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Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.

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Spricht uns der König Recht, so steck' ich's ein.
Für's Erste also: Strafe jener That,
Die blutig lebt in jedes Mann's Gedenken.
Befehlshaber.
Hab't Ihr mit Blute Blut nicht aufgewogen?
Und dann -- heißt Euer König der Gerechte,
Und hast du doch gezittert um dein Recht?
Simon.
Demnächst Verzeihung, unbedingt und völlig,
Für Jeden, der das Schwert in uns'rer Sache zog.
Befehlshaber.
Der König aber fordert Unterwerfung,
So unbedingt und völlig, als das Wort.
Wem zu verzeih'n, wird seine Huld entscheiden.
Simon.
So wisse denn: Eh' feig wir uns ergeben,
Und anders, denn auf billigen Vergleich,
Eh' soll mein Haupt, wie dieser schlechte Filz,

(Er wirft seine Mütze auf den Boden.)
Hinkollern auf den Boden, so gestoßen,
Eh' soll mein Schwert,

(Er zieht es.)
Von meinem Blute naß,
Zur Scheide haben dies mein Eingeweide,
Einstürzen jene Stadt mit ihren Zinnen,
Vom Brande schwarz, von Hunger menschenleer
Auf unser Haupt, und auf der Unsern Häupter;
Eh' soll --

Spricht uns der König Recht, ſo ſteck’ ich’s ein.
Für’s Erſte alſo: Strafe jener That,
Die blutig lebt in jedes Mann’s Gedenken.
Befehlshaber.
Hab’t Ihr mit Blute Blut nicht aufgewogen?
Und dann — heißt Euer König der Gerechte,
Und haſt du doch gezittert um dein Recht?
Simon.
Demnächſt Verzeihung, unbedingt und völlig,
Für Jeden, der das Schwert in unſ’rer Sache zog.
Befehlshaber.
Der König aber fordert Unterwerfung,
So unbedingt und völlig, als das Wort.
Wem zu verzeih’n, wird ſeine Huld entſcheiden.
Simon.
So wiſſe denn: Eh’ feig wir uns ergeben,
Und anders, denn auf billigen Vergleich,
Eh’ ſoll mein Haupt, wie dieſer ſchlechte Filz,

(Er wirft ſeine Mütze auf den Boden.)
Hinkollern auf den Boden, ſo geſtoßen,
Eh’ ſoll mein Schwert,

(Er zieht es.)
Von meinem Blute naß,
Zur Scheide haben dies mein Eingeweide,
Einſtürzen jene Stadt mit ihren Zinnen,
Vom Brande ſchwarz, von Hunger menſchenleer
Auf unſer Haupt, und auf der Unſern Häupter;
Eh’ ſoll —

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[130/0138] Spricht uns der König Recht, ſo ſteck’ ich’s ein. Für’s Erſte alſo: Strafe jener That, Die blutig lebt in jedes Mann’s Gedenken. Befehlshaber. Hab’t Ihr mit Blute Blut nicht aufgewogen? Und dann — heißt Euer König der Gerechte, Und haſt du doch gezittert um dein Recht? Simon. Demnächſt Verzeihung, unbedingt und völlig, Für Jeden, der das Schwert in unſ’rer Sache zog. Befehlshaber. Der König aber fordert Unterwerfung, So unbedingt und völlig, als das Wort. Wem zu verzeih’n, wird ſeine Huld entſcheiden. Simon. So wiſſe denn: Eh’ feig wir uns ergeben, Und anders, denn auf billigen Vergleich, Eh’ ſoll mein Haupt, wie dieſer ſchlechte Filz, (Er wirft ſeine Mütze auf den Boden.) Hinkollern auf den Boden, ſo geſtoßen, Eh’ ſoll mein Schwert, (Er zieht es.) Von meinem Blute naß, Zur Scheide haben dies mein Eingeweide, Einſtürzen jene Stadt mit ihren Zinnen, Vom Brande ſchwarz, von Hunger menſchenleer Auf unſer Haupt, und auf der Unſern Häupter; Eh’ ſoll —

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Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/138>, abgerufen am 27.11.2024.