Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830. Otto. Nach Teutschland kehr ich heim. Sorgt Ihr für Euch! Was kümmert's mich? Königin. Nach Teutschland? Und jeder Ausgang ist verwehr't, bewacht. Otto (seine Veine betrachtend). Ich will mir Schienen fert'gen lassen, dreifach Eisen, Und Panzerhosen von geprobtem Stahl. Der Stiefel schützt nicht g'nug. (Mit dem Schwert an den Fuß klopfend.) Es schmerz't wohl gar! (Er greift mit der Hand nach der getroff'nen Stelle.) Königin. Mann! wenn du es noch bist -- 'zum mind'sten Mensch denn! Wahnsinnig mach' mich nicht mit solchen Reden! Weißt du auch, wo du bist? Was dich umgibt? Von Pöbelhaufen sind wir rings umlagert; Nach dir begehren sie, dich heischt ihr Grimm. Das Schloß ist schlecht verwahr't, der Unser'n wenig. Geh' du hinab, stell' dich an ihre Spitze, Wend' ab, was droh't. Otto (aufspringend). Daß sie mich fangen? tödten? Pfui über allen Tod! Durch Schwert, durch Feuer, Durch Gift, durch Strick, durch Beil. Pfui allem Tod! Ei, ich will leben, ich! (Er setzt sich wieder.) Otto. Nach Teutſchland kehr ich heim. Sorgt Ihr für Euch! Was kümmert’s mich? Königin. Nach Teutſchland? Und jeder Ausgang iſt verwehr’t, bewacht. Otto (ſeine Veine betrachtend). Ich will mir Schienen fert’gen laſſen, dreifach Eiſen, Und Panzerhoſen von geprobtem Stahl. Der Stiefel ſchützt nicht g’nug. (Mit dem Schwert an den Fuß klopfend.) Es ſchmerz’t wohl gar! (Er greift mit der Hand nach der getroff’nen Stelle.) Königin. Mann! wenn du es noch biſt — ’zum mind’ſten Menſch denn! Wahnſinnig mach’ mich nicht mit ſolchen Reden! Weißt du auch, wo du biſt? Was dich umgibt? Von Pöbelhaufen ſind wir rings umlagert; Nach dir begehren ſie, dich heiſcht ihr Grimm. Das Schloß iſt ſchlecht verwahr’t, der Unſer’n wenig. Geh’ du hinab, ſtell’ dich an ihre Spitze, Wend’ ab, was droh’t. Otto (aufſpringend). Daß ſie mich fangen? tödten? Pfui über allen Tod! Durch Schwert, durch Feuer, Durch Gift, durch Strick, durch Beil. Pfui allem Tod! Ei, ich will leben, ich! (Er ſetzt ſich wieder.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0110" n="102"/> <sp who="#OTTO"> <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker><lb/> <p>Nach Teutſchland kehr ich heim.<lb/> Sorgt Ihr für Euch! Was kümmert’s mich?</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Nach Teutſchland?<lb/> Und jeder Ausgang iſt verwehr’t, bewacht.</p> </sp><lb/> <sp who="#OTTO"> <speaker> <hi rendition="#g">Otto</hi> </speaker><lb/> <stage>(ſeine Veine betrachtend).</stage><lb/> <p>Ich will mir Schienen fert’gen laſſen, dreifach Eiſen,<lb/> Und Panzerhoſen von geprobtem Stahl.<lb/> Der Stiefel ſchützt nicht g’nug.</p><lb/> <stage>(Mit dem Schwert an den Fuß klopfend.)</stage><lb/> <p>Es ſchmerz’t wohl gar!</p><lb/> <stage>(Er greift mit der Hand nach der getroff’nen Stelle.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Mann! wenn du es noch biſt — ’zum mind’ſten Menſch denn!<lb/> Wahnſinnig mach’ mich nicht mit ſolchen Reden!<lb/> Weißt du auch, wo du biſt? Was dich umgibt?<lb/> Von Pöbelhaufen ſind wir rings umlagert;<lb/> Nach dir begehren ſie, dich heiſcht ihr Grimm.<lb/> Das Schloß iſt ſchlecht verwahr’t, der Unſer’n wenig.<lb/> Geh’ du hinab, ſtell’ dich an ihre Spitze,<lb/> Wend’ ab, was droh’t.</p> </sp><lb/> <sp who="#OTTO"> <speaker> <hi rendition="#g">Otto</hi> </speaker> <stage>(aufſpringend).</stage><lb/> <p>Daß ſie mich fangen? tödten?<lb/> Pfui über allen Tod! Durch Schwert, durch Feuer,<lb/> Durch Gift, durch Strick, durch Beil. Pfui allem Tod!<lb/> Ei, ich will leben, ich!</p><lb/> <stage>(Er ſetzt ſich wieder.)</stage> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [102/0110]
Otto.
Nach Teutſchland kehr ich heim.
Sorgt Ihr für Euch! Was kümmert’s mich?
Königin.
Nach Teutſchland?
Und jeder Ausgang iſt verwehr’t, bewacht.
Otto
(ſeine Veine betrachtend).
Ich will mir Schienen fert’gen laſſen, dreifach Eiſen,
Und Panzerhoſen von geprobtem Stahl.
Der Stiefel ſchützt nicht g’nug.
(Mit dem Schwert an den Fuß klopfend.)
Es ſchmerz’t wohl gar!
(Er greift mit der Hand nach der getroff’nen Stelle.)
Königin.
Mann! wenn du es noch biſt — ’zum mind’ſten Menſch denn!
Wahnſinnig mach’ mich nicht mit ſolchen Reden!
Weißt du auch, wo du biſt? Was dich umgibt?
Von Pöbelhaufen ſind wir rings umlagert;
Nach dir begehren ſie, dich heiſcht ihr Grimm.
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Otto (aufſpringend).
Daß ſie mich fangen? tödten?
Pfui über allen Tod! Durch Schwert, durch Feuer,
Durch Gift, durch Strick, durch Beil. Pfui allem Tod!
Ei, ich will leben, ich!
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Zitationshilfe: | Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/110>, abgerufen am 16.07.2024. |