kor (chorus) mor (maurus) rose. klose. glose. jauno. plato. herodes. eidol. tintajol. rome. scheiron. salomon. naribon. antanor. storeie. castor. eisot. galidrot etc. -- Mischungen des o und o, nämlich reim beider auf einander gestat- ten sich einzelne zumahl vor h (ch) und r (s. unten ie vor denselben cons.) vgl. enoch: noch (Wilh. 2, 138b) spor: castor (troj. 84a) gehorte: borte (Parc. 9b 55c) por- ten: horten (Wilh. 2, 44b) ort, wort: gehort (Parc. 2a 166b) horten: orten: worten: storten (Parc. 196a Ben. 261.) vgl. Ernst 1a 3a 4a 6a 7a 9a 40b etc. Hier scheint überall lieber ein kurzes o statt des o anzunehmen, da schon das goth. au vor h und r zu au (alth. o) wurde und vielleicht ist auf diese weise das vorhin angeführte bor, enboeren in bor, enbören zu ändern, indem man die darauf rei- menden kor, hoeren für kor, hören (hörn) gelten ließe. Tadelhafter ist Wirnts roten (rubrum): geboten, (402.) auffallend aber die selbst durch gute reimer bestätigte unterscheidung zwischen roten (rubere Karl 116a Wilh. 2, 193a und roten (erubescere, troj. 79b 123b Parc. 49c 90b).
(UU) au, den sich aus den alth. belegen ergebenden wörtern füge man hinzu: haube (calantica) strauben (hor- rere, hirsutum esse) klauben (carpere) nauben (Tit. 1878? nutare) blauc, blauges (timidus) rauch (hirsutus) slauch (uter) strauch (frutex) kauch (? M. S. 2, 238b) stauche (manica, Gudr. 71b) strauchen (titubare) aufen (surgere) urgaul (aper, Wittich 1606) graule (horror, greuel) saumen (tardare) lune fortuna, temperamentum, laune) slaune (celeritas) schaur (imber) getauren (durare) waur (? Wilh. 2, 151a) graus (horror) rauschen (stridere) tauschen (commutare) bauschen (? [ - 1 Zeichen fehlt]nrgere) bauwen (exstruere) getrauwen (considere) drauß (? Kelyn 209.) grauß (arena) laußen (latere) taußen (?moe- rere). -- Die auslaute sind: bau (aedisicium) sau (scropha) mit apocopierung des w; rau (hirsutus) drau (vinculum) hau (irrisio) vlau (rupes) mit apocopiertem h. und zwar stehen die drei letzten für uoh (wovon hernach mehr) wau (interj.) und klau (M. S. 1, 157b 2, 182a) sind mir dun- kel; dau und nau. -- Beisp. des au in fremden wörtern: esaau, toberlau, pflaum (flumen) avalaun, baraune (barones) jaune, neptaune, seigaune, galaunet, amaur, punsaur, figaure, nataure, mixtaure, artaus, jescaute, pofauß etc. -- Man merke 1) iu ist umlaut des au, es nehmen aber auch organische iu, d. h. die schon bestanden, ehe der umlaut iu galt, gleichsam durch rückumlaut, der hier fehlerhaft scheint, das au an. So erkläre ich laune aus dem alth. liuni (forte, abl. eines subst. liun?) und (das erst im Tit. vorkom-
I. mittelhochdeutſche vocale.
kôr (chorus) môr (maurus) rôſe. klôſe. glôſe. jûnô. plâtô. hërôdes. îdôl. tintajôl. rôme. ſchîrôn. ſàlomôn. nâribôn. antànôr. ſtôrîe. caſtôr. îſôt. gàlidrôt etc. — Miſchungen des ô und o, nämlich reim beider auf einander geſtat- ten ſich einzelne zumahl vor h (ch) und r (ſ. unten ie vor denſelben conſ.) vgl. ênôch: noch (Wilh. 2, 138b) ſpor: caſtôr (troj. 84a) gehôrte: borte (Parc. 9b 55c) por- ten: hôrten (Wilh. 2, 44b) ort, wort: gehôrt (Parc. 2a 166b) hôrten: orten: worten: ſtôrten (Parc. 196a Ben. 261.) vgl. Ernſt 1a 3a 4a 6a 7a 9a 40b etc. Hier ſcheint überall lieber ein kurzes o ſtatt des ô anzunehmen, da ſchon das goth. áu vor h und r zu aú (alth. o) wurde und vielleicht iſt auf dieſe weiſe das vorhin angeführte bôr, enbœren in bor, enbören zu ändern, indem man die darauf rei- menden kôr, hœren für kor, hören (hörn) gelten ließe. Tadelhafter iſt Wirnts rôten (rubrum): geboten, (402.) auffallend aber die ſelbſt durch gute reimer beſtätigte unterſcheidung zwiſchen rôten (rubere Karl 116a Wilh. 2, 193a und roten (erubeſcere, troj. 79b 123b Parc. 49c 90b).
(UU) û, den ſich aus den alth. belegen ergebenden wörtern füge man hinzu: hûbe (calantica) ſtrûben (hor- rere, hirſutum eſſe) klûben (carpere) nûben (Tit. 1878? nutare) blûc, blûges (timidus) rûch (hirſutus) ſlûch (uter) ſtrûch (frutex) kûch (? M. S. 2, 238b) ſtûche (manica, Gudr. 71b) ſtrûchen (titubare) ûfen (ſurgere) urgûl (aper, Wittich 1606) grûle (horror, greuel) ſûmen (tardare) lùne fortuna, temperamentum, laune) ſlûne (celeritas) ſchûr (imber) getûren (durare) wûr (? Wilh. 2, 151a) grûs (horror) rûſchen (ſtridere) tûſchen (commutare) bûſchen (? [ – 1 Zeichen fehlt]nrgere) bûwen (exſtruere) getrûwen (conſidere) drûƷ (? Kelyn 209.) grûƷ (arena) lûƷen (latere) tûƷen (?moe- rere). — Die auslaute ſind: bû (aediſicium) ſû (ſcropha) mit apocopierung des w; rû (hirſutus) drû (vinculum) hû (irriſio) vlû (rupes) mit apocopiertem h. und zwar ſtehen die drei letzten für uoh (wovon hernach mehr) wû (interj.) und klû (M. S. 1, 157b 2, 182a) ſind mir dun- kel; dû und nû. — Beiſp. des û in fremden wörtern: êſàû, tôberlû, pflûm (flumen) âvalûn, bârûne (barones) jûne, neptûne, ſîgûne, gâlûnet, âmûr, punſûr, figûre, nâtûre, mixtûre, artûs, jëſcûte, pôfûƷ etc. — Man merke 1) iu iſt umlaut des û, es nehmen aber auch organiſche iu, d. h. die ſchon beſtanden, ehe der umlaut iu galt, gleichſam durch rückumlaut, der hier fehlerhaft ſcheint, das û an. So erkläre ich lûne aus dem alth. liuni (forte, abl. eines ſubſt. liun?) und (das erſt im Tit. vorkom-
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I. mittelhochdeutſche vocale.
kôr (chorus) môr (maurus) rôſe. klôſe. glôſe. jûnô. plâtô.
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antànôr. ſtôrîe. caſtôr. îſôt. gàlidrôt etc. — Miſchungen
des ô und o, nämlich reim beider auf einander geſtat-
ten ſich einzelne zumahl vor h (ch) und r (ſ. unten ie
vor denſelben conſ.) vgl. ênôch: noch (Wilh. 2, 138b)
ſpor: caſtôr (troj. 84a) gehôrte: borte (Parc. 9b 55c) por-
ten: hôrten (Wilh. 2, 44b) ort, wort: gehôrt (Parc. 2a 166b)
hôrten: orten: worten: ſtôrten (Parc. 196a Ben. 261.) vgl.
Ernſt 1a 3a 4a 6a 7a 9a 40b etc. Hier ſcheint überall lieber
ein kurzes o ſtatt des ô anzunehmen, da ſchon das goth.
áu vor h und r zu aú (alth. o) wurde und vielleicht
iſt auf dieſe weiſe das vorhin angeführte bôr, enbœren
in bor, enbören zu ändern, indem man die darauf rei-
menden kôr, hœren für kor, hören (hörn) gelten ließe.
Tadelhafter iſt Wirnts rôten (rubrum): geboten, (402.)
auffallend aber die ſelbſt durch gute reimer beſtätigte
unterſcheidung zwiſchen rôten (rubere Karl 116a Wilh.
2, 193a und roten (erubeſcere, troj. 79b 123b Parc. 49c 90b).
(UU) û, den ſich aus den alth. belegen ergebenden
wörtern füge man hinzu: hûbe (calantica) ſtrûben (hor-
rere, hirſutum eſſe) klûben (carpere) nûben (Tit. 1878?
nutare) blûc, blûges (timidus) rûch (hirſutus) ſlûch (uter)
ſtrûch (frutex) kûch (? M. S. 2, 238b) ſtûche (manica,
Gudr. 71b) ſtrûchen (titubare) ûfen (ſurgere) urgûl (aper,
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(? Kelyn 209.) grûƷ (arena) lûƷen (latere) tûƷen (?moe-
rere). — Die auslaute ſind: bû (aediſicium) ſû (ſcropha)
mit apocopierung des w; rû (hirſutus) drû (vinculum)
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wû (interj.) und klû (M. S. 1, 157b 2, 182a) ſind mir dun-
kel; dû und nû. — Beiſp. des û in fremden wörtern:
êſàû, tôberlû, pflûm (flumen) âvalûn, bârûne (barones)
jûne, neptûne, ſîgûne, gâlûnet, âmûr, punſûr, figûre,
nâtûre, mixtûre, artûs, jëſcûte, pôfûƷ etc. — Man merke
1) iu iſt umlaut des û, es nehmen aber auch organiſche
iu, d. h. die ſchon beſtanden, ehe der umlaut iu galt,
gleichſam durch rückumlaut, der hier fehlerhaft ſcheint,
das û an. So erkläre ich lûne aus dem alth. liuni (forte,
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/373>, abgerufen am 22.11.2024.
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