immer; Rask, welcher zuerst wieder auf die verschie- denheit beider laute gemerkt (§. 73.), führt sie weder in seinen ausgg. noch in der anvisning durch; sofern nicht zweifelhafte wörter vorliegen, werde ich über- all den umlaut des a mit ae, den des o mit oe bezeich- nen *). Belege des letzteren sind: die conjunctive der ablaute o: toeki, oeli, goeli etc. die pl. boekr (libri) noetr (saginae) roetr (radices) boetr (mulctae) foetr (pe- des) etc. vom sg. bok, not, rot, bot, fotr; roe (re- migo) foedha (parere) froedhi (prudentia) hoefa (decere) loefa (palma mensurare) doegr (tempus diei) noegja (suf- ficere) oegja (terrere) oegir (mare) roegja (calumniari) soekja (quaerere) hoell (calx) hoela (laudare) koela (refri- gerare) doema (judicare) soema (honorare) toema (eva- cuare) boen (precatio) groenn (viridis) hoena (gallina) oepa (clamare) thoer (illae) tvoer (duae) foera (ferre) soetr (dulcis) etc. Ohne beachtung des unterschieds wü de z. b. roeki (observo) wie raeki (pellerem) oder soetir (dulces) wie saetir (sederes) aussehen. --
(IAA) ia, ein triphthong, wiewohl das i nur gelinde vorschlägt; verhält sich zum ia, wie a zu a und ent- springt 1) wenn die verbindung lm. lp. lf. lk. lg. ls. auf ia folgen, als: hialmr (galea) hialpa (opem ferre) bialsi (vestis ampla) gialfr (strepitus) sialfr (ipse) skialfa (tre- mere) thialf (labor) bialki (trabs) kialki (maxilla) spialk (asserculus) innfialgr (incurvatus) skialgr (obliquus) frials (liber) 2) noch in andern fällen, wenigstens nach Biörus wörterbuch: prial. striala. diasn. biatr. piatr. riatl. spiatr, lauter seltne und nicht leicht zu beurtheilende wörter. 3) in den auslauten hat ia gleichen grund mit dem aus- lautenden a statt a und fia (odisse) gia (lascivia) glia (stratum) hia (apud) kia (coaptare) klia (expedire) kria (desiderare) lia (gramen demensum) ria (attrectare) sia (videre) sia (is) tia (praestare) thia (in servit. redigere) fiar (pecuniae) liar (falx) etc. sind meistentheils aus i-a zu erklären, also nicht organischer doppellaut.
(IOE) iö, triphthongisch, wenn man ö für einen diphth. nimmt, sonst nur gleich dem ia diphthongisch,
*) In der späteren aussprache müßen sich beide wohl genä- hert haben, weil ihr zus. fallen im zeichen unbegreif- lich wäre. Sonst widerlegen selbst die schwed, und dän. schreibung söka, söge und ätt den Isländer, der saekja wie aett schreibt.
I. altnordiſche vocale.
immer; Raſk, welcher zuerſt wieder auf die verſchie- denheit beider laute gemerkt (§. 73.), führt ſie weder in ſeinen ausgg. noch in der anviſning durch; ſofern nicht zweifelhafte wörter vorliegen, werde ich über- all den umlaut des â mit æ, den des ô mit œ bezeich- nen *). Belege des letzteren ſind: die conjunctive der ablaute ô: tœki, œli, gœli etc. die pl. bœkr (libri) nœtr (ſaginae) rœtr (radices) bœtr (mulctae) fœtr (pe- des) etc. vom ſg. bôk, nôt, rôt, bôt, fôtr; rœ (re- migo) fœdha (parere) frœdhi (prudentia) hœfa (decere) lœfa (palma menſurare) dœgr (tempus diei) nœgja (ſuf- ficere) œgja (terrere) œgir (mare) rœgja (calumniari) ſœkja (quaerere) hœll (calx) hœla (laudare) kœla (refri- gerare) dœma (judicare) ſœma (honorare) tœma (eva- cuare) bœn (precatio) grœnn (viridis) hœna (gallina) œpa (clamare) þœr (illae) tvœr (duae) fœra (ferre) ſœtr (dulcis) etc. Ohne beachtung des unterſchieds wü de z. b. rœki (obſervo) wie ræki (pellerem) oder ſœtir (dulces) wie ſætir (ſederes) ausſehen. —
(IAA) iâ, ein triphthong, wiewohl das i nur gelinde vorſchlägt; verhält ſich zum ia, wie â zu a und ent- ſpringt 1) wenn die verbindung lm. lp. lf. lk. lg. ls. auf ia folgen, als: hiâlmr (galea) hiâlpa (opem ferre) biâlſi (veſtis ampla) giâlfr (ſtrepitus) ſiâlfr (ipſe) ſkiâlfa (tre- mere) þiâlf (labor) biâlki (trabs) kiâlki (maxilla) ſpiâlk (aſſerculus) innfiâlgr (incurvatus) ſkiâlgr (obliquus) friâls (liber) 2) noch in andern fällen, wenigſtens nach Biörus wörterbuch: priâl. ſtriâla. diâſn. biâtr. piâtr. riâtl. ſpiâtr, lauter ſeltne und nicht leicht zu beurtheilende wörter. 3) in den auslauten hat iâ gleichen grund mit dem aus- lautenden â ſtatt a und fiâ (odiſſe) giâ (laſcivia) gliâ (ſtratum) hiâ (apud) kiâ (coaptare) kliâ (expedire) kriâ (deſiderare) liâ (gramen demenſum) rià (attrectare) ſiâ (videre) ſiâ (is) tiâ (praeſtare) þiâ (in ſervit. redigere) fiâr (pecuniae) liâr (falx) etc. ſind meiſtentheils aus i-a zu erklären, alſo nicht organiſcher doppellaut.
(IOE) iö, triphthongiſch, wenn man ö für einen diphth. nimmt, ſonſt nur gleich dem ia diphthongiſch,
*) In der ſpäteren ausſprache müßen ſich beide wohl genä- hert haben, weil ihr zuſ. fallen im zeichen unbegreif- lich wäre. Sonſt widerlegen ſelbſt die ſchwed, und dän. ſchreibung ſöka, ſöge und ätt den Isländer, der ſækja wie ætt ſchreibt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><list><item><pbfacs="#f0327"n="301"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">altnordiſche vocale.</hi></fw><lb/>
immer; Raſk, welcher zuerſt wieder auf die verſchie-<lb/>
denheit beider laute gemerkt (§. 73.), führt ſie weder<lb/>
in ſeinen ausgg. noch in der anviſning durch; ſofern<lb/>
nicht zweifelhafte wörter vorliegen, werde ich über-<lb/>
all den umlaut des â mit æ, den des ô mit œ bezeich-<lb/>
nen <noteplace="foot"n="*)">In der <hirendition="#i">ſpäteren</hi> ausſprache müßen ſich beide wohl genä-<lb/>
hert haben, weil ihr zuſ. fallen im zeichen unbegreif-<lb/>
lich wäre. Sonſt widerlegen ſelbſt die ſchwed, und dän.<lb/>ſchreibung ſöka, ſöge und ätt den Isländer, der ſækja wie<lb/>
ætt ſchreibt.</note>. Belege des letzteren ſind: die conjunctive der<lb/>
ablaute ô: tœki, œli, gœli etc. die pl. bœkr (libri)<lb/>
nœtr (ſaginae) rœtr (radices) bœtr (mulctae) fœtr (pe-<lb/>
des) etc. vom ſg. bôk, nôt, rôt, bôt, fôtr; rœ (re-<lb/>
migo) fœdha (parere) frœdhi (prudentia) hœfa (decere)<lb/>
lœfa (palma menſurare) dœgr (tempus diei) nœgja (ſuf-<lb/>
ficere) œgja (terrere) œgir (mare) rœgja (calumniari)<lb/>ſœkja (quaerere) hœll (calx) hœla (laudare) kœla (refri-<lb/>
gerare) dœma (judicare) ſœma (honorare) tœma (eva-<lb/>
cuare) bœn (precatio) grœnn (viridis) hœna (gallina)<lb/>œpa (clamare) þœr (illae) tvœr (duae) fœra (ferre) ſœtr<lb/>
(dulcis) etc. Ohne beachtung des unterſchieds wü de<lb/>
z. b. rœki (obſervo) wie ræki (pellerem) oder ſœtir<lb/>
(dulces) wie ſætir (ſederes) ausſehen. —</item></list><lb/><p>(IAA) iâ, ein triphthong, wiewohl das i nur gelinde<lb/>
vorſchlägt; verhält ſich zum ia, wie â zu a und ent-<lb/>ſpringt 1) wenn die verbindung lm. lp. lf. lk. lg. ls. auf<lb/>
ia folgen, als: hiâlmr (galea) hiâlpa (opem ferre) biâlſi<lb/>
(veſtis ampla) giâlfr (ſtrepitus) ſiâlfr (ipſe) ſkiâlfa (tre-<lb/>
mere) þiâlf (labor) biâlki (trabs) kiâlki (maxilla) ſpiâlk<lb/>
(aſſerculus) innfiâlgr (incurvatus) ſkiâlgr (obliquus) friâls<lb/>
(liber) 2) noch in andern fällen, wenigſtens nach Biörus<lb/>
wörterbuch: priâl. ſtriâla. diâſn. biâtr. piâtr. riâtl. ſpiâtr,<lb/>
lauter ſeltne und nicht leicht zu beurtheilende wörter.<lb/>
3) in den auslauten hat iâ gleichen grund mit dem aus-<lb/>
lautenden â ſtatt a und fiâ (odiſſe) giâ (laſcivia) gliâ<lb/>
(ſtratum) hiâ (apud) kiâ (coaptare) kliâ (expedire) kriâ<lb/>
(deſiderare) liâ (gramen demenſum) rià (attrectare) ſiâ<lb/>
(videre) ſiâ (is) tiâ (praeſtare) þiâ (in ſervit. redigere)<lb/>
fiâr (pecuniae) liâr (falx) etc. ſind meiſtentheils aus i-a<lb/>
zu erklären, alſo nicht organiſcher doppellaut.</p><lb/><p>(IOE) iö, triphthongiſch, wenn man ö für einen<lb/>
diphth. nimmt, ſonſt nur gleich dem ia diphthongiſch,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[301/0327]
I. altnordiſche vocale.
immer; Raſk, welcher zuerſt wieder auf die verſchie-
denheit beider laute gemerkt (§. 73.), führt ſie weder
in ſeinen ausgg. noch in der anviſning durch; ſofern
nicht zweifelhafte wörter vorliegen, werde ich über-
all den umlaut des â mit æ, den des ô mit œ bezeich-
nen *). Belege des letzteren ſind: die conjunctive der
ablaute ô: tœki, œli, gœli etc. die pl. bœkr (libri)
nœtr (ſaginae) rœtr (radices) bœtr (mulctae) fœtr (pe-
des) etc. vom ſg. bôk, nôt, rôt, bôt, fôtr; rœ (re-
migo) fœdha (parere) frœdhi (prudentia) hœfa (decere)
lœfa (palma menſurare) dœgr (tempus diei) nœgja (ſuf-
ficere) œgja (terrere) œgir (mare) rœgja (calumniari)
ſœkja (quaerere) hœll (calx) hœla (laudare) kœla (refri-
gerare) dœma (judicare) ſœma (honorare) tœma (eva-
cuare) bœn (precatio) grœnn (viridis) hœna (gallina)
œpa (clamare) þœr (illae) tvœr (duae) fœra (ferre) ſœtr
(dulcis) etc. Ohne beachtung des unterſchieds wü de
z. b. rœki (obſervo) wie ræki (pellerem) oder ſœtir
(dulces) wie ſætir (ſederes) ausſehen. —
(IAA) iâ, ein triphthong, wiewohl das i nur gelinde
vorſchlägt; verhält ſich zum ia, wie â zu a und ent-
ſpringt 1) wenn die verbindung lm. lp. lf. lk. lg. ls. auf
ia folgen, als: hiâlmr (galea) hiâlpa (opem ferre) biâlſi
(veſtis ampla) giâlfr (ſtrepitus) ſiâlfr (ipſe) ſkiâlfa (tre-
mere) þiâlf (labor) biâlki (trabs) kiâlki (maxilla) ſpiâlk
(aſſerculus) innfiâlgr (incurvatus) ſkiâlgr (obliquus) friâls
(liber) 2) noch in andern fällen, wenigſtens nach Biörus
wörterbuch: priâl. ſtriâla. diâſn. biâtr. piâtr. riâtl. ſpiâtr,
lauter ſeltne und nicht leicht zu beurtheilende wörter.
3) in den auslauten hat iâ gleichen grund mit dem aus-
lautenden â ſtatt a und fiâ (odiſſe) giâ (laſcivia) gliâ
(ſtratum) hiâ (apud) kiâ (coaptare) kliâ (expedire) kriâ
(deſiderare) liâ (gramen demenſum) rià (attrectare) ſiâ
(videre) ſiâ (is) tiâ (praeſtare) þiâ (in ſervit. redigere)
fiâr (pecuniae) liâr (falx) etc. ſind meiſtentheils aus i-a
zu erklären, alſo nicht organiſcher doppellaut.
(IOE) iö, triphthongiſch, wenn man ö für einen
diphth. nimmt, ſonſt nur gleich dem ia diphthongiſch,
*) In der ſpäteren ausſprache müßen ſich beide wohl genä-
hert haben, weil ihr zuſ. fallen im zeichen unbegreif-
lich wäre. Sonſt widerlegen ſelbſt die ſchwed, und dän.
ſchreibung ſöka, ſöge und ätt den Isländer, der ſækja wie
ætt ſchreibt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/327>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.