Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.Bleib noch, du Mann des Blut's! Hört dieß noch, Herzog! Renn't nicht in einem Lauf bis hin zum Walde; Der Raum ist groß, und leicht gewahrt man Euch. Sieh' an den Rebenhügeln hier und dort Die Haufen Reisig, nah bei wilde Rosen, Dort duck' dich unter, bette dich in Dornen, Mach' deinen Leib zum Pfühl für dieses Kind. Erst, wenn du rings gelauscht, ob Alles ruhig, Dann komm' hervor, und flieh' von Busch zu Busch, Bis Euch der Wald umfängt. Versteh'st du, Mörder? -- Nun, Herzog, nehm't das Kind, und seh't Euch vor. (Otto trägt das Kind auf den Armen. -- Im Gehen.) Ich dacht' Euch mir schon viele Meilen weit! Dank't immer Gott, der Euch vergönnt ein Tröpflein Von Gut zu thun in Euer Meer von Bösem. (Stehen bleibend.) Der Knabe trägt in seinen Taschen Brod, Das rühr't nicht an! Das soll für ihn. Ihr selber Such't Beeren Euch, und fehlen die, so hungert, Es ist Euch nütz, wenn Ihr den Leib kastei't. Dort, Herzog, dort! (Er weist ihn auf den Hügel, der links in die Scene führt.). Und seyd Ihr auf der Höhe, So lauf't, was Ihr vermög't. -- Man kommt! -- Mach't fort! (Ein Soldat tritt rechts im Vorgrunde auf, seinen Bogen span- nend.) Soldat. Wer da? Halt! (Otto entflieht.) Bleib noch, du Mann des Blut’s! Hört dieß noch, Herzog! Renn’t nicht in einem Lauf bis hin zum Walde; Der Raum iſt groß, und leicht gewahrt man Euch. Sieh’ an den Rebenhügeln hier und dort Die Haufen Reiſig, nah bei wilde Roſen, Dort duck’ dich unter, bette dich in Dornen, Mach’ deinen Leib zum Pfühl für dieſes Kind. Erſt, wenn du rings gelauſcht, ob Alles ruhig, Dann komm’ hervor, und flieh’ von Buſch zu Buſch, Bis Euch der Wald umfängt. Verſteh’ſt du, Mörder? — Nun, Herzog, nehm’t das Kind, und ſeh’t Euch vor. (Otto trägt das Kind auf den Armen. — Im Gehen.) Ich dacht’ Euch mir ſchon viele Meilen weit! Dank’t immer Gott, der Euch vergönnt ein Tröpflein Von Gut zu thun in Euer Meer von Böſem. (Stehen bleibend.) Der Knabe trägt in ſeinen Taſchen Brod, Das rühr’t nicht an! Das ſoll für ihn. Ihr ſelber Such’t Beeren Euch, und fehlen die, ſo hungert, Es iſt Euch nütz, wenn Ihr den Leib kaſtei’t. Dort, Herzog, dort! (Er weiſt ihn auf den Hügel, der links in die Scene führt.). Und ſeyd Ihr auf der Höhe, So lauf’t, was Ihr vermög’t. — Man kommt! — Mach’t fort! (Ein Soldat tritt rechts im Vorgrunde auf, ſeinen Bogen ſpan- nend.) Soldat. Wer da? Halt! (Otto entflieht.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#BAN"> <pb facs="#f0131" n="123"/> <p>Bleib noch, du Mann des Blut’s! Hört dieß noch, Herzog!<lb/> Renn’t nicht in einem Lauf bis hin zum Walde;<lb/> Der Raum iſt groß, und leicht gewahrt man Euch.<lb/> Sieh’ an den Rebenhügeln hier und dort<lb/> Die Haufen Reiſig, nah bei wilde Roſen,<lb/> Dort duck’ dich unter, bette dich in Dornen,<lb/> Mach’ deinen Leib zum Pfühl für dieſes Kind.<lb/> Erſt, wenn du rings gelauſcht, ob Alles ruhig,<lb/> Dann komm’ hervor, und flieh’ von Buſch zu Buſch,<lb/> Bis Euch der Wald umfängt. Verſteh’ſt du, Mörder? —<lb/> Nun, Herzog, nehm’t das Kind, und ſeh’t Euch vor.</p><lb/> <stage>(Otto trägt das Kind auf den Armen. — Im Gehen.)</stage><lb/> <p>Ich dacht’ Euch mir ſchon viele Meilen weit!<lb/> Dank’t immer Gott, der Euch vergönnt ein Tröpflein<lb/> Von Gut zu thun in Euer Meer von Böſem.</p><lb/> <stage>(Stehen bleibend.)</stage><lb/> <p>Der Knabe trägt in ſeinen Taſchen Brod,<lb/> Das rühr’t nicht an! Das ſoll für ihn. Ihr ſelber<lb/> Such’t Beeren Euch, und fehlen die, ſo hungert,<lb/> Es iſt Euch nütz, wenn Ihr den Leib kaſtei’t.<lb/> Dort, Herzog, dort!</p><lb/> <stage>(Er weiſt ihn auf den Hügel, der links in die Scene führt.).</stage><lb/> <p>Und ſeyd Ihr auf der Höhe,<lb/> So lauf’t, was Ihr vermög’t. — Man kommt! —<lb/> Mach’t fort!</p><lb/> <stage>(Ein <hi rendition="#g">Soldat</hi> tritt rechts im Vorgrunde auf, ſeinen Bogen ſpan-<lb/> nend.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#SOL"> <speaker><hi rendition="#g">Soldat</hi>.</speaker><lb/> <p>Wer da? Halt!</p><lb/> <stage>(Otto entflieht.)</stage> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [123/0131]
Bleib noch, du Mann des Blut’s! Hört dieß noch, Herzog!
Renn’t nicht in einem Lauf bis hin zum Walde;
Der Raum iſt groß, und leicht gewahrt man Euch.
Sieh’ an den Rebenhügeln hier und dort
Die Haufen Reiſig, nah bei wilde Roſen,
Dort duck’ dich unter, bette dich in Dornen,
Mach’ deinen Leib zum Pfühl für dieſes Kind.
Erſt, wenn du rings gelauſcht, ob Alles ruhig,
Dann komm’ hervor, und flieh’ von Buſch zu Buſch,
Bis Euch der Wald umfängt. Verſteh’ſt du, Mörder? —
Nun, Herzog, nehm’t das Kind, und ſeh’t Euch vor.
(Otto trägt das Kind auf den Armen. — Im Gehen.)
Ich dacht’ Euch mir ſchon viele Meilen weit!
Dank’t immer Gott, der Euch vergönnt ein Tröpflein
Von Gut zu thun in Euer Meer von Böſem.
(Stehen bleibend.)
Der Knabe trägt in ſeinen Taſchen Brod,
Das rühr’t nicht an! Das ſoll für ihn. Ihr ſelber
Such’t Beeren Euch, und fehlen die, ſo hungert,
Es iſt Euch nütz, wenn Ihr den Leib kaſtei’t.
Dort, Herzog, dort!
(Er weiſt ihn auf den Hügel, der links in die Scene führt.).
Und ſeyd Ihr auf der Höhe,
So lauf’t, was Ihr vermög’t. — Man kommt! —
Mach’t fort!
(Ein Soldat tritt rechts im Vorgrunde auf, ſeinen Bogen ſpan-
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Soldat.
Wer da? Halt!
(Otto entflieht.)
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