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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. allg. vergleichung der declination.
die zweite, noch entschiedner die dritte decl. jedes
geschlechts eingeengt; späterhin schwinden sie bei-
nahe. Der gang scheint zu seyn, daß anfangs die u
sich in i verdünnen, endlich die i ausfallen. Wie
das goth. thaursus, manvus bei folgendem flexionsvoc.
bereits thaursjata, manvjata zeigen (s. 721.), verliert
sich das i zweiter decl. im unflectierten nom. masc.
neutr. (s. 719.). Das goth. hardus, thaursus heißt im
alth. herti, durri nach zweiter, ja selbst hart nach
erster. Und so könnte z. b. das goth. svarts (niger)
früher svartus geheißen haben, wenn man dafür ei-
nen eigennamen suartuas bei Procop 4, 25. anschla-
gen will.
34) der formen des ungeschl. pers. pron. wurde nur ne-
benher gedacht, insofern sie zu den übrigen flexio-
nen stimmen, welches bei dem nom. pl. veis, jus
und acc. uns der fall ist. Alle andern casus sind un-
gleich und den anm. 3-17 gegebenen merkmahlen
fremd. Der goth. nom. sg. ik, thu weichen selbst von
einander ab; der gen. sg. zeigt die reihe: meina,
theina, seina, der dat. mis, thus, sis; der acc. mik,
thuk, sik; die nom. pl. veis, jus passen zu balgeis,
sunjus, der acc. uns zu sununs; der gen. geht wie
im sg. auf -a aus, scheidet sich aber von ihm durch
die nahere bestimmung -ara; unsara scheint aus dem
acc. uns abgeleitet, nicht anders der dat. unsis, wel-
cher nebst izvis dem dat. sg. parallel auslautet. Wie
aber uns zugleich den dat., umgekehrt unsis zugleich
den acc. ausdrückt, muß die dativform izvis dane-
ben für den acc. dienen. Der acc. uns würde einen
nom. vjus, der nom. veis einen acc. vins begehren
oder stünde veis neben uns (? vuns) wie iudaieis ne-
ben idaiuns (s. 777.)? jus könnte sehr wohl den
acc. juns bilden, welches, wie uns unsis, den dat.
junsis ergäbe, woraus jusis, izuis, izvis geworden?
auf dieselbe weise würde jusara? junsara? zu izvara? --
Die übrigen mundarten tragen zur aufhellung dieser
dunkelheiten wenig bei; das alth. uns dünkt mich
versteinerte acc. form, die geblieben, nachdem alle
andern acc. das n abgelegt hatten und ähnliche flexions
-s in -r verwandelt worden waren. Doch der alth.
acc. pl. bekommt überdem die flexion -ih, welche
dem ih, mih, dih des sg. entsprechend scheint: un-
sih, iwih
; ein solches goth. unsik, izvik mangelt, wird
aber durch ein angels. usic, eovic bestärkt, wegen
II. allg. vergleichung der declination.
die zweite, noch entſchiedner die dritte decl. jedes
geſchlechts eingeengt; ſpäterhin ſchwinden ſie bei-
nahe. Der gang ſcheint zu ſeyn, daß anfangs die u
ſich in i verdünnen, endlich die i ausfallen. Wie
das goth. þaúrſus, manvus bei folgendem flexionsvoc.
bereits þaurſjata, manvjata zeigen (ſ. 721.), verliert
ſich das i zweiter decl. im unflectierten nom. maſc.
neutr. (ſ. 719.). Das goth. hardus, þaúrſus heißt im
alth. herti, durri nach zweiter, ja ſelbſt hart nach
erſter. Und ſo könnte z. b. das goth. ſvarts (niger)
früher ſvartus geheißen haben, wenn man dafür ei-
nen eigennamen ſuartuas bei Procop 4, 25. anſchla-
gen will.
34) der formen des ungeſchl. perſ. pron. wurde nur ne-
benher gedacht, inſofern ſie zu den übrigen flexio-
nen ſtimmen, welches bei dem nom. pl. veis, jus
und acc. uns der fall iſt. Alle andern caſus ſind un-
gleich und den anm. 3-17 gegebenen merkmahlen
fremd. Der goth. nom. ſg. ïk, þu weichen ſelbſt von
einander ab; der gen. ſg. zeigt die reihe: meina,
þeina, ſeina, der dat. mis, þus, ſis; der acc. mik,
þuk, ſik; die nom. pl. veis, jus paſſen zu balgeis,
ſunjus, der acc. uns zu ſununs; der gen. geht wie
im ſg. auf -a aus, ſcheidet ſich aber von ihm durch
die nahere beſtimmung -ara; unſara ſcheint aus dem
acc. uns abgeleitet, nicht anders der dat. unſis, wel-
cher nebſt ïzvis dem dat. ſg. parallel auslautet. Wie
aber uns zugleich den dat., umgekehrt unſis zugleich
den acc. ausdrückt, muß die dativform ïzvis dane-
ben für den acc. dienen. Der acc. uns würde einen
nom. vjus, der nom. veis einen acc. vins begehren
oder ſtünde veis neben uns (? vuns) wie ïudáieis ne-
ben ïdáiuns (ſ. 777.)? jus könnte ſehr wohl den
acc. juns bilden, welches, wie uns unſis, den dat.
junſis ergäbe, woraus juſis, ïzuis, ïzvis geworden?
auf dieſelbe weiſe würde juſara? junſara? zu ïzvara? —
Die übrigen mundarten tragen zur aufhellung dieſer
dunkelheiten wenig bei; das alth. uns dünkt mich
verſteinerte acc. form, die geblieben, nachdem alle
andern acc. das n abgelegt hatten und ähnliche flexions
-ſ in -r verwandelt worden waren. Doch der alth.
acc. pl. bekommt überdem die flexion -ih, welche
dem ih, mih, dih des ſg. entſprechend ſcheint: un-
ſih, iwih
; ein ſolches goth. unſik, ïzvik mangelt, wird
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[813/0839] II. allg. vergleichung der declination. die zweite, noch entſchiedner die dritte decl. jedes geſchlechts eingeengt; ſpäterhin ſchwinden ſie bei- nahe. Der gang ſcheint zu ſeyn, daß anfangs die u ſich in i verdünnen, endlich die i ausfallen. Wie das goth. þaúrſus, manvus bei folgendem flexionsvoc. bereits þaurſjata, manvjata zeigen (ſ. 721.), verliert ſich das i zweiter decl. im unflectierten nom. maſc. neutr. (ſ. 719.). Das goth. hardus, þaúrſus heißt im alth. herti, durri nach zweiter, ja ſelbſt hart nach erſter. Und ſo könnte z. b. das goth. ſvarts (niger) früher ſvartus geheißen haben, wenn man dafür ei- nen eigennamen ſuartuas bei Procop 4, 25. anſchla- gen will. 34) der formen des ungeſchl. perſ. pron. wurde nur ne- benher gedacht, inſofern ſie zu den übrigen flexio- nen ſtimmen, welches bei dem nom. pl. veis, jus und acc. uns der fall iſt. Alle andern caſus ſind un- gleich und den anm. 3-17 gegebenen merkmahlen fremd. Der goth. nom. ſg. ïk, þu weichen ſelbſt von einander ab; der gen. ſg. zeigt die reihe: meina, þeina, ſeina, der dat. mis, þus, ſis; der acc. mik, þuk, ſik; die nom. pl. veis, jus paſſen zu balgeis, ſunjus, der acc. uns zu ſununs; der gen. geht wie im ſg. auf -a aus, ſcheidet ſich aber von ihm durch die nahere beſtimmung -ara; unſara ſcheint aus dem acc. uns abgeleitet, nicht anders der dat. unſis, wel- cher nebſt ïzvis dem dat. ſg. parallel auslautet. Wie aber uns zugleich den dat., umgekehrt unſis zugleich den acc. ausdrückt, muß die dativform ïzvis dane- ben für den acc. dienen. Der acc. uns würde einen nom. vjus, der nom. veis einen acc. vins begehren oder ſtünde veis neben uns (? vuns) wie ïudáieis ne- ben ïdáiuns (ſ. 777.)? jus könnte ſehr wohl den acc. juns bilden, welches, wie uns unſis, den dat. junſis ergäbe, woraus juſis, ïzuis, ïzvis geworden? auf dieſelbe weiſe würde juſara? junſara? zu ïzvara? — Die übrigen mundarten tragen zur aufhellung dieſer dunkelheiten wenig bei; das alth. uns dünkt mich verſteinerte acc. form, die geblieben, nachdem alle andern acc. das n abgelegt hatten und ähnliche flexions -ſ in -r verwandelt worden waren. Doch der alth. acc. pl. bekommt überdem die flexion -ih, welche dem ih, mih, dih des ſg. entſprechend ſcheint: un- ſih, iwih; ein ſolches goth. unſik, ïzvik mangelt, wird aber durch ein angelſ. uſic, ëóvic beſtärkt, wegen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 813. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/839>, abgerufen am 22.11.2024.