Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.II. mittelhochd. conjugation. das alte i und ei vertretenden umlaut [vgl. auch bunde s. 370.]Nach allg. grundsätzen wird tonloses e siumm, sobald kur- zer voc. und einfacher cons. vorsteht, stummes e aber ganz unterdrückt a) nothwendig nach l, r; apocope tritt ein a) in I. sg. praes. ind. siebenter und eilfter starker conj- z. b. ich mal. var, hil, bir, welche dadurch mit dem sg. imp. zus. fällt; b in I, II. sg. praes. conj. derselben conjugg. als: mal (molam, molat) var, hel, ber; c in II. sg. praet. ind. achter und neunter (unbeschadet dem umlaut) als: rir (cecidisti) kür (elegisti); d) in I. III. sg. praet. conj. derselben conj. als: rir (caderem cade- ret) kür; e) in I. sg. praes. ind. schwacher conj. z. b. zel (numero) spar parco), f) in I. III. sg. praes. conj. derselben, als: zel (numerem, -et); g) im sg. imp. derselben, als: zel (numera) spar (parce). -- Syncope vor dem -st, -t, -n, -nt aller temporum, welche apo- copieren, sodann im inf und part. praet. beider formen, endlich vor dem -te schw. praet. z. b. melst (molis) melt (molit) hilst, hilt; maln (molimus) malt (molitis) heln (celamus) helt (celatis) maln (molamus) heln (ce- lemus) etc. rirn (ceciderunt) kurn (elegerunt) kurt (ele- gistis) kürn (eligerent) kürt (eligeretis) zelst (numeras) nerst (sustines) etc.; ebenso die inf. maln, varn, heln, bern, zeln, bern (ferire) bewarn (curare) etc. die part. praet. gemaln, gevarn, geholn, geborn, erkorn, gezelt, gebert, bewart und die praet. nerte, bewarte etc. -- b) weniger durchgreifend nach m und n in denselben fällen; in der regel steht freilich: nim (snmo) man (mo- neo) zem (domo) schin (luxisti, lucerem) im reim auf im, an, man (virum) hin, bin etc. desgleichen nimst, nimt, manst, mant (: vant, lant reimend) etc. Bei ein- zelnen älteren dichtern ist jedoch nime, mane, schine zuläßig, vorzugsweise in gewissen wörtern und formen, namentlich im praes. conj. (neme, nemest, nemet) viel- leicht mit nachwirkung des alten -e. Bestimmtere aus- nahme macht die flexion -n, nt, welche unmittelbaren anstoß des m, n der wurzel meidet, z. b. nemen, ne- ment, genomen; lemen, lement; schamen, schament; schinen (luxerunt, lucerent) manen (monere, monemus) denen (tendere, tendimus) etc. Statt -nen erlauben sich wohl einzelne -n [wie im dat. pl. man f. manen s. 668, van f. vanen s. 683;] z. b. man (monere) M. S. 2, 53b auf an gereimt, welches n allenfalls auslautende verein- fachung des n-n (s. 383.) wäre? Schwache verba mit der bildung -en müßen das -en der flexion opfern, so- N n n
II. mittelhochd. conjugation. das alte i und î vertretenden umlaut [vgl. auch bundè ſ. 370.]Nach allg. grundſätzen wird tonloſes e ſiumm, ſobald kur- zer voc. und einfacher conſ. vorſteht, ſtummes e aber ganz unterdrückt α) nothwendig nach l, r; apocope tritt ein a) in I. ſg. praeſ. ind. ſiebenter und eilfter ſtarker conj- z. b. ich mal. var, hil, bir, welche dadurch mit dem ſg. imp. zuſ. fällt; b in I, II. ſg. praeſ. conj. derſelben conjugg. als: mal (molam, molat) var, hël, bër; c in II. ſg. praet. ind. achter und neunter (unbeſchadet dem umlaut) als: rir (cecidiſti) kür (elegiſti); d) in I. III. ſg. praet. conj. derſelben conj. als: rir (caderem cade- ret) kür; e) in I. ſg. praeſ. ind. ſchwacher conj. z. b. zel (numero) ſpar parco), f) in I. III. ſg. praeſ. conj. derſelben, als: zel (numerem, -et); g) im ſg. imp. derſelben, als: zel (numera) ſpar (parce). — Syncope vor dem -ſt, -t, -n, -nt aller temporum, welche apo- copieren, ſodann im inf und part. praet. beider formen, endlich vor dem -te ſchw. praet. z. b. melſt (molis) melt (molit) hilſt, hilt; maln (molimus) malt (molitis) hëln (celamus) hëlt (celatis) maln (molamus) hëln (ce- lemus) etc. rirn (ceciderunt) kurn (elegerunt) kurt (ele- giſtis) kürn (eligerent) kürt (eligeretis) zelſt (numeras) nerſt (ſuſtines) etc.; ebenſo die inf. maln, varn, hëln, bërn, zeln, bern (ferire) bewarn (curare) etc. die part. praet. gemaln, gevarn, geholn, geborn, erkorn, gezelt, gebert, bewart und die praet. nerte, bewarte etc. — β) weniger durchgreifend nach m und n in denſelben fällen; in der regel ſteht freilich: nim (ſnmo) man (mo- neo) zem (domo) ſchin (luxiſti, lucerem) im reim auf im, an, man (virum) hin, bin etc. desgleichen nimſt, nimt, manſt, mant (: vant, lant reimend) etc. Bei ein- zelnen älteren dichtern iſt jedoch nime, mane, ſchine zuläßig, vorzugsweiſe in gewiſſen wörtern und formen, namentlich im praeſ. conj. (nëme, nëmeſt, nëmet) viel- leicht mit nachwirkung des alten -ê. Beſtimmtere aus- nahme macht die flexion -n, nt, welche unmittelbaren anſtoß des m, n der wurzel meidet, z. b. nëmen, në- ment, genomen; lemen, lement; ſchamen, ſchament; ſchinen (luxerunt, lucerent) manen (monere, monemus) denen (tendere, tendimus) etc. Statt -nen erlauben ſich wohl einzelne -n [wie im dat. pl. man f. manen ſ. 668, van f. vanen ſ. 683;] z. b. man (monere) M. S. 2, 53b auf an gereimt, welches n allenfalls auslautende verein- fachung des n-n (ſ. 383.) wäre? Schwache verba mit der bildung -en müßen das -en der flexion opfern, ſo- N n n
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II. mittelhochd. conjugation.
das alte i und î vertretenden umlaut [vgl. auch bundè ſ. 370.]
Nach allg. grundſätzen wird tonloſes e ſiumm, ſobald kur-
zer voc. und einfacher conſ. vorſteht, ſtummes e aber ganz
unterdrückt α) nothwendig nach l, r; apocope tritt ein
a) in I. ſg. praeſ. ind. ſiebenter und eilfter ſtarker conj-
z. b. ich mal. var, hil, bir, welche dadurch mit dem
ſg. imp. zuſ. fällt; b in I, II. ſg. praeſ. conj. derſelben
conjugg. als: mal (molam, molat) var, hël, bër; c in
II. ſg. praet. ind. achter und neunter (unbeſchadet dem
umlaut) als: rir (cecidiſti) kür (elegiſti); d) in I. III.
ſg. praet. conj. derſelben conj. als: rir (caderem cade-
ret) kür; e) in I. ſg. praeſ. ind. ſchwacher conj. z. b.
zel (numero) ſpar parco), f) in I. III. ſg. praeſ. conj.
derſelben, als: zel (numerem, -et); g) im ſg. imp.
derſelben, als: zel (numera) ſpar (parce). — Syncope
vor dem -ſt, -t, -n, -nt aller temporum, welche apo-
copieren, ſodann im inf und part. praet. beider formen,
endlich vor dem -te ſchw. praet. z. b. melſt (molis)
melt (molit) hilſt, hilt; maln (molimus) malt (molitis)
hëln (celamus) hëlt (celatis) maln (molamus) hëln (ce-
lemus) etc. rirn (ceciderunt) kurn (elegerunt) kurt (ele-
giſtis) kürn (eligerent) kürt (eligeretis) zelſt (numeras)
nerſt (ſuſtines) etc.; ebenſo die inf. maln, varn, hëln,
bërn, zeln, bern (ferire) bewarn (curare) etc. die part.
praet. gemaln, gevarn, geholn, geborn, erkorn, gezelt,
gebert, bewart und die praet. nerte, bewarte etc. —
β) weniger durchgreifend nach m und n in denſelben
fällen; in der regel ſteht freilich: nim (ſnmo) man (mo-
neo) zem (domo) ſchin (luxiſti, lucerem) im reim auf
im, an, man (virum) hin, bin etc. desgleichen nimſt,
nimt, manſt, mant (: vant, lant reimend) etc. Bei ein-
zelnen älteren dichtern iſt jedoch nime, mane, ſchine
zuläßig, vorzugsweiſe in gewiſſen wörtern und formen,
namentlich im praeſ. conj. (nëme, nëmeſt, nëmet) viel-
leicht mit nachwirkung des alten -ê. Beſtimmtere aus-
nahme macht die flexion -n, nt, welche unmittelbaren
anſtoß des m, n der wurzel meidet, z. b. nëmen, në-
ment, genomen; lemen, lement; ſchamen, ſchament;
ſchinen (luxerunt, lucerent) manen (monere, monemus)
denen (tendere, tendimus) etc. Statt -nen erlauben ſich
wohl einzelne -n [wie im dat. pl. man f. manen ſ. 668,
van f. vanen ſ. 683;] z. b. man (monere) M. S. 2, 53b
auf an gereimt, welches n allenfalls auslautende verein-
fachung des n-n (ſ. 383.) wäre? Schwache verba mit
der bildung -en müßen das -en der flexion opfern, ſo-
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