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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. althochdeutsche consonanten. linguales.
eta-, etta-, ethes- die (hierher nicht gehörige) unter-
suchung erleichtern und erschweren, vgl. oben s. 74.
über die goth. assimilation aiththau. -- (ZZ) gemination
des zischlautes muß theoretisch geleugnet werden, da
sich tsts und dssdss so wenig aussprechen laßen, als
phph; practisch aber sind, gleich dem ff, in beinahe
allen denkmählern zz und ß anzutreffen, und J. drückt
jenes durch tz, dieses durch zss, beide sorgfältig vom
einfachen z und zs unterschieden aus. Die übrigen
schreiben bloß zz für zz und ß, schwanken aber oft
in ganz denselben wörtern zwischen der gemination
und dem einfachen z, es kann folglich in der aussprache
kein großer unterschied bestanden haben, wenn irgend
einer bestand. Von wichtigkeit ist mir hierbei, daß zu-
meist der genaue N. und in seinen correcteren werken
fast überall das einfache z dem doppelten vorzieht, auch
niemahl tz hat. Die ursache des doppelten läßt sich
bald errathen. Zur zeit da die ten. in den zischlaut über-
gieng, gab es schon verschiedene geminierte tt (vgl. oben
s. 66. die goth. atta, skatts *), in solchen wörtern wäre
der geschärfte laut durch den nur graphisch einfachen,
an sich aber selbst componierten zischlaut so gut ge-
sichert gewesen, als durch die gemination der tenuis.
Weil sich indessen das einfache zeichen mit dem ein-
fachen laut verwechselte; so schrieb man zz (nämlich
zz und ß) in demselben gefühl **), welches mm, nn,
tt etc. zu schreiben lehrte, da doch in der aussprache
scazzes, waßar gänzlich eins war mit scazes, waßar.
Neben dieser entbehrlichen schreibung zz wurde die in
der aussprache selbst gegründete unterscheidung des z
und ß versäumt; des anlauts z war man zwar gewiß,
aber bei den in- und auslauten: daz, wazzar, scaz,
scazzes belehrte kein zeichen, daß jene daß, waßar,
diese scaz, scazes auszusprechen seyen, bis endlich im

*) Und aus den ersten jahrh. die namen chatti, mattium, ca-
rietto (Amm. Marc.) cariatto (conc. matiscon. II. vom
jahr 585).
**) Bei dem inlaut z muste natürlich dies gefühl stärker wir-
ken, als bei dem ß, da jenem, nicht aber diesem das
sächs. tt entspricht. Das sächs. sitten entsprang aus einem
frühern sitau, ebenso das alth. sizen aus einem früheren
fißan; sitan lautete schwebend, sitten geschärft, im alth.
aber beide sißan und sizan geschärst, ohne daß man nöthig
hätte sie äußerlich zu geminieren.

I. althochdeutſche conſonanten. linguales.
ëta-, ëtta-, ëthes- die (hierher nicht gehörige) unter-
ſuchung erleichtern und erſchweren, vgl. oben ſ. 74.
über die goth. aſſimilation áiþþáu. — (ZZ) gemination
des ziſchlautes muß theoretiſch geleugnet werden, da
ſich tſtſ und dſſdſſ ſo wenig ausſprechen laßen, als
phph; practiſch aber ſind, gleich dem ff, in beinahe
allen denkmählern zz und ƷƷ anzutreffen, und J. drückt
jenes durch tz, dieſes durch zſſ, beide ſorgfältig vom
einfachen z und zſ unterſchieden aus. Die übrigen
ſchreiben bloß zz für zz und ƷƷ, ſchwanken aber oft
in ganz denſelben wörtern zwiſchen der gemination
und dem einfachen z, es kann folglich in der ausſprache
kein großer unterſchied beſtanden haben, wenn irgend
einer beſtand. Von wichtigkeit iſt mir hierbei, daß zu-
meiſt der genaue N. und in ſeinen correcteren werken
faſt überall das einfache z dem doppelten vorzieht, auch
niemahl tz hat. Die urſache des doppelten läßt ſich
bald errathen. Zur zeit da die ten. in den ziſchlaut über-
gieng, gab es ſchon verſchiedene geminierte tt (vgl. oben
ſ. 66. die goth. atta, ſkatts *), in ſolchen wörtern wäre
der geſchärfte laut durch den nur graphiſch einfachen,
an ſich aber ſelbſt componierten ziſchlaut ſo gut ge-
ſichert geweſen, als durch die gemination der tenuis.
Weil ſich indeſſen das einfache zeichen mit dem ein-
fachen laut verwechſelte; ſo ſchrieb man zz (nämlich
zz und ƷƷ) in demſelben gefühl **), welches mm, nn,
tt etc. zu ſchreiben lehrte, da doch in der ausſprache
ſcazzes, waƷƷar gänzlich eins war mit ſcazes, waƷar.
Neben dieſer entbehrlichen ſchreibung zz wurde die in
der ausſprache ſelbſt gegründete unterſcheidung des z
und Ʒ verſäumt; des anlauts z war man zwar gewiß,
aber bei den in- und auslauten: daz, wazzar, ſcaz,
ſcazzes belehrte kein zeichen, daß jene daƷ, waƷar,
dieſe ſcaz, ſcazes auszuſprechen ſeyen, bis endlich im

*) Und aus den erſten jahrh. die namen chatti, mattium, ca-
rietto (Amm. Marc.) cariatto (conc. matiſcon. II. vom
jahr 585).
**) Bei dem inlaut z muſte natürlich dies gefühl ſtärker wir-
ken, als bei dem Ʒ, da jenem, nicht aber dieſem das
ſächſ. tt entſpricht. Das ſächſ. ſitten entſprang aus einem
frühern ſitau, ebenſo das alth. ſizen aus einem früheren
fiƷan; ſitan lautete ſchwebend, ſitten geſchärft, im alth.
aber beide ſiƷan und ſizan geſchärſt, ohne daß man nöthig
hätte ſie äußerlich zu geminieren.
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[169/0195] I. althochdeutſche conſonanten. linguales. ëta-, ëtta-, ëthes- die (hierher nicht gehörige) unter- ſuchung erleichtern und erſchweren, vgl. oben ſ. 74. über die goth. aſſimilation áiþþáu. — (ZZ) gemination des ziſchlautes muß theoretiſch geleugnet werden, da ſich tſtſ und dſſdſſ ſo wenig ausſprechen laßen, als phph; practiſch aber ſind, gleich dem ff, in beinahe allen denkmählern zz und ƷƷ anzutreffen, und J. drückt jenes durch tz, dieſes durch zſſ, beide ſorgfältig vom einfachen z und zſ unterſchieden aus. Die übrigen ſchreiben bloß zz für zz und ƷƷ, ſchwanken aber oft in ganz denſelben wörtern zwiſchen der gemination und dem einfachen z, es kann folglich in der ausſprache kein großer unterſchied beſtanden haben, wenn irgend einer beſtand. Von wichtigkeit iſt mir hierbei, daß zu- meiſt der genaue N. und in ſeinen correcteren werken faſt überall das einfache z dem doppelten vorzieht, auch niemahl tz hat. Die urſache des doppelten läßt ſich bald errathen. Zur zeit da die ten. in den ziſchlaut über- gieng, gab es ſchon verſchiedene geminierte tt (vgl. oben ſ. 66. die goth. atta, ſkatts *), in ſolchen wörtern wäre der geſchärfte laut durch den nur graphiſch einfachen, an ſich aber ſelbſt componierten ziſchlaut ſo gut ge- ſichert geweſen, als durch die gemination der tenuis. Weil ſich indeſſen das einfache zeichen mit dem ein- fachen laut verwechſelte; ſo ſchrieb man zz (nämlich zz und ƷƷ) in demſelben gefühl **), welches mm, nn, tt etc. zu ſchreiben lehrte, da doch in der ausſprache ſcazzes, waƷƷar gänzlich eins war mit ſcazes, waƷar. Neben dieſer entbehrlichen ſchreibung zz wurde die in der ausſprache ſelbſt gegründete unterſcheidung des z und Ʒ verſäumt; des anlauts z war man zwar gewiß, aber bei den in- und auslauten: daz, wazzar, ſcaz, ſcazzes belehrte kein zeichen, daß jene daƷ, waƷar, dieſe ſcaz, ſcazes auszuſprechen ſeyen, bis endlich im *) Und aus den erſten jahrh. die namen chatti, mattium, ca- rietto (Amm. Marc.) cariatto (conc. matiſcon. II. vom jahr 585). **) Bei dem inlaut z muſte natürlich dies gefühl ſtärker wir- ken, als bei dem Ʒ, da jenem, nicht aber dieſem das ſächſ. tt entſpricht. Das ſächſ. ſitten entſprang aus einem frühern ſitau, ebenſo das alth. ſizen aus einem früheren fiƷan; ſitan lautete ſchwebend, ſitten geſchärft, im alth. aber beide ſiƷan und ſizan geſchärſt, ohne daß man nöthig hätte ſie äußerlich zu geminieren.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/195>, abgerufen am 27.11.2024.