En. 1c 2a 16b 55c etc. Bruns 77. [sag:nag st. nah En. 2c? beßer sa: na s. beim h.] sag (vidit):mag meisterg. 6a; gesagen, sagen (viderunt):lagen, fragen, plagen En. 6b 9b. c. 62b 70a 98a Mor. 45a Bruns 74; gesage (viderem): lage, plage En. 10b 77c; schagen (fiebant):dragen Bruns 76. hoge:synagoge En. 63a. Bedenklich ist noch durg:burg En. 91c.
(J) das inlautende wird gewöhnlich unterdrückt, selbst in wörtern, wo es die mittelh. mundart noch be- hauptet, z. b. vere (nauta) reimen Veld. (En. 23b) und Herb. 13b 110d 111c:here (exerc.) mere (mare).
(H) gilt beinahe nur anlautend. Das auslautende wird apocopiert, vgl. na, ga (mittelh. nach, gach):wa, da En. 77b 102a Herb. 52b, die (femur):knie En. 59b, ho: fro En. 2c etc. oder in g verwandelt. Beides geschieht auch oft beim inlaut, vgl. teien, (incusare,: bleien, plum- beus En. 74c) mittelh. zeihen; hosten:drosten En. 99a; sagen, hoge (mittelh. sahen, hohe) hogeste Bruns 88.; einige behalten das inlautende h (s. vorhin beim doppel- laut e). Der mittelh. verbindung hs entspricht ein nie- derd. auslautendes s, inlautendes ss, daher sas (culter) fas (crinis) *) was (cera) auf was (fuit) las (legit) reimen En. 39b 43c 80a Herb. 4d 41d und büssen (pyxidibus): küssen Herb. 60a. Von dem mittelh. ht wird zwar auch h weggeworfen, z. b. niet f. niht (auf scried, ried rei- mend En. 11c 51a) liet (lux):niet En. 24c (verschieden von lied carmen); häufiger aber bleibt es und sogar, wie ich glaube, in ch geschärft, vgl. mochte (potuit) dochte (valuit und videbatur) dochter (filia) nacht (nox) vechten (dimicare) etc. Die schärfung des h in ch gieng um so leichter an, als die sprache sonst gar kein asp. ch kennt, also die mittelh. verwirrung mehrerer ht ab- geschnitten ist (das mittelh. machte, maht lauten hier makede, macht), folgt mir aber aus der häufigen reim- berübrung mit der labialasp. in der verbindung ft; vgl. haften: crachten Roth. 13a; stifte: berichte (st. stiftede, richtede); vorchte (timuit):dorfte (deberet); worchten: dorften; nacht:endehaft; vacht:wonhaft; werhaft:ge. dacht; kraft:nacht; dachte:ernsthafte etc. En. 3b 21b
*) Eu. 21b nennt der dichter die sybilla andfas (cod. cass. antfas, cod. pal. antvas) d. h. horrida; vermuthlich Vir- gils: non comptae mansere comae. Nib. 2307. valvahse, flavicomas.
(J) das inlautende wird gewöhnlich unterdrückt, ſelbſt in wörtern, wo es die mittelh. mundart noch be- hauptet, z. b. vere (nauta) reimen Veld. (En. 23b) und Herb. 13b 110d 111c:here (exerc.) mere (mare).
(H) gilt beinahe nur anlautend. Das auslautende wird apocopiert, vgl. nâ, gâ (mittelh. nâch, gâch):wà, dâ En. 77b 102a Herb. 52b, die (femur):knie En. 59b, hô: frô En. 2c etc. oder in g verwandelt. Beides geſchieht auch oft beim inlaut, vgl. tîen, (incuſare,: blîen, plum- beus En. 74c) mittelh. zîhen; hôſten:drôſten En. 99a; ſâgen, hôge (mittelh. ſâhen, hôhe) hôgeſte Bruns 88.; einige behalten das inlautende h (ſ. vorhin beim doppel- laut ê). Der mittelh. verbindung hs entſpricht ein nie- derd. auslautendes s, inlautendes ſſ, daher ſas (culter) fas (crinis) *) was (cera) auf was (fuit) las (legit) reimen En. 39b 43c 80a Herb. 4d 41d und büſſen (pyxidibus): küſſen Herb. 60a. Von dem mittelh. ht wird zwar auch h weggeworfen, z. b. niet f. niht (auf ſcried, ried rei- mend En. 11c 51a) liet (lux):niet En. 24c (verſchieden von lied carmen); häufiger aber bleibt es und ſogar, wie ich glaube, in ch geſchärft, vgl. mochte (potuit) dochte (valuit und videbatur) dochter (filia) nacht (nox) vëchten (dimicare) etc. Die ſchärfung des h in ch gieng um ſo leichter an, als die ſprache ſonſt gar kein aſp. ch kennt, alſo die mittelh. verwirrung mehrerer ht ab- geſchnitten iſt (das mittelh. machte, maht lauten hier makede, macht), folgt mir aber aus der häufigen reim- berübrung mit der labialaſp. in der verbindung ft; vgl. haften: crachten Roth. 13a; ſtifte: berichte (ſt. ſtiftede, richtede); vorchte (timuit):dorfte (deberet); worchten: dorften; nacht:endehaft; vacht:wonhaft; werhaft:ge. dacht; kraft:nacht; dachte:ernſthafte etc. En. 3b 21b
*) Eu. 21b nennt der dichter die ſybilla andfas (cod. caſſ. antfas, cod. pal. antvas) d. h. horrida; vermuthlich Vir- gils: non comptae manſere comae. Nib. 2307. valvahſe, flavicomas.
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[465/0491]
I. mittelniederdeutſche conſonanten. guttural.
En. 1c 2a 16b 55c etc. Bruns 77. [ſag:nag ſt. nâh En. 2c?
beßer ſà: nâ ſ. beim h.] ſag (vidit):mag meiſterg. 6a;
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9b. c. 62b 70a 98a Mor. 45a Bruns 74; geſâge (viderem):
lâge, plâge En. 10b 77c; ſchâgen (fiebant):dragen Bruns 76.
hôge:ſynagôge En. 63a. Bedenklich iſt noch durg:burg
En. 91c.
(J) das inlautende wird gewöhnlich unterdrückt,
ſelbſt in wörtern, wo es die mittelh. mundart noch be-
hauptet, z. b. vere (nauta) reimen Veld. (En. 23b) und
Herb. 13b 110d 111c:here (exerc.) mere (mare).
(H) gilt beinahe nur anlautend. Das auslautende
wird apocopiert, vgl. nâ, gâ (mittelh. nâch, gâch):wà,
dâ En. 77b 102a Herb. 52b, die (femur):knie En. 59b, hô:
frô En. 2c etc. oder in g verwandelt. Beides geſchieht
auch oft beim inlaut, vgl. tîen, (incuſare,: blîen, plum-
beus En. 74c) mittelh. zîhen; hôſten:drôſten En. 99a;
ſâgen, hôge (mittelh. ſâhen, hôhe) hôgeſte Bruns 88.;
einige behalten das inlautende h (ſ. vorhin beim doppel-
laut ê). Der mittelh. verbindung hs entſpricht ein nie-
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fas (crinis) *) was (cera) auf was (fuit) las (legit) reimen
En. 39b 43c 80a Herb. 4d 41d und büſſen (pyxidibus):
küſſen Herb. 60a. Von dem mittelh. ht wird zwar auch
h weggeworfen, z. b. niet f. niht (auf ſcried, ried rei-
mend En. 11c 51a) liet (lux):niet En. 24c (verſchieden
von lied carmen); häufiger aber bleibt es und ſogar,
wie ich glaube, in ch geſchärft, vgl. mochte (potuit)
dochte (valuit und videbatur) dochter (filia) nacht (nox)
vëchten (dimicare) etc. Die ſchärfung des h in ch gieng
um ſo leichter an, als die ſprache ſonſt gar kein aſp.
ch kennt, alſo die mittelh. verwirrung mehrerer ht ab-
geſchnitten iſt (das mittelh. machte, maht lauten hier
makede, macht), folgt mir aber aus der häufigen reim-
berübrung mit der labialaſp. in der verbindung ft; vgl.
haften: crachten Roth. 13a; ſtifte: berichte (ſt. ſtiftede,
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dorften; nacht:endehaft; vacht:wonhaft; werhaft:ge.
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*) Eu. 21b nennt der dichter die ſybilla andfas (cod. caſſ.
antfas, cod. pal. antvas) d. h. horrida; vermuthlich Vir-
gils: non comptae manſere comae. Nib. 2307. valvahſe,
flavicomas.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/491>, abgerufen am 22.11.2024.
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