nieren sie gleich denen mit der bildung -en, doch mit zuweilen rückkehrendem tiefton auf den bildungsvocal bei langer wurzel (s. 373.), z. b. glesin (vitreus) macht glesiner, glesines, glesinem; aber hürnin, hürniner oder hürninr, dat. hürnineme. Ebenso sind die auf -ic, -ec zu beurtheilen; maneger geht wie ebener; heiliger wie grober, jenes macht den dat. ebenem, dieses heiligeme. Die auf -isch declinieren wie blinder, syncopieren aber oft den bildungsvocal (z. b. tiutschiu, heidenschiu) wel- ches, als der flexion fremd, nicht hierher gehört. -- 3) die dritte anm. zur alth. ersten decl. ist auch hierher bezüglich; man findet nicht selten: hart, milt, zier, swar, weis, klein, reich, gemein u. a. m. statt herte, milte, ziere, swaere, wise, kleine, reiche, gemeine; meistens ist das eine oder das andere der mundart verschiedener dichter an- gemeßen und dem einen bereit, dem andern bereite etc. geläufig. -- 4) erloschene adj. sind aus adverbien zu schließen, z. b. aus kaume, leise.
Starkes adjectivum. zweite declination.
die flexionen sind gänzlich zur ersten decl. übergegangen und wörter der zweiten nur in ihrem flexionslolen zu- stande, wo das bildungs -e vortritt, zu erkennen.
*) Aus diesem nur bei Conrad vorkommenden worte, das mit dem folgenden seine einer wurzel scheint, also für lancseine steht, hat sich ganz unorganisch das neuh. lang- sam entwickelt, welches im mittelh. nirgends stattfindet; lancsam im alth. und altf. bedeutete: aeternus. Gleich ta- delnswerth ist das neuh. seltsam, statt des mhd. seltsaene.
II. mittelh. ſtarkes adject. erſte u. zw. decl.
nieren ſie gleich denen mit der bildung -en, doch mit zuweilen rückkehrendem tiefton auf den bildungsvocal bei langer wurzel (ſ. 373.), z. b. gleſin (vitreus) macht gleſiner, gleſines, gleſinem; aber hürnin, hürnìner oder hürninr, dat. hürnìneme. Ebenſo ſind die auf -ic, -ec zu beurtheilen; maneger geht wie ëbener; heilìger wie grober, jenes macht den dat. ëbenem, dieſes heilìgeme. Die auf -iſch declinieren wie blinder, ſyncopieren aber oft den bildungsvocal (z. b. tiutſchiu, heidenſchiu) wel- ches, als der flexion fremd, nicht hierher gehört. — 3) die dritte anm. zur alth. erſten decl. iſt auch hierher bezüglich; man findet nicht ſelten: hart, milt, zier, ſwâr, wîs, klein, rîch, gemein u. a. m. ſtatt herte, milte, ziere, ſwære, wìſe, kleine, rîche, gemeine; meiſtens iſt das eine oder das andere der mundart verſchiedener dichter an- gemeßen und dem einen bereit, dem andern bereite etc. geläufig. — 4) erloſchene adj. ſind aus adverbien zu ſchließen, z. b. aus kûme, lîſe.
Starkes adjectivum. zweite declination.
die flexionen ſind gänzlich zur erſten decl. übergegangen und wörter der zweiten nur in ihrem flexionslolen zu- ſtande, wo das bildungs -e vortritt, zu erkennen.
*) Aus dieſem nur bei Conrad vorkommenden worte, das mit dem folgenden ſeine einer wurzel ſcheint, alſo für lancſeine ſteht, hat ſich ganz unorganiſch das neuh. lang- ſam entwickelt, welches im mittelh. nirgends ſtattfindet; lancſam im alth. und altf. bedeutete: aeternus. Gleich ta- delnswerth iſt das neuh. ſeltſam, ſtatt des mhd. ſëltſæne.
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II. mittelh. ſtarkes adject. erſte u. zw. decl.
nieren ſie gleich denen mit der bildung -en, doch mit
zuweilen rückkehrendem tiefton auf den bildungsvocal
bei langer wurzel (ſ. 373.), z. b. gleſin (vitreus) macht
gleſiner, gleſines, gleſinem; aber hürnin, hürnìner oder
hürninr, dat. hürnìneme. Ebenſo ſind die auf -ic, -ec
zu beurtheilen; maneger geht wie ëbener; heilìger wie
grober, jenes macht den dat. ëbenem, dieſes heilìgeme.
Die auf -iſch declinieren wie blinder, ſyncopieren aber
oft den bildungsvocal (z. b. tiutſchiu, heidenſchiu) wel-
ches, als der flexion fremd, nicht hierher gehört. —
3) die dritte anm. zur alth. erſten decl. iſt auch hierher
bezüglich; man findet nicht ſelten: hart, milt, zier, ſwâr,
wîs, klein, rîch, gemein u. a. m. ſtatt herte, milte, ziere,
ſwære, wìſe, kleine, rîche, gemeine; meiſtens iſt das eine
oder das andere der mundart verſchiedener dichter an-
gemeßen und dem einen bereit, dem andern bereite etc.
geläufig. — 4) erloſchene adj. ſind aus adverbien zu
ſchließen, z. b. aus kûme, lîſe.
Starkes adjectivum. zweite declination.
die flexionen ſind gänzlich zur erſten decl. übergegangen
und wörter der zweiten nur in ihrem flexionslolen zu-
ſtande, wo das bildungs -e vortritt, zu erkennen.
1) blìde, blœſe. bœſe (pravus) dihte (ſpiſſus) dicke.
dræte. dünne. dürre. enge. gæbe. gæhe (praeceps) gîte (avi-
dus, gewöhnlicher gîtic) grimme (Wigal. 283.) gruene. hæle.
herte. hœne. irre. kiuſche. kirre (cicur) kleine. kuele. kuene.
lære. linde. mære. milte. mitte (medius) muede. næhe (vi-
cinus) niuwe. nütze. œde. ræhe (raucus) ræƷe. reine. rîfe.
rîche. ringe. röſche (aſper, troj. 44b) ſchœne. lanc -ſeime
(tardus) *) ſeine (tardus) ſenfte. ſmæhe. ſnœde (vilis) ſpæhe.
ſpæte. ſpitze (acutus, meiſtens ſpitzic) ſtæte. ſtille. ſtrenge.
ſueƷe. ſwære. tenke (ſiniſter) tiure. træge. truebe. veige.
veile. veſte. viuhte. vlücke. wæge (utilis, favens) wæhe. wære
(certus) wilde. wîſe. wueſte. zæhe. — 2) gebære (aptus) ge-
hiure. gelenke (agilis) gemæge (cognatus) gemæƷe (commo-
dus) gemeine. geminne. genæme (acceptus) genœte (curio-
ſus) geſchîde (? muſ. 1, 70.) geſinne (ingenioſus) geſippe
*) Aus dieſem nur bei Conrad vorkommenden worte, das
mit dem folgenden ſeine einer wurzel ſcheint, alſo für
lancſeine ſteht, hat ſich ganz unorganiſch das neuh. lang-
ſam entwickelt, welches im mittelh. nirgends ſtattfindet;
lancſam im alth. und altf. bedeutete: aeternus. Gleich ta-
delnswerth iſt das neuh. ſeltſam, ſtatt des mhd. ſëltſæne.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/774>, abgerufen am 22.11.2024.
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