(A) in: tal, tallet (numerus) tak, takken (gratia) tand (dens) vand (aqua) fand (diabolus) etc. vor einigen liq. verbind. in aa oder o übertretend, allein schwan- kend und anders, als im schwed. Vor ld steht: holde (tenere) folde (plicare) vold (potestas) kold (frigidus); aber falde (cadere) galde (bilis) kalde (vocare) alder (aetas); vor nd: aand (spiritus) vaand (periculum) baand (vinculum) haand (manus); aber sand (arena) band (ban- num) sand (verus) tand (dens); vor ng stets kurzes a als: sang (cantus) gang (iter) fang (captura) mange (plu- res); vor rd: haard (durus) kaarde (ensis) gaard (aula). Man vgl. das schwed. Wo ld, nd dem altn. ll, nn ent- spricht, bleibt a, wo sie auch altn. ld. nd. lauten, än- dert es sich meistentheils, nicht immer, z. b. in land nicht.
(E) häufig, theils ursprüngliches e, theils e; bei- spiele:ende (finis) vende (vertere) emmer (cinis candens) ven, venner (amicus) stemme (vox) nenne (audere) lem, lemmer (membrum) glemme (oblivisci) let (levis) etc. Bloch p. 19. unterscheidet ein gröber und feinerlautendes e, beide seyen kurz, jenes dem ä, dieses dem i näher, jenes z. b. in ven (amicus), dieses in led (articulus). Da im altn. vinr und lidr gleichlauten, so vermag ich diese verschiedenheit historisch nicht zu faßen, noch die wörter anzugeben, welche der einen oder andern aus- sprache zufallen. In led scheint mir der Däne eher zwischen länge und kürze zu schwanken, ich finde le- devand und leddevand (gliedwaßer); dem Schweden ist ven, venner (= vän, vänner) kurz, led aber lang. Wenn Bloch den feinern laut im artikel en, et an- nimmt, so bezweifle ich zwar nicht die verschiedenheit dieser e von denen in ven, let (levis), erkläre sie aber aus der unbetonung; en, et ist das tonlos gewordene zahlwort en, et. Übrigens wechselt die schreibung e und ä in manchen wörtern, wie im schwed. z. b. dverg oder dvärg (nanus) nur daß dem Dänen das e, dem Schweden das ä beliebter ist. Zuweilen wechselt auch je mit e, als: bjerg (mons) neben dverg (schwed. berg, bärg).
(I) nähert sich in der aussprache dem e, in welches es oft übergetreten ist (z. b. ven, lem, led; altn. vinr. limr, lidr). Beispiele: ting (res) finde (invenire) vis (certus) slikke (lambere) etc.; warum es nach Bloch p. 21. in kikkert (fernrohr) anders lauten soll, sehe ich nicht ab.
I. däniſche vocale.
(A) in: tal, tallet (numerus) tak, takken (gratia) tand (dens) vand (aqua) fand (diabolus) etc. vor einigen liq. verbind. in aa oder o übertretend, allein ſchwan- kend und anders, als im ſchwed. Vor ld ſteht: holde (tenere) folde (plicare) vold (poteſtas) kold (frigidus); aber falde (cadere) galde (bilis) kalde (vocare) alder (aetas); vor nd: aand (ſpiritus) vaand (periculum) baand (vinculum) haand (manus); aber ſand (arena) band (ban- num) ſand (verus) tand (dens); vor ng ſtets kurzes a als: ſang (cantus) gang (iter) fang (captura) mange (plu- res); vor rd: haard (durus) kaarde (enſis) gaard (aula). Man vgl. das ſchwed. Wo ld, nd dem altn. ll, nn ent- ſpricht, bleibt a, wo ſie auch altn. ld. nd. lauten, än- dert es ſich meiſtentheils, nicht immer, z. b. in land nicht.
(E) häufig, theils urſprüngliches e, theils ë; bei- ſpiele:ende (finis) vende (vertere) emmer (cinis candens) ven, venner (amicus) ſtemme (vox) nenne (audere) lem, lemmer (membrum) glemme (obliviſci) let (levis) etc. Bloch p. 19. unterſcheidet ein gröber und feinerlautendes e, beide ſeyen kurz, jenes dem ä, dieſes dem i näher, jenes z. b. in ven (amicus), dieſes in led (articulus). Da im altn. vinr und lidr gleichlauten, ſo vermag ich dieſe verſchiedenheit hiſtoriſch nicht zu faßen, noch die wörter anzugeben, welche der einen oder andern aus- ſprache zufallen. In led ſcheint mir der Däne eher zwiſchen länge und kürze zu ſchwanken, ich finde lê- devand und leddevand (gliedwaßer); dem Schweden iſt ven, venner (= vän, vänner) kurz, lêd aber lang. Wenn Bloch den feinern laut im artikel en, et an- nimmt, ſo bezweifle ich zwar nicht die verſchiedenheit dieſer e von denen in ven, let (levis), erkläre ſie aber aus der unbetonung; en, et iſt das tonlos gewordene zahlwort èn, êt. Übrigens wechſelt die ſchreibung e und ä in manchen wörtern, wie im ſchwed. z. b. dverg oder dvärg (nanus) nur daß dem Dänen das e, dem Schweden das ä beliebter iſt. Zuweilen wechſelt auch je mit e, als: bjerg (mons) neben dverg (ſchwed. berg, bärg).
(I) nähert ſich in der ausſprache dem e, in welches es oft übergetreten iſt (z. b. ven, lem, led; altn. vinr. limr, lidr). Beiſpiele: ting (res) finde (invenire) vis (certus) ſlikke (lambere) etc.; warum es nach Bloch p. 21. in kikkert (fernrohr) anders lauten ſoll, ſehe ich nicht ab.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0585"n="559"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">däniſche vocale.</hi></fw><lb/><p>(A) in: tal, tallet (numerus) tak, takken (gratia)<lb/>
tand (dens) vand (aqua) fand (diabolus) etc. vor einigen<lb/>
liq. verbind. in aa oder o übertretend, allein ſchwan-<lb/>
kend und anders, als im ſchwed. Vor <hirendition="#i">ld</hi>ſteht: holde<lb/>
(tenere) folde (plicare) vold (poteſtas) kold (frigidus);<lb/>
aber falde (cadere) galde (bilis) kalde (vocare) alder<lb/>
(aetas); vor <hirendition="#i">nd</hi>: aand (ſpiritus) vaand (periculum) baand<lb/>
(vinculum) haand (manus); aber ſand (arena) band (ban-<lb/>
num) ſand (verus) tand (dens); vor <hirendition="#i">ng</hi>ſtets kurzes a<lb/>
als: ſang (cantus) gang (iter) fang (captura) mange (plu-<lb/>
res); vor <hirendition="#i">rd</hi>: haard (durus) kaarde (enſis) gaard (aula).<lb/>
Man vgl. das ſchwed. Wo ld, nd dem altn. ll, nn ent-<lb/>ſpricht, bleibt a, wo ſie auch altn. ld. nd. lauten, än-<lb/>
dert es ſich meiſtentheils, nicht immer, z. b. in land<lb/>
nicht.</p><lb/><p>(E) häufig, theils urſprüngliches e, theils ë; bei-<lb/>ſpiele:ende (finis) vende (vertere) emmer (cinis candens)<lb/>
ven, venner (amicus) ſtemme (vox) nenne (audere) lem,<lb/>
lemmer (membrum) glemme (obliviſci) let (levis) etc.<lb/>
Bloch p. 19. unterſcheidet ein gröber und feinerlautendes<lb/>
e, beide ſeyen kurz, jenes dem ä, dieſes dem i näher,<lb/>
jenes z. b. in ven (amicus), dieſes in led (articulus).<lb/>
Da im altn. vinr und lidr gleichlauten, ſo vermag ich<lb/>
dieſe verſchiedenheit hiſtoriſch nicht zu faßen, noch die<lb/>
wörter anzugeben, welche der einen oder andern aus-<lb/>ſprache zufallen. In led ſcheint mir der Däne eher<lb/>
zwiſchen länge und kürze zu ſchwanken, ich finde lê-<lb/>
devand und leddevand (gliedwaßer); dem Schweden iſt<lb/>
ven, venner (= vän, vänner) kurz, lêd aber lang.<lb/>
Wenn Bloch den feinern laut im artikel en, et an-<lb/>
nimmt, ſo bezweifle ich zwar nicht die verſchiedenheit<lb/>
dieſer e von denen in ven, let (levis), erkläre ſie aber<lb/>
aus der unbetonung; en, et iſt das tonlos gewordene<lb/>
zahlwort èn, êt. Übrigens wechſelt die ſchreibung e<lb/>
und ä in manchen wörtern, wie im ſchwed. z. b. dverg<lb/>
oder dvärg (nanus) nur daß dem Dänen das e, dem<lb/>
Schweden das ä beliebter iſt. Zuweilen wechſelt auch<lb/><hirendition="#i">je</hi> mit e, als: bjerg (mons) neben dverg (ſchwed. berg,<lb/>
bärg).</p><lb/><p>(I) nähert ſich in der ausſprache dem e, in welches<lb/>
es oft übergetreten iſt (z. b. ven, lem, led; altn. vinr.<lb/>
limr, lidr). Beiſpiele: ting (res) finde (invenire) vis<lb/>
(certus) ſlikke (lambere) etc.; warum es nach Bloch<lb/>
p. 21. in kikkert (fernrohr) anders lauten ſoll, ſehe ich<lb/>
nicht ab.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[559/0585]
I. däniſche vocale.
(A) in: tal, tallet (numerus) tak, takken (gratia)
tand (dens) vand (aqua) fand (diabolus) etc. vor einigen
liq. verbind. in aa oder o übertretend, allein ſchwan-
kend und anders, als im ſchwed. Vor ld ſteht: holde
(tenere) folde (plicare) vold (poteſtas) kold (frigidus);
aber falde (cadere) galde (bilis) kalde (vocare) alder
(aetas); vor nd: aand (ſpiritus) vaand (periculum) baand
(vinculum) haand (manus); aber ſand (arena) band (ban-
num) ſand (verus) tand (dens); vor ng ſtets kurzes a
als: ſang (cantus) gang (iter) fang (captura) mange (plu-
res); vor rd: haard (durus) kaarde (enſis) gaard (aula).
Man vgl. das ſchwed. Wo ld, nd dem altn. ll, nn ent-
ſpricht, bleibt a, wo ſie auch altn. ld. nd. lauten, än-
dert es ſich meiſtentheils, nicht immer, z. b. in land
nicht.
(E) häufig, theils urſprüngliches e, theils ë; bei-
ſpiele:ende (finis) vende (vertere) emmer (cinis candens)
ven, venner (amicus) ſtemme (vox) nenne (audere) lem,
lemmer (membrum) glemme (obliviſci) let (levis) etc.
Bloch p. 19. unterſcheidet ein gröber und feinerlautendes
e, beide ſeyen kurz, jenes dem ä, dieſes dem i näher,
jenes z. b. in ven (amicus), dieſes in led (articulus).
Da im altn. vinr und lidr gleichlauten, ſo vermag ich
dieſe verſchiedenheit hiſtoriſch nicht zu faßen, noch die
wörter anzugeben, welche der einen oder andern aus-
ſprache zufallen. In led ſcheint mir der Däne eher
zwiſchen länge und kürze zu ſchwanken, ich finde lê-
devand und leddevand (gliedwaßer); dem Schweden iſt
ven, venner (= vän, vänner) kurz, lêd aber lang.
Wenn Bloch den feinern laut im artikel en, et an-
nimmt, ſo bezweifle ich zwar nicht die verſchiedenheit
dieſer e von denen in ven, let (levis), erkläre ſie aber
aus der unbetonung; en, et iſt das tonlos gewordene
zahlwort èn, êt. Übrigens wechſelt die ſchreibung e
und ä in manchen wörtern, wie im ſchwed. z. b. dverg
oder dvärg (nanus) nur daß dem Dänen das e, dem
Schweden das ä beliebter iſt. Zuweilen wechſelt auch
je mit e, als: bjerg (mons) neben dverg (ſchwed. berg,
bärg).
(I) nähert ſich in der ausſprache dem e, in welches
es oft übergetreten iſt (z. b. ven, lem, led; altn. vinr.
limr, lidr). Beiſpiele: ting (res) finde (invenire) vis
(certus) ſlikke (lambere) etc.; warum es nach Bloch
p. 21. in kikkert (fernrohr) anders lauten ſoll, ſehe ich
nicht ab.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/585>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.