neben innuadri (= innuodri, innodri) jun. 184, später ina- dere, inedere, trev. 9b jun. 263. 276. Zwischen r und n; ahd. waß-ar (lat. ud-or) altn. vat-n, vgl. mit goth. dat. pl. vat-n-am (1, 609.); mhd. eis-er (ferrum) jun. 291. 292. 335. und Wolfr. eiser unterschieden von eis-en, nhd. eis- en, doch die ältere form scheint beide cons. zu verbin- den, goth. eis-arn, ahd. eis-arn. --
d) sehr viele ahd. ags. altn. wortbildungen, die mit -r abgeleitet scheinen, gehören, wie uns die goth. mund- art, zuweilen die altn. lehrt, zu den S-ableitungen, na- mentlich alle comparativischen wörter und alle mit para- gogischem -ir. Insinitive, wie die nhd. beßern, mindern, begeistern, bebändern etc. sind darum unten beim S an- zuführen. --
e) die einschränkung, vielleicht gänzliche abwesen- heit der ir-ableitungen ist beachtungswerth, da das il einen breiten raum einnimmt. Es könnte scheinen, als habe deie sprache den (anm. d. gemeinten) zahlreichen pseudo -ir freieres spiel laßen wollen, doch dies erklärt nichts, denn der Gothe hat keine air-ableitungen, unge- achtet sie seine is-ableitungen gar nicht stören würden.
f) da sich fast keine masc. auf -alei, ali finden, viele auf -il; umgekehrt viele auf -arei, ari, keine auf -ir; so entspringt die vermuthung: ob nicht alle -il durch kürzung und assim. aus -ali hervorgehen könnten? Scheint doch das nhd. wärter (aus wartari) dem nhd. keßel (aus cheßil) ziemlich parallel? Ich halte diese muthmaßung für verwerflich. Das goth. katils ist von mathleis scharf gesondert, und so wenig katils aus katleis stammt, kann aus mathleis mathils werden. Selbst der unterschied zwi- schen nhd. ä und e lehrt es uns, daß weder käßel noch werter darf geschrieben werden (1, 522.) --
g) vielleicht eher sind einige -ur, -or aus assimilation und apocopiertem vocal deutbar, z. b. ahd. suehur, sue- hor aus älterem schw. suehoro, f. sueharo, goth. svaihra, vgl. lat. socerus neben socer. Oder altn. vetur, haun- gur aus goth. vintrus, huhrus, f. veturu, haunguru? Dergleichen bleibt höchst unsicher, wird auch durch vie- les nicht bestätigt, z. b. dem ahd. cheisur würde dann eher ein goth. kaisarus entsprechen, lautet aber kaisar.
III. conſonantiſche ableitungen. R.
neben innuadri (= innuodri, innôdri) jun. 184, ſpäter ina- dere, inedere, trev. 9b jun. 263. 276. Zwiſchen r und n; ahd. waƷ-ar (lat. ud-or) altn. vat-n, vgl. mit goth. dat. pl. vat-n-am (1, 609.); mhd. îſ-er (ferrum) jun. 291. 292. 335. und Wolfr. îſer unterſchieden von îſ-en, nhd. eiſ- en, doch die ältere form ſcheint beide conſ. zu verbin- den, goth. eiſ-arn, ahd. îſ-arn. —
d) ſehr viele ahd. agſ. altn. wortbildungen, die mit -r abgeleitet ſcheinen, gehören, wie uns die goth. mund- art, zuweilen die altn. lehrt, zu den S-ableitungen, na- mentlich alle comparativiſchen wörter und alle mit para- gogiſchem -ir. Inſinitive, wie die nhd. beßern, mindern, begeiſtern, bebändern etc. ſind darum unten beim S an- zuführen. —
e) die einſchränkung, vielleicht gänzliche abweſen- heit der ir-ableitungen iſt beachtungswerth, da das il einen breiten raum einnimmt. Es könnte ſcheinen, als habe dîe ſprache den (anm. d. gemeinten) zahlreichen pſeudo -ir freieres ſpiel laßen wollen, doch dies erklärt nichts, denn der Gothe hat keine aír-ableitungen, unge- achtet ſie ſeine iſ-ableitungen gar nicht ſtören würden.
f) da ſich faſt keine maſc. auf -alî, ali finden, viele auf -il; umgekehrt viele auf -arî, ari, keine auf -ir; ſo entſpringt die vermuthung: ob nicht alle -il durch kürzung und aſſim. aus -ali hervorgehen könnten? Scheint doch das nhd. wärter (aus wartari) dem nhd. keßel (aus cheƷil) ziemlich parallel? Ich halte dieſe muthmaßung für verwerflich. Das goth. katils iſt von maþleis ſcharf geſondert, und ſo wenig katils aus katleis ſtammt, kann aus maþleis maþils werden. Selbſt der unterſchied zwi- ſchen nhd. ä und e lehrt es uns, daß weder käßel noch werter darf geſchrieben werden (1, 522.) —
g) vielleicht eher ſind einige -ur, -or aus aſſimilation und apocopiertem vocal deutbar, z. b. ahd. ſuëhur, ſuë- hor aus älterem ſchw. ſuëhoro, f. ſuëharo, goth. ſvaíhra, vgl. lat. ſocerus neben ſocer. Oder altn. vëtur, hûn- gur aus goth. vintrus, huhrus, f. vëturu, hûnguru? Dergleichen bleibt höchſt unſicher, wird auch durch vie- les nicht beſtätigt, z. b. dem ahd. cheiſur würde dann eher ein goth. káiſarus entſprechen, lautet aber káiſar.
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335. und Wolfr. îſer unterſchieden von îſ-en, nhd. eiſ-
en, doch die ältere form ſcheint beide conſ. zu verbin-
den, goth. eiſ-arn, ahd. îſ-arn. —
d) ſehr viele ahd. agſ. altn. wortbildungen, die mit
-r abgeleitet ſcheinen, gehören, wie uns die goth. mund-
art, zuweilen die altn. lehrt, zu den S-ableitungen, na-
mentlich alle comparativiſchen wörter und alle mit para-
gogiſchem -ir. Inſinitive, wie die nhd. beßern, mindern,
begeiſtern, bebändern etc. ſind darum unten beim S an-
zuführen. —
e) die einſchränkung, vielleicht gänzliche abweſen-
heit der ir-ableitungen iſt beachtungswerth, da das il
einen breiten raum einnimmt. Es könnte ſcheinen, als
habe dîe ſprache den (anm. d. gemeinten) zahlreichen
pſeudo -ir freieres ſpiel laßen wollen, doch dies erklärt
nichts, denn der Gothe hat keine aír-ableitungen, unge-
achtet ſie ſeine iſ-ableitungen gar nicht ſtören würden.
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auf -il; umgekehrt viele auf -arî, ari, keine auf -ir;
ſo entſpringt die vermuthung: ob nicht alle -il durch
kürzung und aſſim. aus -ali hervorgehen könnten? Scheint
doch das nhd. wärter (aus wartari) dem nhd. keßel (aus
cheƷil) ziemlich parallel? Ich halte dieſe muthmaßung
für verwerflich. Das goth. katils iſt von maþleis ſcharf
geſondert, und ſo wenig katils aus katleis ſtammt, kann
aus maþleis maþils werden. Selbſt der unterſchied zwi-
ſchen nhd. ä und e lehrt es uns, daß weder käßel noch
werter darf geſchrieben werden (1, 522.) —
g) vielleicht eher ſind einige -ur, -or aus aſſimilation
und apocopiertem vocal deutbar, z. b. ahd. ſuëhur, ſuë-
hor aus älterem ſchw. ſuëhoro, f. ſuëharo, goth. ſvaíhra,
vgl. lat. ſocerus neben ſocer. Oder altn. vëtur, hûn-
gur aus goth. vintrus, huhrus, f. vëturu, hûnguru?
Dergleichen bleibt höchſt unſicher, wird auch durch vie-
les nicht beſtätigt, z. b. dem ahd. cheiſur würde dann
eher ein goth. káiſarus entſprechen, lautet aber káiſar.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/162>, abgerufen am 22.11.2024.
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