dann auch in positionellen (engilrat, nendilo, eskireih u. a.). Die gl. cass. haben schon: zendi (dentes) lenti (renes) lempir (agni). Isidor zeigt: nemin (nominis) hebit (habet) meghin (virtus) stedi (loco) redha (ratio) edhili (genus) sweri (jura) mendit (gaudet) chisendit (missus) wendu (verto) chimengid (mixtus) festinon (fir- mare) endi (et) heftida (fixit) nerren (salvare) restida (mansit) etc. Kero: megi (poterit) ekei (disciplina) fre- midi (peregrinus) selida (mansio) nemin (nomine) eribun (heredes) redja (ratio) zelita (numeravit) kremita (afflixit) enkemu (angusto) autlengan (respondere) gispenstim (sua- sionibus) refsi (argue) unsemftei (durities) engilum (ange- lis) skemmist (brevissimum) etc. Das übergewicht des e hat sich deutlich entschieden und es wäre überflüßig aus späteren denkmählern weitere belege beizubringen -- Überall ist dieses e offen und einfach wie in dem heu- tigen: menge, ende, fremd auszusprechen oder wie das lat. e in perennis, ineptiae etc. welche ganz auf gleiche weise für umlaute des a gehalten werden müßen. (Schnei- der p. 9.). Es wechselt mit keinem andern vocal, man müste denn das unten bei dem w näher zu besprechende schwanken zwischen ew und ow hierhernehmen wollen.
Das e lautet geschloßen und unsicher, zwischen dem i und einem doppellant schwebend, (wie noch heut zu tage in: leben, degen, geld, werden und etwa das lat. in sex, dexter, verto, fero) scheint aber schon von früh- ster zeit an so bestanden zu haben. Wir finden es bei den Römern in wörtern, denen entschieden ein i ge- bührt, als segestes, segimerus, segimundus, hermunduri, herminones, treviri, venedi, wo aber niederdeutsche mundarten gleichfalls e eingeführt haben, z. b. sege, sede (victoria, mos). Strabo schreibt: segestes (al. saigestes), ermondoroi, melon (offenbar milo) und daneben: saigimeros (al. sigimeros) baitorit. Dem hochd. e entspricht es in hertha und andern, vermuthlich in veleda, gelduba. Dem römischen ohr schwankten diese wörter zwischen e und i, welches andere haben als: visurgis, (visara, später weser) frisii (niederd. fresen), cimbri, brinno (ein canninefas, Tac. hist. 4, 15, womit das bekannte brennos, Pausan. 10, 19 etc. zu vergl.); zur näheren bestimmung dieses unsichersten lauts folgende sätze
1) ihm entspricht das goth. ai (nicht ai) bei folgendem h und r, vergl. sehs (sex) reht (rectus) weht (aliquid, gewöhnlicher wiht), sehan (videre) zesawa (st. zehsawa,
I. althochdeutſche vocale.
dann auch in poſitionellen (engilràt, nendilo, eſkirîh u. a.). Die gl. caſſ. haben ſchon: zendi (dentes) lenti (renes) lempir (agni). Iſidor zeigt: nemin (nominis) hebit (habet) meghin (virtus) ſtedi (loco) redha (ratio) edhili (genus) ſweri (jura) mendit (gaudet) chiſendit (miſſus) wendu (verto) chimengid (mixtus) feſtinôn (fir- mare) endi (et) heftida (fixit) nerren (ſalvare) reſtida (manſit) etc. Kero: megi (poterit) ekî (diſciplina) fre- midi (peregrinus) ſelida (manſio) nemin (nomine) eribun (heredes) redja (ratio) zelita (numeravit) kremita (afflixit) enkemu (anguſto) autlengan (reſpondere) giſpenſtim (ſua- ſionibus) refſì (argue) unſemftî (durities) engilum (ange- lis) ſkemmiſt (breviſſimum) etc. Das übergewicht des e hat ſich deutlich entſchieden und es wäre überflüßig aus ſpäteren denkmählern weitere belege beizubringen — Überall iſt dieſes e offen und einfach wie in dem heu- tigen: menge, ende, fremd auszuſprechen oder wie das lat. e in perennis, ineptiae etc. welche ganz auf gleiche weiſe für umlaute des a gehalten werden müßen. (Schnei- der p. 9.). Es wechſelt mit keinem andern vocal, man müſte denn das unten bei dem w näher zu beſprechende ſchwanken zwiſchen ew und ôw hierhernehmen wollen.
Das ë lautet geſchloßen und unſicher, zwiſchen dem i und einem doppellant ſchwebend, (wie noch heut zu tage in: leben, degen, geld, werden und etwa das lat. in ſex, dexter, verto, fero) ſcheint aber ſchon von früh- ſter zeit an ſo beſtanden zu haben. Wir finden es bei den Römern in wörtern, denen entſchieden ein i ge- bührt, als ſëgeſtes, ſëgimêrus, ſëgimundus, hërmunduri, hërminones, treviri, vënedi, wo aber niederdeutſche mundarten gleichfalls ë eingeführt haben, z. b. ſëge, ſëde (victoria, mos). Strabo ſchreibt: σεγέστης (al. σαιγέστης), ἑρμόνδοροι, μέλων (offenbar milo) und daneben: σαιγιμῆρος (al. σιγιμῆρος) βαιτόριτ. Dem hochd. ë entſpricht es in hërtha und andern, vermuthlich in vëleda, gëlduba. Dem römiſchen ohr ſchwankten dieſe wörter zwiſchen ë und i, welches andere haben als: viſurgis, (viſara, ſpäter wëſer) friſii (niederd. frëſen), cimbri, brinno (ein canninefas, Tac. hiſt. 4, 15, womit das bekannte βρέννος, Pauſan. 10, 19 etc. zu vergl.); zur näheren beſtimmung dieſes unſicherſten lauts folgende ſätze
1) ihm entſpricht das goth. aí (nicht ái) bei folgendem h und r, vergl. ſëhs (ſex) rëht (rectus) wëht (aliquid, gewöhnlicher wiht), ſëhan (videre) zëſawa (ſt. zëhſawa,
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(renes) lempir (agni). Iſidor zeigt: nemin (nominis)
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(miſſus) wendu (verto) chimengid (mixtus) feſtinôn (fir-
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(manſit) etc. Kero: megi (poterit) ekî (diſciplina) fre-
midi (peregrinus) ſelida (manſio) nemin (nomine) eribun
(heredes) redja (ratio) zelita (numeravit) kremita (afflixit)
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lis) ſkemmiſt (breviſſimum) etc. Das übergewicht des
e hat ſich deutlich entſchieden und es wäre überflüßig
aus ſpäteren denkmählern weitere belege beizubringen —
Überall iſt dieſes e offen und einfach wie in dem heu-
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lat. e in perennis, ineptiae etc. welche ganz auf gleiche
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der p. 9.). Es wechſelt mit keinem andern vocal, man
müſte denn das unten bei dem w näher zu beſprechende
ſchwanken zwiſchen ew und ôw hierhernehmen wollen.
Das ë lautet geſchloßen und unſicher, zwiſchen dem
i und einem doppellant ſchwebend, (wie noch heut zu
tage in: leben, degen, geld, werden und etwa das lat.
in ſex, dexter, verto, fero) ſcheint aber ſchon von früh-
ſter zeit an ſo beſtanden zu haben. Wir finden es bei
den Römern in wörtern, denen entſchieden ein i ge-
bührt, als ſëgeſtes, ſëgimêrus, ſëgimundus, hërmunduri,
hërminones, treviri, vënedi, wo aber niederdeutſche
mundarten gleichfalls ë eingeführt haben, z. b. ſëge, ſëde
(victoria, mos). Strabo ſchreibt: σεγέστης (al. σαιγέστης),
ἑρμόνδοροι, μέλων (offenbar milo) und daneben: σαιγιμῆρος
(al. σιγιμῆρος) βαιτόριτ. Dem hochd. ë entſpricht es in
hërtha und andern, vermuthlich in vëleda, gëlduba.
Dem römiſchen ohr ſchwankten dieſe wörter zwiſchen
ë und i, welches andere haben als: viſurgis, (viſara,
ſpäter wëſer) friſii (niederd. frëſen), cimbri, brinno (ein
canninefas, Tac. hiſt. 4, 15, womit das bekannte βρέννος,
Pauſan. 10, 19 etc. zu vergl.); zur näheren beſtimmung
dieſes unſicherſten lauts folgende ſätze
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h und r, vergl. ſëhs (ſex) rëht (rectus) wëht (aliquid,
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/106>, abgerufen am 24.11.2024.
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