(nr. 115.) geinan (nr. 117.) erzeugen sich swin-den, gin- den (oben s. 71.); zu bin-dan (nr. 382.) ist das analoge beinan verloren, von welchem jedoch pein (os, ossis, goth. bain? *) und das altn. beina (expedire) übrig ge- blieben scheinen. Wahrscheinlich entspringt auf gleichem wege kin-d (infans) aus keinan (germinare nr. 111.) vgl. genethle. Ohne zweifel sind pran-t, upar-wan-t aus prin- nan, winnan (nr. 371. 376.) geleitet, unsicher ran-t aus rinnan (nr. 374.), wie wenn es für ram-t stünde und aus riman flöße, dem auch rim-pan (nr. 367.) gehörte? dann wären ram-t und ram-pht einander näher. Ebenso könnte man das sonst unerklärliche san-t (arena) deuten aus sam-t, sam-at und dem griech. psam-athos (psammos, wie amathos, ammos) zur seite stellen; die wurzel wäre nr. 565. Von qvilan (nr. 315.) stammt cvil-d; von milan (nr. 560.) mul-da, mol-ta; von faran (nr. 73.) var-t; von skairan (nr. 327.) skar-d, scar-ta, scur-t; von svaran (nr. 74.) suar-t; von bairan (nr. 325.) par-t; von tairan (nr. 326.) vermuthlich zar-t (zerbrechlich, tener, delica- tus) und so noch andere. Oft aber liegt die wurzel im dunkel. Wenn auch stal-dan aus stalan (nr. 464.) her- rührt, so weiß man nicht recht, ob in standan das d ab- leitend sei (stan-dan) oder wurzelhaft und das n einge- schoben (wie vorhin s. 216. in glintan)? und wie blind-s (coecus)? vgl. das s. 218. übersehene blin-zen (coecutire) Parc. 187c [ahd. plin-azan?
d) da noch so viele -d (-t) bedenklich sind, läßt sich ihr unterschied von den ableitenden -th (d) für die be- deutung kaum auseinandersetzten. Warum hat ga-faur- ds ein d und ga-baur-ths ein th? Man müste von der- selben wurzel ein wort mit jeder ableitung vor fich ha- ben, um ihren abweichenden sinn zu laßen (vgl. schluß- bemerk. zu -th über chunt, chund, enti, endi, chind, ceid und ceild). Merkbarer steht von beiden die ableitung -t (-z, ß) ab, vgl. z. b. ags. tear-t (asper) mit ahd. zar-t (tener), beide aus nr. 326. fließend, nur daß der ahd. mundart gerade zar-z, der ags. tear-d mangelt, der altn. das eine wie das andere. Zuweilen kann durch entstel- lung des organismus ein ableitungsbuchstabe für drei ver- schiedene stehen, z. b. das -t im nhd. nach-t, hech-t, lich-t entspricht gothischem nah-ts, hak-ids (?), liuh-ath.
*) vgl. baina-bagms (morus, suk[u]minos) bein-baum? wozu doch kein anderer name stimmt.
III. conſonantiſche ableitungen. D.
(nr. 115.) geinan (nr. 117.) erzeugen ſich ſwin-den, gin- den (oben ſ. 71.); zu bin-dan (nr. 382.) iſt das analoge beinan verloren, von welchem jedoch pein (os, oſſis, goth. báin? *) und das altn. beina (expedire) übrig ge- blieben ſcheinen. Wahrſcheinlich entſpringt auf gleichem wege kin-d (infans) aus keinan (germinare nr. 111.) vgl. γενέθλη. Ohne zweifel ſind pran-t, upar-wan-t aus prin- nan, winnan (nr. 371. 376.) geleitet, unſicher ran-t aus rinnan (nr. 374.), wie wenn es für ram-t ſtünde und aus riman flöße, dem auch rim-pan (nr. 367.) gehörte? dann wären ram-t und ram-pht einander näher. Ebenſo könnte man das ſonſt unerklärliche ſan-t (arena) deuten aus ſam-t, ſam-at und dem griech. ψάμ-αθος (ψάμμος, wie ἄμαθος, ἄμμος) zur ſeite ſtellen; die wurzel wäre nr. 565. Von qvilan (nr. 315.) ſtammt cvil-d; von milan (nr. 560.) mul-da, mol-ta; von faran (nr. 73.) var-t; von ſkaíran (nr. 327.) ſkar-d, ſcar-ta, ſcur-t; von ſvaran (nr. 74.) ſuar-t; von baíran (nr. 325.) par-t; von taíran (nr. 326.) vermuthlich zar-t (zerbrechlich, tener, delica- tus) und ſo noch andere. Oft aber liegt die wurzel im dunkel. Wenn auch ſtal-dan aus ſtalan (nr. 464.) her- rührt, ſo weiß man nicht recht, ob in ſtandan das d ab- leitend ſei (ſtan-dan) oder wurzelhaft und das n einge- ſchoben (wie vorhin ſ. 216. in glintan)? und wie blind-s (coecus)? vgl. das ſ. 218. überſehene blin-zen (coecutire) Parc. 187c [ahd. plin-azan?
d) da noch ſo viele -d (-t) bedenklich ſind, läßt ſich ihr unterſchied von den ableitenden -þ (d) für die be- deutung kaum auseinanderſetzten. Warum hat ga-faúr- ds ein d und ga-baúr-þs ein þ? Man müſte von der- ſelben wurzel ein wort mit jeder ableitung vor fich ha- ben, um ihren abweichenden ſinn zu laßen (vgl. ſchluß- bemerk. zu -þ über chunt, chund, enti, endi, chind, cîd und cîld). Merkbarer ſteht von beiden die ableitung -t (-z, Ʒ) ab, vgl. z. b. agſ. tëar-t (aſper) mit ahd. zar-t (tener), beide aus nr. 326. fließend, nur daß der ahd. mundart gerade zar-z, der agſ. tëar-d mangelt, der altn. das eine wie das andere. Zuweilen kann durch entſtel- lung des organiſmus ein ableitungsbuchſtabe für drei ver- ſchiedene ſtehen, z. b. das -t im nhd. nach-t, hech-t, lich-t entſpricht gothiſchem nah-ts, hak-ids (?), liuh-aþ.
*) vgl. báina-bagms (morus, συκ[ύ]μινος) bein-baum? wozu doch kein anderer name ſtimmt.
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III. conſonantiſche ableitungen. D.
(nr. 115.) geinan (nr. 117.) erzeugen ſich ſwin-den, gin-
den (oben ſ. 71.); zu bin-dan (nr. 382.) iſt das analoge
beinan verloren, von welchem jedoch pein (os, oſſis,
goth. báin? *) und das altn. beina (expedire) übrig ge-
blieben ſcheinen. Wahrſcheinlich entſpringt auf gleichem
wege kin-d (infans) aus keinan (germinare nr. 111.) vgl.
γενέθλη. Ohne zweifel ſind pran-t, upar-wan-t aus prin-
nan, winnan (nr. 371. 376.) geleitet, unſicher ran-t aus
rinnan (nr. 374.), wie wenn es für ram-t ſtünde und aus
riman flöße, dem auch rim-pan (nr. 367.) gehörte? dann
wären ram-t und ram-pht einander näher. Ebenſo
könnte man das ſonſt unerklärliche ſan-t (arena) deuten
aus ſam-t, ſam-at und dem griech. ψάμ-αθος (ψάμμος,
wie ἄμαθος, ἄμμος) zur ſeite ſtellen; die wurzel wäre
nr. 565. Von qvilan (nr. 315.) ſtammt cvil-d; von milan
(nr. 560.) mul-da, mol-ta; von faran (nr. 73.) var-t; von
ſkaíran (nr. 327.) ſkar-d, ſcar-ta, ſcur-t; von ſvaran
(nr. 74.) ſuar-t; von baíran (nr. 325.) par-t; von taíran
(nr. 326.) vermuthlich zar-t (zerbrechlich, tener, delica-
tus) und ſo noch andere. Oft aber liegt die wurzel im
dunkel. Wenn auch ſtal-dan aus ſtalan (nr. 464.) her-
rührt, ſo weiß man nicht recht, ob in ſtandan das d ab-
leitend ſei (ſtan-dan) oder wurzelhaft und das n einge-
ſchoben (wie vorhin ſ. 216. in glintan)? und wie blind-s
(coecus)? vgl. das ſ. 218. überſehene blin-zen (coecutire)
Parc. 187c [ahd. plin-azan?
d) da noch ſo viele -d (-t) bedenklich ſind, läßt ſich
ihr unterſchied von den ableitenden -þ (d) für die be-
deutung kaum auseinanderſetzten. Warum hat ga-faúr-
ds ein d und ga-baúr-þs ein þ? Man müſte von der-
ſelben wurzel ein wort mit jeder ableitung vor fich ha-
ben, um ihren abweichenden ſinn zu laßen (vgl. ſchluß-
bemerk. zu -þ über chunt, chund, enti, endi, chind,
cîd und cîld). Merkbarer ſteht von beiden die ableitung
-t (-z, Ʒ) ab, vgl. z. b. agſ. tëar-t (aſper) mit ahd. zar-t
(tener), beide aus nr. 326. fließend, nur daß der ahd.
mundart gerade zar-z, der agſ. tëar-d mangelt, der altn.
das eine wie das andere. Zuweilen kann durch entſtel-
lung des organiſmus ein ableitungsbuchſtabe für drei ver-
ſchiedene ſtehen, z. b. das -t im nhd. nach-t, hech-t,
lich-t entſpricht gothiſchem nah-ts, hak-ids (?), liuh-aþ.
*) vgl. báina-bagms (morus, συκύμινος) bein-baum? wozu doch
kein anderer name ſtimmt.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/250>, abgerufen am 22.11.2024.
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