b) zweiter declination goth. keins nachzuweisen, zu vermuthen ar-vis (frustra- neus) aus dem adv. ar-vjo. -- ahd. desgleichen ar-awi aus dem adv. arawun (incassum); in triuwi (fidus) scheint das w der ableitung zu gehören, wenn man das goth. trigg-vs zum maßstab stellend ein trink-awer, trink-wer, zwischen welchen und triu-wer andere, uns ver- lorne mittelglieder liegen müßen, annähme; oder wäre triuwi die einfachere, triggvs die erweiterte form (1, 325. 326.)? in enk-i (angustus) ist das w ausgeworfen, früher ank-awi, ank-awu? --
g) dritter declination, goth. agg-vus (angustus); hnasq-vus (tener); glagg-vus (solers) aus dem adv. glaggvuba gefolgert; man-vus (pa- ratus); thlaq-vus (mollis). -- das ahd. kla-o, kla-wer ist einziges überbleibsel und verhält sich einigermaßen zu glagg-vus wie triuwer zu triggvus, nur daß es ohne kennzeichen nicht klawi heißt, wie triuwi, sondern klao, klau. Das altn. glöggr und ähnliche sind als zur ersten decl. übergegangen anzusehen. --
3) verba,
a) starker conjugation, die goth. verba leih-van (nr. 195.); saih-van (nr. 308.); vil-van (nr. 348.); sigg-van (nr. 389.); stigg-van (nr. 399.); bligg-van (nr. 410.); sigg-van (nr. 411.) und wahrschein- lich noch einige ähnliche, die noch nicht nachzuweisen stehen; alle von den verbis mit bloßem h, l, gq und gg genau zu unterscheiden z. b. von fraihan (nr. 307.); drigkan (nr. 397.) und stiggan (pungere), nr. 318) *). Im
*) wo die goth. form übersehen worden ist; sie steht zwar nur Matth. 5, 29. wenn man us-stagg in us-stigg emendiert, da staggau kein inf. sein kann.
β) zweiter declination goth. keins nachzuweiſen, zu vermuthen ar-vis (fruſtra- neus) aus dem adv. ar-vjô. — ahd. desgleichen ar-awi aus dem adv. arawun (incaſſum); in triuwi (fidus) ſcheint das w der ableitung zu gehören, wenn man das goth. trigg-vs zum maßſtab ſtellend ein trink-awêr, trink-wêr, zwiſchen welchen und triu-wêr andere, uns ver- lorne mittelglieder liegen müßen, annähme; oder wäre triuwi die einfachere, triggvs die erweiterte form (1, 325. 326.)? in enk-i (anguſtus) iſt das w ausgeworfen, früher ank-awi, ank-awu? —
γ) dritter declination, goth. agg-vus (anguſtus); hnaſq-vus (tener); glagg-vus (ſolers) aus dem adv. glaggvuba gefolgert; man-vus (pa- ratus); þlaq-vus (mollis). — das ahd. kla-o, kla-wêr iſt einziges überbleibſel und verhält ſich einigermaßen zu glagg-vus wie triuwêr zu triggvus, nur daß es ohne kennzeichen nicht klawi heißt, wie triuwi, ſondern klao, klau. Das altn. glöggr und ähnliche ſind als zur erſten decl. übergegangen anzuſehen. —
3) verba,
α) ſtarker conjugation, die goth. verba leih-van (nr. 195.); ſaíh-van (nr. 308.); vil-van (nr. 348.); ſigg-van (nr. 389.); ſtigg-van (nr. 399.); bligg-van (nr. 410.); ſigg-van (nr. 411.) und wahrſchein- lich noch einige ähnliche, die noch nicht nachzuweiſen ſtehen; alle von den verbis mit bloßem h, l, gq und gg genau zu unterſcheiden z. b. von fraíhan (nr. 307.); drigkan (nr. 397.) und ſtiggan (pungere), nr. 318) *). Im
*) wo die goth. form überſehen worden iſt; ſie ſteht zwar nur Matth. 5, 29. wenn man us-ſtagg in us-ſtigg emendiert, da ſtaggau kein inf. ſein kann.
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III. conſonantiſche ableitungen. V.
erſcheinen und beide lauten das a um: döck-r, döck-vi
(niger); föl-r, föl-vi (pallidus); glögg-r, glögg-vi (parcus);
gör-r, gör-vi (paratus); hrygg-r, hrygg-vi (triſtis);
myrk-r, myrk-vi (tenebroſus); öl-r, öl-vi (ebrius); öng-r
öng-vi (anguſtus); ör, ör-vi (celer); röſk-r, röſk-vi (ſtre-
nuus); ſnögg-r, ſnögg-vi (glaber); ſögg-r, ſögg-vi (ma-
didus); trygg-r, trygg-vi (fidus); þraung-r, þraung-vi
(anguſtus). — mhd. gël, gël-wer; gar, gar-wer; kal, kal-
wer; ſal, ſal-wer; var, var-wer. — nhd. gel-b; far-b;
fal-b (neben fâl); aber kâl (nicht kal-b). — engl. call-ow;
fall-ow; narr-ow; yell-ow.
β) zweiter declination
goth. keins nachzuweiſen, zu vermuthen ar-vis (fruſtra-
neus) aus dem adv. ar-vjô. — ahd. desgleichen ar-awi
aus dem adv. arawun (incaſſum); in triuwi (fidus) ſcheint
das w der ableitung zu gehören, wenn man das goth.
trigg-vs zum maßſtab ſtellend ein trink-awêr, trink-wêr,
zwiſchen welchen und triu-wêr andere, uns ver-
lorne mittelglieder liegen müßen, annähme; oder wäre
triuwi die einfachere, triggvs die erweiterte form (1, 325.
326.)? in enk-i (anguſtus) iſt das w ausgeworfen, früher
ank-awi, ank-awu? —
γ) dritter declination,
goth. agg-vus (anguſtus); hnaſq-vus (tener); glagg-vus
(ſolers) aus dem adv. glaggvuba gefolgert; man-vus (pa-
ratus); þlaq-vus (mollis). — das ahd. kla-o, kla-wêr iſt
einziges überbleibſel und verhält ſich einigermaßen zu
glagg-vus wie triuwêr zu triggvus, nur daß es ohne
kennzeichen nicht klawi heißt, wie triuwi, ſondern klao,
klau. Das altn. glöggr und ähnliche ſind als zur erſten
decl. übergegangen anzuſehen. —
3) verba,
α) ſtarker conjugation,
die goth. verba leih-van (nr. 195.); ſaíh-van (nr. 308.);
vil-van (nr. 348.); ſigg-van (nr. 389.); ſtigg-van (nr. 399.);
bligg-van (nr. 410.); ſigg-van (nr. 411.) und wahrſchein-
lich noch einige ähnliche, die noch nicht nachzuweiſen
ſtehen; alle von den verbis mit bloßem h, l, gq und
gg genau zu unterſcheiden z. b. von fraíhan (nr. 307.);
drigkan (nr. 397.) und ſtiggan (pungere), nr. 318) *). Im
*) wo die goth. form überſehen worden iſt; ſie ſteht zwar
nur Matth. 5, 29. wenn man us-ſtagg in us-ſtigg emendiert, da
ſtaggau kein inf. ſein kann.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/208>, abgerufen am 25.11.2024.
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