drei lange vor: alth. a, o, ei (goth. ei); niemahls e (goth. ai). -- b) die drei langen schwinden in den älteren dia- lecten nie, sondern erst in den späteren. -- g) die kurzen schwinden schon in den älteren, am leichtesten a, seltner u und i, aber u eher als i. -- d) die ahd. mundart über- trifft alle anderen selbst die goth. darin, daß sie das a am wenigsten wegwirft; sie läßt es sogar zuweilen in for- meln der zwölften conj. stehen, wo es die goth. nie dul- det, ja wo seine syncope zur niedersetzung der starken form mitwirkte. -- e) die unflectierte gestast, also im no- men der nom. sg. masc. neutr. zeigt die natur der vocale am sichersten, da bei zutretender flexion leicht syncope oder assimilation erfolgen.
3) zuerst handle ich die fälle, wo ein consonant die ableitung macht, ab und schließe mit den wenigern, wo zwei consonanzen in derselben ableitung stehen. Zwei- fache ableitungen führe ich da auf, wohin sie nach dem consonanten der letzten ableitung hören, z. b. jamarag, vestisal sind nicht unter r und s zu suchen, sondern unter g und l.
ableitungen mit L.
hier finden -al, -il, -ul, statt, späterhin verwandelt in -el.
[AL] das a im goth. fast überall, im ahd. fast nie gewichen; im ags. in e verdünnt und oft in o (-ol) *) schwankend; altn. zuweilen vorhanden, zuweilen auf- gegeben.
*) es ist zwar 1, 227. nicht ohne grund angenommen worden, daß die ags. -ol, -or = -al, -ar stehen; da inzwischen in der verbalflexion ags. -on dem goth. -un entspricht, in den ableitun- gen sehr oft -el das -al zu vertreten scheint, so ist es rathsamer, -ol und -or für -ul, -ur zu halten.
**) gl. flor. 986a nag-ala unguis, was zu dem nord. fem. nögl und der unterscheidung von nag-al (clavus) stimmte; aber viel- leicht ist ungues zu lesen und uagala der pl. masc.?
III. conſonantiſche ableitungen. L.
drei lange vor: alth. â, ô, î (goth. ei); niemahls ê (goth. ái). — β) die drei langen ſchwinden in den älteren dia- lecten nie, ſondern erſt in den ſpäteren. — γ) die kurzen ſchwinden ſchon in den älteren, am leichteſten a, ſeltner u und i, aber u eher als i. — δ) die ahd. mundart über- trifft alle anderen ſelbſt die goth. darin, daß ſie das a am wenigſten wegwirft; ſie läßt es ſogar zuweilen in for- meln der zwölften conj. ſtehen, wo es die goth. nie dul- det, ja wo ſeine ſyncope zur niederſetzung der ſtarken form mitwirkte. — ε) die unflectierte geſtaſt, alſo im no- men der nom. ſg. maſc. neutr. zeigt die natur der vocale am ſicherſten, da bei zutretender flexion leicht ſyncope oder aſſimilation erfolgen.
3) zuerſt handle ich die fälle, wo ein conſonant die ableitung macht, ab und ſchließe mit den wenigern, wo zwei conſonanzen in derſelben ableitung ſtehen. Zwei- fache ableitungen führe ich da auf, wohin ſie nach dem conſonanten der letzten ableitung hören, z. b. jamarag, veſtiſal ſind nicht unter r und ſ zu ſuchen, ſondern unter g und l.
ableitungen mit L.
hier finden -al, -il, -ul, ſtatt, ſpäterhin verwandelt in -el.
[AL] das a im goth. faſt überall, im ahd. faſt nie gewichen; im agſ. in e verdünnt und oft in o (-ol) *) ſchwankend; altn. zuweilen vorhanden, zuweilen auf- gegeben.
*) es iſt zwar 1, 227. nicht ohne grund angenommen worden, daß die agſ. -ol, -or = -al, -ar ſtehen; da inzwiſchen in der verbalflexion agſ. -on dem goth. -un entſpricht, in den ableitun- gen ſehr oft -el das -al zu vertreten ſcheint, ſo iſt es rathſamer, -ol und -or für -ul, -ur zu halten.
**) gl. flor. 986a nag-ala unguis, was zu dem nord. fem. nögl und der unterſcheidung von nag-al (clavus) ſtimmte; aber viel- leicht iſt ungues zu leſen und uagalâ der pl. maſc.?
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III. conſonantiſche ableitungen. L.
drei lange vor: alth. â, ô, î (goth. ei); niemahls ê (goth.
ái). — β) die drei langen ſchwinden in den älteren dia-
lecten nie, ſondern erſt in den ſpäteren. — γ) die kurzen
ſchwinden ſchon in den älteren, am leichteſten a, ſeltner
u und i, aber u eher als i. — δ) die ahd. mundart über-
trifft alle anderen ſelbſt die goth. darin, daß ſie das a am
wenigſten wegwirft; ſie läßt es ſogar zuweilen in for-
meln der zwölften conj. ſtehen, wo es die goth. nie dul-
det, ja wo ſeine ſyncope zur niederſetzung der ſtarken
form mitwirkte. — ε) die unflectierte geſtaſt, alſo im no-
men der nom. ſg. maſc. neutr. zeigt die natur der vocale
am ſicherſten, da bei zutretender flexion leicht ſyncope
oder aſſimilation erfolgen.
3) zuerſt handle ich die fälle, wo ein conſonant die
ableitung macht, ab und ſchließe mit den wenigern, wo
zwei conſonanzen in derſelben ableitung ſtehen. Zwei-
fache ableitungen führe ich da auf, wohin ſie nach dem
conſonanten der letzten ableitung hören, z. b. jamarag,
veſtiſal ſind nicht unter r und ſ zu ſuchen, ſondern unter
g und l.
ableitungen mit L.
hier finden -al, -il, -ul, ſtatt, ſpäterhin verwandelt in -el.
[AL] das a im goth. faſt überall, im ahd. faſt nie
gewichen; im agſ. in e verdünnt und oft in o (-ol) *)
ſchwankend; altn. zuweilen vorhanden, zuweilen auf-
gegeben.
1) ſubſtantiva,
α) ſtarke maſculina,
gothiſche: fug-ls (avis); ſit-ls (nidus); ſtik-ls (calix);
ſvib-ls (ſulphur).
ahdeutſche: char-al (mas, maritus); vaſ-al (ſoboles);
finach-al (foeniculum) gl. monſ. 414; vok-al (avis); hak-al
(grando); haſ-al (corylus) gl. monſ. 414, oder neutrum?
vgl. haſ-ala fem.; huot-al (cuſtos) mûrhuot-el W. 5, 7; kîſ-al
(obſes) gl. flor. 983b; koum-al (cuſtos); lumb-al (lumbus)?
J. 404; nak-al (clavus, unguis) **) gl. hrab. 951b nëb-al (ne-
*) es iſt zwar 1, 227. nicht ohne grund angenommen worden,
daß die agſ. -ol, -or = -al, -ar ſtehen; da inzwiſchen in der
verbalflexion agſ. -on dem goth. -un entſpricht, in den ableitun-
gen ſehr oft -el das -al zu vertreten ſcheint, ſo iſt es rathſamer,
-ol und -or für -ul, -ur zu halten.
**) gl. flor. 986a nag-ala unguis, was zu dem nord. fem. nögl
und der unterſcheidung von nag-al (clavus) ſtimmte; aber viel-
leicht iſt ungues zu leſen und uagalâ der pl. maſc.?
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/116>, abgerufen am 24.11.2024.
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