbſt wo es noch im goth. haftet, ausgeworfen, vgl. ömlûngar mit amala, naktr mit naqvaþs, in þiódan dauert es. —
2) [ableitende conſonanten] unter allen treten die li- quidae vor, zumahl l, r, n, weniger ſchon m. Damit hängt wohl zuſammen, daß auch bei den mutis die dem m verwandten labiales geringen, die dem n näheren lin- guales u. gutturales bedeutenden einfluß in der ableitung zeigen. Zu l und r verhalten ſich alle organe gleichför- mig. Von den mutis erſcheint aber þ in der ableitung der wichtigſte laut, um ſo mehr, da gezeigt worden iſt, daß ihm eigentlich auch das t in den verbindungen ft, ſt, ht gleichſtehe, wie das k in der formel ſk, der lautver- ſchiebung nach, h ſein ſollte. Das kehlorgan hat ſich in unſrer ſprache unvollſtändig entwickelt. Im goth. fehlt die wahre aſpirata, die dem lat. c entſpräche, wie þ dem lat. t. Erklärt ſich daraus das ſchwanken der ableitenden h und g? h mag bald die wahre ſpirans vertreten, bald jene mangelnde aſpirata. Aehnliche irrungen aus derſel-
*) ob die goth. liquida hier noch das recht einer eignen ſilbe habe (Schm. p. 111. 112.)? müſten erſt gothiſche lieder lehren. Mir ſcheint fugls und arms gleich einſilbig, wie das engl. fowl und nhd. arm.
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III. ableitung. ſchlußbemerkungen.
bloß euphoniſch? Im andern hauptfalle (liq. auf liq. und
muta, muta auf muta) wo die ableitung fühlbarer iſt,
tritt das a noch zuweilen im goth. hervor, im ahd. weit
öfter, als bei dem erſten fall. Der Gothe läßt es zwi-
ſchen m und l (amala), nicht zwiſchen m und r (timr-
jan) r und m (arms) r und n (barn, þaúrnus, außer wenn
in mehrfacher ableitung ſchon ein vorausgehendes a weg-
fiel, akran, nicht akrn), von r und l iſt kein beiſpiel da
(ſagte er karls oder karals?). Gern bleibt a nach h (ſla-
hals, ahaks, ahana, liuhaþ, láuhatjan, doch ſtehet ahma,
hiuhma, þraíhns, aúhns) nach v (ſáivala, hláivaſna), in
framaþis, þiudans, magaþs, mitaþs, naqvaþs, káiſar, brô-
þar (vgl. ſ. 121. note) anþar und in allen ableitungen
-areis, -ags, -ahs. Beiſpiele fehlender a ſind ſodann:
ſvibls, ïbns, áibr, ſitls, maþl, ſnutrs, vintrus, blôſtr,
máiþms, hleiþra, fugls, ligrs, akrs etc. *). Die entſpre-
chenden ahd. formen haben meiſt den vocal bewahrt,
bloß zwiſchen r und n ſcheint er auszufallen, von dem
flexiviſchen a verſchieden, das ſich zwiſchen r und n er-
hält (ſ. 155. not.) Den gebrauch der übrigen dialecte
lehrt die abhandlung; allermeiſt im altn. wird das a, ſelbſt
wo es noch im goth. haftet, ausgeworfen, vgl. ömlûngar
mit amala, naktr mit naqvaþs, in þiódan dauert es. —
2) [ableitende conſonanten] unter allen treten die li-
quidae vor, zumahl l, r, n, weniger ſchon m. Damit
hängt wohl zuſammen, daß auch bei den mutis die dem
m verwandten labiales geringen, die dem n näheren lin-
guales u. gutturales bedeutenden einfluß in der ableitung
zeigen. Zu l und r verhalten ſich alle organe gleichför-
mig. Von den mutis erſcheint aber þ in der ableitung
der wichtigſte laut, um ſo mehr, da gezeigt worden iſt,
daß ihm eigentlich auch das t in den verbindungen ft, ſt,
ht gleichſtehe, wie das k in der formel ſk, der lautver-
ſchiebung nach, h ſein ſollte. Das kehlorgan hat ſich in
unſrer ſprache unvollſtändig entwickelt. Im goth. fehlt
die wahre aſpirata, die dem lat. c entſpräche, wie þ dem
lat. t. Erklärt ſich daraus das ſchwanken der ableitenden
h und g? h mag bald die wahre ſpirans vertreten, bald
jene mangelnde aſpirata. Aehnliche irrungen aus derſel-
*) ob die goth. liquida hier noch das recht einer eignen ſilbe
habe (Schm. p. 111. 112.)? müſten erſt gothiſche lieder lehren.
Mir ſcheint fugls und arms gleich einſilbig, wie das engl. fowl
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/408>, abgerufen am 22.11.2024.
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