2) der umlaut. welcher im goth. völlig mangelt und im alth. nur bei a in e sichtbar war, erscheint weit aus- gebildeter, indem auch u in y, a in ae, o in e, au in y, ea in y umlauten. Man bemerke aber theils die häu- fige apocope und syncope des den umlaut bedingen- den e oder i (bec, lys, ben, thencan, lysan, st. bece, lyse, bene, thencean, lysean), theils das dadurch wohl veranlaßte umgreifen des umlauts in formen, denen kein solches e zugeschrieben werden kann, z. b. bryd (sponsa) st. braud, benc st. banc, est (amor) st. ast. Für keinen (von der endung i, e, abhäugigen) umlaut halte ich den wechsel zwischen a, ä, ea, ie; i, e, eo, io; u, o, y.
3) dem goth. steht das angels. näher als das alth. in o, in a für ai, in ae für e; in au oder ou ist das alth. verwandter, als ea.
4) die vocale der endungen schwächen sich nach ähnlichen stufen, wie im alth. und statt der früheren a, u dringen allmählig o und e, endlich letzteres allein vor; i ist schon in den frühsten quellen als endung unerhört und durch e vertreten, das ich nach seinem ursprung und der wirkung des umlauts leicht bestimmen konnte; ob es aber in der aussprache von dem das a und o ersetzenden e zu unterscheiden sey, laße ich dahin- gestellt. Von einer assimilation der vocale (oben s. 117.) finde ich nichts gewisses (vgl. z. b. ofost mit efest?); alle diese untersuchungen der unbetonten laute for- dern zunächst critische bestimmung der zeiten und mundarten, deren die angels. denkmähler noch ent- behren. Die ältesten darunter scheinen von diplomen des 9ten und 10ten jahrh. in dieser hinsicht nicht be- deutend abzuweichen.
Angelsächsische consonanten.
Hier ist in der hauptsache entschiedene überein- kunft mit dem goth. organismus und die alth. lautver- schiebungen bleiben der angels. sprache fremd.
(L. M. N. R.) liquidae.
Die anlaute l. n. r. sind von den anlauten hl. hn. hr. und vl. vr. genau verschieden und noch lange zeit, zu- mahl letztere, da wr. sogar im engl. fortdauert. -- Der auslaut m schwächt sich nirgends in n und nur schein-
Q 2
I. angelſächſiſche vocale.
2) der umlaut. welcher im goth. völlig mangelt und im alth. nur bei a in e ſichtbar war, erſcheint weit aus- gebildeter, indem auch u in y, â in æ, ô in ê, û in ŷ, eá in ŷ umlauten. Man bemerke aber theils die häu- fige apocope und ſyncope des den umlaut bedingen- den ë oder i (bêc, lŷs, ben, þencan, lŷſan, ſt. bècë, lŷſë, benë, þencëan, lŷſëan), theils das dadurch wohl veranlaßte umgreifen des umlauts in formen, denen kein ſolches ë zugeſchrieben werden kann, z. b. brŷd (ſponſa) ſt. brûd, benc ſt. banc, eſt (amor) ſt. aſt. Für keinen (von der endung i, ë, abhäugigen) umlaut halte ich den wechſel zwiſchen a, ä, ëa, ie; i, ë, ëo, io; u, o, y.
3) dem goth. ſteht das angelſ. näher als das alth. in ô, in â für ai, in æ für ê; in au oder ou iſt das alth. verwandter, als eá.
4) die vocale der endungen ſchwächen ſich nach ähnlichen ſtufen, wie im alth. und ſtatt der früheren a, u dringen allmählig o und e, endlich letzteres allein vor; i iſt ſchon in den frühſten quellen als endung unerhört und durch ë vertreten, das ich nach ſeinem urſprung und der wirkung des umlauts leicht beſtimmen konnte; ob es aber in der ausſprache von dem das a und o erſetzenden e zu unterſcheiden ſey, laße ich dahin- geſtellt. Von einer aſſimilation der vocale (oben ſ. 117.) finde ich nichts gewiſſes (vgl. z. b. ôfoſt mit êfeſt?); alle dieſe unterſuchungen der unbetonten laute for- dern zunächſt critiſche beſtimmung der zeiten und mundarten, deren die angelſ. denkmähler noch ent- behren. Die älteſten darunter ſcheinen von diplomen des 9ten und 10ten jahrh. in dieſer hinſicht nicht be- deutend abzuweichen.
Angelſächſiſche conſonanten.
Hier iſt in der hauptſache entſchiedene überein- kunft mit dem goth. organiſmus und die alth. lautver- ſchiebungen bleiben der angelſ. ſprache fremd.
(L. M. N. R.) liquidae.
Die anlaute l. n. r. ſind von den anlauten hl. hn. hr. und vl. vr. genau verſchieden und noch lange zeit, zu- mahl letztere, da wr. ſogar im engl. fortdauert. — Der auslaut m ſchwächt ſich nirgends in n und nur ſchein-
Q 2
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I. angelſächſiſche vocale.
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gebildeter, indem auch u in y, â in æ, ô in ê, û in ŷ,
eá in ŷ umlauten. Man bemerke aber theils die häu-
fige apocope und ſyncope des den umlaut bedingen-
den ë oder i (bêc, lŷs, ben, þencan, lŷſan, ſt. bècë,
lŷſë, benë, þencëan, lŷſëan), theils das dadurch wohl
veranlaßte umgreifen des umlauts in formen, denen
kein ſolches ë zugeſchrieben werden kann, z. b. brŷd
(ſponſa) ſt. brûd, benc ſt. banc, eſt (amor) ſt. aſt. Für
keinen (von der endung i, ë, abhäugigen) umlaut halte
ich den wechſel zwiſchen a, ä, ëa, ie; i, ë, ëo, io;
u, o, y.
3) dem goth. ſteht das angelſ. näher als das alth. in ô,
in â für ai, in æ für ê; in au oder ou iſt das alth.
verwandter, als eá.
4) die vocale der endungen ſchwächen ſich nach ähnlichen
ſtufen, wie im alth. und ſtatt der früheren a, u dringen
allmählig o und e, endlich letzteres allein vor; i iſt
ſchon in den frühſten quellen als endung unerhört und
durch ë vertreten, das ich nach ſeinem urſprung und
der wirkung des umlauts leicht beſtimmen konnte;
ob es aber in der ausſprache von dem das a und o
erſetzenden e zu unterſcheiden ſey, laße ich dahin-
geſtellt. Von einer aſſimilation der vocale (oben ſ. 117.)
finde ich nichts gewiſſes (vgl. z. b. ôfoſt mit êfeſt?);
alle dieſe unterſuchungen der unbetonten laute for-
dern zunächſt critiſche beſtimmung der zeiten und
mundarten, deren die angelſ. denkmähler noch ent-
behren. Die älteſten darunter ſcheinen von diplomen
des 9ten und 10ten jahrh. in dieſer hinſicht nicht be-
deutend abzuweichen.
Angelſächſiſche conſonanten.
Hier iſt in der hauptſache entſchiedene überein-
kunft mit dem goth. organiſmus und die alth. lautver-
ſchiebungen bleiben der angelſ. ſprache fremd.
(L. M. N. R.) liquidae.
Die anlaute l. n. r. ſind von den anlauten hl. hn. hr.
und vl. vr. genau verſchieden und noch lange zeit, zu-
mahl letztere, da wr. ſogar im engl. fortdauert. — Der
auslaut m ſchwächt ſich nirgends in n und nur ſchein-
Q 2
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/269>, abgerufen am 21.11.2024.
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