Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite
Von mir und von den Meinen. Wenn mein Weib sich
Auch eines Fehltritt's, wie es heißt, vermaß,
Für den man sie so hart, ach, gar so hart bestraf't;
Geschah's gewiß aus Uebereilung nur,
Denn sie war ruschlich -- o, mein Weib! mein Weib! mein
Weib! --
Was sie verseh'n, und wie sie sich vergangen,
Ob man zu streng, zu hart an ihr gethan,
Es wird sich weisen, kehrt der König wieder.
Und das soll bald, gemeldet ward's ihm schon.
Der nun wird sitzen mit dem Schwert des Recht's,
Wer rein, wer schuldig, wird sein Wort entscheiden.
Bis dahin haltet Euch als ruh'ge Bürger,
Und meines Dank's versichert, lebet wohl!
Simon.
Halt noch! Und du! Seyd Ihr so zahm, so feig',
Daß Ihr mit Thränen ehr't nur ihren Tod?
Sie hätte eines Fehltritt's sich vermessen? --
Getödtet hat man sie, hat sie ermordet,
Weil sie sich nicht gefüg't verbot'ner Lust.
Bancbanus.
Bist du der Richter hier in diesem Land?
Der Alleswissende du ob den Sternen,
Daß du so kühn dein Urtheil gibst für Recht?
Simon.
Ein Ungar bin ich, rufend um Gericht.
Bancbanus.
Es soll dir werden, kehrt der Richter heim.

Von mir und von den Meinen. Wenn mein Weib ſich
Auch eines Fehltritt’s, wie es heißt, vermaß,
Für den man ſie ſo hart, ach, gar ſo hart beſtraf’t;
Geſchah’s gewiß aus Uebereilung nur,
Denn ſie war ruſchlich — o, mein Weib! mein Weib! mein
Weib! —
Was ſie verſeh’n, und wie ſie ſich vergangen,
Ob man zu ſtreng, zu hart an ihr gethan,
Es wird ſich weiſen, kehrt der König wieder.
Und das ſoll bald, gemeldet ward’s ihm ſchon.
Der nun wird ſitzen mit dem Schwert des Recht’s,
Wer rein, wer ſchuldig, wird ſein Wort entſcheiden.
Bis dahin haltet Euch als ruh’ge Bürger,
Und meines Dank’s verſichert, lebet wohl!
Simon.
Halt noch! Und du! Seyd Ihr ſo zahm, ſo feig’,
Daß Ihr mit Thränen ehr’t nur ihren Tod?
Sie hätte eines Fehltritt’s ſich vermeſſen? —
Getödtet hat man ſie, hat ſie ermordet,
Weil ſie ſich nicht gefüg’t verbot’ner Luſt.
Bancbanus.
Biſt du der Richter hier in dieſem Land?
Der Alleswiſſende du ob den Sternen,
Daß du ſo kühn dein Urtheil gibſt für Recht?
Simon.
Ein Ungar bin ich, rufend um Gericht.
Bancbanus.
Es ſoll dir werden, kehrt der Richter heim.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#BAN">
          <p><pb facs="#f0104" n="96"/>
Von mir und von den Meinen. Wenn mein Weib &#x017F;ich<lb/>
Auch eines Fehltritt&#x2019;s, wie es heißt, vermaß,<lb/>
Für den man &#x017F;ie &#x017F;o hart, ach, gar &#x017F;o hart be&#x017F;traf&#x2019;t;<lb/>
Ge&#x017F;chah&#x2019;s gewiß aus Uebereilung nur,<lb/>
Denn &#x017F;ie war ru&#x017F;chlich &#x2014; o, mein Weib! mein Weib! mein<lb/>
Weib! &#x2014;<lb/>
Was &#x017F;ie ver&#x017F;eh&#x2019;n, und wie &#x017F;ie &#x017F;ich vergangen,<lb/>
Ob man zu &#x017F;treng, zu hart an ihr gethan,<lb/>
Es wird &#x017F;ich wei&#x017F;en, kehrt der König wieder.<lb/>
Und das &#x017F;oll bald, gemeldet ward&#x2019;s ihm &#x017F;chon.<lb/>
Der nun wird &#x017F;itzen mit dem Schwert des Recht&#x2019;s,<lb/>
Wer rein, wer &#x017F;chuldig, wird &#x017F;ein Wort ent&#x017F;cheiden.<lb/>
Bis dahin haltet Euch als ruh&#x2019;ge Bürger,<lb/>
Und meines Dank&#x2019;s ver&#x017F;ichert, lebet wohl!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SIMON">
          <speaker><hi rendition="#g">Simon</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Halt noch! Und du! Seyd Ihr &#x017F;o zahm, &#x017F;o feig&#x2019;,<lb/>
Daß Ihr mit Thränen ehr&#x2019;t nur ihren Tod?<lb/>
Sie hätte eines Fehltritt&#x2019;s &#x017F;ich verme&#x017F;&#x017F;en? &#x2014;<lb/>
Getödtet hat man &#x017F;ie, hat &#x017F;ie ermordet,<lb/>
Weil &#x017F;ie &#x017F;ich nicht gefüg&#x2019;t verbot&#x2019;ner Lu&#x017F;t.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BAN">
          <speaker><hi rendition="#g">Bancbanus</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Bi&#x017F;t du der Richter hier in die&#x017F;em Land?<lb/>
Der Alleswi&#x017F;&#x017F;ende du ob den Sternen,<lb/>
Daß du &#x017F;o kühn dein Urtheil gib&#x017F;t für Recht?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SIMON">
          <speaker><hi rendition="#g">Simon</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Ein Ungar bin ich, rufend um Gericht.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BAN">
          <speaker><hi rendition="#g">Bancbanus</hi>.</speaker><lb/>
          <p>Es &#x017F;oll dir werden, kehrt der Richter heim.</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0104] Von mir und von den Meinen. Wenn mein Weib ſich Auch eines Fehltritt’s, wie es heißt, vermaß, Für den man ſie ſo hart, ach, gar ſo hart beſtraf’t; Geſchah’s gewiß aus Uebereilung nur, Denn ſie war ruſchlich — o, mein Weib! mein Weib! mein Weib! — Was ſie verſeh’n, und wie ſie ſich vergangen, Ob man zu ſtreng, zu hart an ihr gethan, Es wird ſich weiſen, kehrt der König wieder. Und das ſoll bald, gemeldet ward’s ihm ſchon. Der nun wird ſitzen mit dem Schwert des Recht’s, Wer rein, wer ſchuldig, wird ſein Wort entſcheiden. Bis dahin haltet Euch als ruh’ge Bürger, Und meines Dank’s verſichert, lebet wohl! Simon. Halt noch! Und du! Seyd Ihr ſo zahm, ſo feig’, Daß Ihr mit Thränen ehr’t nur ihren Tod? Sie hätte eines Fehltritt’s ſich vermeſſen? — Getödtet hat man ſie, hat ſie ermordet, Weil ſie ſich nicht gefüg’t verbot’ner Luſt. Bancbanus. Biſt du der Richter hier in dieſem Land? Der Alleswiſſende du ob den Sternen, Daß du ſo kühn dein Urtheil gibſt für Recht? Simon. Ein Ungar bin ich, rufend um Gericht. Bancbanus. Es ſoll dir werden, kehrt der Richter heim.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/104
Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/104>, abgerufen am 22.11.2024.