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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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nachtrag.
verbale zusammensetzung scheint aber durch den impera-
tiv zu allgemeinerer wirkung am ersten befähigt. Aus-
ruf und anruf zeugen in lebendiger rede namen und be-
nennungen; der größte theil aller hier aufgeführten zu-
sammensetzungen liefert appellativa für männer, thiere,
pflanzen so wie epische epitheta, bei denen man freilich
den ursprünglichen imp. zuletzt nicht mehr fühlte. Hier-
mit glaube ich die natur dieser wortbildung dargethan zu
haben *).


Nachtrag,
zum ersten capitel.

A. verzeichnis der verbliebenen. nr. 83. ledic scheint
unpassend, da ledic zu schreiben, s. 303. note. -- nr. 99.
vielleicht slat s. slahad? vgl. s. 234. -- nr. 111. kind (pro-
les) vgl. s. 232. -- nr. 117. ahd. geinon (ringere) N. Cap.
75. aber ginen (hiare) N. Bth. 53. -- nr. 118. das mhd.
greinen gilt vom knurren des hundes, des pferdes und an-
derer thiere, scheint aber mehr das anhebende geringere,
als das laute schreien zu bedeuten; nhd. greinen von kin-
dern, engl. groan (stöhnen) versch. von grin (das maul
blecken, fletschen); inwiefern ags. grin (laqueus) engl.
grin und altn. grein (ramus) verwandt sein können, hängt
von einer unbekannten älteren bedeutung ab. -- nr. 128.
ahd. dana-treip, (770, 9.) oder -trip? vgl. s. 961. -- nr. 133.
vom ahd. sueipan, sueip, suipun (ferri) scheint mir übrig sueib
(vibratio, schwung) N. Cap. 33. 215. und suep (aer) ker. 102.
116. suep (vanum, leere luft) 137. suepen (nare) ker. 201. wo-
durch unser nhd. schweben recht deutlich wird, das e für i
gerade wie in lepen und chlep. -- nr. 140. beiskr s. 278. --
nr. 144. reiß (linea) N. Cap. 93. -- nr. 148. N. Bth. 78.
gliz mit kurzem i, vgl. nhd. glitzern. -- nr. 154. vgl. s.
514. -- nr. 162. man unterscheide ahd. breidel (habena) N.

*) erkennen die grammatiker auch im griechischen den unter-
schied zwischen eigentlicher und uneigentlicher composition an,
folglich die nothwendigkeit, daß jene im ersten wort alle flexion
auswirft, diese umgekehrt behält; so wird weder von einem o
casuale (Lob. p. 678. 679.) noch von einem weggelaßenen sigma
finale (Lob. p. 681.) noch von einem euphonischen sigma (Buttm.
lexil. p. 165.) die rede bleiben. Den gegensatz zur eigentl. zu-
lammensetzung macht in der griech. uneigentlichen verbalen die
wesentliche wirkende kraft des ersten worts höchst sichtbar.

nachtrag.
verbale zuſammenſetzung ſcheint aber durch den impera-
tiv zu allgemeinerer wirkung am erſten befähigt. Aus-
ruf und anruf zeugen in lebendiger rede namen und be-
nennungen; der größte theil aller hier aufgeführten zu-
ſammenſetzungen liefert appellativa für männer, thiere,
pflanzen ſo wie epiſche epitheta, bei denen man freilich
den urſprünglichen imp. zuletzt nicht mehr fühlte. Hier-
mit glaube ich die natur dieſer wortbildung dargethan zu
haben *).


Nachtrag,
zum erſten capitel.

A. verzeichnis der verbliebenen. nr. 83. ledic ſcheint
unpaſſend, da lëdic zu ſchreiben, ſ. 303. note. — nr. 99.
vielleicht ſlât ſ. ſlahad? vgl. ſ. 234. — nr. 111. kind (pro-
les) vgl. ſ. 232. — nr. 117. ahd. geinôn (ringere) N. Cap.
75. aber ginên (hiare) N. Bth. 53. — nr. 118. das mhd.
grînen gilt vom knurren des hundes, des pferdes und an-
derer thiere, ſcheint aber mehr das anhebende geringere,
als das laute ſchreien zu bedeuten; nhd. greinen von kin-
dern, engl. groan (ſtöhnen) verſch. von grin (das maul
blecken, fletſchen); inwiefern agſ. grin (laqueus) engl.
grin und altn. grein (ramus) verwandt ſein können, hängt
von einer unbekannten älteren bedeutung ab. — nr. 128.
ahd. dana-trîp, (770, 9.) oder -trip? vgl. ſ. 961. — nr. 133.
vom ahd. ſuîpan, ſueip, ſuipun (ferri) ſcheint mir übrig ſueib
(vibratio, ſchwung) N. Cap. 33. 215. und ſuëp (aer) ker. 102.
116. ſuëp (vanum, leere luft) 137. ſuëpên (nare) ker. 201. wo-
durch unſer nhd. ſchweben recht deutlich wird, das ë für i
gerade wie in lëpên und chlëp. — nr. 140. beiſkr ſ. 278. —
nr. 144. reiƷ (linea) N. Cap. 93. — nr. 148. N. Bth. 78.
gliz mit kurzem i, vgl. nhd. glitzern. — nr. 154. vgl. ſ.
514. — nr. 162. man unterſcheide ahd. brîdel (habena) N.

*) erkennen die grammatiker auch im griechiſchen den unter-
ſchied zwiſchen eigentlicher und uneigentlicher compoſition an,
folglich die nothwendigkeit, daß jene im erſten wort alle flexion
auswirft, dieſe umgekehrt behält; ſo wird weder von einem o
caſuale (Lob. p. 678. 679.) noch von einem weggelaßenen ſigma
finale (Lob. p. 681.) noch von einem euphoniſchen ſigma (Buttm.
lexil. p. 165.) die rede bleiben. Den gegenſatz zur eigentl. zu-
lammenſetzung macht in der griech. uneigentlichen verbalen die
weſentliche wirkende kraft des erſten worts höchſt ſichtbar.
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[985/1003] nachtrag. verbale zuſammenſetzung ſcheint aber durch den impera- tiv zu allgemeinerer wirkung am erſten befähigt. Aus- ruf und anruf zeugen in lebendiger rede namen und be- nennungen; der größte theil aller hier aufgeführten zu- ſammenſetzungen liefert appellativa für männer, thiere, pflanzen ſo wie epiſche epitheta, bei denen man freilich den urſprünglichen imp. zuletzt nicht mehr fühlte. Hier- mit glaube ich die natur dieſer wortbildung dargethan zu haben *). Nachtrag, zum erſten capitel. A. verzeichnis der verbliebenen. nr. 83. ledic ſcheint unpaſſend, da lëdic zu ſchreiben, ſ. 303. note. — nr. 99. vielleicht ſlât ſ. ſlahad? vgl. ſ. 234. — nr. 111. kind (pro- les) vgl. ſ. 232. — nr. 117. ahd. geinôn (ringere) N. Cap. 75. aber ginên (hiare) N. Bth. 53. — nr. 118. das mhd. grînen gilt vom knurren des hundes, des pferdes und an- derer thiere, ſcheint aber mehr das anhebende geringere, als das laute ſchreien zu bedeuten; nhd. greinen von kin- dern, engl. groan (ſtöhnen) verſch. von grin (das maul blecken, fletſchen); inwiefern agſ. grin (laqueus) engl. grin und altn. grein (ramus) verwandt ſein können, hängt von einer unbekannten älteren bedeutung ab. — nr. 128. ahd. dana-trîp, (770, 9.) oder -trip? vgl. ſ. 961. — nr. 133. vom ahd. ſuîpan, ſueip, ſuipun (ferri) ſcheint mir übrig ſueib (vibratio, ſchwung) N. Cap. 33. 215. und ſuëp (aer) ker. 102. 116. ſuëp (vanum, leere luft) 137. ſuëpên (nare) ker. 201. wo- durch unſer nhd. ſchweben recht deutlich wird, das ë für i gerade wie in lëpên und chlëp. — nr. 140. beiſkr ſ. 278. — nr. 144. reiƷ (linea) N. Cap. 93. — nr. 148. N. Bth. 78. gliz mit kurzem i, vgl. nhd. glitzern. — nr. 154. vgl. ſ. 514. — nr. 162. man unterſcheide ahd. brîdel (habena) N. *) erkennen die grammatiker auch im griechiſchen den unter- ſchied zwiſchen eigentlicher und uneigentlicher compoſition an, folglich die nothwendigkeit, daß jene im erſten wort alle flexion auswirft, dieſe umgekehrt behält; ſo wird weder von einem o caſuale (Lob. p. 678. 679.) noch von einem weggelaßenen ſigma finale (Lob. p. 681.) noch von einem euphoniſchen ſigma (Buttm. lexil. p. 165.) die rede bleiben. Den gegenſatz zur eigentl. zu- lammenſetzung macht in der griech. uneigentlichen verbalen die weſentliche wirkende kraft des erſten worts höchſt ſichtbar.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 985. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/1003>, abgerufen am 22.11.2024.