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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. G.
visch-ec (piscem olens) Parc. 118b; vleiß-ec (solers); vluot-ec
(fluctuans): wuot-ec troj. 151b (wo zu lesen über-vluot-
ec) fragm. 45a: bluot-ec Apollon. 11481; ge-volg-ec (obe-
diens); vorht-ec (pavidus) MS. 2, 152a Barl. vorhtec-lich;
vrost-ec (algidus); ge-walt-ec (potens); ver-was-ec Wi-
gam. 12a; wen-ec (paucus); wuot-ec (furiosus) troj. 151b;
zart-ec (delicatus) gefolgert aus zarteclich; zorn-ec. Ei-
nige darunter könnten vielleicht eic ohne umlaut haben:
valt-ec, gewalt-ec, zart-ec?

nhd. hat sich, da sonst organisches i in vielen ableitun-
gen (namentlich -il, -ir, -in, des adj., -it, -id) zu e verdünnt
ist, dieser vocal in den ableitungen -ig (wie in -ich, -icht, -in
des subst.) erhalten und selbst in die -eg, welche ursprüngl.
-as waren, eingedrängt, ohne jedoch hier den umlaut nach
sich zu ziehen. Kennzeichen sind daher wieder der unumlaut
und die analogie des ahd. und mhd., wiewohl diese oft
abgeht, der umlaut aber von den neuern willkürlich oder
gar nach eingebildeten gründen *) gesetzt und nicht ge-
setzt zu werden pflegt. Beispiele: art-ig; ast-ig; blaum-
ig; blaut-ig; dorn-ig; dust-ig; durst-ig; eifer-ig; eiter-ig;
falt-ig; farb-ig; frost-ig; geiz-ig; gras-ig; graus-ig; ge-
halt-ig; har-ig: harz-ig; heil-ig; hunger-ig; jammer-ig;
klotz-ig; laub-ig; durch-laucht-ig; laus-ig; lust-ig, ver-
lust-ig; mast-ig; mann-ig, verkürzt man-ch; maut-ig;
narr-ig; rauch-ig; reu-ig; ros-ig; rost-ig; rotz-ig; rauh-
ig; salz-ig; sand-ig; schaur-ig; schatt-ig; scholl-ig; schuft-
ig; schwamm-ig; schne-ig; sonn-ig; staub-ig; ge-stalt-ig;
hals-starr-ig; strotz-ig; sumpf-ig; traur-ig; trotz-ig; thau-
ig; wald-ig; gewalt-ig; wen-ig; zorn-ig u. a. m. ich getraue
mir nicht aus der älteren sprache alle zu erweisen, einige
sind offenbar ganz neu. Richtig gebildet scheint hoch-
alter-ig, fehlerhaft hoch-baus-ig (st. hochbausnig) da wir
bausen, nicht bause sagen, wie wolke f. wolken, weshalb
wolk-ig beßer ist. Wo der umlaut in etwas andern be-
gründet liegt, z. b, in dem plural-er: blätter-ig, ränder-
ig; zwei-raeder-ig wäre immer noch ac-form möglich,
obschon ich keinen beweis, höchstens die analogie von
laub-ig (loup-ac) beibringen kann. Den offenbar moder-

*) es kann z. b. nichts verschlagen, ob das subst., von wel-
chem das adj. hergeleitet wird, im pl. umlaute oder nicht, und
doch haben einige deshalb lang-arm-ig neben lang-händ-ig aufge-
stellt; lang-ärm-ig sollte es heißen, wie langnaesig, langhälsig, tief-
ängig, hochbrüstig, langöhrig, kurzfüßig etc.

III. conſonantiſche ableitungen. G.
viſch-ec (piſcem olens) Parc. 118b; vlîƷ-ec (ſolers); vluot-ec
(fluctuans): wuot-ec troj. 151b (wo zu leſen über-vluot-
ec) fragm. 45a: bluot-ec Apollon. 11481; ge-volg-ec (obe-
diens); vorht-ec (pavidus) MS. 2, 152a Barl. vorhtec-lich;
vroſt-ec (algidus); ge-walt-ec (potens); ver-waſ-ec Wi-
gam. 12a; wên-ec (paucus); wuot-ec (furioſus) troj. 151b;
zart-ec (delicatus) gefolgert aus zarteclich; zorn-ec. Ei-
nige darunter könnten vielleicht îc ohne umlaut haben:
valt-ec, gewalt-ec, zart-ec?

nhd. hat ſich, da ſonſt organiſches i in vielen ableitun-
gen (namentlich -il, -ir, -in, des adj., -it, -id) zu e verdünnt
iſt, dieſer vocal in den ableitungen -ig (wie in -ich, -icht, -in
des ſubſt.) erhalten und ſelbſt in die -eg, welche urſprüngl.
-as waren, eingedrängt, ohne jedoch hier den umlaut nach
ſich zu ziehen. Kennzeichen ſind daher wieder der unumlaut
und die analogie des ahd. und mhd., wiewohl dieſe oft
abgeht, der umlaut aber von den neuern willkürlich oder
gar nach eingebildeten gründen *) geſetzt und nicht ge-
ſetzt zu werden pflegt. Beiſpiele: art-ig; aſt-ig; blûm-
ig; blût-ig; dorn-ig; duſt-ig; durſt-ig; eifer-ig; eiter-ig;
falt-ig; farb-ig; froſt-ig; geiz-ig; graſ-ig; grauſ-ig; ge-
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klotz-ig; laub-ig; durch-laucht-ig; lauſ-ig; luſt-ig, ver-
luſt-ig; maſt-ig; mann-ig, verkürzt man-ch; mût-ig;
narr-ig; rauch-ig; reu-ig; rôſ-ig; rôſt-ig; rotz-ig; rûh-
ig; ſalz-ig; ſand-ig; ſchaur-ig; ſchatt-ig; ſcholl-ig; ſchuft-
ig; ſchwamm-ig; ſchnê-ig; ſonn-ig; ſtaub-ig; ge-ſtalt-ig;
hals-ſtarr-ig; ſtrotz-ig; ſumpf-ig; traur-ig; trotz-ig; thau-
ig; wald-ig; gewalt-ig; wên-ig; zorn-ig u. a. m. ich getraue
mir nicht aus der älteren ſprache alle zu erweiſen, einige
ſind offenbar ganz neu. Richtig gebildet ſcheint hoch-
alter-ig, fehlerhaft hoch-bûſ-ig (ſt. hochbûſnig) da wir
bûſen, nicht bûſe ſagen, wie wolke f. wolken, weshalb
wolk-ig beßer iſt. Wo der umlaut in etwas andern be-
gründet liegt, z. b, in dem plural-er: blätter-ig, ränder-
ig; zwei-ræder-ig wäre immer noch ac-form möglich,
obſchon ich keinen beweis, höchſtens die analogie von
laub-ig (loup-ac) beibringen kann. Den offenbar moder-

*) es kann z. b. nichts verſchlagen, ob das ſubſt., von wel-
chem das adj. hergeleitet wird, im pl. umlaute oder nicht, und
doch haben einige deshalb lang-arm-ig neben lang-händ-ig aufge-
ſtellt; lang-ärm-ig ſollte es heißen, wie langnæſig, langhälſig, tief-
ängig, hochbrüſtig, langöhrig, kurzfüßig etc.
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[294/0312] III. conſonantiſche ableitungen. G. viſch-ec (piſcem olens) Parc. 118b; vlîƷ-ec (ſolers); vluot-ec (fluctuans): wuot-ec troj. 151b (wo zu leſen über-vluot- ec) fragm. 45a: bluot-ec Apollon. 11481; ge-volg-ec (obe- diens); vorht-ec (pavidus) MS. 2, 152a Barl. vorhtec-lich; vroſt-ec (algidus); ge-walt-ec (potens); ver-waſ-ec Wi- gam. 12a; wên-ec (paucus); wuot-ec (furioſus) troj. 151b; zart-ec (delicatus) gefolgert aus zarteclich; zorn-ec. Ei- nige darunter könnten vielleicht îc ohne umlaut haben: valt-ec, gewalt-ec, zart-ec? nhd. hat ſich, da ſonſt organiſches i in vielen ableitun- gen (namentlich -il, -ir, -in, des adj., -it, -id) zu e verdünnt iſt, dieſer vocal in den ableitungen -ig (wie in -ich, -icht, -in des ſubſt.) erhalten und ſelbſt in die -eg, welche urſprüngl. -as waren, eingedrängt, ohne jedoch hier den umlaut nach ſich zu ziehen. Kennzeichen ſind daher wieder der unumlaut und die analogie des ahd. und mhd., wiewohl dieſe oft abgeht, der umlaut aber von den neuern willkürlich oder gar nach eingebildeten gründen *) geſetzt und nicht ge- ſetzt zu werden pflegt. Beiſpiele: art-ig; aſt-ig; blûm- ig; blût-ig; dorn-ig; duſt-ig; durſt-ig; eifer-ig; eiter-ig; falt-ig; farb-ig; froſt-ig; geiz-ig; graſ-ig; grauſ-ig; ge- halt-ig; hâr-ig: harz-ig; heil-ig; hunger-ig; jammer-ig; klotz-ig; laub-ig; durch-laucht-ig; lauſ-ig; luſt-ig, ver- luſt-ig; maſt-ig; mann-ig, verkürzt man-ch; mût-ig; narr-ig; rauch-ig; reu-ig; rôſ-ig; rôſt-ig; rotz-ig; rûh- ig; ſalz-ig; ſand-ig; ſchaur-ig; ſchatt-ig; ſcholl-ig; ſchuft- ig; ſchwamm-ig; ſchnê-ig; ſonn-ig; ſtaub-ig; ge-ſtalt-ig; hals-ſtarr-ig; ſtrotz-ig; ſumpf-ig; traur-ig; trotz-ig; thau- ig; wald-ig; gewalt-ig; wên-ig; zorn-ig u. a. m. ich getraue mir nicht aus der älteren ſprache alle zu erweiſen, einige ſind offenbar ganz neu. Richtig gebildet ſcheint hoch- alter-ig, fehlerhaft hoch-bûſ-ig (ſt. hochbûſnig) da wir bûſen, nicht bûſe ſagen, wie wolke f. wolken, weshalb wolk-ig beßer iſt. Wo der umlaut in etwas andern be- gründet liegt, z. b, in dem plural-er: blätter-ig, ränder- ig; zwei-ræder-ig wäre immer noch ac-form möglich, obſchon ich keinen beweis, höchſtens die analogie von laub-ig (loup-ac) beibringen kann. Den offenbar moder- *) es kann z. b. nichts verſchlagen, ob das ſubſt., von wel- chem das adj. hergeleitet wird, im pl. umlaute oder nicht, und doch haben einige deshalb lang-arm-ig neben lang-händ-ig aufge- ſtellt; lang-ärm-ig ſollte es heißen, wie langnæſig, langhälſig, tief- ängig, hochbrüſtig, langöhrig, kurzfüßig etc.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/312>, abgerufen am 22.11.2024.