hingegen lantet: fallit, loepit, tagit, greipit, brautit, hun- nit und wird, von seinem unorg. ursprung abgesehn, zumahl wegen üblicher auslaßung des hülfsworts har, überaus bequem (mehreres in der syntax). Überhaupt ist das schwed. supinum nichts als die neutrale form des part. praet. schwacher und starker verba, die gar nicht auffallen würde, hätte sich nicht das alte i statt e darin verhärtet, und gälte nicht neben dem -it zugleich ein adjectivisches -et. -- 11) dänisch gilt kein solches [-]it, vielmehr überall -et oder -t, folglich ist a) das ursprüng- liche d der schwachen form verloren, es heißt z. b. elsket (amatus) f. elsked, im neutr. elsket (amatum) f. elskedt b) das neutr. part. starker verba lautet -et f. ent, als: tvunget, taget, hat aber unorg. zuweilen das masc. und fem. -en verdrängt, namentlich in VIII. greint, treint, bidt, slidt; in IX. gydt, lydt, nydt, brudt, skudt; in X. aedt, set etc. wo man nicht, wie ich s. 1003. ange- nommen, diese formen für übergänge in die schwache conj. halten will. -- Die bedeutende abweichung schwed. und dän. participialform von der hochd. zeigen folgende beispiele: schwed. han är vunnen, detta är vunnet, han har vunnit; dän. han er vunden, dette er vundet, han har vundet; er ist gewonnen (alth. ist kiwunnaner) dies ist gewonnen (alth. kiwunnanaß) er hat gewonnen; schwed. han är ällskad, detta är ällskat, han har ällskat; dän. han er elsket, dette er elsket. han har elsket; hochd. er ist geliebt, dies ist geliebt, er hat geliebt. Die hochd. einrichtung ist zwar einförmiger, aber gehaltener, das männliche und neutr. kennzeichen sind gleichmäßig ab- gelegt, im nord. nur ersteres, nicht letzteres.
Zum schluße der lehre von bildung des part. praet. die frage: ist ihm die vorgesetzte partikel ge- (goth. ga-; alth. ka-, ki-; alts. gi-; angels. ge-) wesentlich? An sich nicht (weshalb sie auch bei darstellung der star- ken conj. weggelaßen worden ist) theils weil sie einigen mundarten, der nordischen namentlich, völlig fehlt, theils in den übrigen vor gewissen participien, theils endlich meistens unzuläßig ist, wenn bereits andere partikeln das verbum binden, z. b. ir-runnan, pi-scol- tan, vir-loran etc. Gleich den übrigen partikeln modi- ficiert daher jenes ga-, gi- die eigentliche bedeutung des zeitworts und gleich ihnen kommt es nicht bloß dem part. praet., vielmehr der gesammten erscheinung desselben zu. Auf welche weise solche modification ein- trete, ist im folgenden buch abzuhandeln; hierher ge-
II. bildung des particip. praeteriti.
hingegen lantet: fallit, lœpit, tâgit, grîpit, brûtit, hun- nit und wird, von ſeinem unorg. urſprung abgeſehn, zumahl wegen üblicher auslaßung des hülfsworts hâr, überaus bequem (mehreres in der ſyntax). Überhaupt iſt das ſchwed. ſupinum nichts als die neutrale form des part. praet. ſchwacher und ſtarker verba, die gar nicht auffallen würde, hätte ſich nicht das alte i ſtatt e darin verhärtet, und gälte nicht neben dem -it zugleich ein adjectiviſches -et. — 11) däniſch gilt kein ſolches [-]it, vielmehr überall -et oder -t, folglich iſt a) das urſprüng- liche d der ſchwachen form verloren, es heißt z. b. elſket (amatus) f. elſked, im neutr. elſket (amatum) f. elſkedt b) das neutr. part. ſtarker verba lautet -et f. ent, als: tvunget, tâget, hat aber unorg. zuweilen das maſc. und fem. -en verdrängt, namentlich in VIII. grînt, trînt, bidt, ſlidt; in IX. gydt, lydt, nydt, brudt, ſkudt; in X. ædt, ſêt etc. wo man nicht, wie ich ſ. 1003. ange- nommen, dieſe formen für übergänge in die ſchwache conj. halten will. — Die bedeutende abweichung ſchwed. und dän. participialform von der hochd. zeigen folgende beiſpiele: ſchwed. han är vunnen, detta är vunnet, han har vunnit; dän. han er vunden, dette er vundet, han har vundet; er iſt gewonnen (alth. iſt kiwunnanêr) dies iſt gewonnen (alth. kiwunnanaƷ) er hat gewonnen; ſchwed. han är ällſkad, detta är ällſkat, han har ällſkat; dän. han er elſket, dette er elſket. han har elſket; hochd. er iſt geliebt, dies iſt geliebt, er hat geliebt. Die hochd. einrichtung iſt zwar einförmiger, aber gehaltener, das männliche und neutr. kennzeichen ſind gleichmäßig ab- gelegt, im nord. nur erſteres, nicht letzteres.
Zum ſchluße der lehre von bildung des part. praet. die frage: iſt ihm die vorgeſetzte partikel ge- (goth. ga-; alth. ka-, ki-; altſ. gi-; angelſ. ge-) weſentlich? An ſich nicht (weshalb ſie auch bei darſtellung der ſtar- ken conj. weggelaßen worden iſt) theils weil ſie einigen mundarten, der nordiſchen namentlich, völlig fehlt, theils in den übrigen vor gewiſſen participien, theils endlich meiſtens unzuläßig iſt, wenn bereits andere partikeln das verbum binden, z. b. ir-runnan, pi-ſcol- tan, vir-loran etc. Gleich den übrigen partikeln modi- ficiert daher jenes ga-, gi- die eigentliche bedeutung des zeitworts und gleich ihnen kommt es nicht bloß dem part. praet., vielmehr der geſammten erſcheinung deſſelben zu. Auf welche weiſe ſolche modification ein- trete, iſt im folgenden buch abzuhandeln; hierher ge-
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II. bildung des particip. praeteriti.
hingegen lantet: fallit, lœpit, tâgit, grîpit, brûtit, hun-
nit und wird, von ſeinem unorg. urſprung abgeſehn,
zumahl wegen üblicher auslaßung des hülfsworts hâr,
überaus bequem (mehreres in der ſyntax). Überhaupt
iſt das ſchwed. ſupinum nichts als die neutrale form des
part. praet. ſchwacher und ſtarker verba, die gar nicht
auffallen würde, hätte ſich nicht das alte i ſtatt e darin
verhärtet, und gälte nicht neben dem -it zugleich ein
adjectiviſches -et. — 11) däniſch gilt kein ſolches -it,
vielmehr überall -et oder -t, folglich iſt a) das urſprüng-
liche d der ſchwachen form verloren, es heißt z. b.
elſket (amatus) f. elſked, im neutr. elſket (amatum) f.
elſkedt b) das neutr. part. ſtarker verba lautet -et f.
ent, als: tvunget, tâget, hat aber unorg. zuweilen das
maſc. und fem. -en verdrängt, namentlich in VIII. grînt,
trînt, bidt, ſlidt; in IX. gydt, lydt, nydt, brudt, ſkudt;
in X. ædt, ſêt etc. wo man nicht, wie ich ſ. 1003. ange-
nommen, dieſe formen für übergänge in die ſchwache
conj. halten will. — Die bedeutende abweichung ſchwed.
und dän. participialform von der hochd. zeigen folgende
beiſpiele: ſchwed. han är vunnen, detta är vunnet, han
har vunnit; dän. han er vunden, dette er vundet, han
har vundet; er iſt gewonnen (alth. iſt kiwunnanêr)
dies iſt gewonnen (alth. kiwunnanaƷ) er hat gewonnen;
ſchwed. han är ällſkad, detta är ällſkat, han har ällſkat;
dän. han er elſket, dette er elſket. han har elſket; hochd.
er iſt geliebt, dies iſt geliebt, er hat geliebt. Die hochd.
einrichtung iſt zwar einförmiger, aber gehaltener, das
männliche und neutr. kennzeichen ſind gleichmäßig ab-
gelegt, im nord. nur erſteres, nicht letzteres.
Zum ſchluße der lehre von bildung des part. praet.
die frage: iſt ihm die vorgeſetzte partikel ge- (goth.
ga-; alth. ka-, ki-; altſ. gi-; angelſ. ge-) weſentlich?
An ſich nicht (weshalb ſie auch bei darſtellung der ſtar-
ken conj. weggelaßen worden iſt) theils weil ſie einigen
mundarten, der nordiſchen namentlich, völlig fehlt,
theils in den übrigen vor gewiſſen participien, theils
endlich meiſtens unzuläßig iſt, wenn bereits andere
partikeln das verbum binden, z. b. ir-runnan, pi-ſcol-
tan, vir-loran etc. Gleich den übrigen partikeln modi-
ficiert daher jenes ga-, gi- die eigentliche bedeutung
des zeitworts und gleich ihnen kommt es nicht bloß
dem part. praet., vielmehr der geſammten erſcheinung
deſſelben zu. Auf welche weiſe ſolche modification ein-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1015. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1041>, abgerufen am 23.11.2024.
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