wac, mac (Wilh. 2, 184b 195a). Seltner sind dergl. in klingendem reim, vgl. wanden: handen (Parc. 54c) haß- ßen: maßen (Parc. 103c) twalte: alte, gewalte (Karl 16a Flore 52c). -- 7) daß die aussprache des a sich mit o berührte, lehren einzelne reime, z. b. zware: ore (Flore 3a) doten: raten (ib. 19b) baten: verschroten, laßen: stoßen, zoch: gach, zoch: nach, saßen: großen, laßen: großen, große: maße, stoße: maße (Lohengr. 76. 77. 81. 88. 105. 118. 127. 139.) schach: doch (Tit.). Derglei- chen erscheinungen vervielfältigen sich späterhin, sind aber provinziell und bestätigen gerade, daß die reine mit- telh. sprache beide doppellaute wohl unterschied.
(EE) e, ein wie im alth. seltner doppellaut, die s. 90. 91. gegebenen belege dauern fort und laßen sich nur wenig vermehren; wohl aber bekommen viele fremde wörter nach der allgemeinen regel, gedehntes e; überall, wo dem e kein ursprüngliches w. h und r (s) voraus- steht, kann man fremde wörter vermuthen. Hinzuzu- fügen sind 1) ber *) (nassa Georg. 14b M. S. 1, 83b) rer (status caducus) reren (fundere, dejicere) **) bleren (ba- lare, troj. 81a) gere (lacinia vestis) die nom. pr. gese, nese, agnese (Ben. 168. 184.) insofern sie deutschen ur- sprungs ***) 2) zus. ziehungen: sten (sto, stare) gen (ire) sen (videre) ven (odisse) vlen (adulari) get (it) stet (stat) het (habuit) die part. getret, gewet (f. getreten, geweten, vgl. gaß f. geßen); bald entspringt hier e durch die contraction, bald ist es schon ohne sie vorhanden, wie in vlehen, vehen. Ebenso beurtheile man die auslau- tenden conjunctive ge, ste, gesche; w ist apocopiert in: e (lex) se (mare) sne. kle. re (funus) le. we und den praet. schre, spe; r hingegen in e (prius) me; h in se (videat) geve (inimicus) ze (dig. ped.) re (caprea), woneben mit beibehaltner gutt. auch noch gevech, rech vorkommt (über bede unten beim ei). 3) beispiele des e in fremden wörtern: die buchst. namen e. te (Eneit 12b Trist. 104b) galede (Wilh. 1, 86b) grede (gradus) zeder
*) Man lernt durch rechte bezeichnung unterscheiden: ber (pulso) ber (fero) ber (nassa) ber (bacca) ber (ursus); mer (magis) mer (mare) mer (misceo); her (clarus) her (exercitus) her (huc) etc.
**) Von risen, reis, rirn (cadere, stillare) st. reisen, reiren (? alth. hrisan, hreis, hrirun und hreisjan, hreiran, hreran).
***) Io alth. diplomen fehlen sie; Goldast und Schannat haben maganes, katanes; agnes vielleicht aganes, egines?
I. mittelhochdeutſche vocale.
wâc, mâc (Wilh. 2, 184b 195a). Seltner ſind dergl. in klingendem reim, vgl. wânden: handen (Parc. 54c) haƷ- Ʒen: mâƷen (Parc. 103c) twâlte: alte, gewalte (Karl 16a Flore 52c). — 7) daß die ausſprache des â ſich mit ô berührte, lehren einzelne reime, z. b. zwâre: ôre (Flore 3a) dôten: râten (ib. 19b) bâten: verſchrôten, lâƷen: ſtôƷen, zôch: gâch, zôch: nâch, ſâƷen: grôƷen, lâƷen: grôƷen, grôƷe: mâƷe, ſtôƷe: mâƷe (Lohengr. 76. 77. 81. 88. 105. 118. 127. 139.) ſchâch: doch (Tit.). Derglei- chen erſcheinungen vervielfältigen ſich ſpäterhin, ſind aber provinziell und beſtätigen gerade, daß die reine mit- telh. ſprache beide doppellaute wohl unterſchied.
(EE) ê, ein wie im alth. ſeltner doppellaut, die ſ. 90. 91. gegebenen belege dauern fort und laßen ſich nur wenig vermehren; wohl aber bekommen viele fremde wörter nach der allgemeinen regel, gedehntes ê; überall, wo dem ê kein urſprüngliches w. h und r (ſ) voraus- ſteht, kann man fremde wörter vermuthen. Hinzuzu- fügen ſind 1) bêr *) (naſſa Georg. 14b M. S. 1, 83b) rêr (ſtatus caducus) rêren (fundere, dejicere) **) blêren (ba- lare, troj. 81a) gêre (lacinia veſtis) die nom. pr. gêſe, nêſe, agnêſe (Ben. 168. 184.) inſofern ſie deutſchen ur- ſprungs ***) 2) zuſ. ziehungen: ſtên (ſto, ſtare) gên (ire) ſên (videre) vên (odiſſe) vlên (adulari) gêt (it) ſtêt (ſtat) hêt (habuit) die part. getrêt, gewêt (f. getrëten, gewëten, vgl. gâƷ f. gëƷen); bald entſpringt hier ê durch die contraction, bald iſt es ſchon ohne ſie vorhanden, wie in vlêhen, vêhen. Ebenſo beurtheile man die auslau- tenden conjunctive gê, ſtê, geſchê; w iſt apocopiert in: ê (lex) ſê (mare) ſnê. klê. rê (funus) lê. wê und den praet. ſchrê, ſpê; r hingegen in ê (prius) mê; h in ſê (videat) gevê (inimicus) zê (dig. ped.) rê (caprea), woneben mit beibehaltner gutt. auch noch gevêch, rêch vorkommt (über bêde unten beim ei). 3) beiſpiele des ê in fremden wörtern: die buchſt. namen ê. tê (Eneit 12b Triſt. 104b) galêde (Wilh. 1, 86b) grêde (gradus) zêder
*) Man lernt durch rechte bezeichnung unterſcheiden: ber (pulſo) bër (fero) bêr (naſſa) ber (bacca) bër (urſus); mêr (magis) mer (mare) mër (miſceo); hêr (clarus) her (exercitus) hër (huc) etc.
**) Von riſen, reis, rirn (cadere, ſtillare) ſt. reiſen, reiren (? alth. hriſan, hreis, hrirun und hreiſjan, hreiran, hrêran).
***) Io alth. diplomen fehlen ſie; Goldaſt und Schannat haben maganes, katanes; agnés vielleicht aganês, eginês?
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0369"n="343"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">mittelhochdeutſche vocale.</hi></fw><lb/>
wâc, mâc (Wilh. 2, 184<hirendition="#sup">b</hi> 195<hirendition="#sup">a</hi>). Seltner ſind dergl. in<lb/>
klingendem reim, vgl. wânden: handen (Parc. 54<hirendition="#sup">c</hi>) haƷ-<lb/>Ʒen: mâƷen (Parc. 103<hirendition="#sup">c</hi>) twâlte: alte, gewalte (Karl 16<hirendition="#sup">a</hi><lb/>
Flore 52<hirendition="#sup">c</hi>). — 7) daß die ausſprache des â ſich mit ô<lb/>
berührte, lehren einzelne reime, z. b. zwâre: ôre (Flore<lb/>
3<hirendition="#sup">a</hi>) dôten: râten (ib. 19<hirendition="#sup">b</hi>) bâten: verſchrôten, lâƷen:<lb/>ſtôƷen, zôch: gâch, zôch: nâch, ſâƷen: grôƷen, lâƷen:<lb/>
grôƷen, grôƷe: mâƷe, ſtôƷe: mâƷe (Lohengr. 76. 77.<lb/>
81. 88. 105. 118. 127. 139.) ſchâch: doch (Tit.). Derglei-<lb/>
chen erſcheinungen vervielfältigen ſich ſpäterhin, ſind<lb/>
aber provinziell und beſtätigen gerade, daß die reine mit-<lb/>
telh. ſprache beide doppellaute wohl unterſchied.</p><lb/><p>(EE) ê, ein wie im alth. ſeltner doppellaut, die<lb/>ſ. 90. 91. gegebenen belege dauern fort und laßen ſich<lb/>
nur wenig vermehren; wohl aber bekommen viele fremde<lb/>
wörter nach der allgemeinen regel, gedehntes ê; überall,<lb/>
wo dem ê kein urſprüngliches w. h und r (ſ) voraus-<lb/>ſteht, kann man fremde wörter vermuthen. Hinzuzu-<lb/>
fügen ſind 1) bêr <noteplace="foot"n="*)">Man lernt durch rechte bezeichnung unterſcheiden: ber<lb/>
(pulſo) bër (fero) bêr (naſſa) ber (bacca) bër (urſus);<lb/>
mêr (magis) mer (mare) mër (miſceo); hêr (clarus) her<lb/>
(exercitus) hër (huc) etc.</note> (naſſa Georg. 14<hirendition="#sup">b</hi> M. S. 1, 83<hirendition="#sup">b</hi>) rêr<lb/>
(ſtatus caducus) rêren (fundere, dejicere) <noteplace="foot"n="**)">Von riſen, reis, rirn (cadere, ſtillare) ſt. reiſen, reiren<lb/>
(? alth. hriſan, hreis, hrirun und hreiſjan, hreiran, hrêran).</note> blêren (ba-<lb/>
lare, troj. 81<hirendition="#sup">a</hi>) gêre (lacinia veſtis) die nom. pr. gêſe,<lb/>
nêſe, agnêſe (Ben. 168. 184.) inſofern ſie deutſchen ur-<lb/>ſprungs <noteplace="foot"n="***)">Io alth. diplomen fehlen ſie; Goldaſt und Schannat haben<lb/>
maganes, katanes; agnés vielleicht aganês, eginês?</note> 2) zuſ. ziehungen: ſtên (ſto, ſtare) gên (ire)<lb/>ſên (videre) vên (odiſſe) vlên (adulari) gêt (it) ſtêt (ſtat)<lb/>
hêt (habuit) die part. getrêt, gewêt (f. getrëten, gewëten,<lb/>
vgl. gâƷ f. gëƷen); bald entſpringt hier ê durch die<lb/>
contraction, bald iſt es ſchon ohne ſie vorhanden, wie<lb/>
in vlêhen, vêhen. Ebenſo beurtheile man die auslau-<lb/>
tenden conjunctive gê, ſtê, geſchê; w iſt apocopiert<lb/>
in: ê (lex) ſê (mare) ſnê. klê. rê (funus) lê. wê und<lb/>
den praet. ſchrê, ſpê; r hingegen in ê (prius) mê; h in<lb/>ſê (videat) gevê (inimicus) zê (dig. ped.) rê (caprea),<lb/>
woneben mit beibehaltner gutt. auch noch gevêch, rêch<lb/>
vorkommt (über bêde unten beim ei). 3) beiſpiele des<lb/>
ê in fremden wörtern: die buchſt. namen ê. tê (Eneit<lb/>
12<hirendition="#sup">b</hi> Triſt. 104<hirendition="#sup">b</hi>) galêde (Wilh. 1, 86<hirendition="#sup">b</hi>) grêde (gradus) zêder<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[343/0369]
I. mittelhochdeutſche vocale.
wâc, mâc (Wilh. 2, 184b 195a). Seltner ſind dergl. in
klingendem reim, vgl. wânden: handen (Parc. 54c) haƷ-
Ʒen: mâƷen (Parc. 103c) twâlte: alte, gewalte (Karl 16a
Flore 52c). — 7) daß die ausſprache des â ſich mit ô
berührte, lehren einzelne reime, z. b. zwâre: ôre (Flore
3a) dôten: râten (ib. 19b) bâten: verſchrôten, lâƷen:
ſtôƷen, zôch: gâch, zôch: nâch, ſâƷen: grôƷen, lâƷen:
grôƷen, grôƷe: mâƷe, ſtôƷe: mâƷe (Lohengr. 76. 77.
81. 88. 105. 118. 127. 139.) ſchâch: doch (Tit.). Derglei-
chen erſcheinungen vervielfältigen ſich ſpäterhin, ſind
aber provinziell und beſtätigen gerade, daß die reine mit-
telh. ſprache beide doppellaute wohl unterſchied.
(EE) ê, ein wie im alth. ſeltner doppellaut, die
ſ. 90. 91. gegebenen belege dauern fort und laßen ſich
nur wenig vermehren; wohl aber bekommen viele fremde
wörter nach der allgemeinen regel, gedehntes ê; überall,
wo dem ê kein urſprüngliches w. h und r (ſ) voraus-
ſteht, kann man fremde wörter vermuthen. Hinzuzu-
fügen ſind 1) bêr *) (naſſa Georg. 14b M. S. 1, 83b) rêr
(ſtatus caducus) rêren (fundere, dejicere) **) blêren (ba-
lare, troj. 81a) gêre (lacinia veſtis) die nom. pr. gêſe,
nêſe, agnêſe (Ben. 168. 184.) inſofern ſie deutſchen ur-
ſprungs ***) 2) zuſ. ziehungen: ſtên (ſto, ſtare) gên (ire)
ſên (videre) vên (odiſſe) vlên (adulari) gêt (it) ſtêt (ſtat)
hêt (habuit) die part. getrêt, gewêt (f. getrëten, gewëten,
vgl. gâƷ f. gëƷen); bald entſpringt hier ê durch die
contraction, bald iſt es ſchon ohne ſie vorhanden, wie
in vlêhen, vêhen. Ebenſo beurtheile man die auslau-
tenden conjunctive gê, ſtê, geſchê; w iſt apocopiert
in: ê (lex) ſê (mare) ſnê. klê. rê (funus) lê. wê und
den praet. ſchrê, ſpê; r hingegen in ê (prius) mê; h in
ſê (videat) gevê (inimicus) zê (dig. ped.) rê (caprea),
woneben mit beibehaltner gutt. auch noch gevêch, rêch
vorkommt (über bêde unten beim ei). 3) beiſpiele des
ê in fremden wörtern: die buchſt. namen ê. tê (Eneit
12b Triſt. 104b) galêde (Wilh. 1, 86b) grêde (gradus) zêder
*) Man lernt durch rechte bezeichnung unterſcheiden: ber
(pulſo) bër (fero) bêr (naſſa) ber (bacca) bër (urſus);
mêr (magis) mer (mare) mër (miſceo); hêr (clarus) her
(exercitus) hër (huc) etc.
**) Von riſen, reis, rirn (cadere, ſtillare) ſt. reiſen, reiren
(? alth. hriſan, hreis, hrirun und hreiſjan, hreiran, hrêran).
***) Io alth. diplomen fehlen ſie; Goldaſt und Schannat haben
maganes, katanes; agnés vielleicht aganês, eginês?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/369>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.