d) starke oder schwache fem. auf -ahei, von adjec- tiven hergeleitet: goth. bairg-ahei (regio montana) eben so ließen sich stain-ahei (regio petrosa) etc. denken; thvair- hei (ira); -- ahd. ap-ahei (versutia).
e) starke neutra auf -ahi; diese ableitung scheint nur im genus von der vorausgehenden goth. auf -ahei abwei- chend, ist aber merkwürdig allein in der hochd. mundart anzutreffen, die niederd. ags. und nord. zeigen keine spur davon. Sie wird meist auf bäume, sträuche, pflanzen an- gewandt und bedeutet den ort, wo solche zus. wachsen, oder ihre menge, entsprechend dem lat. -etum. Aus dem ahd. habe ich folgende beispiele gesammelt: dorn-ahi (spinetum); eihh-ahi (quercetum) vgl. tradit. fuld. nr. 570. in daß smal-eihh-ahi; heid-ahi (myricetum?) mons. 337. 397. doc. 218b wo überall bloß myricae stehet; gabiss-ahi (migma, quisquiliae) gavess-ahi doc. 213a, wohl eigentlich der platz, wo gabissa, ein schlechtes unkraut (O. I. 27, 132.) wächst? Stald. hat gabüse (artemisia), oder wäre gabissa gar keine pflanze?; mirtil-ahi (myrtetum) mons. 345; pinuß-ahi (juncetum) mons. 320. doc. 228b; poum- ahi (arboretum) veih-poum-ahi (ficetum) mons. 344; pram- ahi (rubetum) hrab. 975b wo das unverständl. testitudo etwan in tesquitudo für tesquetum? zu ändern; riot-ahi (carectum) blas. 57b, etwas anders scheint reot-ahha (sa- liunca) zwetl. 131a; ror-ahi (arundinetum) doc. 245b; sa- har-ahi (carectum) doc. 232b mons. 320. zwetl. 131b von sahar (carex) oestreich. saher (spitzes gras) Höf. 3, 57; se- mid-ahi (carectum, juncetum) mons. 320. doc. 232b, von einem subst., das ich oben s. 241 ff. unter den id-ablei- tungen wegen unsicherheit der endung nicht aufgeführt habe, sem-id oder sem-ida? Frisch 263b hat semde, sende, sebde (scirpus) vgl. Hös. 2, 336; spiz-ahi (vepretum?) zwetl. 134b Frisch 304b spitze, wegerich, plantago minor; spreid-ahi (fruticetum) doc. 236b, blas. 50a ein einfaches spreid oder spreida (frutex) kenne ich noch nicht; stein- ahi (saxetum) T. 75, 2. (so liest cod. s. gall. für steinohti); stohh-ahi (gremium; cremium, späne, reiser scheint un- passend?) mons. 349; staud-ahi (frutetum) mons. 365; varm-ahi (filictum) doc. 240b; vorah-ahi (pinetum) ein bekannter wald am rhein; zein-ahi (cannetum) doc. 245b. -- Schon in den späteren ahd. glossen wird das i weggeworfen und die ableitung zum bloßen -ach, ohne bleibenden umlaut: ab-sneit-ach (sarmenta) doc. 201a; spreid-ach, gi-spreid-ach, gl. vindob.; pimß-ach doc. 228b; reis-ach (arbustum) herrad. 182a und dieses -ach gilt denn
III. conſonantiſche ableitungen. H.
δ) ſtarke oder ſchwache fem. auf -ahei, von adjec- tiven hergeleitet: goth. baírg-ahei (regio montana) eben ſo ließen ſich ſtáin-ahei (regio petroſa) etc. denken; þvaír- hei (ira); — ahd. ap-ahî (verſutia).
ε) ſtarke neutra auf -ahi; dieſe ableitung ſcheint nur im genus von der vorausgehenden goth. auf -ahei abwei- chend, iſt aber merkwürdig allein in der hochd. mundart anzutreffen, die niederd. agſ. und nord. zeigen keine ſpur davon. Sie wird meiſt auf bäume, ſträuche, pflanzen an- gewandt und bedeutet den ort, wo ſolche zuſ. wachſen, oder ihre menge, entſprechend dem lat. -etum. Aus dem ahd. habe ich folgende beiſpiele geſammelt: dorn-ahi (ſpinetum); eihh-ahi (quercetum) vgl. tradit. fuld. nr. 570. in daƷ ſmal-eihh-ahi; heid-ahi (myricetum?) monſ. 337. 397. doc. 218b wo überall bloß myricae ſtehet; gabiſſ-ahi (migma, quiſquiliae) gaveſſ-ahi doc. 213a, wohl eigentlich der platz, wo gabiſſa, ein ſchlechtes unkraut (O. I. 27, 132.) wächſt? Stald. hat gabüſe (artemiſia), oder wäre gabiſſa gar keine pflanze?; mirtil-ahi (myrtetum) monſ. 345; pinuƷ-ahi (juncetum) monſ. 320. doc. 228b; poum- ahi (arboretum) vîh-poum-ahi (ficetum) monſ. 344; prâm- ahi (rubetum) hrab. 975b wo das unverſtändl. teſtitudo etwan in teſquitudo für teſquetum? zu ändern; riot-ahi (carectum) blaſ. 57b, etwas anders ſcheint rëot-ahha (ſa- liunca) zwetl. 131a; rôr-ahi (arundinetum) doc. 245b; ſa- har-ahi (carectum) doc. 232b monſ. 320. zwetl. 131b von ſahar (carex) oeſtreich. ſaher (ſpitzes gras) Höf. 3, 57; ſe- mid-ahi (carectum, juncetum) monſ. 320. doc. 232b, von einem ſubſt., das ich oben ſ. 241 ff. unter den id-ablei- tungen wegen unſicherheit der endung nicht aufgeführt habe, ſem-id oder ſem-ida? Friſch 263b hat ſemde, ſende, ſebde (ſcirpus) vgl. Höſ. 2, 336; ſpiz-ahi (vepretum?) zwetl. 134b Friſch 304b ſpitze, wegerich, plantago minor; ſpreid-ahi (fruticetum) doc. 236b, blaſ. 50a ein einfaches ſpreid oder ſpreida (frutex) kenne ich noch nicht; ſtein- ahi (ſaxetum) T. 75, 2. (ſo lieſt cod. ſ. gall. für ſteinohti); ſtohh-ahi (gremium; cremium, ſpäne, reiſer ſcheint un- paſſend?) monſ. 349; ſtûd-ahi (frutetum) monſ. 365; varm-ahi (filictum) doc. 240b; vorah-ahi (pinetum) ein bekannter wald am rhein; zein-ahi (cannetum) doc. 245b. — Schon in den ſpäteren ahd. gloſſen wird das i weggeworfen und die ableitung zum bloßen -ach, ohne bleibenden umlaut: ab-ſneit-ach (ſarmenta) doc. 201a; ſpreid-ach, gi-ſpreid-ach, gl. vindob.; pimƷ-ach doc. 228b; rîſ-ach (arbuſtum) herrad. 182a und dieſes -ach gilt denn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0330"n="312"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">conſonantiſche ableitungen. H.</hi></hi></fw><lb/><p><hirendition="#i">δ</hi>) <hirendition="#i">ſtarke oder ſchwache fem.</hi> auf <hirendition="#i">-ahei</hi>, von adjec-<lb/>
tiven hergeleitet: goth. baírg-ahei (regio montana) eben<lb/>ſo ließen ſich ſtáin-ahei (regio petroſa) etc. denken; þvaír-<lb/>
hei (ira); — ahd. ap-ahî (verſutia).</p><lb/><p><hirendition="#i">ε</hi>) <hirendition="#i">ſtarke neutra</hi> auf <hirendition="#i">-ahi</hi>; dieſe ableitung ſcheint nur<lb/>
im genus von der vorausgehenden goth. auf -ahei abwei-<lb/>
chend, iſt aber merkwürdig allein in der hochd. mundart<lb/>
anzutreffen, die niederd. agſ. und nord. zeigen keine ſpur<lb/>
davon. Sie wird meiſt auf bäume, ſträuche, pflanzen an-<lb/>
gewandt und bedeutet den ort, wo ſolche zuſ. wachſen,<lb/>
oder ihre menge, entſprechend dem lat. -etum. Aus<lb/>
dem ahd. habe ich folgende beiſpiele geſammelt: dorn-ahi<lb/>
(ſpinetum); eihh-ahi (quercetum) vgl. tradit. fuld. nr. 570.<lb/>
in daƷſmal-eihh-ahi; heid-ahi (myricetum?) monſ. 337.<lb/>
397. doc. 218<hirendition="#sup">b</hi> wo überall bloß myricae ſtehet; gabiſſ-ahi<lb/>
(migma, quiſquiliae) gaveſſ-ahi doc. 213<hirendition="#sup">a</hi>, wohl eigentlich<lb/>
der platz, wo gabiſſa, ein ſchlechtes unkraut (O. I. 27,<lb/>
132.) wächſt? Stald. hat gabüſe (artemiſia), oder wäre<lb/>
gabiſſa gar keine pflanze?; mirtil-ahi (myrtetum) monſ.<lb/>
345; pinuƷ-ahi (juncetum) monſ. 320. doc. 228<hirendition="#sup">b</hi>; poum-<lb/>
ahi (arboretum) vîh-poum-ahi (ficetum) monſ. 344; prâm-<lb/>
ahi (rubetum) hrab. 975<hirendition="#sup">b</hi> wo das unverſtändl. teſtitudo<lb/>
etwan in teſquitudo für teſquetum? zu ändern; riot-ahi<lb/>
(carectum) blaſ. 57<hirendition="#sup">b</hi>, etwas anders ſcheint rëot-ahha (ſa-<lb/>
liunca) zwetl. 131<hirendition="#sup">a</hi>; rôr-ahi (arundinetum) doc. 245<hirendition="#sup">b</hi>; ſa-<lb/>
har-ahi (carectum) doc. 232<hirendition="#sup">b</hi> monſ. 320. zwetl. 131<hirendition="#sup">b</hi> von<lb/>ſahar (carex) oeſtreich. ſaher (ſpitzes gras) Höf. 3, 57; ſe-<lb/>
mid-ahi (carectum, juncetum) monſ. 320. doc. 232<hirendition="#sup">b</hi>, von<lb/>
einem ſubſt., das ich oben ſ. 241 ff. unter den id-ablei-<lb/>
tungen wegen unſicherheit der endung nicht aufgeführt<lb/>
habe, ſem-id oder ſem-ida? Friſch 263<hirendition="#sup">b</hi> hat ſemde, ſende,<lb/>ſebde (ſcirpus) vgl. Höſ. 2, 336; ſpiz-ahi (vepretum?)<lb/>
zwetl. 134<hirendition="#sup">b</hi> Friſch 304<hirendition="#sup">b</hi>ſpitze, wegerich, plantago minor;<lb/>ſpreid-ahi (fruticetum) doc. 236<hirendition="#sup">b</hi>, blaſ. 50<hirendition="#sup">a</hi> ein einfaches<lb/>ſpreid oder ſpreida (frutex) kenne ich noch nicht; ſtein-<lb/>
ahi (ſaxetum) T. 75, 2. (ſo lieſt cod. ſ. gall. für ſteinohti);<lb/>ſtohh-ahi (gremium; cremium, ſpäne, reiſer ſcheint un-<lb/>
paſſend?) monſ. 349; ſtûd-ahi (frutetum) monſ. 365;<lb/>
varm-ahi (filictum) doc. 240<hirendition="#sup">b</hi>; vorah-ahi (pinetum) ein<lb/>
bekannter wald am rhein; zein-ahi (cannetum) doc.<lb/>
245<hirendition="#sup">b</hi>. — Schon in den ſpäteren ahd. gloſſen wird das i<lb/>
weggeworfen und die ableitung zum bloßen <hirendition="#i">-ach</hi>, ohne<lb/>
bleibenden umlaut: ab-ſneit-ach (ſarmenta) doc. 201<hirendition="#sup">a</hi>;<lb/>ſpreid-ach, gi-ſpreid-ach, gl. vindob.; pimƷ-ach doc. 228<hirendition="#sup">b</hi>;<lb/>
rîſ-ach (arbuſtum) herrad. 182<hirendition="#sup">a</hi> und dieſes <hirendition="#i">-ach</hi> gilt denn<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[312/0330]
III. conſonantiſche ableitungen. H.
δ) ſtarke oder ſchwache fem. auf -ahei, von adjec-
tiven hergeleitet: goth. baírg-ahei (regio montana) eben
ſo ließen ſich ſtáin-ahei (regio petroſa) etc. denken; þvaír-
hei (ira); — ahd. ap-ahî (verſutia).
ε) ſtarke neutra auf -ahi; dieſe ableitung ſcheint nur
im genus von der vorausgehenden goth. auf -ahei abwei-
chend, iſt aber merkwürdig allein in der hochd. mundart
anzutreffen, die niederd. agſ. und nord. zeigen keine ſpur
davon. Sie wird meiſt auf bäume, ſträuche, pflanzen an-
gewandt und bedeutet den ort, wo ſolche zuſ. wachſen,
oder ihre menge, entſprechend dem lat. -etum. Aus
dem ahd. habe ich folgende beiſpiele geſammelt: dorn-ahi
(ſpinetum); eihh-ahi (quercetum) vgl. tradit. fuld. nr. 570.
in daƷ ſmal-eihh-ahi; heid-ahi (myricetum?) monſ. 337.
397. doc. 218b wo überall bloß myricae ſtehet; gabiſſ-ahi
(migma, quiſquiliae) gaveſſ-ahi doc. 213a, wohl eigentlich
der platz, wo gabiſſa, ein ſchlechtes unkraut (O. I. 27,
132.) wächſt? Stald. hat gabüſe (artemiſia), oder wäre
gabiſſa gar keine pflanze?; mirtil-ahi (myrtetum) monſ.
345; pinuƷ-ahi (juncetum) monſ. 320. doc. 228b; poum-
ahi (arboretum) vîh-poum-ahi (ficetum) monſ. 344; prâm-
ahi (rubetum) hrab. 975b wo das unverſtändl. teſtitudo
etwan in teſquitudo für teſquetum? zu ändern; riot-ahi
(carectum) blaſ. 57b, etwas anders ſcheint rëot-ahha (ſa-
liunca) zwetl. 131a; rôr-ahi (arundinetum) doc. 245b; ſa-
har-ahi (carectum) doc. 232b monſ. 320. zwetl. 131b von
ſahar (carex) oeſtreich. ſaher (ſpitzes gras) Höf. 3, 57; ſe-
mid-ahi (carectum, juncetum) monſ. 320. doc. 232b, von
einem ſubſt., das ich oben ſ. 241 ff. unter den id-ablei-
tungen wegen unſicherheit der endung nicht aufgeführt
habe, ſem-id oder ſem-ida? Friſch 263b hat ſemde, ſende,
ſebde (ſcirpus) vgl. Höſ. 2, 336; ſpiz-ahi (vepretum?)
zwetl. 134b Friſch 304b ſpitze, wegerich, plantago minor;
ſpreid-ahi (fruticetum) doc. 236b, blaſ. 50a ein einfaches
ſpreid oder ſpreida (frutex) kenne ich noch nicht; ſtein-
ahi (ſaxetum) T. 75, 2. (ſo lieſt cod. ſ. gall. für ſteinohti);
ſtohh-ahi (gremium; cremium, ſpäne, reiſer ſcheint un-
paſſend?) monſ. 349; ſtûd-ahi (frutetum) monſ. 365;
varm-ahi (filictum) doc. 240b; vorah-ahi (pinetum) ein
bekannter wald am rhein; zein-ahi (cannetum) doc.
245b. — Schon in den ſpäteren ahd. gloſſen wird das i
weggeworfen und die ableitung zum bloßen -ach, ohne
bleibenden umlaut: ab-ſneit-ach (ſarmenta) doc. 201a;
ſpreid-ach, gi-ſpreid-ach, gl. vindob.; pimƷ-ach doc. 228b;
rîſ-ach (arbuſtum) herrad. 182a und dieſes -ach gilt denn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/330>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.