(EO) eo gilt dem io gleich, wie vorhin ea dem ia und ungefähr in den nämlichen älteren quellen, I. hat: leoht (lux) seor (quatuor) dheoh (femur) dheonon (ser- vire) dheod (gens) leogan (mentiri) hreofun (vocabant) und in den flexionen: eo, hueo. waldendeo, heideo, woneben jedoch nerrendjo, john stattfindet. K. hat: leoht, deonost, peotan, feor, fleoßan, zeohan, fleohes, eo, hueo, henteo, willeono, neben: fior, diomuat, piotan, johhe, joh, (jugum) joh (et). Die hrab. und jun. gl. peor (cerevisia) speoß (hasta) sleoßan, hleoßan, leoht, hleotan, peotan, cheol (navis) etc. T. O. N. zeigen dies eo nirgends mehr, aber daß es in früher zeit zu- mahl in der altfränkischen mundart geherrscht hat, wei- sen die eigennamen theodobertus, theodogildis, theodo- ricus, theodovaldus, theodulfus bei Greg. tur., welcher den goth. königen theudo und theudegisilus mit feinem gefühl das goth. eu (in) beilegt. Ich bemerke noch, daß Sidon. apollin. eo in theodoris der deutschen sprache gemäß richtig diphthongisch, Venant. fort. aber e-o zweisilbig gebraucht und zwar das e lang, welches vielleicht zeigt, daß in dem io, eo der ton auf dem i und e ruht; (die stellen bei Schneider p. 123.). Inzwi- schen vergleiche man in Neugarts verz. p. 96b 120. 121. die mit dheot, theot, deot und diot, thiot gebildeten zahl- reichen namen, um zu sehen, wie auch der alemanni- schen mundart früher eo, später io zugestanden habe. Weiteres unten beim io.
(EU) eu bei I. für iu, aber nur in hreuaun (poeni- tentiam) 384. euwih (vos) eu (vobis) neben iu, die übrigen fälle haben iu, als liugn, liudei etc. freuwei 355, freuwidha 345, steht für frewi, nicht friuwei, und hat ein eu, nicht eu; undiphthongisch und zweisilbig sind seulu 366, hreue 374. Die andern denkmähler bieten
*) N. accentuiert diesen diphth. ganz richtig ei, weil indes- sen kein anderes ei im alth. davon zu unterscheiden ist, so kann der accent gespart werden. Auch O. wenn der acutus diesen deppellaut trifft, schreibt stets ei.
(EO) ëo gilt dem io gleich, wie vorhin ëa dem ia und ungefähr in den nämlichen älteren quellen, I. hat: lëoht (lux) ſëor (quatuor) dhëoh (femur) dhëonôn (ſer- vire) dhëod (gens) lëogan (mentiri) hrëofun (vocabant) und in den flexionen: ëo, huëo. waldendëo, heidëo, woneben jedoch nerrendjo, john ſtattfindet. K. hat: lëoht, dëonoſt, pëotan, fëor, flëoƷan, zëohan, flëohes, ëo, huëo, hentëo, willëôno, neben: fior, diomuat, piotan, johhe, joh, (jugum) joh (et). Die hrab. und jun. gl. pëor (cereviſia) ſpëoƷ (haſta) ſlëoƷan, hlëoƷan, lëoht, hlëotan, pëotan, chëol (navis) etc. T. O. N. zeigen dies ëo nirgends mehr, aber daß es in früher zeit zu- mahl in der altfränkiſchen mundart geherrſcht hat, wei- ſen die eigennamen theodobertus, theodogildis, theodo- ricus, theodovaldus, theodulfus bei Greg. tur., welcher den goth. königen theudo und theudegiſilus mit feinem gefühl das goth. eu (in) beilegt. Ich bemerke noch, daß Sidon. apollin. eo in theodoris der deutſchen ſprache gemäß richtig diphthongiſch, Venant. fort. aber e-o zweiſilbig gebraucht und zwar das e lang, welches vielleicht zeigt, daß in dem io, ëo der ton auf dem i und ë ruht; (die ſtellen bei Schneider p. 123.). Inzwi- ſchen vergleiche man in Neugarts verz. p. 96b 120. 121. die mit dhëot, thëot, dëot und diot, thiot gebildeten zahl- reichen namen, um zu ſehen, wie auch der alemanni- ſchen mundart früher ëo, ſpäter io zugeſtanden habe. Weiteres unten beim io.
(EU) ëu bei I. für iu, aber nur in hrëuûn (poeni- tentiam) 384. ëuwih (vos) ëu (vobis) neben iu, die übrigen fälle haben iu, als liugn, liudî etc. freuwî 355, freuwidha 345, ſteht für frewì, nicht friuwî, und hat ein eu, nicht ëu; undiphthongiſch und zweiſilbig ſind ſêulu 366, hrêue 374. Die andern denkmähler bieten
*) N. accentuiert dieſen diphth. ganz richtig ei, weil indeſ- ſen kein anderes ei im alth. davon zu unterſcheiden iſt, ſo kann der accent geſpart werden. Auch O. wenn der acutus dieſen deppellaut trifft, ſchreibt ſtets éi.
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I. althochdeutſche vocale.
(ſanctus) teil (pars) heim (domus) leim (lutum) hreini
(purus) ſein (tardus) pein (os) ſcein (lucebat) meiſa (ſar-
cina) folleiſt (auxilium) gneiſto (ſe___tilla) ſcreip (ſcribe-
bat) ſtreit (dimicabat) eit (ignis) heitar (lucidus) pheit
(induſium) heiƷ (fervidus) weiƷ (novit) hueiƷî (triti-
cum) heiƷan (vocare) agaleiƷì (ſolertia) *).
(EO) ëo gilt dem io gleich, wie vorhin ëa dem ia
und ungefähr in den nämlichen älteren quellen, I. hat:
lëoht (lux) ſëor (quatuor) dhëoh (femur) dhëonôn (ſer-
vire) dhëod (gens) lëogan (mentiri) hrëofun (vocabant)
und in den flexionen: ëo, huëo. waldendëo, heidëo,
woneben jedoch nerrendjo, john ſtattfindet. K. hat: lëoht,
dëonoſt, pëotan, fëor, flëoƷan, zëohan, flëohes, ëo,
huëo, hentëo, willëôno, neben: fior, diomuat, piotan,
johhe, joh, (jugum) joh (et). Die hrab. und jun. gl.
pëor (cereviſia) ſpëoƷ (haſta) ſlëoƷan, hlëoƷan, lëoht,
hlëotan, pëotan, chëol (navis) etc. T. O. N. zeigen
dies ëo nirgends mehr, aber daß es in früher zeit zu-
mahl in der altfränkiſchen mundart geherrſcht hat, wei-
ſen die eigennamen theodobertus, theodogildis, theodo-
ricus, theodovaldus, theodulfus bei Greg. tur., welcher
den goth. königen theudo und theudegiſilus mit feinem
gefühl das goth. eu (in) beilegt. Ich bemerke noch,
daß Sidon. apollin. eo in theodoris der deutſchen ſprache
gemäß richtig diphthongiſch, Venant. fort. aber e-o
zweiſilbig gebraucht und zwar das e lang, welches
vielleicht zeigt, daß in dem io, ëo der ton auf dem i
und ë ruht; (die ſtellen bei Schneider p. 123.). Inzwi-
ſchen vergleiche man in Neugarts verz. p. 96b 120. 121.
die mit dhëot, thëot, dëot und diot, thiot gebildeten zahl-
reichen namen, um zu ſehen, wie auch der alemanni-
ſchen mundart früher ëo, ſpäter io zugeſtanden habe.
Weiteres unten beim io.
(EU) ëu bei I. für iu, aber nur in hrëuûn (poeni-
tentiam) 384. ëuwih (vos) ëu (vobis) neben iu, die
übrigen fälle haben iu, als liugn, liudî etc. freuwî 355,
freuwidha 345, ſteht für frewì, nicht friuwî, und hat
ein eu, nicht ëu; undiphthongiſch und zweiſilbig ſind
ſêulu 366, hrêue 374. Die andern denkmähler bieten
*) N. accentuiert dieſen diphth. ganz richtig ei, weil indeſ-
ſen kein anderes ei im alth. davon zu unterſcheiden iſt,
ſo kann der accent geſpart werden. Auch O. wenn der
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/128>, abgerufen am 24.11.2024.
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