Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819. Rhamnes. Ich eile. Sappho. Zögre nicht! Rhamnes. Leb wohl, o Sappho! Der Morgen findet uns schon fern von hier. Zufrieden sollst du seyn mit deinem Diener! (ab.) Dritter Auftritt. Sappho allein. Er geht! -- Noch -- Nein! -- Ach die Gewohn- heit ist Ein lästig Ding, selbst an Verhaßtes fesselt sie! (in Gedanken vertieft.) Horch! -- Tritte! -- Nein, es war der Wind. -- Wie bange Pocht mir das Herz in sturmbewegter Brust! -- Jetzt Stimmen. -- Ha, sie kommt. -- Sie folgt so willig, Sie ahnet nicht, daß sie zum letztenmahle -- Fort! Ich will sie nicht sehn! -- Ich will, ich kann nicht! (schnell ab.) Rhamnes. Ich eile. Sappho. Zögre nicht! Rhamnes. Leb wohl, o Sappho! Der Morgen findet uns ſchon fern von hier. Zufrieden ſollſt du ſeyn mit deinem Diener! (ab.) Dritter Auftritt. Sappho allein. Er geht! — Noch — Nein! — Ach die Gewohn- heit iſt Ein läſtig Ding, ſelbſt an Verhaßtes feſſelt ſie! (in Gedanken vertieft.) Horch! — Tritte! — Nein, es war der Wind. — Wie bange Pocht mir das Herz in ſturmbewegter Bruſt! — Jetzt Stimmen. — Ha, ſie kommt. — Sie folgt ſo willig, Sie ahnet nicht, daß ſie zum letztenmahle — Fort! Ich will ſie nicht ſehn! — Ich will, ich kann nicht! (ſchnell ab.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0090" n="80"/> <sp who="#RHA"> <speaker><hi rendition="#g">Rhamnes</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich eile.</p> </sp><lb/> <sp who="#SAP"> <speaker><hi rendition="#g">Sappho</hi>.</speaker><lb/> <p>Zögre nicht!</p> </sp><lb/> <sp who="#RHA"> <speaker><hi rendition="#g">Rhamnes</hi>.</speaker><lb/> <p>Leb wohl, o Sappho!<lb/> Der Morgen findet uns ſchon fern von hier.<lb/> Zufrieden ſollſt du ſeyn mit deinem Diener!</p><lb/> <stage>(ab.)</stage> </sp> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Dritter Auftritt</hi>.</head><lb/> <sp who="#SAP"> <speaker> <hi rendition="#g">Sappho</hi> </speaker> <stage>allein.</stage><lb/> <p>Er geht! — Noch — Nein! — Ach die Gewohn-<lb/> heit iſt<lb/> Ein läſtig Ding, ſelbſt an Verhaßtes feſſelt ſie!</p><lb/> <stage>(in Gedanken vertieft.)</stage><lb/> <p>Horch! — Tritte! — Nein, es war der Wind. —<lb/> Wie bange<lb/> Pocht mir das Herz in ſturmbewegter Bruſt! —<lb/> Jetzt Stimmen. — Ha, ſie kommt. — Sie folgt ſo<lb/> willig,<lb/> Sie ahnet nicht, daß ſie zum letztenmahle —<lb/> Fort! Ich will ſie nicht ſehn! — Ich will, ich kann<lb/> nicht!</p><lb/> <stage>(ſchnell ab.)</stage> </sp> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [80/0090]
Rhamnes.
Ich eile.
Sappho.
Zögre nicht!
Rhamnes.
Leb wohl, o Sappho!
Der Morgen findet uns ſchon fern von hier.
Zufrieden ſollſt du ſeyn mit deinem Diener!
(ab.)
Dritter Auftritt.
Sappho allein.
Er geht! — Noch — Nein! — Ach die Gewohn-
heit iſt
Ein läſtig Ding, ſelbſt an Verhaßtes feſſelt ſie!
(in Gedanken vertieft.)
Horch! — Tritte! — Nein, es war der Wind. —
Wie bange
Pocht mir das Herz in ſturmbewegter Bruſt! —
Jetzt Stimmen. — Ha, ſie kommt. — Sie folgt ſo
willig,
Sie ahnet nicht, daß ſie zum letztenmahle —
Fort! Ich will ſie nicht ſehn! — Ich will, ich kann
nicht!
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