*) Von aceipere? wie slav. jastreb von jati (capere)?
**) Vgl. niutan (capere) nioßan (vesci); vielleicht cibus mit ca- pere verwandt, b und p wechselnd (Schneider 1, 225. 226.)
***) Schwierig scheint der wechsel zwischen th und d in frathjan, froth, frothun und frods, rathjan und rodjan (desgleichen in stoth, stothun und stodjan, nr. 72.), zweierlei wurzel zu vermuthen verbietet die nähe der bedeutungen. Und das alth. vrad neben vruot stimmt völlig zur goth. anomalie, wiewohl neben redja kein retja, reta, aber ruota. Wie wenn ablaut und ableitung noch nicht gehörig erkannten einfluß auf abstufung des th in d, des d in t ausübten? Ich vergleiche das ags. seodan, sudon, sneidan, snidon, das alth. meidan, mitun (1, 252. 408. 867.). Also theilweise, dem gange der ganzen sprache vorauseilende lautsenkung, aber genau nach dem gesetz der verschiebung (1, 584.) Nicht unanalog geht die abstumpfung des s in r und die des h in g; vgl. schlußb. 10, a.
*) Von aceipere? wie ſlav. jaſtreb von jati (capere)?
**) Vgl. niutan (capere) nioƷan (veſci); vielleicht cibus mit ca- pere verwandt, b und p wechſelnd (Schneider 1, 225. 226.)
***) Schwierig ſcheint der wechſel zwiſchen þ und d in fraþjan, frôþ, frôþun und frôds, raþjan und rôdjan (desgleichen in ſtôþ, ſtôþun und ſtôdjan, nr. 72.), zweierlei wurzel zu vermuthen verbietet die nähe der bedeutungen. Und das alth. vrad neben vruot ſtimmt völlig zur goth. anomalie, wiewohl neben redja kein retja, reta, aber ruota. Wie wenn ablaut und ableitung noch nicht gehörig erkannten einfluß auf abſtufung des þ in d, des d in t ausübten? Ich vergleiche das agſ. ſëóðan, ſudon, ſnîðan, ſnidon, das alth. mîdan, mitun (1, 252. 408. 867.). Alſo theilweiſe, dem gange der ganzen ſprache vorauseilende lautſenkung, aber genau nach dem geſetz der verſchiebung (1, 584.) Nicht unanalog geht die abſtumpfung des ſ in r und die des h in g; vgl. ſchlußb. 10, α.
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[10/0028]
III. laut u. ablaut. verbliebene ſtarke verba.
alth. hapuh (accipiter *)) goth. hafts, alth. haft, altn. haptr
(vinctus) alth. haft, ſchwed. hafvande (praegnans, gra-
vida). — nr. 82. inſefjan (intelligere) altſ. ſebo (mens) altn.
ſefi (animus) hierher vielleicht mhd. ſaf (ſuccus) nhd. ſaft.
[at, ôt] das verbum 2ter anom. môtan (capere. va-
care) alth. muoƷan, muoƷa (vacuitas, licentia) goth.
môtjan (obviam ire) vgl. kinâda und nâhjan nr. 544b;
gleicher wurzel ſcheint mats (cibus) alth. maƷ, altn.
matr **) alth. kimaƷo (conviva, ſocius). —
[ad, ôd] nr. 83. altn. hlada (ſtruere, onerare) hladi
(ſtrues) hlad (agger) hlada (horreum) mhd. lade (ciſta)
agſ. hläd (onus) hläſt (onus navis, ladung) altn. hlaß
(onus carpenti); hlôd (fulcrum) vielleicht hlôdyn (eddi-
ſcher name der erde); da im agſ. hladan außer onerare
auch haurire bedeutet, könnte das mhd. ledic (vacuus)
durch exhauſtus erklärt werden. — nr. 84. altn. vada
(incedere, ruere) alth. watan; altn. ôdr (vehemens, ra-
bidus) goth. vôds, agſ. vôd (rabies) alth. wuot, altn. œdi
(furor) œda (furere) vgl. ôdinn, agſ. vôden, alth. wuo-
tan (n. deaſtri), gehört auch das dunkle goth. veitvôdjan
(teſtari, gleichſam ire in teſtimonium, procedere teſta-
tum) dahin?
[aþ, ôd] nr. 85. goth. fraþjan (ſapere) fraþi (mens)
alth. vrad (ſtrenuus); goth. frôds (intelligens) altn. frôdr.
agſ. frôd, alth. vruot, goth. frôdei (prudentia) alth.
vruotî, altn. frœdi. — nr. 86. goth. raþjan (ratiocinari)
raþjô (ratio) alth. redja, reda (ratio und ſermo) redôn
(loqui); goth. rôdjan (loqui) ***) altn. rœda (dicere) agſ.
*) Von aceipere? wie ſlav. jaſtreb von jati (capere)?
**) Vgl. niutan (capere) nioƷan (veſci); vielleicht cibus mit ca-
pere verwandt, b und p wechſelnd (Schneider 1, 225. 226.)
***) Schwierig ſcheint der wechſel zwiſchen þ und d in fraþjan,
frôþ, frôþun und frôds, raþjan und rôdjan (desgleichen
in ſtôþ, ſtôþun und ſtôdjan, nr. 72.), zweierlei wurzel zu
vermuthen verbietet die nähe der bedeutungen. Und das
alth. vrad neben vruot ſtimmt völlig zur goth. anomalie,
wiewohl neben redja kein retja, reta, aber ruota. Wie
wenn ablaut und ableitung noch nicht gehörig erkannten
einfluß auf abſtufung des þ in d, des d in t ausübten?
Ich vergleiche das agſ. ſëóðan, ſudon, ſnîðan, ſnidon, das
alth. mîdan, mitun (1, 252. 408. 867.). Alſo theilweiſe,
dem gange der ganzen ſprache vorauseilende lautſenkung,
aber genau nach dem geſetz der verſchiebung (1, 584.) Nicht
unanalog geht die abſtumpfung des ſ in r und die des h
in g; vgl. ſchlußb. 10, α.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/28>, abgerufen am 24.11.2024.
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