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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. mittelenglische vocale.
ergeben sich allerwärts. Nur wird jetzt auch das angels.
y durch ei (wie y durch i) ausgedrückt, als feire (ignis)
meise (mures) etc. Vermuthlich wandelt sich das kurze i
vor ld, nd in ei (vorhin s. 508.) Ob aber dem ei über-
haupt schon die neuengl. auesprache, nämlich ei, beizu-
legen ist? bezweifle, weil ich keinen grund absehe,
warum man in diesem fall nicht auch wirklich: meine,
teide, feire, meise geschrieben hätte, wie man aller-
dings ou für au schrieb; vgl. unten ei.

(OO) o wiederum 1) organische länge a) = angels. o,
mittelh. uo, als: blode (sanguis) gode (bonus) rode (crux)
stode (stetit) yode (ivit) slogh (feriit) drogh (portavit)
boke (liber) loke (intueri) toke (cepit) fole (pullus eq.)
ylome (subito) dome (judicium) bone (rogatio) etc. wird
häufig durch e (1. a), das heißt, seinen umlaut ausge-
drückt. b) nebenlaut für a, als oke (quercus) done
(factus) bone (os) one (unus) home (domi) ore (honor)
thore (ibi) sore (valde) gost (spiritus) wost (scis) etc.
2) unorgan. länge, als come (venire, adventus) nome
(cepit) bore (portavit). 3) auslaute: mo (magis) so (ita)
go (ire) fo (inimicus) two (ambo) etc. -- Die aussprache
wird nach dem neuengl. zweifelhaft scheinen, wo die
unter a. genannten o wie au, die unter b. wie o lau-
ten, folglich bone (rog.) von bone (os) geschieden.
Auch pflegen ältere quellen im falle b. lieber a zu brau-
chen. so daß sich wiederum bone (rog.) und bane (os)
gehörig trennen. Jenes o liegt dem au. dieses dem a
näher; gleichwohl begegen sich beide nicht nur in der
schreibung, sondern auch wirklichen aussprache, da
z. b. come bald auf dome (neuengl. doom) bald auf
home (neuengl. home) reimt (Rits. 1, 4. 19. 20. 67.) auch
beiderlei o im parallelen umlaut e (für mittelh. ue und
ei) zus. trifft. Einige wörter, denen ursprünglich kein o
mit au-laut gebührt, z. b. mone (luna) gos (anser ha-
ben diesen im neuengl. moon, goose entschieden und
schon im angels. mona, gos, nicht maena, gaes, wie man
erwarten sollte. Jenes mona hätte s. 231. unter 2. zum
beweis dienen sollen, daß auch gos nicht aus gans,
vielmehr aus gas herzuleiten sey.

(UU) au, mangelt, das angels. au ist zu ou geworden,
wogegen st. des ersten o zuweilen u, das heißt au ge-
schrieben vorkommt, vgl. Rits. 1, 1. 2. bauke (liber)
gaude (bonus).

(YY) y übergegangen in ei


I. mittelengliſche vocale.
ergeben ſich allerwärts. Nur wird jetzt auch das angelſ.
ŷ durch î (wie y durch i) ausgedrückt, als fîre (ignis)
mîſe (mures) etc. Vermuthlich wandelt ſich das kurze i
vor ld, nd in î (vorhin ſ. 508.) Ob aber dem î über-
haupt ſchon die neuengl. aueſprache, nämlich ei, beizu-
legen iſt? bezweifle, weil ich keinen grund abſehe,
warum man in dieſem fall nicht auch wirklich: meine,
teide, feire, meiſe geſchrieben hätte, wie man aller-
dings ou für û ſchrieb; vgl. unten ei.

(OO) ô wiederum 1) organiſche länge α) = angelſ. ô,
mittelh. uo, als: blôde (ſanguis) gôde (bonus) rôde (crux)
ſtôde (ſtetit) yôde (ivit) ſlôgh (feriit) drôgh (portavit)
bôke (liber) lôke (intueri) tôke (cepit) fôle (pullus eq.)
ylôme (ſubito) dôme (judicium) bône (rogatio) etc. wird
häufig durch ê (1. α), das heißt, ſeinen umlaut ausge-
drückt. β) nebenlaut für â, als ôke (quercus) dône
(factus) bône (os) ône (unus) hôme (domi) ôre (honor)
thôre (ibi) ſôre (valde) gôſt (ſpiritus) wôſt (ſcis) etc.
2) unorgan. länge, als côme (venire, adventus) nôme
(cepit) bôre (portavit). 3) auslaute: mô (magis) ſô (ita)
gô (ire) fô (inimicus) twô (ambo) etc. — Die ausſprache
wird nach dem neuengl. zweifelhaft ſcheinen, wo die
unter α. genannten ô wie û, die unter β. wie ô lau-
ten, folglich bône (rog.) von bône (os) geſchieden.
Auch pflegen ältere quellen im falle β. lieber â zu brau-
chen. ſo daß ſich wiederum bône (rog.) und bâne (os)
gehörig trennen. Jenes ô liegt dem û. dieſes dem â
näher; gleichwohl begegen ſich beide nicht nur in der
ſchreibung, ſondern auch wirklichen ausſprache, da
z. b. côme bald auf dôme (neuengl. doom) bald auf
hôme (neuengl. home) reimt (Ritſ. 1, 4. 19. 20. 67.) auch
beiderlei ô im parallelen umlaut ê (für mittelh. ue und
ei) zuſ. trifft. Einige wörter, denen urſprünglich kein ô
mit û-laut gebührt, z. b. mône (luna) gôs (anſer ha-
ben dieſen im neuengl. moon, gooſe entſchieden und
ſchon im angelſ. môna, gôs, nicht mæna, gæs, wie man
erwarten ſollte. Jenes môna hätte ſ. 231. unter 2. zum
beweis dienen ſollen, daß auch gôs nicht aus gans,
vielmehr aus gâs herzuleiten ſey.

(UU) û, mangelt, das angelſ. û iſt zu ou geworden,
wogegen ſt. des erſten ô zuweilen u, das heißt û ge-
ſchrieben vorkommt, vgl. Ritſ. 1, 1. 2. bûke (liber)
gûde (bonus).

(YY) ŷ übergegangen in î


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[510/0536] I. mittelengliſche vocale. ergeben ſich allerwärts. Nur wird jetzt auch das angelſ. ŷ durch î (wie y durch i) ausgedrückt, als fîre (ignis) mîſe (mures) etc. Vermuthlich wandelt ſich das kurze i vor ld, nd in î (vorhin ſ. 508.) Ob aber dem î über- haupt ſchon die neuengl. aueſprache, nämlich ei, beizu- legen iſt? bezweifle, weil ich keinen grund abſehe, warum man in dieſem fall nicht auch wirklich: meine, teide, feire, meiſe geſchrieben hätte, wie man aller- dings ou für û ſchrieb; vgl. unten ei. (OO) ô wiederum 1) organiſche länge α) = angelſ. ô, mittelh. uo, als: blôde (ſanguis) gôde (bonus) rôde (crux) ſtôde (ſtetit) yôde (ivit) ſlôgh (feriit) drôgh (portavit) bôke (liber) lôke (intueri) tôke (cepit) fôle (pullus eq.) ylôme (ſubito) dôme (judicium) bône (rogatio) etc. wird häufig durch ê (1. α), das heißt, ſeinen umlaut ausge- drückt. β) nebenlaut für â, als ôke (quercus) dône (factus) bône (os) ône (unus) hôme (domi) ôre (honor) thôre (ibi) ſôre (valde) gôſt (ſpiritus) wôſt (ſcis) etc. 2) unorgan. länge, als côme (venire, adventus) nôme (cepit) bôre (portavit). 3) auslaute: mô (magis) ſô (ita) gô (ire) fô (inimicus) twô (ambo) etc. — Die ausſprache wird nach dem neuengl. zweifelhaft ſcheinen, wo die unter α. genannten ô wie û, die unter β. wie ô lau- ten, folglich bône (rog.) von bône (os) geſchieden. Auch pflegen ältere quellen im falle β. lieber â zu brau- chen. ſo daß ſich wiederum bône (rog.) und bâne (os) gehörig trennen. Jenes ô liegt dem û. dieſes dem â näher; gleichwohl begegen ſich beide nicht nur in der ſchreibung, ſondern auch wirklichen ausſprache, da z. b. côme bald auf dôme (neuengl. doom) bald auf hôme (neuengl. home) reimt (Ritſ. 1, 4. 19. 20. 67.) auch beiderlei ô im parallelen umlaut ê (für mittelh. ue und ei) zuſ. trifft. Einige wörter, denen urſprünglich kein ô mit û-laut gebührt, z. b. mône (luna) gôs (anſer ha- ben dieſen im neuengl. moon, gooſe entſchieden und ſchon im angelſ. môna, gôs, nicht mæna, gæs, wie man erwarten ſollte. Jenes môna hätte ſ. 231. unter 2. zum beweis dienen ſollen, daß auch gôs nicht aus gans, vielmehr aus gâs herzuleiten ſey. (UU) û, mangelt, das angelſ. û iſt zu ou geworden, wogegen ſt. des erſten ô zuweilen u, das heißt û ge- ſchrieben vorkommt, vgl. Ritſ. 1, 1. 2. bûke (liber) gûde (bonus). (YY) ŷ übergegangen in î

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/536>, abgerufen am 22.11.2024.