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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. allg. vergleichung der declination.
wodurch das vorhin s. 808. auch fürs deutsche subst.
geschloßene -ata, -aß bestärkt wird, also ein goth.
jukata f. juk, ein alth. eigaß f. ei. Und wäre diese
neutrale flexion vielleicht in einzelnen wörtern nach-
zuweisen, in denen sie allmählich erhartete, d. h.
sich zur wurzel schlug? sollte nicht unser salz, holz
auf ein früheres salaß, holaß denten [vgl. oben s. 808.
n° 20, a], der gen. salzes, holzes eigentlich sales, ho-
les gewesen seyn? Man müste alle analogie des gr.
und lat. als, alos; sal, salis; ule, silva verkennen;
wer weiß aber, aus wie früher zeit solche versteine.
rungen rühren! jenes alth. salaß oder ein goth. salata,
gen. salis (so wie die n° 2. vermutheten fils, filis;
hals, halis) sollen hier nur erläutern.
5) gen. sg. masc. neutr. -- kennzeichen gleichfalls s,
welches aber in der zweiten lat. und gr. decl. für
subst. und adj. abgeworfen ist; im litth. werfen es
die meisten decl. ab. Das sanskr. pron. hat kasja
(cujus) asja (ejus) tasja (hujus) sarmanas (felicis); das
lat. ejus, hujus, cujus, illius etc.; das griech. und
litth. ohne -s; tou, ou; jojo, ßio, to etc.
6) dat. sg. masc. neutr. -- hier scheint über das goth.
mm statt des spätern m aufklärend, daß das sauskr,
pron. tasmai dem goth. thamma antwortet (wie esmi =
eimi dem dor. emmi vgl. annals of orient. lit. p. 16.);
ebenso heißt kasmai (cui) goth. hvamma; asmai (ei-
dem). Einfaches m wäre auch, als ursprüngliches zei-
chen des acc, für den dat. unschicklich; erst nach-
dem der deutsche acc. n angenommen, konnte sich m
dem dat. eignen. Sanskr. subst. und adj. zeigen kein
sm, bloßen vocal z. b. pitare (patri) sarmane felici).
Weder im lat. noch lgr. hat dieser casus irgendwo
ein m, überall bloßen vocal (bei pron. adj. und
subst.) oder man müste das altlat. sogenannt para-
gogische -d (Schneider 260. 261.) wegen seiner be-
rührung mit -m (vgl. vorhin unter 4. aliud = alium)
anschlagen dürfen. Die litth. sprache besitzt gleich
der deutschen das dative m im pron. und adj. vgl.
ßiam (huic) jamjam (ei) tam (ei) geram (bono) me-
dinnam (silvestri), aber auch nicht mehr im subst.;
einstimmend zeigen die slav. sprachen -m im dat.
pron. und adj., nicht subst.
7) acc. sg. masc. -- dem deutschen -n begegnet das
griech. -n, herrscht aber nicht nur in pron. und adj.,
II. allg. vergleichung der declination.
wodurch das vorhin ſ. 808. auch fürs deutſche ſubſt.
geſchloßene -ata, -aƷ beſtärkt wird, alſo ein goth.
jukata f. juk, ein alth. eigaƷ f. ei. Und wäre dieſe
neutrale flexion vielleicht in einzelnen wörtern nach-
zuweiſen, in denen ſie allmählich erhartete, d. h.
ſich zur wurzel ſchlug? ſollte nicht unſer ſalz, holz
auf ein früheres ſalaƷ, holaƷ denten [vgl. oben ſ. 808.
n° 20, a], der gen. ſalzes, holzes eigentlich ſales, ho-
les geweſen ſeyn? Man müſte alle analogie des gr.
und lat. ἅλς, ἁλος; ſal, ſalis; ὕλη, ſilva verkennen;
wer weiß aber, aus wie früher zeit ſolche verſteine.
rungen rühren! jenes alth. ſalaƷ oder ein goth. ſalata,
gen. ſalis (ſo wie die n° 2. vermutheten fils, filis;
hals, halis) ſollen hier nur erläutern.
5) gen. ſg. maſc. neutr. — kennzeichen gleichfalls ſ,
welches aber in der zweiten lat. und gr. decl. für
ſubſt. und adj. abgeworfen iſt; im litth. werfen es
die meiſten decl. ab. Das ſanſkr. pron. hat kaſja
(cujus) aſja (ejus) taſja (hujus) ſarmanas (felicis); das
lat. ejus, hujus, cujus, illius etc.; das griech. und
litth. ohne -s; τοῦ, οὗ; jojo, ſzio, to etc.
6) dat. ſg. maſc. neutr. — hier ſcheint über das goth.
mm ſtatt des ſpätern m aufklärend, daß das ſauſkr,
pron. taſmai dem goth. þamma antwortet (wie ἐσμί =
εἰμί dem dor. ἐμμί vgl. annals of orient. lit. p. 16.);
ebenſo heißt kaſmai (cui) goth. hvamma; aſmai (ei-
dem). Einfaches m wäre auch, als urſprüngliches zei-
chen des acc, für den dat. unſchicklich; erſt nach-
dem der deutſche acc. n angenommen, konnte ſich m
dem dat. eignen. Sanſkr. ſubſt. und adj. zeigen kein
ſm, bloßen vocal z. b. pitarê (patri) ſarmanê felici).
Weder im lat. noch lgr. hat dieſer caſus irgendwo
ein m, überall bloßen vocal (bei pron. adj. und
ſubſt.) oder man müſte das altlat. ſogenannt para-
gogiſche -d (Schneider 260. 261.) wegen ſeiner be-
rührung mit -m (vgl. vorhin unter 4. aliud = alium)
anſchlagen dürfen. Die litth. ſprache beſitzt gleich
der deutſchen das dative m im pron. und adj. vgl.
ſziám (huic) jamjam (ei) tam (ei) gerám (bono) me-
dinnám (ſilveſtri), aber auch nicht mehr im ſubſt.;
einſtimmend zeigen die ſlav. ſprachen -m im dat.
pron. und adj., nicht ſubſt.
7) acc. ſg. maſc. — dem deutſchen -n begegnet das
griech. , herrſcht aber nicht nur in pron. und adj.,
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[826/0852] II. allg. vergleichung der declination. wodurch das vorhin ſ. 808. auch fürs deutſche ſubſt. geſchloßene -ata, -aƷ beſtärkt wird, alſo ein goth. jukata f. juk, ein alth. eigaƷ f. ei. Und wäre dieſe neutrale flexion vielleicht in einzelnen wörtern nach- zuweiſen, in denen ſie allmählich erhartete, d. h. ſich zur wurzel ſchlug? ſollte nicht unſer ſalz, holz auf ein früheres ſalaƷ, holaƷ denten [vgl. oben ſ. 808. n° 20, a], der gen. ſalzes, holzes eigentlich ſales, ho- les geweſen ſeyn? Man müſte alle analogie des gr. und lat. ἅλς, ἁλος; ſal, ſalis; ὕλη, ſilva verkennen; wer weiß aber, aus wie früher zeit ſolche verſteine. rungen rühren! jenes alth. ſalaƷ oder ein goth. ſalata, gen. ſalis (ſo wie die n° 2. vermutheten fils, filis; hals, halis) ſollen hier nur erläutern. 5) gen. ſg. maſc. neutr. — kennzeichen gleichfalls ſ, welches aber in der zweiten lat. und gr. decl. für ſubſt. und adj. abgeworfen iſt; im litth. werfen es die meiſten decl. ab. Das ſanſkr. pron. hat kaſja (cujus) aſja (ejus) taſja (hujus) ſarmanas (felicis); das lat. ejus, hujus, cujus, illius etc.; das griech. und litth. ohne -s; τοῦ, οὗ; jojo, ſzio, to etc. 6) dat. ſg. maſc. neutr. — hier ſcheint über das goth. mm ſtatt des ſpätern m aufklärend, daß das ſauſkr, pron. taſmai dem goth. þamma antwortet (wie ἐσμί = εἰμί dem dor. ἐμμί vgl. annals of orient. lit. p. 16.); ebenſo heißt kaſmai (cui) goth. hvamma; aſmai (ei- dem). Einfaches m wäre auch, als urſprüngliches zei- chen des acc, für den dat. unſchicklich; erſt nach- dem der deutſche acc. n angenommen, konnte ſich m dem dat. eignen. Sanſkr. ſubſt. und adj. zeigen kein ſm, bloßen vocal z. b. pitarê (patri) ſarmanê felici). Weder im lat. noch lgr. hat dieſer caſus irgendwo ein m, überall bloßen vocal (bei pron. adj. und ſubſt.) oder man müſte das altlat. ſogenannt para- gogiſche -d (Schneider 260. 261.) wegen ſeiner be- rührung mit -m (vgl. vorhin unter 4. aliud = alium) anſchlagen dürfen. Die litth. ſprache beſitzt gleich der deutſchen das dative m im pron. und adj. vgl. ſziám (huic) jamjam (ei) tam (ei) gerám (bono) me- dinnám (ſilveſtri), aber auch nicht mehr im ſubſt.; einſtimmend zeigen die ſlav. ſprachen -m im dat. pron. und adj., nicht ſubſt. 7) acc. ſg. maſc. — dem deutſchen -n begegnet das griech. -ν, herrſcht aber nicht nur in pron. und adj.,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/852>, abgerufen am 28.07.2024.