b) da die spiranten keiner lautabstufung unterliegen, so entspricht es auch dem lat. v, oft in den nämlichen wörtern, vgl. ahva mit aqva, aeqvor; viduvo mit vidua, vidva; elo, elawer mit gilvus; valo, valawer mit flavus oder fulvus; chalo, chalawer mit calvus. In den beiden letzten läßt die zu große einstimmung der anlautenden cons. fast auf entlehnung schließen. Dasselbe -v herrscht auch in vielen andern lat. wörtern, z. b. mil-vus, ner- vus, ung-vis auf dieselbe weise.
c) wechsel des v mit andern consonanten: mit m in swal-me Bon. 23, 2. 40, 21. f. swal-we, vermuthlich nach- dem vorher w in b verhärtet worden war, denn lb wird in den volksdialecten leicht zu lm vgl. alb und alm; so- gar altn. helmeing (dimidium) f. helfeing, halfeing. Orga- nischer ist wechsel zwischen v und h, ahd. verah, dat. verahu (anima) altn. fiör, fiörvi; ags. frätvum (ornamen- tis) alts. fratahun; mhd. schilhen und schilwen; und so wird aus ags. fur-h (sulcus(ahd. vur-iha, engl. furr-ow. Tadel- hafter scheint das im engl. so häufige -ow statt des ags. g, z. b. bill-ow (unda); will-ow (salix); morr-ow; sorr-ow; burr-ow; tall-ow; harr-ow st. des ags. byl-ige, vil-ige etc. d. h. sowohl für das wahre g, als das aus -j entsprungne -ig, letzteres auch in den verbis hol-low (excavare, holi- gean); bel-low (latrare) winn-ow (ventilare) etc. in foll- ow, hall-ow ist wahres g (fylgian, halgian). In wind- ow (fenestra) steckt sogar die compos. altn. vind-auga, obgleich ich kein ags. vind-eage weiß.
ableitungen mit T.
hier tritt der eigne fall ein, daß sich in gewissen con- sonanzverbindungen viele ableitende t erhalten haben, die der gewöhnlichen lautverschiebung widerstreben, d. h. dem lat. t entsprechen, nicht dem lat. d. Sie bleiben auch in allen deutschen dialecten unverrückt, d. h. solche goth. t werden keine hochd. z, ß. Von ihnen sind die andern t, welche der lautverschiebung folgen, sorgfältig zu trennen.
I. goth. T. = ahd. T, = lat. T.
sie finden statt in den verbindungen ft, st, ht, deren erster consonant offenbar zur wurzel oder zu einer vor- hergehenden ableitung gehört. Das t bewirkt aber eine ableitung, sei es die erste oder die zweite, und darf nie zur wurzel gerechnet werden. ft und ht lauten im deut-
N
III. conſonantiſche ableitungen. V. T.
b) da die ſpiranten keiner lautabſtufung unterliegen, ſo entſpricht es auch dem lat. v, oft in den nämlichen wörtern, vgl. ahva mit aqva, aeqvor; viduvô mit vidua, vidva; ëlo, ëlawêr mit gilvus; valo, valawêr mit flavus oder fulvus; chalo, chalawêr mit calvus. In den beiden letzten läßt die zu große einſtimmung der anlautenden conſ. faſt auf entlehnung ſchließen. Dasſelbe -v herrſcht auch in vielen andern lat. wörtern, z. b. mil-vus, ner- vus, ung-vis auf dieſelbe weiſe.
c) wechſel des v mit andern conſonanten: mit m in ſwal-me Bon. 23, 2. 40, 21. f. ſwal-we, vermuthlich nach- dem vorher w in b verhärtet worden war, denn lb wird in den volksdialecten leicht zu lm vgl. alb und alm; ſo- gar altn. helmîng (dimidium) f. helfîng, hâlfîng. Orga- niſcher iſt wechſel zwiſchen v und h, ahd. vërah, dat. vërahu (anima) altn. fiör, fiörvi; agſ. frätvum (ornamen- tis) altſ. fratahun; mhd. ſchilhen und ſchilwen; und ſo wird aus agſ. fur-h (ſulcus(ahd. vur-iha, engl. furr-ow. Tadel- hafter ſcheint das im engl. ſo häufige -ow ſtatt des agſ. g, z. b. bill-ow (unda); will-ow (ſalix); morr-ow; ſorr-ow; burr-ow; tall-ow; harr-ow ſt. des agſ. byl-ige, vil-ige etc. d. h. ſowohl für das wahre g, als das aus -j entſprungne -ig, letzteres auch in den verbis hol-low (excavare, holi- gean); bel-low (latrare) winn-ow (ventilare) etc. in foll- ow, hall-ow iſt wahres g (fylgian, hâlgian). In wind- ow (feneſtra) ſteckt ſogar die compoſ. altn. vind-auga, obgleich ich kein agſ. vind-eáge weiß.
ableitungen mit T.
hier tritt der eigne fall ein, daß ſich in gewiſſen con- ſonanzverbindungen viele ableitende t erhalten haben, die der gewöhnlichen lautverſchiebung widerſtreben, d. h. dem lat. t entſprechen, nicht dem lat. d. Sie bleiben auch in allen deutſchen dialecten unverrückt, d. h. ſolche goth. t werden keine hochd. z, Ʒ. Von ihnen ſind die andern t, welche der lautverſchiebung folgen, ſorgfältig zu trennen.
I. goth. T. = ahd. T, = lat. T.
ſie finden ſtatt in den verbindungen ft, ſt, ht, deren erſter conſonant offenbar zur wurzel oder zu einer vor- hergehenden ableitung gehört. Das t bewirkt aber eine ableitung, ſei es die erſte oder die zweite, und darf nie zur wurzel gerechnet werden. ft und ht lauten im deut-
N
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0211"n="193"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">conſonantiſche ableitungen. V. T.</hi></hi></fw><lb/><p>b) da die ſpiranten keiner lautabſtufung unterliegen,<lb/>ſo entſpricht es auch dem lat. v, oft in den nämlichen<lb/>
wörtern, vgl. ahva mit aqva, aeqvor; viduvô mit vidua,<lb/>
vidva; ëlo, ëlawêr mit gilvus; valo, valawêr mit flavus<lb/>
oder fulvus; chalo, chalawêr mit calvus. In den beiden<lb/>
letzten läßt die zu große einſtimmung der anlautenden<lb/>
conſ. faſt auf entlehnung ſchließen. Dasſelbe -v herrſcht<lb/>
auch in vielen andern lat. wörtern, z. b. mil-vus, ner-<lb/>
vus, ung-vis auf dieſelbe weiſe.</p><lb/><p>c) wechſel des v mit andern conſonanten: mit m in<lb/>ſwal-me Bon. 23, 2. 40, 21. f. ſwal-we, vermuthlich nach-<lb/>
dem vorher w in b verhärtet worden war, denn <hirendition="#i">lb</hi> wird<lb/>
in den volksdialecten leicht zu <hirendition="#i">lm</hi> vgl. alb und alm; ſo-<lb/>
gar altn. helmîng (dimidium) f. helfîng, hâlfîng. Orga-<lb/>
niſcher iſt wechſel zwiſchen v und h, ahd. vërah, dat.<lb/>
vërahu (anima) altn. fiör, fiörvi; agſ. frätvum (ornamen-<lb/>
tis) altſ. fratahun; mhd. ſchilhen und ſchilwen; und ſo wird<lb/>
aus agſ. fur-h (ſulcus(ahd. vur-iha, engl. furr-ow. Tadel-<lb/>
hafter ſcheint das im engl. ſo häufige -ow ſtatt des agſ. g,<lb/>
z. b. bill-ow (unda); will-ow (ſalix); morr-ow; ſorr-ow;<lb/>
burr-ow; tall-ow; harr-ow ſt. des agſ. byl-ige, vil-ige etc.<lb/>
d. h. ſowohl für das wahre g, als das aus -j entſprungne<lb/>
-ig, letzteres auch in den verbis hol-low (excavare, holi-<lb/>
gean); bel-low (latrare) winn-ow (ventilare) etc. in foll-<lb/>
ow, hall-ow iſt wahres g (fylgian, hâlgian). In wind-<lb/>
ow (feneſtra) ſteckt ſogar die compoſ. altn. vind-auga,<lb/>
obgleich ich kein agſ. vind-eáge weiß.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#i">ableitungen mit T.</hi></head><lb/><p>hier tritt der eigne fall ein, daß ſich in gewiſſen con-<lb/>ſonanzverbindungen viele ableitende t erhalten haben, die<lb/>
der gewöhnlichen lautverſchiebung widerſtreben, d. h. dem<lb/>
lat. t entſprechen, nicht dem lat. d. Sie bleiben auch in<lb/>
allen deutſchen dialecten unverrückt, d. h. ſolche goth. t<lb/>
werden keine hochd. z, Ʒ. Von ihnen ſind die andern t,<lb/>
welche der lautverſchiebung folgen, ſorgfältig zu trennen.</p><lb/><divn="5"><head>I. <hirendition="#i">goth. T.</hi> = <hirendition="#i">ahd. T,</hi> = <hirendition="#i">lat. T.</hi></head><lb/><p>ſie finden ſtatt in den verbindungen <hirendition="#i">ft</hi>, <hirendition="#i">ſt</hi>, <hirendition="#i">ht</hi>, deren<lb/>
erſter conſonant offenbar zur wurzel oder zu einer vor-<lb/>
hergehenden ableitung gehört. Das t bewirkt aber eine<lb/>
ableitung, ſei es die erſte oder die zweite, und darf nie<lb/>
zur wurzel gerechnet werden. ft und ht lauten im deut-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[193/0211]
III. conſonantiſche ableitungen. V. T.
b) da die ſpiranten keiner lautabſtufung unterliegen,
ſo entſpricht es auch dem lat. v, oft in den nämlichen
wörtern, vgl. ahva mit aqva, aeqvor; viduvô mit vidua,
vidva; ëlo, ëlawêr mit gilvus; valo, valawêr mit flavus
oder fulvus; chalo, chalawêr mit calvus. In den beiden
letzten läßt die zu große einſtimmung der anlautenden
conſ. faſt auf entlehnung ſchließen. Dasſelbe -v herrſcht
auch in vielen andern lat. wörtern, z. b. mil-vus, ner-
vus, ung-vis auf dieſelbe weiſe.
c) wechſel des v mit andern conſonanten: mit m in
ſwal-me Bon. 23, 2. 40, 21. f. ſwal-we, vermuthlich nach-
dem vorher w in b verhärtet worden war, denn lb wird
in den volksdialecten leicht zu lm vgl. alb und alm; ſo-
gar altn. helmîng (dimidium) f. helfîng, hâlfîng. Orga-
niſcher iſt wechſel zwiſchen v und h, ahd. vërah, dat.
vërahu (anima) altn. fiör, fiörvi; agſ. frätvum (ornamen-
tis) altſ. fratahun; mhd. ſchilhen und ſchilwen; und ſo wird
aus agſ. fur-h (ſulcus(ahd. vur-iha, engl. furr-ow. Tadel-
hafter ſcheint das im engl. ſo häufige -ow ſtatt des agſ. g,
z. b. bill-ow (unda); will-ow (ſalix); morr-ow; ſorr-ow;
burr-ow; tall-ow; harr-ow ſt. des agſ. byl-ige, vil-ige etc.
d. h. ſowohl für das wahre g, als das aus -j entſprungne
-ig, letzteres auch in den verbis hol-low (excavare, holi-
gean); bel-low (latrare) winn-ow (ventilare) etc. in foll-
ow, hall-ow iſt wahres g (fylgian, hâlgian). In wind-
ow (feneſtra) ſteckt ſogar die compoſ. altn. vind-auga,
obgleich ich kein agſ. vind-eáge weiß.
ableitungen mit T.
hier tritt der eigne fall ein, daß ſich in gewiſſen con-
ſonanzverbindungen viele ableitende t erhalten haben, die
der gewöhnlichen lautverſchiebung widerſtreben, d. h. dem
lat. t entſprechen, nicht dem lat. d. Sie bleiben auch in
allen deutſchen dialecten unverrückt, d. h. ſolche goth. t
werden keine hochd. z, Ʒ. Von ihnen ſind die andern t,
welche der lautverſchiebung folgen, ſorgfältig zu trennen.
I. goth. T. = ahd. T, = lat. T.
ſie finden ſtatt in den verbindungen ft, ſt, ht, deren
erſter conſonant offenbar zur wurzel oder zu einer vor-
hergehenden ableitung gehört. Das t bewirkt aber eine
ableitung, ſei es die erſte oder die zweite, und darf nie
zur wurzel gerechnet werden. ft und ht lauten im deut-
N
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/211>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.