Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.I. althochdeutsche consonanten. labiales. ben, allein es ist, wie sich hernach zeigen wird,häufig aus ph entsprungen, so daß in einzelnen wörtern die wahre aussprache kaum auszumitteln steht. N. slaphota 118, 28. gilt so viel als slafota. c) die schreibung ff. so practisch sie sich gemacht hat, scheint in der theorie ganz verwerflich, da das f ein doppellaut ist und man zwar einen doppellaut noch mit einem einfachen verbinden, nicht aber wieder mit sich selbst doppeln kann. ff ist phph, solglich (in einer silbe) so unaussprechbar als es thth und chch seyn würde. Meiner ansicht nach soll das ff, wo man es geschrieben hat, entw. die stärkere asp. ph, zum unterschied von der gelinde- ren v ausdrücken, oder den triphthong pf. Jenes ist der fall, wenn sogar doppelvocale vorhergehen, denen keine geminierte consonanz folgen darf, vgl. gl. hrab. 956b hauffon (auch N. 60, 7.) sauffi 960b auffit (promit) 972a; gl. mons. naffezen (dormitare) N. naphezen; -- bei K. hlauffan, waffan 16b *), slaffag (somnolentus) 23b scaffum 20b (N. 8, 8.) reiffant 25a slaffit 46a slaffe 17a wohin auch tiuffi, N. touffei, offto 60, 6. scuoffe 63, 9. etc. Hier würde über- all richtiger ein f oder ph stehen. Das pf vertritt hingegen ff in sceffan K. 33b, chamffan K. 19a (ne- ben chamfan 15a) heffan (K. und O. I. 19, 6.) chriffen (gl. jun. 217.) und in folgenden stellen J. 385. scheffidhes. 395. offerunc. 402 lantscaffi (bei ihm = lantscapsi) Bedenklich scheint allein der fall, wo dem ff ein einfacher vocal vorhergeht und doch kein pf zu vermuthen ist, z. b. in affo (simia) offan (apertus) phaffo (papa) saffe (succo) sciffe (navi) lantscassi (K. 20a) etc., wo zumahl der auslaut nur ein f zeigt, als: saf, scif, lantscaf. Hier ist wohl eine unorganische anwendung der analogie anderer geminationen gemacht worden; dasselbe werden wir unten bei dem ß und hh zu bemerken finden. Aeltere denkmähler richtiger scef, scefes; lantscaf, lantscafi. Sollte die critik überhaupt sich erkühnen dürfen, das pseudo- ff in den ausgaben zu tilgen? *) Waffan auch O. I. 15, 90. und N. 21, 21; aber wafan
O. I. 19, 30. oder besteht neben wafan ein waffan, wie es der spätern sprache gemäß ist? I. althochdeutſche conſonanten. labiales. ben, allein es iſt, wie ſich hernach zeigen wird,häufig aus ph entſprungen, ſo daß in einzelnen wörtern die wahre ausſprache kaum auszumitteln ſteht. N. ſlâphôta 118, 28. gilt ſo viel als ſlâfôta. c) die ſchreibung ff. ſo practiſch ſie ſich gemacht hat, ſcheint in der theorie ganz verwerflich, da das f ein doppellaut iſt und man zwar einen doppellaut noch mit einem einfachen verbinden, nicht aber wieder mit ſich ſelbſt doppeln kann. ff iſt phph, ſolglich (in einer ſilbe) ſo unausſprechbar als es thth und chch ſeyn würde. Meiner anſicht nach ſoll das ff, wo man es geſchrieben hat, entw. die ſtärkere aſp. ph, zum unterſchied von der gelinde- ren v ausdrücken, oder den triphthong pf. Jenes iſt der fall, wenn ſogar doppelvocale vorhergehen, denen keine geminierte conſonanz folgen darf, vgl. gl. hrab. 956b hûffôn (auch N. 60, 7.) ſauffi 960b ûffit (promit) 972a; gl. monſ. naffezen (dormitare) N. naphezen; — bei K. hlauffan, wâffan 16b *), ſlâffag (ſomnolentus) 23b ſcâffum 20b (N. 8, 8.) rîffant 25a ſlâffit 46a ſlâffe 17a wohin auch tiuffi, N. touffî, offto 60, 6. ſcuoffe 63, 9. etc. Hier würde über- all richtiger ein f oder ph ſtehen. Das pf vertritt hingegen ff in ſceffan K. 33b, chamffan K. 19a (ne- ben chamfan 15a) heffan (K. und O. I. 19, 6.) chriffen (gl. jun. 217.) und in folgenden ſtellen J. 385. ſcheffidhes. 395. offerunc. 402 lantſcaffi (bei ihm = lantſcapſi) Bedenklich ſcheint allein der fall, wo dem ff ein einfacher vocal vorhergeht und doch kein pf zu vermuthen iſt, z. b. in affo (ſimia) offan (apertus) phaffo (papa) ſaffe (ſucco) ſciffe (navi) lantſcaſſi (K. 20a) etc., wo zumahl der auslaut nur ein f zeigt, als: ſaf, ſcif, lantſcaf. Hier iſt wohl eine unorganiſche anwendung der analogie anderer geminationen gemacht worden; dasſelbe werden wir unten bei dem ƷƷ und hh zu bemerken finden. Aeltere denkmähler richtiger ſcëf, ſcëfes; lantſcaf, lantſcafi. Sollte die critik überhaupt ſich erkühnen dürfen, das pſeudo- ff in den ausgaben zu tilgen? *) Wâffan auch O. I. 15, 90. und N. 21, 21; aber wâfan
O. I. 19, 30. oder beſteht neben wâfan ein waffan, wie es der ſpätern ſprache gemäß iſt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item> <list> <item><pb facs="#f0159" n="133"/><fw place="top" type="header">I. <hi rendition="#i">althochdeutſche conſonanten. labiales.</hi></fw><lb/> ben, allein es iſt, wie ſich hernach zeigen wird,<lb/> häufig aus <hi rendition="#i">ph</hi> entſprungen, ſo daß in einzelnen<lb/> wörtern die wahre ausſprache kaum auszumitteln<lb/> ſteht. N. ſlâphôta 118, 28. gilt ſo viel als ſlâfôta.</item><lb/> <item>c) die ſchreibung ff. ſo practiſch ſie ſich gemacht hat,<lb/> ſcheint in der theorie ganz verwerflich, da das f<lb/> ein doppellaut iſt und man zwar einen doppellaut<lb/> noch mit einem einfachen verbinden, nicht aber<lb/> wieder mit ſich ſelbſt doppeln kann. ff iſt phph,<lb/> ſolglich (in einer ſilbe) ſo unausſprechbar als es<lb/> thth und chch ſeyn würde. Meiner anſicht nach<lb/> ſoll das ff, wo man es geſchrieben hat, entw. die<lb/> ſtärkere aſp. <hi rendition="#i">ph</hi>, zum unterſchied von der gelinde-<lb/> ren <hi rendition="#i">v</hi> ausdrücken, oder den triphthong pf. Jenes<lb/> iſt der fall, wenn ſogar doppelvocale vorhergehen,<lb/> denen keine geminierte conſonanz folgen darf, vgl.<lb/> gl. hrab. 956<hi rendition="#sup">b</hi> hûffôn (auch N. 60, 7.) ſauffi 960<hi rendition="#sup">b</hi><lb/> ûffit (promit) 972<hi rendition="#sup">a</hi>; gl. monſ. naffezen (dormitare)<lb/> N. naphezen; — bei K. hlauffan, wâffan 16<hi rendition="#sup">b</hi> <note place="foot" n="*)">Wâffan auch O. I. 15, 90. und N. 21, 21; aber wâfan<lb/> O. I. 19, 30. oder beſteht neben wâfan ein waffan, wie<lb/> es der ſpätern ſprache gemäß iſt?</note>, ſlâffag<lb/> (ſomnolentus) 23<hi rendition="#sup">b</hi> ſcâffum 20<hi rendition="#sup">b</hi> (N. 8, 8.) rîffant<lb/> 25<hi rendition="#sup">a</hi> ſlâffit 46<hi rendition="#sup">a</hi> ſlâffe 17<hi rendition="#sup">a</hi> wohin auch tiuffi, N. touffî,<lb/> offto 60, 6. ſcuoffe 63, 9. etc. Hier würde über-<lb/> all richtiger ein f oder ph ſtehen. Das pf vertritt<lb/> hingegen ff in ſceffan K. 33<hi rendition="#sup">b</hi>, chamffan K. 19<hi rendition="#sup">a</hi> (ne-<lb/> ben chamfan 15<hi rendition="#sup">a</hi>) heffan (K. und O. I. 19, 6.)<lb/> chriffen (gl. jun. 217.) und in folgenden ſtellen<lb/> J. 385. ſcheffidhes. 395. offerunc. 402 lantſcaffi (bei<lb/> ihm = lantſcapſi) Bedenklich ſcheint allein der<lb/> fall, wo dem ff ein einfacher vocal vorhergeht<lb/> und doch kein pf zu vermuthen iſt, z. b. in affo<lb/> (ſimia) offan (apertus) phaffo (papa) ſaffe (ſucco)<lb/> ſciffe (navi) lantſcaſſi (K. 20<hi rendition="#sup">a</hi>) etc., wo zumahl der<lb/> auslaut nur ein f zeigt, als: ſaf, ſcif, lantſcaf.<lb/> Hier iſt wohl eine unorganiſche anwendung der<lb/> analogie anderer geminationen gemacht worden;<lb/> dasſelbe werden wir unten bei dem ƷƷ und hh<lb/> zu bemerken finden. Aeltere denkmähler richtiger<lb/> ſcëf, ſcëfes; lantſcaf, lantſcafi. Sollte die critik<lb/> überhaupt ſich erkühnen dürfen, das pſeudo- ff in<lb/> den ausgaben zu tilgen?</item><lb/> </list> </item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0159]
I. althochdeutſche conſonanten. labiales.
ben, allein es iſt, wie ſich hernach zeigen wird,
häufig aus ph entſprungen, ſo daß in einzelnen
wörtern die wahre ausſprache kaum auszumitteln
ſteht. N. ſlâphôta 118, 28. gilt ſo viel als ſlâfôta.
c) die ſchreibung ff. ſo practiſch ſie ſich gemacht hat,
ſcheint in der theorie ganz verwerflich, da das f
ein doppellaut iſt und man zwar einen doppellaut
noch mit einem einfachen verbinden, nicht aber
wieder mit ſich ſelbſt doppeln kann. ff iſt phph,
ſolglich (in einer ſilbe) ſo unausſprechbar als es
thth und chch ſeyn würde. Meiner anſicht nach
ſoll das ff, wo man es geſchrieben hat, entw. die
ſtärkere aſp. ph, zum unterſchied von der gelinde-
ren v ausdrücken, oder den triphthong pf. Jenes
iſt der fall, wenn ſogar doppelvocale vorhergehen,
denen keine geminierte conſonanz folgen darf, vgl.
gl. hrab. 956b hûffôn (auch N. 60, 7.) ſauffi 960b
ûffit (promit) 972a; gl. monſ. naffezen (dormitare)
N. naphezen; — bei K. hlauffan, wâffan 16b *), ſlâffag
(ſomnolentus) 23b ſcâffum 20b (N. 8, 8.) rîffant
25a ſlâffit 46a ſlâffe 17a wohin auch tiuffi, N. touffî,
offto 60, 6. ſcuoffe 63, 9. etc. Hier würde über-
all richtiger ein f oder ph ſtehen. Das pf vertritt
hingegen ff in ſceffan K. 33b, chamffan K. 19a (ne-
ben chamfan 15a) heffan (K. und O. I. 19, 6.)
chriffen (gl. jun. 217.) und in folgenden ſtellen
J. 385. ſcheffidhes. 395. offerunc. 402 lantſcaffi (bei
ihm = lantſcapſi) Bedenklich ſcheint allein der
fall, wo dem ff ein einfacher vocal vorhergeht
und doch kein pf zu vermuthen iſt, z. b. in affo
(ſimia) offan (apertus) phaffo (papa) ſaffe (ſucco)
ſciffe (navi) lantſcaſſi (K. 20a) etc., wo zumahl der
auslaut nur ein f zeigt, als: ſaf, ſcif, lantſcaf.
Hier iſt wohl eine unorganiſche anwendung der
analogie anderer geminationen gemacht worden;
dasſelbe werden wir unten bei dem ƷƷ und hh
zu bemerken finden. Aeltere denkmähler richtiger
ſcëf, ſcëfes; lantſcaf, lantſcafi. Sollte die critik
überhaupt ſich erkühnen dürfen, das pſeudo- ff in
den ausgaben zu tilgen?
*) Wâffan auch O. I. 15, 90. und N. 21, 21; aber wâfan
O. I. 19, 30. oder beſteht neben wâfan ein waffan, wie
es der ſpätern ſprache gemäß iſt?
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