(AA) nehme ich im ablaut und sonst parallel mit dem alth. a an, also außer gabun, namun, lasun etc. z. b. in folgenden: dad (facinus) rad (consilium) drado (statim) gradag (vorax) giwadi (vestis) fragoda (quaesivit) wagi (aequor) spahi (sapiens) fahjan (capere) nahor (pro- pius) mahljen (loqui) saleig (beatus) san (statim) mano (luna) slapan (dormire) wapan (arma) lari (vacuus) war (verus) mari (illustris) farungo (dolose) har (crinis) arundi (nuntius) suas (familiaris) latan (sinere) athom (spiritus). Nur in einigen wörtern, wo die analogie anderer mund- arten verläßt oder selbst noch unbestimmt ist, wage ich nicht zwischen a und a zu entscheiden, z. b. in gibada (levamen) underbadon (tollere? metu percellere). Na- mentlich rechne man hierher die schon oben s. 88. be- rührte, im alts. ungleich häufigere vorpartikel a-, die gewöhnlich dem alth. ar-, ir- (ex-) entspricht, vgl. a-reisan (surgere) a-tuomjan (solvere) a-losjan (liberare) und viele solche. Auf ein a- scheint zu deuten, daß cod. monac. einmahl ao-drobde (contristabatur) st. a- drobde (alth. ar-truopta?) und o-lat st. a-lat (im cod. cott.) **) liest; insofern die aussprache des a sich dem o und ao näherte. Wiederum läßt der ausbleibende um- laut des aht- in eht- (s. oben die note zum e) auf ein aht schließen (maht, naht, ambaht etc.) wozu man die entsprechende nord. form att halte.
*) Auch der oben s. 85. bemerkte wechsel des o und u tritt ein, z. b. corn (granum) curni (frumentum).
**) Dies wort bedeutet: dank (grates) und kann mit dem goth. aviliudon unmöglich verwandt seyn, wie Reinwald gl. z Ulf. p.84. wähnte; alatan (ar-laßan) ist das gr. kharizesthai im siun von donare, condonare, remittere, erlaßen.
I. altſächſiſche vocale.
wandeln (fuglôs, alth. fogalâ) *). In other, vermuthlich auch toth (dens) iſt aber oth dem alth. and parallel.
(AA) nehme ich im ablaut und ſonſt parallel mit dem alth. â an, alſo außer gâbun, nâmun, lâſun etc. z. b. in folgenden: dâd (facinus) râd (conſilium) drâdo (ſtatim) grâdag (vorax) giwâdi (veſtis) frâgôda (quaeſivit) wâgi (aequor) ſpâhi (ſapiens) fâhjan (capere) nâhôr (pro- pius) mâhljen (loqui) ſâlîg (beatus) ſân (ſtatim) mâno (luna) ſlâpan (dormire) wâpan (arma) lâri (vacuus) wâr (verus) mâri (illuſtris) fârungo (doloſe) hâr (crinis) ârundi (nuntius) ſuâs (familiaris) lâtan (ſinere) âthom (ſpiritus). Nur in einigen wörtern, wo die analogie anderer mund- arten verläßt oder ſelbſt noch unbeſtimmt iſt, wage ich nicht zwiſchen a und â zu entſcheiden, z. b. in gibada (levamen) underbadôn (tollere? metu percellere). Na- mentlich rechne man hierher die ſchon oben ſ. 88. be- rührte, im altſ. ungleich häufigere vorpartikel a-, die gewöhnlich dem alth. ar-, ir- (ex-) entſpricht, vgl. a-rîſan (ſurgere) a-tuomjan (ſolvere) a-lôſjan (liberare) und viele ſolche. Auf ein â- ſcheint zu deuten, daß cod. monac. einmahl ao-drôbde (contriſtabatur) ſt. â- drôbde (alth. ar-truopta?) und o-lât ſt. â-lât (im cod. cott.) **) lieſt; inſofern die ausſprache des â ſich dem o und ao näherte. Wiederum läßt der ausbleibende um- laut des aht- in eht- (ſ. oben die note zum e) auf ein âht ſchließen (mâht, nâht, ambâht etc.) wozu man die entſprechende nord. form âtt halte.
*) Auch der oben ſ. 85. bemerkte wechſel des o und u tritt ein, z. b. corn (granum) curni (frumentum).
**) Dies wort bedeutet: dank (grates) und kann mit dem goth. aviliudôn unmöglich verwandt ſeyn, wie Reinwald gl. z Ulf. p.84. wähnte; âlâtan (ar-lâƷan) iſt das gr. χαρίζεσθαι im ſiun von donare, condonare, remittere, erlaßen.
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I. altſächſiſche vocale.
wandeln (fuglôs, alth. fogalâ) *). In other, vermuthlich
auch toth (dens) iſt aber oth dem alth. and parallel.
(U) außer den fällen des ablauts (fulbun, wurrun,
clubun, lucun) reichen folgende beiſpiele hin: ubil (ma-
lus) lud (facies) cuddun (nuntiabant) hugi (animus) lu-
gina (mendacium) juguth (juventus) fugel (avis) tulgo
(valde) fulljen (implere) thrum (mucro) gumo (vir) ſu-
mer (aeſtas) cuman (venire) cumbal (ſignum) under (ſub)
mund (tutela) dunjan (tonare) cunni (genus) ſundea (pec-
catum) giſund (ſanus) hungar (fames) lungar (celer) dun-
car (obſcurus) thurh (per) burg (urbs) thurſtjan (ſitire)
cuſſjan (oſculari) bruſtjan (erumpere) hluttar (limpidus)
cuth (notus) muth (os) uth (unda).
(AA) nehme ich im ablaut und ſonſt parallel mit
dem alth. â an, alſo außer gâbun, nâmun, lâſun etc.
z. b. in folgenden: dâd (facinus) râd (conſilium) drâdo
(ſtatim) grâdag (vorax) giwâdi (veſtis) frâgôda (quaeſivit)
wâgi (aequor) ſpâhi (ſapiens) fâhjan (capere) nâhôr (pro-
pius) mâhljen (loqui) ſâlîg (beatus) ſân (ſtatim) mâno
(luna) ſlâpan (dormire) wâpan (arma) lâri (vacuus) wâr
(verus) mâri (illuſtris) fârungo (doloſe) hâr (crinis) ârundi
(nuntius) ſuâs (familiaris) lâtan (ſinere) âthom (ſpiritus).
Nur in einigen wörtern, wo die analogie anderer mund-
arten verläßt oder ſelbſt noch unbeſtimmt iſt, wage ich
nicht zwiſchen a und â zu entſcheiden, z. b. in gibada
(levamen) underbadôn (tollere? metu percellere). Na-
mentlich rechne man hierher die ſchon oben ſ. 88. be-
rührte, im altſ. ungleich häufigere vorpartikel a-, die
gewöhnlich dem alth. ar-, ir- (ex-) entſpricht, vgl.
a-rîſan (ſurgere) a-tuomjan (ſolvere) a-lôſjan (liberare)
und viele ſolche. Auf ein â- ſcheint zu deuten, daß
cod. monac. einmahl ao-drôbde (contriſtabatur) ſt. â-
drôbde (alth. ar-truopta?) und o-lât ſt. â-lât (im cod.
cott.) **) lieſt; inſofern die ausſprache des â ſich dem o
und ao näherte. Wiederum läßt der ausbleibende um-
laut des aht- in eht- (ſ. oben die note zum e) auf ein
âht ſchließen (mâht, nâht, ambâht etc.) wozu man die
entſprechende nord. form âtt halte.
*) Auch der oben ſ. 85. bemerkte wechſel des o und u tritt
ein, z. b. corn (granum) curni (frumentum).
**) Dies wort bedeutet: dank (grates) und kann mit dem
goth. aviliudôn unmöglich verwandt ſeyn, wie Reinwald
gl. z Ulf. p.84. wähnte; âlâtan (ar-lâƷan) iſt das gr.
χαρίζεσθαι im ſiun von donare, condonare, remittere, erlaßen.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/230>, abgerufen am 24.11.2024.
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