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Grillparzer, Franz: Der arme Spielmann. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–344. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ich war aufgesprungen und griff nach meinem Hute. Was ist? wo wollen Sie hin? fragte sie. Alles abbestellen, sagte ich mit kurzem Athem. -- Was denn? -- Ich erzählte ihr nun meinen Plan zur Errichtung eines Schreib- und Auskunfts-Comptoirs. Da kommt nicht viel heraus, meinte sie. Auskunft einziehen kann ein Jeder selbst, und schreiben hat auch ein Jeder gelernt in der Schule. Ich bemerkte, daß auch Musikalien copirt werden sollten, was nicht Jedermanns Sache sei. Kommen Sie schon wieder mit solchen Albernheiten? fuhr sie mich an. Lassen Sie das Musiciren und denken Sie auf die Nothwendigkeit! Auch wären Sie nicht im Stande, einem Geschäfte selbst vorzustehen. Ich erklärte, daß ich einen Compagnon gefunden hätte. Einen Compagnon? rief sie aus. Da will man Sie gewiß betrügen! Sie haben doch noch kein Geld hergegeben? -- Ich zitterte, ohne zu wissen warum. -- Haben Sie Geld gegeben? fragte sie noch einmal. Ich gestand die dreitausend Gulden zur ersten Einrichtung. -- Dreitausend Gulden? rief sie, so vieles Geld! -- Das Uebrige, fuhr ich fort, ist bei den Gerichten hinterlegt und jedenfalls sicher. -- Also noch mehr? schrie sie auf. -- Ich gab den Betrag der Kaution an. -- Und haben Sie die selbst bei den Gerichten angelegt? -- Es war durch meinen Compagnon geschehen. -- Sie haben doch einen Schein darüber? -- Ich hatte keinen Schein. -- Und wie heißt Ihr sauberer Compagnon? fragte sie weiter. Ich war einigermaßen beruhigt, ihr den Secretär meines

Ich war aufgesprungen und griff nach meinem Hute. Was ist? wo wollen Sie hin? fragte sie. Alles abbestellen, sagte ich mit kurzem Athem. — Was denn? — Ich erzählte ihr nun meinen Plan zur Errichtung eines Schreib- und Auskunfts-Comptoirs. Da kommt nicht viel heraus, meinte sie. Auskunft einziehen kann ein Jeder selbst, und schreiben hat auch ein Jeder gelernt in der Schule. Ich bemerkte, daß auch Musikalien copirt werden sollten, was nicht Jedermanns Sache sei. Kommen Sie schon wieder mit solchen Albernheiten? fuhr sie mich an. Lassen Sie das Musiciren und denken Sie auf die Nothwendigkeit! Auch wären Sie nicht im Stande, einem Geschäfte selbst vorzustehen. Ich erklärte, daß ich einen Compagnon gefunden hätte. Einen Compagnon? rief sie aus. Da will man Sie gewiß betrügen! Sie haben doch noch kein Geld hergegeben? — Ich zitterte, ohne zu wissen warum. — Haben Sie Geld gegeben? fragte sie noch einmal. Ich gestand die dreitausend Gulden zur ersten Einrichtung. — Dreitausend Gulden? rief sie, so vieles Geld! — Das Uebrige, fuhr ich fort, ist bei den Gerichten hinterlegt und jedenfalls sicher. — Also noch mehr? schrie sie auf. — Ich gab den Betrag der Kaution an. — Und haben Sie die selbst bei den Gerichten angelegt? — Es war durch meinen Compagnon geschehen. — Sie haben doch einen Schein darüber? — Ich hatte keinen Schein. — Und wie heißt Ihr sauberer Compagnon? fragte sie weiter. Ich war einigermaßen beruhigt, ihr den Secretär meines

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[0058] Ich war aufgesprungen und griff nach meinem Hute. Was ist? wo wollen Sie hin? fragte sie. Alles abbestellen, sagte ich mit kurzem Athem. — Was denn? — Ich erzählte ihr nun meinen Plan zur Errichtung eines Schreib- und Auskunfts-Comptoirs. Da kommt nicht viel heraus, meinte sie. Auskunft einziehen kann ein Jeder selbst, und schreiben hat auch ein Jeder gelernt in der Schule. Ich bemerkte, daß auch Musikalien copirt werden sollten, was nicht Jedermanns Sache sei. Kommen Sie schon wieder mit solchen Albernheiten? fuhr sie mich an. Lassen Sie das Musiciren und denken Sie auf die Nothwendigkeit! Auch wären Sie nicht im Stande, einem Geschäfte selbst vorzustehen. Ich erklärte, daß ich einen Compagnon gefunden hätte. Einen Compagnon? rief sie aus. Da will man Sie gewiß betrügen! Sie haben doch noch kein Geld hergegeben? — Ich zitterte, ohne zu wissen warum. — Haben Sie Geld gegeben? fragte sie noch einmal. Ich gestand die dreitausend Gulden zur ersten Einrichtung. — Dreitausend Gulden? rief sie, so vieles Geld! — Das Uebrige, fuhr ich fort, ist bei den Gerichten hinterlegt und jedenfalls sicher. — Also noch mehr? schrie sie auf. — Ich gab den Betrag der Kaution an. — Und haben Sie die selbst bei den Gerichten angelegt? — Es war durch meinen Compagnon geschehen. — Sie haben doch einen Schein darüber? — Ich hatte keinen Schein. — Und wie heißt Ihr sauberer Compagnon? fragte sie weiter. Ich war einigermaßen beruhigt, ihr den Secretär meines

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:14:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Der arme Spielmann. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–344. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_spielmann_1910/58>, abgerufen am 23.11.2024.