e) schwache feminina entspringen aus adjectiven die- ser form, goth. hleid-umei (sinistra); ein goth. taihs-umei f. taihsvo (dextera) finde ich so wenig, als ein ahd. zes- uma f. zes-awa, lese aber mhd. in der heil. Martina diu zeseme (dextra): beseme gereimt. --
2) adjectiva es ist ein alter, schon fast verwischter zug deutscher sprache, daß sie adjectiven des begriffs der lage und folge die bildung -um anfügt. Eigentlich, wie cap. VII. aus- führen soll, scheint dieses -um superlativisch, gilt auch zuweilen so, wird aber gewöhnlich wieder zum positiv genommen und alsdann gleich den übrigen adjectiven nochmahls compariert *). Bemerkenswerth, daß die po- sitivisch stehenden adj. dieser bildung organischerweise nur schwach declinieren.
goth. fr-uma (primus) fr-umei (prima) galt gewis schon seit uralter zeit für frum-a und wurde dann ablautend (nr. 568.); gleiches gilt von einem bloß muthmaßlichen thr-uma (extremus) n. 567; deutlicher liegt die bildung in den folgenden vor: aft-uma (ultimus); auh-uma (su- perus); hind-uma (postremus); hleid-uma (sinister) hleid- umei (sinistra); ist-uma (posterus); mid-uma (medius); sped-uma (novissimus) und wohl manche andere.
ahd. nicht mehr vr-umo (primus) sondern vrum, vrum-er (provectus, probus); aber noch mit umo, met- umo (medius, mediocris) wofür fehlerhaft geschrieben steht oder gebraucht wird met-amo, mitt-amo, vgl. meta- min-pahhe Neug. nr. 49. und K. 55b T. 77. 189, 3. 230. 1. 333, 5. mittimo O. III. 17, 100. mittemo N. 81, 1; reht-umo (rectus)? reht-emo O. I. 1, 104; duerh-umo (obliquus) tuerh-eme gl. herrad 179a falls es kein dat. sg. von tverh ist?; viele andere, z. b. hint-umo, spat-umo, laß-umo sind leicht zu vermuthen.
ags. äft-ema (posterus); for-ma (primus) Beov. 58. 171; hind-ema (ultimus) Beov. 154. 187; inn-ema (intimus); (novissimus); med-ema (medius); nid-ema (infimus); nord- ema (septentrionalis); sid-ema (novissimus); saud-ema (an- stralis); uf-ema (superior); aut-ema (exterior); vest-ema (occidentalis); verschiedne darunter folgere ich bloß aus
*) dies verfahren hat analogie mit den verbis zweiter anoma- lie, deren praet. wieder zum praesens wird, welches dann ein neues, schwaches praet. zeugen muß. Auch dürftc man den alten superlativ -um den starken, den spätern -ist den schwachen nennen.
III. conſonantiſche ableitungen. M.
ε) ſchwache feminina entſpringen aus adjectiven die- ſer form, goth. hleid-umei (ſiniſtra); ein goth. taíhſ-umei f. taihſvô (dextera) finde ich ſo wenig, als ein ahd. zëſ- uma f. zëſ-awa, leſe aber mhd. in der heil. Martina diu zëſeme (dextra): bëſeme gereimt. —
2) adjectiva es iſt ein alter, ſchon faſt verwiſchter zug deutſcher ſprache, daß sie adjectiven des begriffs der lage und folge die bildung -um anfügt. Eigentlich, wie cap. VII. aus- führen ſoll, ſcheint dieſes -um ſuperlativiſch, gilt auch zuweilen ſo, wird aber gewöhnlich wieder zum poſitiv genommen und alsdann gleich den übrigen adjectiven nochmahls compariert *). Bemerkenswerth, daß die po- ſitiviſch ſtehenden adj. dieſer bildung organiſcherweiſe nur ſchwach declinieren.
goth. fr-uma (primus) fr-umei (prima) galt gewis ſchon ſeit uralter zeit für frum-a und wurde dann ablautend (nr. 568.); gleiches gilt von einem bloß muthmaßlichen þr-uma (extremus) n. 567; deutlicher liegt die bildung in den folgenden vor: aft-uma (ultimus); aúh-uma (ſu- perus); hind-uma (poſtremus); hleid-uma (ſiniſter) hleid- umei (ſiniſtra); ïſt-uma (poſterus); mid-uma (medius); ſpêd-uma (noviſſimus) und wohl manche andere.
ahd. nicht mehr vr-umo (primus) ſondern vrum, vrum-êr (provectus, probus); aber noch mit umo, mët- umo (medius, mediocris) wofür fehlerhaft geſchrieben ſteht oder gebraucht wird mët-amo, mitt-amo, vgl. mëta- min-pahhe Neug. nr. 49. und K. 55b T. 77. 189, 3. 230. 1. 333, 5. mittimo O. III. 17, 100. mittemo N. 81, 1; rëht-umo (rectus)? rëht-emo O. I. 1, 104; duërh-umo (obliquus) tuërh-eme gl. herrad 179a falls es kein dat. ſg. von tvërh iſt?; viele andere, z. b. hint-umo, ſpât-umo, laƷ-umo ſind leicht zu vermuthen.
agſ. äft-ema (poſterus); for-ma (primus) Beov. 58. 171; hind-ema (ultimus) Beov. 154. 187; inn-ema (intimus); (noviſſimus); mëd-ema (medius); nið-ema (infimus); norð- ema (ſeptentrionalis); ſið-ema (noviſſimus); ſûð-ema (an- ſtralis); uf-ema (ſuperior); ût-ema (exterior); vëſt-ema (occidentalis); verſchiedne darunter folgere ich bloß aus
*) dies verfahren hat analogie mit den verbis zweiter anoma- lie, deren praet. wieder zum praeſens wird, welches dann ein neues, ſchwaches praet. zeugen muß. Auch dürftc man den alten ſuperlativ -um den ſtarken, den ſpätern -iſt den ſchwachen nennen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0170"n="152"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">conſonantiſche ableitungen. M.</hi></hi></fw><lb/><p><hirendition="#i">ε</hi>) <hirendition="#i">ſchwache feminina</hi> entſpringen aus adjectiven die-<lb/>ſer form, goth. hleid-umei (ſiniſtra); ein goth. taíhſ-umei<lb/>
f. taihſvô (dextera) finde ich ſo wenig, als ein ahd. zëſ-<lb/>
uma f. zëſ-awa, leſe aber mhd. in der heil. Martina diu<lb/>
zëſeme (dextra): bëſeme gereimt. —</p><lb/><p>2) <hirendition="#i">adjectiva</hi><lb/>
es iſt ein alter, ſchon faſt verwiſchter zug deutſcher<lb/>ſprache, daß sie adjectiven des begriffs der lage und folge<lb/>
die bildung <hirendition="#i">-um</hi> anfügt. Eigentlich, wie cap. VII. aus-<lb/>
führen ſoll, ſcheint dieſes <hirendition="#i">-um</hi>ſuperlativiſch, gilt auch<lb/>
zuweilen ſo, wird aber gewöhnlich wieder zum poſitiv<lb/>
genommen und alsdann gleich den übrigen adjectiven<lb/>
nochmahls compariert <noteplace="foot"n="*)">dies verfahren hat analogie mit den verbis zweiter anoma-<lb/>
lie, deren praet. wieder zum praeſens wird, welches dann ein<lb/>
neues, ſchwaches praet. zeugen muß. Auch dürftc man den alten<lb/>ſuperlativ <hirendition="#i">-um</hi> den ſtarken, den ſpätern <hirendition="#i">-iſt</hi> den ſchwachen nennen.</note>. Bemerkenswerth, daß die po-<lb/>ſitiviſch ſtehenden adj. dieſer bildung organiſcherweiſe nur<lb/>ſchwach declinieren.</p><lb/><p>goth. fr-uma (primus) fr-umei (prima) galt gewis ſchon<lb/>ſeit uralter zeit für frum-a und wurde dann ablautend<lb/>
(nr. 568.); gleiches gilt von einem bloß muthmaßlichen<lb/>
þr-uma (extremus) n. 567; deutlicher liegt die bildung<lb/>
in den folgenden vor: aft-uma (ultimus); aúh-uma (ſu-<lb/>
perus); hind-uma (poſtremus); hleid-uma (ſiniſter) hleid-<lb/>
umei (ſiniſtra); ïſt-uma (poſterus); mid-uma (medius);<lb/>ſpêd-uma (noviſſimus) und wohl manche andere.</p><lb/><p>ahd. nicht mehr vr-umo (primus) ſondern vrum,<lb/>
vrum-êr (provectus, probus); aber noch mit umo, mët-<lb/>
umo (medius, mediocris) wofür fehlerhaft geſchrieben<lb/>ſteht oder gebraucht wird mët-amo, mitt-amo, vgl. mëta-<lb/>
min-pahhe Neug. nr. 49. und K. 55<hirendition="#sup">b</hi> T. 77. 189, 3. 230.<lb/>
1. 333, 5. mittimo O. III. 17, 100. mittemo N. 81, 1;<lb/>
rëht-umo (rectus)? rëht-emo O. I. 1, 104; duërh-umo<lb/>
(obliquus) tuërh-eme gl. herrad 179<hirendition="#sup">a</hi> falls es kein dat. ſg.<lb/>
von tvërh iſt?; viele andere, z. b. hint-umo, ſpât-umo,<lb/>
laƷ-umo ſind leicht zu vermuthen.</p><lb/><p>agſ. äft-ema (poſterus); for-ma (primus) Beov. 58. 171;<lb/>
hind-ema (ultimus) Beov. 154. 187; inn-ema (intimus);<lb/>
(noviſſimus); mëd-ema (medius); nið-ema (infimus); norð-<lb/>
ema (ſeptentrionalis); ſið-ema (noviſſimus); ſûð-ema (an-<lb/>ſtralis); uf-ema (ſuperior); ût-ema (exterior); vëſt-ema<lb/>
(occidentalis); verſchiedne darunter folgere ich bloß aus<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[152/0170]
III. conſonantiſche ableitungen. M.
ε) ſchwache feminina entſpringen aus adjectiven die-
ſer form, goth. hleid-umei (ſiniſtra); ein goth. taíhſ-umei
f. taihſvô (dextera) finde ich ſo wenig, als ein ahd. zëſ-
uma f. zëſ-awa, leſe aber mhd. in der heil. Martina diu
zëſeme (dextra): bëſeme gereimt. —
2) adjectiva
es iſt ein alter, ſchon faſt verwiſchter zug deutſcher
ſprache, daß sie adjectiven des begriffs der lage und folge
die bildung -um anfügt. Eigentlich, wie cap. VII. aus-
führen ſoll, ſcheint dieſes -um ſuperlativiſch, gilt auch
zuweilen ſo, wird aber gewöhnlich wieder zum poſitiv
genommen und alsdann gleich den übrigen adjectiven
nochmahls compariert *). Bemerkenswerth, daß die po-
ſitiviſch ſtehenden adj. dieſer bildung organiſcherweiſe nur
ſchwach declinieren.
goth. fr-uma (primus) fr-umei (prima) galt gewis ſchon
ſeit uralter zeit für frum-a und wurde dann ablautend
(nr. 568.); gleiches gilt von einem bloß muthmaßlichen
þr-uma (extremus) n. 567; deutlicher liegt die bildung
in den folgenden vor: aft-uma (ultimus); aúh-uma (ſu-
perus); hind-uma (poſtremus); hleid-uma (ſiniſter) hleid-
umei (ſiniſtra); ïſt-uma (poſterus); mid-uma (medius);
ſpêd-uma (noviſſimus) und wohl manche andere.
ahd. nicht mehr vr-umo (primus) ſondern vrum,
vrum-êr (provectus, probus); aber noch mit umo, mët-
umo (medius, mediocris) wofür fehlerhaft geſchrieben
ſteht oder gebraucht wird mët-amo, mitt-amo, vgl. mëta-
min-pahhe Neug. nr. 49. und K. 55b T. 77. 189, 3. 230.
1. 333, 5. mittimo O. III. 17, 100. mittemo N. 81, 1;
rëht-umo (rectus)? rëht-emo O. I. 1, 104; duërh-umo
(obliquus) tuërh-eme gl. herrad 179a falls es kein dat. ſg.
von tvërh iſt?; viele andere, z. b. hint-umo, ſpât-umo,
laƷ-umo ſind leicht zu vermuthen.
agſ. äft-ema (poſterus); for-ma (primus) Beov. 58. 171;
hind-ema (ultimus) Beov. 154. 187; inn-ema (intimus);
(noviſſimus); mëd-ema (medius); nið-ema (infimus); norð-
ema (ſeptentrionalis); ſið-ema (noviſſimus); ſûð-ema (an-
ſtralis); uf-ema (ſuperior); ût-ema (exterior); vëſt-ema
(occidentalis); verſchiedne darunter folgere ich bloß aus
*) dies verfahren hat analogie mit den verbis zweiter anoma-
lie, deren praet. wieder zum praeſens wird, welches dann ein
neues, ſchwaches praet. zeugen muß. Auch dürftc man den alten
ſuperlativ -um den ſtarken, den ſpätern -iſt den ſchwachen nennen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/170>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.