Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.I. althochdeutsche consonanten. labiales. aber in das bloße l und r verwandelt. Einzige spur deswr ist uurehhan (exsulem) J. 384. wogegen (über anthlutte 346. unten bei der gem. tt.) in andern alth. quellen hrehhjo (exsul); doch finde ich auch in den tradit. fuld. 580. wrecheo als eigennamen- Die formen wrenjo (burdo) und wrenisc (petulans) gl. jun. 406. sind niederdeutsch. Eher ließe sich noch das bekannte warannio (admissarius) aus der lex sal. anführen (alth. reinno, reinjo). Früher waren aber gewiß wl, wr in denselben wörtern vorhanden, wo sie die goth. und sächs. sprache zeigt und wie eben aus der aphärese hervorgeht, wurde das w nicht schwer sondern ganz einfach ausgesprochen. -- Un- gleich häufiger ist die composition des labialspiranten mit vorstehender dent. und gutt. in den formen: du- tu- zu- su- qu- hu-, die an ihrem ort angegeben werden sollen; hier liegt bloß an der bemerkung, daß in ihnen wiederum die einfache, alte aussprache des w geherrscht zu haben scheint. Denn selbst solche, die überall uu schreiben, wie O. T. N., schrei- ben nicht quu, suu, huu etc. sondern qu, su, hu, d. h. qv, sv, hv. Umgekehrt weisen ältere denkmäh- ler (die u und nicht uu bei folgendem vocal u setzen) namentlich I. und K. gerade huu, zuu, duu, suu (d. h. hw, zw, dw, sw), nur nicht quu, welches sie eigenthümlich noch mit h verbinden, quh oder qhu, wovon mehr beim q. Früher muß folglich in den fraglichen compositionen das w schwer und breit ge- lautet haben, wofür ferner spricht daß zuweilen ein anderer vocal zwischen eingerückt wird, zumahl in den formen tw, zw und sw; die gl. ker. thowahit (la- vat) sowimman (natare) neben suuimman, sowaßi (dulce) sowert (gladius) zoweihandan (ancipitem) zo- weivlon (ambigere) etc. die gl. doc. zawei (duo) za- weiflont (ambigunt) ziwire (bis) suwarm (examen) und selbst bei N. 88, 52. zewein (duabus) zewene (duo) 24, 10. 147, 1. zeweifel p. 258a, 17. zewisken. das. Der eingeschaltete vocal hat keinen etymologischen grund, sondern soll bloß die volle aussprache des w erleichtern und heben, wie man noch heute unter dem volk zewei, zeweifel hört. -- Nach diesem schwanken wird nun auch die grammatische schreibung bald hw, sw etc. bald hu, su etc. seyn dürfen; hv, sv statt letzterer scheint wegen der verwechselung mit der asp. v. mislich. I. althochdeutſche conſonanten. labiales. aber in das bloße l und r verwandelt. Einzige ſpur deswr iſt uurehhan (exſulem) J. 384. wogegen (über anthlutte 346. unten bei der gem. tt.) in andern alth. quellen hrehhjo (exſul); doch finde ich auch in den tradit. fuld. 580. wrecheo als eigennamen- Die formen wrenjo (burdo) und wreniſc (petulans) gl. jun. 406. ſind niederdeutſch. Eher ließe ſich noch das bekannte warannio (admiſſarius) aus der lex ſal. anführen (alth. reinno, reinjo). Früher waren aber gewiß wl, wr in denſelben wörtern vorhanden, wo ſie die goth. und ſächſ. ſprache zeigt und wie eben aus der aphäreſe hervorgeht, wurde das w nicht ſchwer ſondern ganz einfach ausgeſprochen. — Un- gleich häufiger iſt die compoſition des labialſpiranten mit vorſtehender dent. und gutt. in den formen: du- tu- zu- ſu- qu- hu-, die an ihrem ort angegeben werden ſollen; hier liegt bloß an der bemerkung, daß in ihnen wiederum die einfache, alte ausſprache des w geherrſcht zu haben ſcheint. Denn ſelbſt ſolche, die überall uu ſchreiben, wie O. T. N., ſchrei- ben nicht quu, ſuu, huu etc. ſondern qu, ſu, hu, d. h. qv, ſv, hv. Umgekehrt weiſen ältere denkmäh- ler (die u und nicht uu bei folgendem vocal u ſetzen) namentlich I. und K. gerade huu, zuu, duu, ſuu (d. h. hw, zw, dw, ſw), nur nicht quu, welches ſie eigenthümlich noch mit h verbinden, quh oder qhu, wovon mehr beim q. Früher muß folglich in den fraglichen compoſitionen das w ſchwer und breit ge- lautet haben, wofür ferner ſpricht daß zuweilen ein anderer vocal zwiſchen eingerückt wird, zumahl in den formen tw, zw und ſw; die gl. ker. thowahit (la- vat) ſowimman (natare) neben ſuuimman, ſowaƷƷi (dulce) ſowërt (gladius) zowîhandan (ancipitem) zo- wîvlôn (ambigere) etc. die gl. doc. zawei (duo) za- wîflônt (ambigunt) ziwire (bis) ſuwarm (examen) und ſelbſt bei N. 88, 52. zewein (duabus) zewêne (duo) 24, 10. 147, 1. zewîfel p. 258a, 17. zewiſken. daſ. Der eingeſchaltete vocal hat keinen etymologiſchen grund, ſondern ſoll bloß die volle ausſprache des w erleichtern und heben, wie man noch heute unter dem volk zewei, zeweifel hört. — Nach dieſem ſchwanken wird nun auch die grammatiſche ſchreibung bald hw, ſw etc. bald hu, ſu etc. ſeyn dürfen; hv, ſv ſtatt letzterer ſcheint wegen der verwechſelung mit der aſp. v. miſlich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0167" n="141"/><fw place="top" type="header">I. <hi rendition="#i">althochdeutſche conſonanten. labiales.</hi></fw><lb/> aber in das bloße <hi rendition="#i">l</hi> und <hi rendition="#i">r</hi> verwandelt. 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I. althochdeutſche conſonanten. labiales.
aber in das bloße l und r verwandelt. Einzige ſpur des
wr iſt uurehhan (exſulem) J. 384. wogegen (über
anthlutte 346. unten bei der gem. tt.) in andern
alth. quellen hrehhjo (exſul); doch finde ich auch in
den tradit. fuld. 580. wrecheo als eigennamen- Die
formen wrenjo (burdo) und wreniſc (petulans) gl.
jun. 406. ſind niederdeutſch. Eher ließe ſich noch
das bekannte warannio (admiſſarius) aus der lex ſal.
anführen (alth. reinno, reinjo). Früher waren aber
gewiß wl, wr in denſelben wörtern vorhanden, wo
ſie die goth. und ſächſ. ſprache zeigt und wie eben
aus der aphäreſe hervorgeht, wurde das w nicht
ſchwer ſondern ganz einfach ausgeſprochen. — Un-
gleich häufiger iſt die compoſition des labialſpiranten
mit vorſtehender dent. und gutt. in den formen: du-
tu- zu- ſu- qu- hu-, die an ihrem ort angegeben
werden ſollen; hier liegt bloß an der bemerkung,
daß in ihnen wiederum die einfache, alte ausſprache
des w geherrſcht zu haben ſcheint. Denn ſelbſt
ſolche, die überall uu ſchreiben, wie O. T. N., ſchrei-
ben nicht quu, ſuu, huu etc. ſondern qu, ſu, hu,
d. h. qv, ſv, hv. Umgekehrt weiſen ältere denkmäh-
ler (die u und nicht uu bei folgendem vocal u ſetzen)
namentlich I. und K. gerade huu, zuu, duu, ſuu
(d. h. hw, zw, dw, ſw), nur nicht quu, welches ſie
eigenthümlich noch mit h verbinden, quh oder qhu,
wovon mehr beim q. Früher muß folglich in den
fraglichen compoſitionen das w ſchwer und breit ge-
lautet haben, wofür ferner ſpricht daß zuweilen ein
anderer vocal zwiſchen eingerückt wird, zumahl in
den formen tw, zw und ſw; die gl. ker. thowahit (la-
vat) ſowimman (natare) neben ſuuimman, ſowaƷƷi
(dulce) ſowërt (gladius) zowîhandan (ancipitem) zo-
wîvlôn (ambigere) etc. die gl. doc. zawei (duo) za-
wîflônt (ambigunt) ziwire (bis) ſuwarm (examen) und
ſelbſt bei N. 88, 52. zewein (duabus) zewêne (duo)
24, 10. 147, 1. zewîfel p. 258a, 17. zewiſken. daſ.
Der eingeſchaltete vocal hat keinen etymologiſchen
grund, ſondern ſoll bloß die volle ausſprache des w
erleichtern und heben, wie man noch heute unter
dem volk zewei, zeweifel hört. — Nach dieſem
ſchwanken wird nun auch die grammatiſche ſchreibung
bald hw, ſw etc. bald hu, ſu etc. ſeyn dürfen; hv,
ſv ſtatt letzterer ſcheint wegen der verwechſelung
mit der aſp. v. miſlich.
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