fallen in sem. und neutra, allein jetzt überwiegen letz- tere. 1) feminina auf -nis, im sg. inflexibel, im pl. -nisse (überrest der starken form und ausnahme von der nhd. regel 1, 701. welche -nissen fordern würde): verdamm- nis; bedräng-nis; fäul-nis; finster-nis; befug-nis; kent- nis, erkent-nis; erlaub-nis; empfäng-nis; besorg-nis; be- trüb-nis; bewandt-nis; wild-nis. -- 2) neutra auf -nis, gen. -nisses, pl. -nisse: ärger-nis; bild-nis; bünd-nis; ge- dächt-nis; verderb-nis; bedürfnis; ereignis (f. eräug-nis); gefäng-nis; erforder-nis; leichenbegäng-nis; ergeb-nis; begeg-nis; gleich-nis; begräb-nis; verhält-nis; verhäng- nis; geheim-nis; hinder-nis; verlöb-nis; vermächt-nis; versäum-nis; geständ-nis, einverständ-nis; verzeich-nis; zeug-nis; erzeug-nis. Einige leiden wohl beiderlei ge- nus: empfäng-nis; versäum-nis; verderb-nis; erspar-nis; andere gelten fast nur im pl. (schreck-nisse, kümmer- nisse). In den meisten wirkt das -nis umlaut, in erlaub- nis nicht, aus dem grunde, der auch glaubig f. gläubig verstattet; in bewandtnis, besorgnis, ersparnis, verdamm- nis etc. nicht aus andern ursachen. Einzelne dieser ab- leitungen klingen schon steif (z. b. ergebnis) wag-nis, ganz unerträglich von schlechten schriftstellern neuerfundne (z. b. verkentnis, labnis, steilnis, trocknis); analogie hat bei dieser ableitung fast alles recht verloren. Die ge- meine volkssprache enthält einzelne, die von der schrift- sprache nicht gebraucht werden; oft bestimmt sie auch das geschlecht anders, namentlich begünstigt die ober- deutsche das femin. Neben oder für -nis duldet sie hin und wieder -nus, oder umgelautetes -nüs vgl. Schm. §. 1053. Der schweizerdialect scheint die ableitung we- nig zu lieben. --
Engl. eine menge, z. b. busi-neß.; fresh-neß; ful- neß, fright-ful-neß; great-neß; heavi-neß; kind-neß; end-leß-neß, shame-leß-neß; like-neß; moodi-neß;
III. conſonantiſche ableitungen. SS.
fallen in ſem. und neutra, allein jetzt überwiegen letz- tere. 1) feminina auf -nis, im ſg. inflexibel, im pl. -niſſe (überreſt der ſtarken form und ausnahme von der nhd. regel 1, 701. welche -niſſen fordern würde): verdamm- nis; bedräng-nis; fäul-nis; finſter-nis; befug-nis; kent- nis, erkent-nis; erlaub-nis; empfäng-nis; beſorg-nis; be- trüb-nis; bewandt-nis; wild-nis. — 2) neutra auf -nis, gen. -niſſes, pl. -niſſe: ärger-nis; bild-nis; bünd-nis; ge- dächt-nis; verderb-nis; bedürfnis; ereignis (f. eräug-nis); gefäng-nis; erforder-nis; leichenbegäng-nis; ergeb-nis; begeg-nis; gleich-nis; begräb-nis; verhält-nis; verhäng- nis; geheim-nis; hinder-nis; verlöb-nis; vermächt-nis; verſäum-nis; geſtänd-nis, einverſtänd-nis; verzeich-nis; zeug-nis; erzeug-nis. Einige leiden wohl beiderlei ge- nus: empfäng-nis; verſäum-nis; verderb-nis; erſpar-nis; andere gelten faſt nur im pl. (ſchreck-niſſe, kümmer- niſſe). In den meiſten wirkt das -nis umlaut, in erlaub- nis nicht, aus dem grunde, der auch glaubig f. gläubig verſtattet; in bewandtnis, beſorgnis, erſparnis, verdamm- nis etc. nicht aus andern urſachen. Einzelne dieſer ab- leitungen klingen ſchon ſteif (z. b. ergebnis) wag-nis, ganz unerträglich von ſchlechten ſchriftſtellern neuerfundne (z. b. verkentnis, labnis, ſteilnis, trocknis); analogie hat bei dieſer ableitung faſt alles recht verloren. Die ge- meine volksſprache enthält einzelne, die von der ſchrift- ſprache nicht gebraucht werden; oft beſtimmt ſie auch das geſchlecht anders, namentlich begünſtigt die ober- deutſche das femin. Neben oder für -nis duldet ſie hin und wieder -nus, oder umgelautetes -nüs vgl. Schm. §. 1053. Der ſchweizerdialect ſcheint die ableitung we- nig zu lieben. —
Engl. eine menge, z. b. buſi-neß.; freſh-neß; ful- neß, fright-ful-neß; great-neß; heavi-neß; kind-neß; end-leß-neß, ſhame-leß-neß; like-neß; moodi-neß;
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III. conſonantiſche ableitungen. SS.
fallen in ſem. und neutra, allein jetzt überwiegen letz-
tere. 1) feminina auf -nis, im ſg. inflexibel, im pl. -niſſe
(überreſt der ſtarken form und ausnahme von der nhd.
regel 1, 701. welche -niſſen fordern würde): verdamm-
nis; bedräng-nis; fäul-nis; finſter-nis; befug-nis; kent-
nis, erkent-nis; erlaub-nis; empfäng-nis; beſorg-nis; be-
trüb-nis; bewandt-nis; wild-nis. — 2) neutra auf -nis,
gen. -niſſes, pl. -niſſe: ärger-nis; bild-nis; bünd-nis; ge-
dächt-nis; verderb-nis; bedürfnis; ereignis (f. eräug-nis);
gefäng-nis; erforder-nis; leichenbegäng-nis; ergeb-nis;
begeg-nis; gleich-nis; begräb-nis; verhält-nis; verhäng-
nis; geheim-nis; hinder-nis; verlöb-nis; vermächt-nis;
verſäum-nis; geſtänd-nis, einverſtänd-nis; verzeich-nis;
zeug-nis; erzeug-nis. Einige leiden wohl beiderlei ge-
nus: empfäng-nis; verſäum-nis; verderb-nis; erſpar-nis;
andere gelten faſt nur im pl. (ſchreck-niſſe, kümmer-
niſſe). In den meiſten wirkt das -nis umlaut, in erlaub-
nis nicht, aus dem grunde, der auch glaubig f. gläubig
verſtattet; in bewandtnis, beſorgnis, erſparnis, verdamm-
nis etc. nicht aus andern urſachen. Einzelne dieſer ab-
leitungen klingen ſchon ſteif (z. b. ergebnis) wag-nis, ganz
unerträglich von ſchlechten ſchriftſtellern neuerfundne
(z. b. verkentnis, labnis, ſteilnis, trocknis); analogie hat
bei dieſer ableitung faſt alles recht verloren. Die ge-
meine volksſprache enthält einzelne, die von der ſchrift-
ſprache nicht gebraucht werden; oft beſtimmt ſie auch
das geſchlecht anders, namentlich begünſtigt die ober-
deutſche das femin. Neben oder für -nis duldet ſie hin
und wieder -nus, oder umgelautetes -nüs vgl. Schm.
§. 1053. Der ſchweizerdialect ſcheint die ableitung we-
nig zu lieben. —
Mnl. ſcheint -neſſe (weiblich) ziemlich gangbar, z. b.
beſnîde-neſſe (circumciſio) Maerl. 1, 66; verdoeme-neſſe
(condemnatio) 2, 80; verrîſe-neſſe (reſurrectio) 2, 142;
quîte-neſſe (liberatio) 2, 210. wilder-neſſe Rein. 2578.
3149. — Nnl. -nis, meiſt feminina: erbarme-nis; bêlte-
nis; dêr-nis (miſericordia); beduide-nis; verdoeme-nis;
erfe-nis (hereditas); hinder-nis; ken-nis (zuweilen ken-
niſſe); erkente-nis; gelîke-nis; verrîze-nis; beſnîde-nis;
gevange-nis; wilder-nis. Einige gelten für neutra: erger-
nis; geheime-nis; geſchiede-nis; getuige-nis; bezwâr-nis.
Engl. eine menge, z. b. buſi-neß.; freſh-neß; ful-
neß, fright-ful-neß; great-neß; heavi-neß; kind-neß;
end-leß-neß, ſhame-leß-neß; like-neß; moodi-neß;
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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