Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830. Peter. So stürmen wir -- so stürmen sie das Schloß. Königin. Ich seh' in Euren Augen, Graf, ein Etwas, Das eine mild're Meinung mir verbürgt. Peter. Hier ist von meiner Meinung nicht die Rede, Von meinem Auftrag nur. Königin. Nun denn, so wiß't: Eh' ich den Bruder seinen Mördern lief're, Begrab' ich mich in dieses Schlosses Trümmern, Mich, Eures Königs Weib, mit mir sein Kind, Den Erben seines Thron's -- Wagt Ihr's und stürm't? -- Der König wird so theure Pfänder rächen. Peter. Mit Recht. Doch nicht an uns, da Ihr sie tödtet. Königin. Ist dieß Eu'r letztes Wort? Peter. Das meine, ja; Doch nicht auch Euer letztes, hoff' ich. Königin. Geht! (Graf Peter ab.) Peter. So ſtürmen wir — ſo ſtürmen ſie das Schloß. Königin. Ich ſeh’ in Euren Augen, Graf, ein Etwas, Das eine mild’re Meinung mir verbürgt. Peter. Hier iſt von meiner Meinung nicht die Rede, Von meinem Auftrag nur. Königin. Nun denn, ſo wiß’t: Eh’ ich den Bruder ſeinen Mördern lief’re, Begrab’ ich mich in dieſes Schloſſes Trümmern, Mich, Eures Königs Weib, mit mir ſein Kind, Den Erben ſeines Thron’s — Wagt Ihr’s und ſtürm’t? — Der König wird ſo theure Pfänder rächen. Peter. Mit Recht. Doch nicht an uns, da Ihr ſie tödtet. Königin. Iſt dieß Eu’r letztes Wort? Peter. Das meine, ja; Doch nicht auch Euer letztes, hoff’ ich. Königin. Geht! (Graf Peter ab.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0114" n="106"/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker><lb/> <p>So ſtürmen wir — ſo ſtürmen ſie das Schloß.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich ſeh’ in Euren Augen, Graf, ein Etwas,<lb/> Das eine mild’re Meinung mir verbürgt.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker><lb/> <p>Hier iſt von meiner Meinung nicht die Rede,<lb/> Von meinem Auftrag nur.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun denn, ſo wiß’t:<lb/> Eh’ ich den Bruder ſeinen Mördern lief’re,<lb/> Begrab’ ich mich in dieſes Schloſſes Trümmern,<lb/> Mich, Eures Königs Weib, mit mir ſein Kind,<lb/> Den Erben ſeines Thron’s — Wagt Ihr’s und ſtürm’t? —<lb/> Der König wird ſo theure Pfänder rächen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker><lb/> <p>Mit Recht. Doch nicht an uns, da Ihr ſie tödtet.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Iſt dieß Eu’r letztes Wort?</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker><lb/> <p>Das meine, ja;<lb/> Doch nicht auch Euer letztes, hoff’ ich.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Geht!</p><lb/> <stage>(Graf Peter ab.)</stage><lb/> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [106/0114]
Peter.
So ſtürmen wir — ſo ſtürmen ſie das Schloß.
Königin.
Ich ſeh’ in Euren Augen, Graf, ein Etwas,
Das eine mild’re Meinung mir verbürgt.
Peter.
Hier iſt von meiner Meinung nicht die Rede,
Von meinem Auftrag nur.
Königin.
Nun denn, ſo wiß’t:
Eh’ ich den Bruder ſeinen Mördern lief’re,
Begrab’ ich mich in dieſes Schloſſes Trümmern,
Mich, Eures Königs Weib, mit mir ſein Kind,
Den Erben ſeines Thron’s — Wagt Ihr’s und ſtürm’t? —
Der König wird ſo theure Pfänder rächen.
Peter.
Mit Recht. Doch nicht an uns, da Ihr ſie tödtet.
Königin.
Iſt dieß Eu’r letztes Wort?
Peter.
Das meine, ja;
Doch nicht auch Euer letztes, hoff’ ich.
Königin.
Geht!
(Graf Peter ab.)
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Zitationshilfe: | Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/114>, abgerufen am 16.07.2024. |