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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. N.
men habe, umlauten, ist noch genauer zu prüfen, we-
nigstens scheinen gute hss. ohne umlaut zu lesen: bluo-
mein, pfawein, vrouwein, rosein, marmelein, hornein, zobe-
lein. Selten verkürzt sich das -ein in tonloses -en, doch
gibt es beispiele, Herb. 54b steinen (lapideus): weinen. --

nhd. ist diese ableitung beschränkt, auch formell ge-
sunken, dem mhd. -ein entspricht kein -ein, sondern -en,
bei vorausgehendem bildungs-er bloßes -n. Der umlaut
hört auf. Außer der materiellen findet keine weitere be-
ziehung statt. Beispiele: eich-en; tann-en; gold-en; sil-
ber-n; eiser-n; eher-n (f. ehr-en, er-en); kupfer-n; me-
tall-en; ird-en; woll-en; seid-en; lein-en; tauch-en; le-
der-n; hanf-en. Mit paragogischem plural-er und davon
abhängigem umlaut sind geleitet: hölzer-n; dörner-n; hör-
ner-n; bretter-n; gläser-n; und diese -er-n sowohl als
die in silb-er-n, kupf-er-n etc. für -ern nehmend, hat
man misgegriffen und ein unorg. bein-ern; stein-ern;
thoen-ern; wächs-ern (cereus); flächs-ern; stähl-ern; mes-
sing-ern; für bein-en, stein-en etc. eingeführt; das ge-
meine volk wagt selbst: gold-ern, tauch-ern etc. Viele
sind abgestorben, z. b. es läßt sich nicht mehr sagen:
blaumen, rosen, linden, disteln, feuern etc. ebensowenig
von thierfleisch und pelzwerk ein solches adj. brauchen;
nur oberdeutsche volksdialecte haben in diesem sinne:
lämmern, kälbern, schweinern, schaefen etc. behalten. --

nnl. keine solche verwilderung, sondern regelfestes
-en: ard-en (terreus): glaz-en (vitreus); eizer-en (ferreus);
ben-en (osseus): goud-en; zilver-en; hout-en (ligneus);
hennip-en (cannabinus); gerst-en (hordeaceus) etc. --

engl. nur wenige: ash-en; beech-en; braz-en; flax-
en; glaz-en; gold-en; lead-en; silk-en; wood-en; wooll-
en. --

allgemeine anmerkung: es liegt in der natur dieser
ableitung, insofern sie ganz unmittelbar vom subst. ent-
springende adj. zeugt, daß aus ihnen nicht wie aus an-
dern adj. adverbia, feminina auf -ei und verba gebildet
werden können. Aus ahd. epan fließt z. b. epano (ae-
qualiter) epanei (aequalitas) epanon (aequare); allein aus
hulzein weder hulzeino, noch hulzeinei, noch hulzeinon. Sie
leiden eigentlich auch keine steigerung (cap. VII.); wo
stünde ein hulzeinoro, hulzeinoster zu lesen? *). Sie sind

*) gerade so bilden die latein. auf -eus, -aceus weder ein
adv. auf -e, -iter, noch werden sie compariert, (woran nicht ge-
M 2

III. conſonantiſche ableitungen. N.
men habe, umlauten, iſt noch genauer zu prüfen, we-
nigſtens ſcheinen gute hſſ. ohne umlaut zu leſen: bluo-
mîn, pfâwîn, vrouwîn, rôſîn, marmelîn, hornîn, zobe-
lîn. Selten verkürzt ſich das -în in tonloſes -en, doch
gibt es beiſpiele, Herb. 54b ſteinen (lapideus): weinen. —

nhd. iſt dieſe ableitung beſchränkt, auch formell ge-
ſunken, dem mhd. -în entſpricht kein -ein, ſondern -en,
bei vorausgehendem bildungs-er bloßes -n. Der umlaut
hört auf. Außer der materiellen findet keine weitere be-
ziehung ſtatt. Beiſpiele: eich-en; tann-en; gold-en; ſil-
ber-n; eiſer-n; eher-n (f. ehr-en, êr-en); kupfer-n; me-
tall-en; ird-en; woll-en; ſeid-en; lein-en; tûch-en; lê-
der-n; hanf-en. Mit paragogiſchem plural-er und davon
abhängigem umlaut ſind geleitet: hölzer-n; dörner-n; hör-
ner-n; bretter-n; gläſer-n; und dieſe -er-n ſowohl als
die in ſilb-er-n, kupf-er-n etc. für -ern nehmend, hat
man misgegriffen und ein unorg. bein-ern; ſtein-ern;
thœn-ern; wächſ-ern (cereus); flächſ-ern; ſtähl-ern; meſ-
ſing-ern; für bein-en, ſtein-en etc. eingeführt; das ge-
meine volk wagt ſelbſt: gold-ern, tûch-ern etc. Viele
ſind abgeſtorben, z. b. es läßt ſich nicht mehr ſagen:
blûmen, rôſen, linden, diſteln, feuern etc. ebenſowenig
von thierfleiſch und pelzwerk ein ſolches adj. brauchen;
nur oberdeutſche volksdialecte haben in dieſem ſinne:
lämmern, kälbern, ſchweinern, ſchæfen etc. behalten. —

nnl. keine ſolche verwilderung, ſondern regelfeſtes
-en: ârd-en (terreus): glâz-en (vitreus); îzer-en (ferreus);
bên-en (oſſeus): goud-en; zilver-en; hout-en (ligneus);
hennip-en (cannabinus); gerſt-en (hordeaceus) etc. —

engl. nur wenige: aſh-en; beech-en; braz-en; flax-
en; glaz-en; gold-en; lead-en; ſilk-en; wood-en; wooll-
en. —

allgemeine anmerkung: es liegt in der natur dieſer
ableitung, inſofern ſie ganz unmittelbar vom ſubſt. ent-
ſpringende adj. zeugt, daß aus ihnen nicht wie aus an-
dern adj. adverbia, feminina auf -î und verba gebildet
werden können. Aus ahd. ëpan fließt z. b. ëpano (ae-
qualiter) ëpanî (aequalitas) ëpanôn (aequare); allein aus
hulzîn weder hulzîno, noch hulzînî, noch hulzînôn. Sie
leiden eigentlich auch keine ſteigerung (cap. VII.); wo
ſtünde ein hulzînôro, hulzînôſtêr zu leſen? *). Sie ſind

*) gerade ſo bilden die latein. auf -eus, -aceus weder ein
adv. auf -e, -iter, noch werden ſie compariert, (woran nicht ge-
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[179/0197] III. conſonantiſche ableitungen. N. men habe, umlauten, iſt noch genauer zu prüfen, we- nigſtens ſcheinen gute hſſ. ohne umlaut zu leſen: bluo- mîn, pfâwîn, vrouwîn, rôſîn, marmelîn, hornîn, zobe- lîn. Selten verkürzt ſich das -în in tonloſes -en, doch gibt es beiſpiele, Herb. 54b ſteinen (lapideus): weinen. — nhd. iſt dieſe ableitung beſchränkt, auch formell ge- ſunken, dem mhd. -în entſpricht kein -ein, ſondern -en, bei vorausgehendem bildungs-er bloßes -n. Der umlaut hört auf. Außer der materiellen findet keine weitere be- ziehung ſtatt. Beiſpiele: eich-en; tann-en; gold-en; ſil- ber-n; eiſer-n; eher-n (f. ehr-en, êr-en); kupfer-n; me- tall-en; ird-en; woll-en; ſeid-en; lein-en; tûch-en; lê- der-n; hanf-en. Mit paragogiſchem plural-er und davon abhängigem umlaut ſind geleitet: hölzer-n; dörner-n; hör- ner-n; bretter-n; gläſer-n; und dieſe -er-n ſowohl als die in ſilb-er-n, kupf-er-n etc. für -ern nehmend, hat man misgegriffen und ein unorg. bein-ern; ſtein-ern; thœn-ern; wächſ-ern (cereus); flächſ-ern; ſtähl-ern; meſ- ſing-ern; für bein-en, ſtein-en etc. eingeführt; das ge- meine volk wagt ſelbſt: gold-ern, tûch-ern etc. Viele ſind abgeſtorben, z. b. es läßt ſich nicht mehr ſagen: blûmen, rôſen, linden, diſteln, feuern etc. ebenſowenig von thierfleiſch und pelzwerk ein ſolches adj. brauchen; nur oberdeutſche volksdialecte haben in dieſem ſinne: lämmern, kälbern, ſchweinern, ſchæfen etc. behalten. — nnl. keine ſolche verwilderung, ſondern regelfeſtes -en: ârd-en (terreus): glâz-en (vitreus); îzer-en (ferreus); bên-en (oſſeus): goud-en; zilver-en; hout-en (ligneus); hennip-en (cannabinus); gerſt-en (hordeaceus) etc. — engl. nur wenige: aſh-en; beech-en; braz-en; flax- en; glaz-en; gold-en; lead-en; ſilk-en; wood-en; wooll- en. — allgemeine anmerkung: es liegt in der natur dieſer ableitung, inſofern ſie ganz unmittelbar vom ſubſt. ent- ſpringende adj. zeugt, daß aus ihnen nicht wie aus an- dern adj. adverbia, feminina auf -î und verba gebildet werden können. Aus ahd. ëpan fließt z. b. ëpano (ae- qualiter) ëpanî (aequalitas) ëpanôn (aequare); allein aus hulzîn weder hulzîno, noch hulzînî, noch hulzînôn. Sie leiden eigentlich auch keine ſteigerung (cap. VII.); wo ſtünde ein hulzînôro, hulzînôſtêr zu leſen? *). Sie ſind *) gerade ſo bilden die latein. auf -eus, -aceus weder ein adv. auf -e, -iter, noch werden ſie compariert, (woran nicht ge- M 2

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/197>, abgerufen am 22.11.2024.