II. mittelh. subst. starkes masc. zw. u. dr. decl.
vocalanslautigen schieben im gen. und dat. wein: se, sewes, sewe; bau, bauwes oder bouwes; doch gilt abwechselnd der gekürzte dat. se, sne etc.; schuo bekommt h: schuohes.
Starkes masculinum. zweite declination.
beispiel: hirt-e
pl. hirt-e
hirt-es
hirt-e
hirt-e
hirt-en
hirt-e
hirt-e
befaßt 1) wenige mit der bloßen bildung -e, nament- lich ende (finis) ere (aes) hirse (milium) hirte (custos) kaese (caseus) pfelle (pallium) rücke (dorsum) wine (ami- cus) weiße (triticum). 2) viele mit oere, als: sciltaere (pictor scuti) vischaere (piscator) etc. -- Anmerkungen: 1) in dem an sich seltenen wine (Nib. 3606. 8642.) scheint das alte ableitungs -i zu dauern (vgl. die dritte decl.) da sonst die gekürzte form win mittelhochdeutscher wäre (Bit. 44b 70a win: hin, sin) vgl. Parc. 54c win: erschin (? erschine, s. unten vorbem. 1, b zur conjug.). 2) ende ist häufig neutral, ebenso er (aes) st. ere; vielleicht auch Wig. 261. (2. 7078.) er statt ere zu setzen? -- 3) hirte geht häufiger entw. stark nach erster decl. hirt, hirtes (M. S. 1, 192a) oder schwach hirte, hirten (Parc. 76b troj. 13a 14a). -- 4) einige auf -oere, gehen in -er und da- mit in die erste decl. über (vgl. oben s. 369.); so stehet Parc. 38a kochaere (pharetra) in den Nib. meist kocher (nicht unrichtig, vgl. gl. jun. 174. das alth. cohhar (und M. S. 2, 195a. b wanger (cervical) st. wangaere, 2, 196b diener; häufig ritter, zuweilen riter st. des früheren ritaere (s. 384.).
Starkes masculinum dritte declination.
Trümmer in wenigen wörtern, die -e statt des al- ten -u bewahren, unerachtet kurzer wurzelvocal voraus- geht und zumahl nach t das stummgewordene -e leicht ab- zufallen pflegt; es sind: mete (mulsum) schate (umbra) bei Gottfr. Wirnt; sige (victoria) site (mos) vride (pax) wite (? lignum, troj. 81a) welche den sg (der pl. wird kaum eintreten) ganz nach hirte, wine etc. abwandeln, aber nicht zur zweiten decl gezählt werden können, weil das -e drit- ter keinen umlaut wirkt (d. h. kein altes i war). Für schate wird sich nirgendwo schete finden. Daß snite, trite, schrite hierher hören, bezweifle ich oben s. 417. Im verlaufe des 13. jahrh. weicht aber das e allmählig und nur vride bleibt durchaus; sige, schate gewöhnlich: met, sit, wit gehen in die erste über, zuweilen schat
II. mittelh. ſubſt. ſtarkes maſc. zw. u. dr. decl.
vocalanslautigen ſchieben im gen. und dat. wein: ſê, ſêwes, ſêwe; bû, bûwes oder bouwes; doch gilt abwechſelnd der gekürzte dat. ſê, ſnê etc.; ſchuo bekommt h: ſchuohes.
Starkes maſculinum. zweite declination.
beiſpiel: hirt-e
pl. hirt-e
hirt-es
hirt-e
hirt-e
hirt-en
hirt-e
hirt-e
befaßt 1) wenige mit der bloßen bildung -e, nament- lich ende (finis) êre (aes) hirſe (milium) hirte (cuſtos) kæſe (caſeus) pfëlle (pallium) rücke (dorſum) wine (ami- cus) weiƷe (triticum). 2) viele mit œre, als: ſciltære (pictor ſcuti) viſchære (piſcator) etc. — Anmerkungen: 1) in dem an ſich ſeltenen wine (Nib. 3606. 8642.) ſcheint das alte ableitungs -i zu dauern (vgl. die dritte decl.) da ſonſt die gekürzte form win mittelhochdeutſcher wäre (Bit. 44b 70a win: hin, ſin) vgl. Parc. 54c win: erſchin (? erſchine, ſ. unten vorbem. 1, β zur conjug.). 2) ende iſt häufig neutral, ebenſo êr (aes) ſt. êre; vielleicht auch Wig. 261. (2. 7078.) êr ſtatt êre zu ſetzen? — 3) hirte geht häufiger entw. ſtark nach erſter decl. hirt, hirtes (M. S. 1, 192a) oder ſchwach hirte, hirten (Parc. 76b troj. 13a 14a). — 4) einige auf -œre, gehen in -er und da- mit in die erſte decl. über (vgl. oben ſ. 369.); ſo ſtehet Parc. 38a kochære (pharetra) in den Nib. meiſt kocher (nicht unrichtig, vgl. gl. jun. 174. das alth. cohhar (und M. S. 2, 195a. b wanger (cervical) ſt. wangære, 2, 196b dienèr; häufig ritter, zuweilen rìter ſt. des früheren ritære (ſ. 384.).
Starkes maſculinum dritte declination.
Trümmer in wenigen wörtern, die -e ſtatt des al- ten -u bewahren, unerachtet kurzer wurzelvocal voraus- geht und zumahl nach t das ſtummgewordene -e leicht ab- zufallen pflegt; es ſind: mëte (mulſum) ſchate (umbra) bei Gottfr. Wirnt; ſige (victoria) ſite (mos) vride (pax) wite (? lignum, troj. 81a) welche den ſg (der pl. wird kaum eintreten) ganz nach hirte, wine etc. abwandeln, aber nicht zur zweiten decl gezählt werden können, weil das -e drit- ter keinen umlaut wirkt (d. h. kein altes i war). Für ſchate wird ſich nirgendwo ſchete finden. Daß ſnite, trite, ſchrite hierher hören, bezweifle ich oben ſ. 417. Im verlaufe des 13. jahrh. weicht aber das e allmählig und nur vride bleibt durchaus; ſige, ſchate gewöhnlich: mët, ſit, wit gehen in die erſte über, zuweilen ſchat
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0696"n="670"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">mittelh. ſubſt. ſtarkes maſc. zw. u. dr. decl.</hi></fw><lb/>
vocalanslautigen ſchieben im gen. und dat. wein: ſê, ſêwes,<lb/>ſêwe; bû, bûwes oder bouwes; doch gilt abwechſelnd<lb/>
der gekürzte dat. ſê, ſnê etc.; ſchuo bekommt h: ſchuohes.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">Starkes maſculinum. zweite declination.</hi></head><lb/><table><row><cell>beiſpiel: hirt-e</cell><cell>pl. hirt-e</cell></row><row><cell>hirt-es</cell><cell>hirt-e</cell></row><row><cell>hirt-e</cell><cell>hirt-en</cell></row><row><cell>hirt-e</cell><cell>hirt-e</cell></row><lb/></table><p>befaßt 1) wenige mit der bloßen bildung -e, nament-<lb/>
lich ende (finis) êre (aes) hirſe (milium) hirte (cuſtos)<lb/>
kæſe (caſeus) pfëlle (pallium) rücke (dorſum) wine (ami-<lb/>
cus) weiƷe (triticum). 2) viele mit <hirendition="#i">œre</hi>, als: ſciltære<lb/>
(pictor ſcuti) viſchære (piſcator) etc. —<hirendition="#i">Anmerkungen</hi>:<lb/>
1) in dem an ſich ſeltenen wine (Nib. 3606. 8642.) ſcheint<lb/>
das alte ableitungs -i zu dauern (vgl. die dritte decl.) da<lb/>ſonſt die gekürzte form win mittelhochdeutſcher wäre<lb/>
(Bit. 44<hirendition="#sup">b</hi> 70<hirendition="#sup">a</hi> win: hin, ſin) vgl. Parc. 54<hirendition="#sup">c</hi> win: erſchin<lb/>
(? erſchine, ſ. unten vorbem. 1, <hirendition="#i">β</hi> zur conjug.). 2) ende<lb/>
iſt häufig neutral, ebenſo êr (aes) ſt. êre; vielleicht auch<lb/>
Wig. 261. (2. 7078.) êr ſtatt êre zu ſetzen? — 3) hirte<lb/>
geht häufiger entw. ſtark nach erſter decl. hirt, hirtes<lb/>
(M. S. 1, 192<hirendition="#sup">a</hi>) oder ſchwach hirte, hirten (Parc. 76<hirendition="#sup">b</hi> troj.<lb/>
13<hirendition="#sup">a</hi> 14<hirendition="#sup">a</hi>). — 4) einige auf <hirendition="#i">-œre</hi>, gehen in <hirendition="#i">-er</hi> und da-<lb/>
mit in die erſte decl. über (vgl. oben ſ. 369.); ſo ſtehet<lb/>
Parc. 38<hirendition="#sup">a</hi> kochære (pharetra) in den Nib. meiſt kocher<lb/>
(nicht unrichtig, vgl. gl. jun. 174. das alth. cohhar (und<lb/>
M. S. 2, 195<hirendition="#sup">a. b</hi> wanger (cervical) ſt. wangære, 2, 196<hirendition="#sup">b</hi> dienèr;<lb/>
häufig ritter, zuweilen rìter ſt. des früheren ritære (ſ. 384.).</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">Starkes maſculinum dritte declination.</hi></head><lb/><p>Trümmer in wenigen wörtern, die -e ſtatt des al-<lb/>
ten -u bewahren, unerachtet kurzer wurzelvocal voraus-<lb/>
geht und zumahl nach t das ſtummgewordene -e leicht ab-<lb/>
zufallen pflegt; es ſind: mëte (mulſum) ſchate (umbra) bei<lb/>
Gottfr. Wirnt; ſige (victoria) ſite (mos) vride (pax) wite<lb/>
(? lignum, troj. 81<hirendition="#sup">a</hi>) welche den ſg (der pl. wird kaum<lb/>
eintreten) ganz nach hirte, wine etc. abwandeln, aber nicht<lb/>
zur zweiten decl gezählt werden können, weil das -e drit-<lb/>
ter keinen umlaut wirkt (d. h. kein altes i war). Für<lb/>ſchate wird ſich nirgendwo ſchete finden. Daß ſnite,<lb/>
trite, ſchrite hierher hören, bezweifle ich oben ſ. 417.<lb/>
Im verlaufe des 13. jahrh. weicht aber das e allmählig<lb/>
und nur vride bleibt durchaus; ſige, ſchate gewöhnlich:<lb/>
mët, ſit, wit gehen in die erſte über, zuweilen ſchat<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[670/0696]
II. mittelh. ſubſt. ſtarkes maſc. zw. u. dr. decl.
vocalanslautigen ſchieben im gen. und dat. wein: ſê, ſêwes,
ſêwe; bû, bûwes oder bouwes; doch gilt abwechſelnd
der gekürzte dat. ſê, ſnê etc.; ſchuo bekommt h: ſchuohes.
Starkes maſculinum. zweite declination.
beiſpiel: hirt-e pl. hirt-e
hirt-es hirt-e
hirt-e hirt-en
hirt-e hirt-e
befaßt 1) wenige mit der bloßen bildung -e, nament-
lich ende (finis) êre (aes) hirſe (milium) hirte (cuſtos)
kæſe (caſeus) pfëlle (pallium) rücke (dorſum) wine (ami-
cus) weiƷe (triticum). 2) viele mit œre, als: ſciltære
(pictor ſcuti) viſchære (piſcator) etc. — Anmerkungen:
1) in dem an ſich ſeltenen wine (Nib. 3606. 8642.) ſcheint
das alte ableitungs -i zu dauern (vgl. die dritte decl.) da
ſonſt die gekürzte form win mittelhochdeutſcher wäre
(Bit. 44b 70a win: hin, ſin) vgl. Parc. 54c win: erſchin
(? erſchine, ſ. unten vorbem. 1, β zur conjug.). 2) ende
iſt häufig neutral, ebenſo êr (aes) ſt. êre; vielleicht auch
Wig. 261. (2. 7078.) êr ſtatt êre zu ſetzen? — 3) hirte
geht häufiger entw. ſtark nach erſter decl. hirt, hirtes
(M. S. 1, 192a) oder ſchwach hirte, hirten (Parc. 76b troj.
13a 14a). — 4) einige auf -œre, gehen in -er und da-
mit in die erſte decl. über (vgl. oben ſ. 369.); ſo ſtehet
Parc. 38a kochære (pharetra) in den Nib. meiſt kocher
(nicht unrichtig, vgl. gl. jun. 174. das alth. cohhar (und
M. S. 2, 195a. b wanger (cervical) ſt. wangære, 2, 196b dienèr;
häufig ritter, zuweilen rìter ſt. des früheren ritære (ſ. 384.).
Starkes maſculinum dritte declination.
Trümmer in wenigen wörtern, die -e ſtatt des al-
ten -u bewahren, unerachtet kurzer wurzelvocal voraus-
geht und zumahl nach t das ſtummgewordene -e leicht ab-
zufallen pflegt; es ſind: mëte (mulſum) ſchate (umbra) bei
Gottfr. Wirnt; ſige (victoria) ſite (mos) vride (pax) wite
(? lignum, troj. 81a) welche den ſg (der pl. wird kaum
eintreten) ganz nach hirte, wine etc. abwandeln, aber nicht
zur zweiten decl gezählt werden können, weil das -e drit-
ter keinen umlaut wirkt (d. h. kein altes i war). Für
ſchate wird ſich nirgendwo ſchete finden. Daß ſnite,
trite, ſchrite hierher hören, bezweifle ich oben ſ. 417.
Im verlaufe des 13. jahrh. weicht aber das e allmählig
und nur vride bleibt durchaus; ſige, ſchate gewöhnlich:
mët, ſit, wit gehen in die erſte über, zuweilen ſchat
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/696>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.